Gesundheit heute
Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom): Meist von den Schleimhäuten der kleinen Bauchspeicheldrüsengänge ausgehender Krebs. Er tritt vor allem zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr auf; Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Das Risiko ist bei Rauchern dreifach höher, ferner bei chronischer, erblich bedingter Bauchspeicheldrüsen-Entzündung und einigen seltenen Erbkrankheiten. Da der Krebs anfangs kaum Beschwerden verursacht, wird die Diagnose häufig erst im fortgeschrittenen Stadium gestellt, in dem eine Operation mit dem Ziel der völligen Tumorentfernung nur selten möglich ist. Die Prognose ist daher schlecht, die 5-Jahres-Überlebenszeit aller Bauchspeicheldrüsenkrebse liegt bei unter 2 %.
Neben dem Bauchspeicheldrüsenkrebs, der keine Hormone produziert, gibt es auch verschiedene gut- und bösartige hormonbildende Tumoren der Bauchspeicheldrüsenzellen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Oberbauchbeschwerden, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen
- Müdigkeit, Abnahme der Leistungsfähigkeit, Gewichtsverlust
- Schmerzen, die vom Oberbauch gürtelförmig in den Rücken ziehen
- Manchmal Gelbsucht, wenn der Krebs sich im Pankreaskopf befindet und den Gallengang einengt
- Selten Thrombosen unklarer Ursache
- Später oft Diabetes.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen
- bei oben genannten Beschwerden.
Die Erkrankung
Ursachen und Risikofaktoren
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist nach dem Dickdarmkrebs und dem Magenkrebs der häufigste bösartige Tumor des Magen-Darm-Bereichs. Meist geht der Krebs von den Zellen des Gangsystems aus. Warum die Zellen bösartig entarten, ist nicht bekannt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die diese Entwicklung begünstigen. Dazu gehören
- genetische Veranlagung
- chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Übergewicht
- Diabetes
- hoher Alkoholkonsum
- Rauchen.
Klinik
Die meisten Erkrankten bemerken erst spät Krankheitszeichen. Dazu gehören Gewichtsverlust, Mattigkeit, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit oder leichte Schmerzen im Oberbauch, die mit Verdauungsstörungen einhergehen. In seltenen Fällen gehen die Patienten zum Arzt, weil sie Oberbauchschmerzen haben. Häufiger wird die Krankheit jedoch erst entdeckt, wenn sich bei Patienten eine Gelbsucht (Ikterus) zeigt. Dann ist es für eine Heilung oft zu spät, da die Gelbsucht meist erst auftritt, wenn der Krebs schon lange wachsen konnte.
Komplikationen
Durch seine zentrale Lage verursacht ein fortgeschrittener Bauchspeicheldrüsenkrebs zahlreiche Komplikationen. Er streut früh Metastasen, vor allem in die Leber, in das Bauchfell (Peritonealkarzinose), aber auch in Lunge und Knochen. Wenn er größer wird, drückt er auf den Magenausgang und/oder den Gallengang und es kommt zu einer Magenausgangsstenose mit Erbrechen und Übelkeit oder Galleabflussstörungen mit Gelbsucht. Geht durch das bösartige Wachstum auch insulinproduzierendes Inselzellgewebe zugrunde, entwickelt sich ein Insulinmangel mit Diabetes mellitus.
Diagnosesicherung
Oberbauchbeschwerden, Übelkeit und Gelbsucht führen den Patienten schließlich zum Hausarzt. Der bemerkt beim Abtasten des oberen Bauchs mitunter einen festen Widerstand. Die Ultraschalluntersuchung erhärtet den Verdacht auf einen Bauchspeicheldrüsenkrebs, eventuell entdeckt der Arzt dabei auch schon Lebermetastasen. Besonders typisches Zeichen für den Bauchspeicheldrüsenkrebs ist das double-duct-sign im Ultraschall, bei dem sowohl Gallengang als auch Pankreasgang durch den bösartigen Tumor verlegt und durch den Aufstau der Sekrete erweitert sind.
CT und Kernspin (gegebenenfalls zusammen mit MRCP und Magnetresonanz-Angiografie) sowie die Endosonografie sichern die Diagnose und stellen das Stadium der Erkrankung fest. Bei einem unklaren Bildbefund ist eine Biopsie mit feingeweblicher Untersuchung des Punktats nötig. Diese Biopsie entnehmen die Ärzte in der Regel mit Hilfe von ERCP und Endosonografie.
Ausbreitungsdiagnostik
Ob Fernmetastasen vorliegen, beurteilen die Ärzte im Rahmen der Ausbreitungsdiagnostik. Dazu gehört z. B. eine CT-Untersuchung des Brustkorbs, um Lungenmetastasen nachzuweisen oder Ultraschalluntersuchungen. Knochenmetastasen lassen sich vor allem mithilfe der Skelettszintigrafie finden, einem Diagnoseverfahren aus der Nuklearmedizin. Bei unklaren Befunden führen die Ärzte vor einer chirurgischen Tumorentfernung auch eine diagnostische Laparoskopie durch, um Komplikationen wie eine Peritonealkarzinose oder kleine Metastasen zu erkennen.
Differenzialdiagnose. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt als schwierig zu diagnostizieren. Insbesondere ähneln die Beschwerden denen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung, dem Gallenblasenkrebs oder einer Pankreaszyste.
Behandlung
Operative Behandlung
Ist die Krebserkrankung auf die Bauchspeicheldrüse beschränkt und ist der Tumor klein, versucht der Chirurg, ihn vollständig durch eine Operation zu entfernen. Leider ist dies nur bei sehr wenigen Patienten möglich, am häufigsten beim Pankreaskopfkarzinom.
Die klassische Operation zur Entfernung der Bauchspeicheldrüse (Whipple-Operation) ist sehr eingreifend. Die Ärzte entfernen dabei nicht nur die Bauchspeicheldrüse, sondern auch den Zwölffingerdarm, die Gallenblase und einen Teil des Magens. Die Sterblichkeit bei dieser Operation beträgt 15 %. Deshalb werden heute weniger radikale Operationsverfahren bevorzugt, bei denen zumindest der Magen erhalten bleibt. Ist nur der Pankreaskörper bzw. -schwanz von einem Tumor befallen, werden auch nur diese Anteile der Bauchspeicheldrüse einschließlich der Milz entfernt.
Palliative Behandlung
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten ist eine operative Entfernung des Tumors nicht möglich. Hier versucht der Arzt, mit operativen Verfahren, Chemotherapie und Bestrahlungen die Schmerzen zu lindern und die Verdauungsfunktion zu erhalten.
- Wenn sich die Gallenflüssigkeit staut und Juckreiz und Gelbsucht hervorruft, muss ein funktionierender Galleabfluss geschaffen werden. Dazu legt der Arzt einen Stent in den verengten Bauchspeicheldrüsen- bzw. Gallengang oder stellt eine künstliche Verbindung zwischen Gallengang und Darm her. Auch eine Ableitung der Gallenflüssigkeit nach außen ist möglich (PTCD – perkutane transhepatische Cholangiodrainage).
- Wird der Magenausgang durch den Tumor eingeengt, kann der Arzt operativ eine Verbindung zwischen Magen und Darm herstellen, um die Engstelle zu umgehen. In manchen Fällen bekommt der Patient auch eine spezielle Magensonde zur Entlastung, um Übelkeit und Erbrechen zu lindern (PEG-Sonde).
- Die oft quälend starken Schmerzen, die sich mit Schmerzmitteln nicht ausreichend lindern lassen, erfordern eventuell die Zerstörung sensibler Nerven im Bauchraum. Schmerzhafte Metastasen in Gehirn und Knochen bestrahlen die Ärzte häufig direkt.
- Eine palliative Chemotherapie kann die Lebenszeit um einige Monate verlängern. Eingesetzt werden dafür z. B. Gemcitabin und Erlotinib. Bei sehr starken Nebenwirkungen und deutlich eingeschränkter Prognose empfehlen die Ärzte jedoch manchmal auch den Abbruch der palliativen Chemotherapie.
Nachbehandlung
Besonders nach der Whipple-Operation sind eine intensivmedizinische Überwachung und ein langsamer, sorgfältig geplanter Kostaufbau unerlässlich. Da eine Pankreasinsuffizienz besteht, müssen die von der Bauchspeicheldrüse nicht mehr gebildeten Verdauungsenzyme in Form von magensaftresistenten Mikropellets (z. B. Kreon®) zu jeder Mahlzeit in ausreichender Dosis eingenommen werden. Außerdem ist eine Insulintherapie notwendig. Insgesamt bleibt die Lebensqualität der Betroffenen oft stark eingeschränkt.
Prognose
Die Prognose ist sehr schlecht: Die durchschnittliche Überlebenszeit beträgt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung zwischen 6 und 24 Monate. Bei sehr kleinen operablen Tumoren (Durchmesser maximal 2 cm) ohne Metastasen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 40 %. In späteren Stadien ist nach einer Operation von 15 % auszugehen. Wird nur palliativ therapiert, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 0 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Rauchen, Alkohol und Übergewicht sind bekannte Risikofaktoren für die Entwicklung eines Bauchspeicheldrüsenkrebses. Vorbeugend wirkt also ein allgemein gesunder Lebensstil:
- Verzicht auf das Rauchen. Ausführliche Tipps für die Raucherentwöhnung finden Sie unter Nikotinabhängigkeit, Abschnitt Raucherentwöhnung
- Mäßiger Alkoholkonsum. Als risikolose Schwellendosis gelten 10–12 g reiner Alkohol/Tag für gesunde, nicht schwangere Frauen und 20–24 g für Männer. 10 bis 12 g Alkohol entsprechen circa
- 0,25 l Bier (5 Vol-%)
- 0,1 l Wein/Sekt (11 Vol-%)
- 0,2 l Longdrink mit 4 cl Wodka (38 Vol-%)
- 0,04 l Spirituose (38 Vol-%). Mehr zum Thema Alkoholabhängig und zu Entwöhnung und Entzug unter Alkoholabhängigkeit
- Regelmäßige körperliche Bewegung. Bringen Sie sich in Schwung, fahren Sie Rad, machen Sie ausgiebige Spaziergänge, fangen Sie an zu walken, joggen oder schwimmen Sie. Angenehmer Nebeneffekt: Falls Sie Übergewicht haben, helfen diese Aktivitäten beim moderaten Abnehmen.

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.
Was tun bei Magen-Darm-Grippe?
Vorbeugen und Beschwerden lindern
Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
- Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
- Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
- Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
- Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
- länger anhaltenden Beschwerden,
- hohem Fieber und blutigem Stuhl,
- ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
- Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
- 1 Liter Mineralwasser,
- 250 ml Orangensaft,
- ¾ Teelöffel Kochsalz und
- 4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
- Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
- Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
- Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online