Gesundheit heute

Darmarterienverschluss und Angina abdominalis

Darmarterienverschluss (Mesenterialinfarkt): Lebensgefährlicher akuter Verschluss einer oder mehrerer Darmarterien (Mesenterialgefäße) mit stärksten Bauchschmerzen. Ursache sind Thrombosen aufgrund von ausgeprägten Gefäßverkalkungen oder Blutgerinnsel aus dem Herzen, die sich lösen, in den Blutkreislauf gelangen und dann die Darmarterien verschließen (Embolien).

Angina abdominalis (Angina intestinalis, Claudicatio abdominalis): Vorstufe des Darmarterienverschlusses (ähnlich zur Angina pectoris als Vorstufe des Herzinfarkts) mit immer wiederkehrenden Bauchschmerzen nach dem Essen.

Vor allem ältere Menschen sind von Durchblutungsstörungen der Darmarterien betroffen. Werden sie nicht rechtzeitig erkannt und operiert, sterben Darmschlingen ab und es kommt zum Durchbruch von Darminhalt in die Bauchhöhle mit Bauchfellentzündung (Peritonitis). Die Prognose ist schlecht, 60–80 % der Patienten mit einem Darmarterienverschluss sterben an den Folgen.

Symptome und Leitbeschwerden

Angina abdominalis

  • Immer wieder Bauchschmerzen nach dem Essen
  • Gewichtsabnahme.

Darmarterienverschluss

  • Plötzlich, meist nach dem Essen auftretende stärkste Bauchschmerzen, die sich schlecht lokalisieren lassen
  • Starkes Krankheitsgefühl
  • Im Spätstadium verhärtete Bauchdecke mit starker Abwehrspannung, Herzrasen und Fieber.

Wann zum Arzt

Sofort zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn

  • die geschilderten Symptome eines Darmarterienverschlusses auftreten.

In den nächsten Tagen bei

  • wiederkehrenden Bauchschmerzen nach dem Essen
  • ungewollter Gewichtsabnahme.

Die Erkrankung

Der Darm wird von den Mesenterialarterien mit Blut versorgt. Sind die Arterien aufgrund einer Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) verengt oder durch einen Thrombus oder ein angeschwemmtes Blutgerinnsel (Embolie) blockiert, gelangt nicht mehr genügend Blut in die Darmwände. Diese Minderdurchblutung macht sich vor allem bemerkbar, wenn der Darm arbeiten muss und dafür mehr Sauerstoff benötigt. Die Folgen reichen von Schmerzen nach dem Essen bis hin zum Absterben von Darmgewebe.

Klinik

Angina abdominalis. Bei dieser Durchblutungsstörung des Darms stellen sich wiederholt etwa 15–30 Minuten nach dem Essen Bauchschmerzen ein. Weil die zuführende Arterie verengt ist, versorgt sie den auf Hochtouren arbeitenden Darm nicht ausreichend mit Blut. Dem Darm fehlt Sauerstoff und es entstehen Schmerzen. Manchmal bessern sich die Beschwerden, wenn die Patienten kleinere Portionen zu sich nehmen. Solche Maßnahmen halten den eigentlichen Krankheitsprozess aber nicht auf: Die Arterien verkalken immer weiter, bis irgendwann ein kompletter Darmarterienverschluss droht.

Darmarterienverschluss. Die plötzliche komplette Unterbrechung der Blutversorgung (akute Ischämie) in einer Darmarterie äußert sich in plötzlich auftretenden, stärksten, krampfartigen Bauchschmerzen, die bis zum Schock führen können. Oftmals kommen auch Übelkeit und Erbrechen hinzu. Diese erste Phase dauert bis zu 6 Stunden an.

Darauf folgt eine etwa 6–12 Stunden dauernde Phase, die der Arzt auch als stummes Intervall (fauler Friede) bezeichnet. In dieser Zeit lassen die Darmbewegungen und die Schmerzen nach, das Absterben der Darmwand schreitet jedoch währenddessen weiter fort.

In der dritten Phase nach dem stummen Intervall treten wieder stärkste Schmerzen ein. Das liegt daran, dass nun durch das abgestorbene Gewebe der Darmwand Bakterien in die Bauchhöhle einwandern. Dort verursachen sie eine Bauchfellentzündung bis hin zu Blutvergiftung und Schock. Typisch sind in dieser Phase ein brettharter Bauch und eine "Totenstille" im Darm, da durch die eingetretene Darmlähmung keinerlei Darmgeräusche mehr zu hören sind.

Ganz ähnliche Symptome zeigen sich auch, wenn es zu einer Mesenterialvenenthrombose (Verschluss einer Darmvene durch ein Blutgerinnsel) kommt.

Diagnosesicherung

Angina abdominalis. Bei der Angina abdominalis lenken vor allem die typischen Beschwerden nach dem Essen den Verdacht auf eine Durchblutungsstörung im Darm. Mit der Farbduplexsonografie und der Angiografie weist der Arzt dann die verengte Arterie nach.

Akuter Darmverschluss. Der akute Darmarterienverschluss ist ein Notfall und zeigt deutliche Symptome: Stärkste Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein meist schwerkranker Patient. Im Frühstadium ist der Bauch weich, im Spätstadium bretthart. Beweisend sind auch hier die Farbduplexsonografie, die Angiografie sowie die Computertomographie (CT-Angiografie), mit denen der Arzt den Verschluss einer Darmarterie gut erkennt. Wichtige Indizien für einen Darmverschluss sind außerdem ein starker Anstieg der weißen Blutkörperchen und des Laktats im Blut. Im EKG zeigt sich oft ein Vorhofflimmern als Ursache der Embolie.

1848_GTV_Angiografie_Aufloesung_Darmarterienverschluss.jpg|Erfolgreiche Auflösung eines Darmarterienverschlusses mithilfe von Blutgerinnsel auflösenden Medikamenten (Thrombolyse). Links der Angiografiebefund vor der Therapie – der Röntgenkonstrastmittelfluss bricht plötzlich ab; das bedeutet, dass alle Darmabschnitte des Unterbauches nicht mehr durchblutet werden. Rechts die Kontrolle nach der Thrombolyse; die Darmarterie ist wieder eröffnet und durchgängig. |[GTV 1848]|Röntgen-Angiografie-Bilder eines Darmarterienverschlusses vor und nach Behandlung

Differenzialdiagnosen. Schwerste Bauchschmerzen verursachen z. B. auch die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, Magengeschwüre, ein Magendurchbruch oder eine Blinddarmentzündung.

Behandlung

Angina abdominalis. Wird eine Angina abdominalis frühzeitig erkannt, gibt es für die Ärzte mehrere Möglichkeiten, die Durchblutung des Darms sicherzustellen:

  • Perkutane transluminale Angioplastie, PTA: Dabei schieben die Ärzte über die Leiste einen Katheter in die verengte Arterie und dehnen die Engstelle mit einem Ballon auf (Ballondilatation). Zusätzlich legen sie manchmal auch eine Gefäßstütze (Stent) in die Engstelle der Arterie, die das Gefäß von innen offenhält.
  • Thrombendarteriektomie. Bei dieser Operation entfernen die Ärzte den Thrombus bzw. die Embolie, indem sie die betroffene Arterie öffnen und ausschälen. Dadurch wird das vorher verengte Gefäß wieder durchgängig.
  • Bypass. Mit einem Bypass überbrücken die Ärzte vor allem längere Engstellen. Der Bypass besteht entweder aus einer Vene des Patienten selbst (meist eine oberflächliche Beinvene) oder aus Kunststoff und wird vor und hinter der Verengung auf das Gefäß genäht.

Darmarterienverschluss. Nur wenn der Arzt die Diagnose so rechtzeitig stellt, dass schon nach weniger als 6 Stunden die Behandlung beginnen kann, besteht die Hoffnung, dass der Darm noch zu retten ist. Ziel der Behandlung ist die Beseitigung der Embolie (Thrombose), entweder über einen Katheter oder eine offene Bauchoperation.

Verfahren über den Katheter

  • Thrombendarteriektomie
  • Perkutane transluminale Angioplastie, Ballondilatation mit und ohne Einlage eines Stents (siehe oben)
  • Thrombolyse, hierbei spritzen die Ärzte durch einen bis an die Engstelle vorgeschobenen Katheter Medikamente (sog. Fibrinolytika) direkt in den Thrombus, um diesen aufzulösen.

Wenn diese Maßnahmen versagen, müssen die Ärzte zu einer offenen Bauchoperation wechseln. Bei dieser Operation arbeiten Gefäßchirurgen und Bauchchirurgen dann meistens im Team. Die Gefäßchirurgen eröffnen die betroffene Arterie und entfernen das Blutgerinnsel, die Bauchchirurgen entnehmen die nicht mehr durchbluteten und abgestorbenen Darmanteile. Die Sterblichkeit bei einer solchen Notoperation liegt bei über 50 %.

Prognose

Die Prognose beim kompletten Darmarterienverschluss ist schlecht: 60–80 % der Patienten versterben daran.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

Weil sich der akute Darmverschluss in den meisten Fällen auf dem Boden von verengten und verkalkten Gefäßen entwickelt, empfehlen sich zur Prävention die gleichen Basismaßnahmen wie bei einer Arteriosklerose:

  • Mit dem Rauchen aufhören. Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arteriosklerose. Wer damit aufhört, entlastet seine Gefäße. Eine Nikotinersatztherapie oder Medikamente können Sie beim Rauchstopp unterstützen. Tipps zur Raucherentwöhnung finden Sie im Beitrag Nikotinabhängigkeit.

Bluthochdruck behandeln. Langfristiger hoher Blutdruck schadet den Gefäßen ebenfalls. Nehmen Sie Ihre Blutdrucksenker daher konsequent ein und lassen Sie die Blutdruckwerte regelmäßig kontrollieren.

Gesundes Gewicht halten. Fettleibigkeit ist in keiner Hinsicht gesund, zudem ist auch Übergewicht ein Risikofaktor für die Arteriosklerose. Hilfreiche Tipps und Informationen zum Thema Abnehmen finden Sie im Beitrag Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen.

In Bewegung bleiben. Moderater Ausdauersport, vor allem Joggen, Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren trainiert Muskeln, Lunge und das ganze Herz-Kreislaufsystem. Nebeneffekt: Je mehr Sie sich bewegen, desto leichter fällt es Ihnen, ein gesundes Gewicht zu erreichen oder zu halten.

Weniger Alkohol trinken. Wer seine Gefäße schützen will, muss nicht vollständig auf Alkohol verzichten. Gegen einen maßvollen Alkoholkonsum ist nichts einzuwenden – der ist aber geringer als die meisten vermuten würden. So sollten Männer pro Tag nicht mehr als ca 20 g Alkohol zu sich nehmen (das entspricht etwa einem 0,5 l Bier oder 0,2 l Wein), Frauen nicht mehr als ca. 10 g (also etwa 0,25 l Bier oder 0,1 l Wein).

Gesund ernähren. Eine gesunde Ernährung ist elementar für gesunde Gefäße. Eine wichtige Stellschraube sind Zucker und tierische Fette. Wer hier Verzicht übt, verbessert seine Blutfettwerte und beugt gleichzeitig Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 vor. Hilfreiche Ernährungstipps finden Sie auch im Beitrag Koronare Herzkrankheit.

Stress reduzieren. Ständiger Zeitdruck und Stress schaden nicht nur der Psyche, sondern auch den Gefäßen. Versuchen Sie, Ihr Leben in eine gesunde Balance zu bringen und immer wieder kleine Erholungspausen einzulegen. Hilfreich dabei sind z. B. Mind-Body-Therapien wie autogenes Training oder Tai Chi.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Reizdarm nach Symptom behandeln

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.

Reizdarm nach Symptom behandeln

Verstopfung oder Durchfall?

Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.

Beschwerden sind nicht eingebildet

Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.

Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen. 

  • Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
  • Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
  • Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.

Sport und Psychotherapie helfen

Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.

In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.

Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ronstik / Alamy / Alamy Stock Photos