Gesundheit heute

Bauchspeicheldrüsenentzündung (chronisch) und Pankreasinsuffizienz

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Chronische Pankreatitis): Meist in Schüben verlaufende Entzündung der Bauchspeicheldrüse mit zunehmendem Verlust aller Funktionen (Pankreasinsuffizienz). Unter der schmerzhaften Erkrankung leiden mehr Männer als Frauen, weil Alkoholmissbrauch als häufigste Ursache vor allem Männer betrifft.

Pankreasinsuffizienz (Bauchspeicheldrüseninsuffizienz): Wenn 90 % der Bauchspeicheldrüse zerstört sind, erlöschen ihre Drüsen- und die hormonellen Funktionen. Ursache ist meist eine akute oder chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung. Lebenslange Folgen sind dann eine Verdauungsinsuffizienz (Maldigestion) aufgrund fehlender Verdauungsenzyme und ein insulinpflichtiger Diabetes.

Keine der beiden Krankheiten ist heilbar; ihr Verlauf lässt sich aber positiv beeinflussen, vor allem wenn der Patient auf das auslösende Gift, meist Alkohol, verzichtet. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt bei 70 %; sie hängt aber auch von der eventuellen Grundkrankheit ab.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzperioden im Oberbauch, oft einige Stunden nach opulenter Mahlzeit oder größerem Alkoholkonsum
  • Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen
  • Unverträglichkeit von fettreichen Speisen
  • Voluminöse, fettige, glänzende, übelriechende Stühle, Durchfälle
  • Symptome eines Diabetes wie Durst, häufiges Wasserlassen, Schwäche, Schwindel.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist in bis zu 80 % der Fälle ein dauerhafter Alkoholmissbrauch, bei manchen Betroffenen reichen dabei schon moderate Mengen. Auch Medikamente können die Bauchspeicheldrüse auf Dauer so schädigen, dass eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung entsteht. Dazu gehören beispielsweise Valproat, ein Medikament gegen Epilepsie oder das Krebstherapeutikum Vincristin. In etwa 10–20 % der Fälle lässt sich keine Ursache erkennen. Weitere (seltene) Ursachen einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung sind:

  • Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus)
  • Abflussbehinderungen des Verdauungssaftes
  • Genetische Veranlagung, sowohl spezielle Genmutationen als auch im Rahmen der vererbbaren Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose
  • Autoimmune Reaktionen bei der seltenen Autoimmunpankreatitis
  • Bestrahlungen des Bauchraums
  • Wiederholte akute Bauchspeicheldrüsenentzündungen.

Eine Pankreasinsuffizienz entsteht außerdem, wenn die Bauchspeicheldrüse teilweise oder komplett entfernt werden muss, z. B. bei einem Bauchspeicheldrüsenkrebs oder nach schweren Bauchverletzungen. Kommt es bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung zur teilweisen oder kompletten Selbstverdauung, resultiert ebenfalls eine Pankreasinsuffizienz.

Klinik

Leitsymptom ist der wiederkehrende, meist heftige Oberbauchschmerz, der Stunden bis Tage anhält (akuter Schub einer chronischen Pankreatitis). Mit zunehmender Krankheitsdauer nehmen diese Schmerzperioden mehr und mehr ab, der Arzt spricht davon, dass die Bauchspeicheldrüsenentzündung "ausbrennt". Dann aber zeigen sich vermehrt die Beschwerden aufgrund der nachlassenden Funktion: Weil die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genügend Verdauungsenzyme in den Darm ausschüttet, werden die Nahrungsbestandteile nicht mehr richtig verdaut, was zu Durchfällen, Mangelernährung und Gewichtsabnahme führt.

Besonders die unzureichende Verdauung der Nahrungsfette ruft Beschwerden wie Blähungen und Durchfälle hervor, die mit voluminösen, fettigen, übelriechenden Stühlen (so genannten Fettstühlen) verbunden sind. Weiter kann die unzureichende Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K zu Mangelerscheinungen führen, z. B. Osteoporose durch Vitamin-D-Mangel. Bei etwa einem Drittel der Patienten kommt es aufgrund verminderter Insulinproduktion zum Diabetes.

Komplikationen

Als weitere Komplikationen drohen Steine und Verengungen im Pankreas- oder Gallengangsystem, die neben Schmerzen zu wiederholter Gelbsucht führen. Größere flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Pankreas-Pseudozysten) rufen Druckbeschwerden und bei Entzündung Fieber hervor. Thrombosen von Milzvene und Pfortader verursachen gelegentlich Symptome eines Pfortaderhochdrucks, und schließlich ist das Risiko für den Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht.

Diagnosesicherung

Patienten mit einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung sind häufig untergewichtig und in schlechtem Allgemeinzustand. Die typischen heftigen Schmerzen im Oberbauch zusammen mit stark erhöhten Pankreasenzymen im Blut (Lipase und Pankreasamylase) weisen den Arzt deutlich auf eine erkrankte Bauchspeicheldrüse hin. Ist die Bauchspeicheldrüse schwer geschädigt, verläuft ein Schub der chronischen Entzündung allerdings manchmal auch ohne nachweisbaren Enzymanstieg.

Mit Laboranalysen beurteilt der Arzt dann das Ausmaß der Funktionseinbußen und sucht nach Hinweisen auf eine mögliche Alkoholkrankheit:

  • Elastase 1 im Stuhl (erniedrigt aufgrund der verminderten Produktion in der Bauchspeicheldrüse)
  • Blutzucker und HbA1c (erhöht durch verminderte Insulinproduktion)
  • Gamma-GT, CDT und MCV (erhöht als Hinweis auf eine alkoholbedingte Leberschädigung)
  • Evtl. Stuhlgewicht und Stuhlfette (erhöht aufgrund der gestörten Fettverdauung)
  • Funktionstests wie der Sekretin-Cholezystokinin-Test sind beweisend für eine Pankreasinsuffizienz, werden aber aufgrund der hohen Kosten selten eingesetzt.

Anhand von bildgebenden Verfahren sichert der Arzt die Diagnose und erkennt, wie stark die Strukturen der Bauchspeicheldrüse geschädigt sind und ob Komplikationen vorliegen:

  • In der Röntgenaufnahme und den Ultraschallbildern des Bauchs sind Pankreasverkalkungen sehr gut sichtbar. Pankreasverkalkungen sind beweisend für eine chronische Pankreasinsuffizienz.
  • MRT und CT mit Kontrastmittel, Endosonografie und ERCP sind die wichtigsten Untersuchungen, um Komplikationen wie Steine, Pseudozysten und Nekrosen nachzuweisen.

Ursachensuche

Ist Alkoholmissbrauch nicht die Ursache, muss der Arzt spätestens nach dem zweiten Schub den Grund für die Erkrankung suchen. Bei sehr jungen Patienten fahndet er dann z. B. durch Labortests auch nach einem genetischen Defekt. Einer Überfunktion der Nebenschilddrüse kommt der Arzt durch Blutuntersuchungen auf die Spur. Für die Diagnose der seltenen Autoimmunpankreatitis ist neben CT und MRT die feingewebliche Untersuchung einer Gewebeprobe der Bauchspeicheldrüsen erforderlich.

Differenzialdiagnosen. Oberbauchbeschwerden und Schmerzen verursachen auch die Ulkuskrankheit, der Magenkrebs, die Gallenblasenentzündung, der Reizdarm und der Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Behandlung

Akuttherapie

Der akute Schub einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung wird in der Klinik mit den gleichen Maßnahmen wie bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung behandelt.

Langzeitbehandlung

Die Therapie der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung beruht auf 3 Eckpfeilern: Ursachen behandeln bzw. weitere Schäden von der Bauchspeicheldrüse abwenden, Schmerzen verringern sowie Verdauung und Zuckerhaushalt regeln.

Ursachen behandeln. Ein Patient mit chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung muss lebenslang auf Alkohol verzichten, um der Bauchspeicheldrüse nicht weiter zu schaden. Auch das Rauchen sollte er unbedingt einstellen – es gilt inzwischen als nachgewiesen, dass Rauchen das Fortschreiten einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung beschleunigt.

In den seltenen Fällen einer ursächlich behandelbaren Erkrankung wie einer Autoimmunpankreatitis, einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen oder einer Abflussstörung im Gangsystem wird neben der Behandlung der Beschwerden die Grundkrankheit therapiert.

Verdauung und Zuckerhaushalt. Basismaßnahme bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine angepasste Ernährung. Dazu gehört eine kohlenhydrat- und eiweißreiche, aber ballaststoffarme Kost, die auf fünf bis sieben kleine Mahlzeiten pro Tag verteilt wird. Bei Pankreasinsuffizienz müssen die fehlenden Verdauungsenzyme, insbesondere die Lipase, in Form von magensaftresistenten Tabletten (z. B. Kreon®) zu den Mahlzeiten in hoher Dosis zugeführt werden. Scheidet der Patient trotz der Gabe von Pankreasenzymen weiterhin Fettstühle aus, empfiehlt der Arzt häufig, einen Teil des Nahrungsfetts durch mittelkettige Fette (MCT-Fette) zu ersetzen. Diese mittelkettigen Fette sind leichter verdaulich als Triglyceride, weil der Darm sie auch ohne Lipase aufnehmen kann. Bei bereits eingetretenen Symptomen eines Vitaminmangels bzw. zu dessen Vorbeugung werden die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K regelmäßig injiziert. Hat die Pankreasinsuffizienz eine Diabeteserkrankung zur Folge, muss auch diese lebenslang mit Insulin behandelt werden.

Die Schmerztherapie ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Behandlung. Dabei setzt der Arzt zunächst leichtere Schmerzmittel wie Paracetamol und Novaminsulfon ein, bei nicht ausreichender Schmerzlinderung auch Opioide wie z. B. Piritramid.

Die oben genannten Komplikationen wie Galleabflussstörungen oder Pseudozysten verursachen häufig starke Schmerzen und erfordern invasive schmerztherapeutische Verfahren: So können die Ärzte z. B. Verengungen und Steine in den Pankreasgängen endoskopisch aufdehnen bzw. entfernen, Zysten und Abszesse absaugen oder auch einen Teil der Bauchspeicheldrüse operativ entfernen.

Der Apotheker empfiehlt

  • Nehmen Sie die verordneten Pankreasenzyme immer direkt zu den Mahlzeiten ein, damit sie sich mit dem Speisebrei gut vermischen.
  • Viele Patienten schrecken vor der Menge an Medikamenten zurück, die sie einnehmen müssen. Aber nur mit ihrer Hilfe kann die Fettverdauung weitgehend normalisiert werden und eine besonders fettarme Ernährung ist dann nicht mehr nötig.
  • Empfiehlt der Arzt den Einsatz von mittelkettigen Fetten, tauschen Sie Butter und Öle nicht abrupt gegen MCT-Produkte aus. Wenn der Darm keine Zeit bekommt, sich an diese neuen Fette zu gewöhnen, stellen sich leicht Bauchbeschwerden und Kopfschmerzen ein. Steigern Sie langsam die Dosis, indem Sie täglich etwa 10 g Fett mehr mit MCT-Produkten ersetzen. 10 g entsprechen der Menge von Butter oder Margarine für 1 Scheibe Brot oder einem Esslöffel Salat- bzw. Speiseöl.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Stichwortsuche Pankreatitis: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten zur Therapie der chronischen Pankreatitis.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann