Gesundheit heute
Leberzirrhose
Leberzirrhose (Schrumpfleber): Über Jahre fortschreitende Zerstörung der Leber, verbunden mit knotig-narbigen Veränderungen und einer Schrumpfung der Leber. Die Leberzirrhose ist als Endstadium fast aller Lebererkrankungen gefürchtet. 50 % der Fälle sind auf chronischen Alkoholmissbrauch zurückzuführen, ein Drittel auf Hepatitis-Infektionen und der Rest auf seltenere Ursachen, z. B. die primär biliäre Cholangitis. 70 % der Erkrankten sind Männer, 30 % Frauen.
Lässt sich die Zerstörung nicht aufhalten, führt die Erkrankung innerhalb von Monaten bis wenigen Jahren zum Tod infolge Leberversagens. Für eine Minderheit der Betroffenen besteht die Hoffnung auf eine Lebertransplantation. Bei den meisten Kranken – insbesondere bei Alkoholabhängigen – ist diese aber wegen ihrer Begleiterkrankungen nicht möglich.
Symptome und Leitbeschwerden
- Müdigkeit, Gewichtsverlust, verminderte Leistungsfähigkeit
- Hautauffälligkeiten wie Gefäßsternchen, gerötete Handinnenflächen, Lackzunge
- Bauchwassersucht (Aszites)
- Erweiterte Venen unter der Bauchhaut infolge eines Umgehungskreislaufs bei Pfortaderhochdruck
- Libidoverlust, Brustbildung beim Mann, Unregelmäßigkeiten bei der Regelblutung bei der Frau als Folge hormoneller Störungen
- Ausgeprägte Gelbsucht mit Gelbfärbungen von Bindehäuten und Haut, Juckreiz am ganzen Körper
- Demenzähnliche Symptome wie Gedächtnisausfall, Orientierungsstörungen, Stimmungsschwankungen und nicht angemessenes Verhalten infolge von Hirnschäden.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen beim
- Auftreten eines oder mehrerer der oben genannten Symptome
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung und Ursachen
Alkohol, Hepatitis und einige seltenere Vorerkrankungen führen zum Absterben von Leberzellen. Ist die Leber dauerhaft den schädlichen Einflüssen ausgesetzt, kann sie das absterbende Gewebe nicht durch funktionale Leberzellen ersetzen, so dass sie vernarbt und sich stattdessen derbes Bindegewebe bildet.
Auch erblich bedingte Stoffwechselkrankheiten wie Morbus Wilson und Hämochromatose gehören zu den Vorerkrankungen, die zu einer Leberzirrhose führen. Bei Morbus Wilson ist der Kupferstoffwechsel gestört, verbunden mit einer erhöhten Kupferspeicherung in der Leber; bei der Hämochromatose ist der Eisenstoffwechsel gestört, verbunden mit einer erhöhten Eisenablagerung in der Leber.
Eine weitere wichtige Ursache für die Entwicklung einer Leberzirrhose sind autoimmunbedingte Lebererkrankungen, bei denen entzündliche Prozesse gegen körpereigenes Gewebe Leber und Gallenwege angreifen. Dazu gehören die Primär biliäre Cholangitis, die Primär sklerosierende Cholangitis und die Autoimmunhepatitis.
Verlauf
Ist das Lebergewebe erst einmal knotig-bindegewebig umgebaut, führt das zu einer Vielzahl von Problemen:
Gesunde Leberzellen bilden viele lebenswichtige Eiweißstoffe. Gehen Leberzellen zu Gunsten von einfachem Bindegewebe verloren, fehlen diese Eiweiße. Dazu gehören beispielsweise Gerinnungsfaktoren, also Eiweiße, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Werden zu wenig Gerinnungsfaktoren gebildet, kommt es zu einer erhöhten Blutungsneigung und damit zu einer erhöhten Gefahr für Blutungen.
Auch die Transporteiweiße für das Blut, vor allem das Albumin, werden nicht mehr ausreichend gebildet. Durch diesen Albuminmangel im Blut sinkt der sogenannte kolloidosmotische Druck. In der Folge kann das Wasser nicht mehr in den Gefäßen gehalten werden, es tritt in das umliegende Gewebe aus. Je nachdem, wohin es fließt, entstehen Ödeme, ein Pleuraerguss oder es kommt zur Bauchwassersucht.
Der bindegewebige Umbau des Lebergewebes verengt und zerstört auch die in der Leber gelegenen Gallenwege. Dadurch kommt es zu Galleabflussstörungen (intrahepatischer Ikterus) mit Gelbsucht, Juckreiz und Fettverdauungsstörungen.
Verengen sich durch die Umbauprozesse die Blutgefäße der Leber, staut sich das Blut auf seinem Weg von der Leber zum Herzen. Dieser Stau führt zu einem erhöhten Druck in der Pfortader, dem zentralen Gefäß der Leber. Ärzte sprechen dann von einem Pfortaderhochdruck (portale Hypertension). Dieser Rückstau macht sich auch in anderen Blutgefäßen bemerkbar, z. B.
- in der Milz durch eine die Milzschwellung (Splenomegalie), die mit einem vermehrten Abbau von Blutkörperchen verbunden ist
- in der Speiseröhre durch Speiseröhren-Krampfadern, die leicht platzen und zu lebensbedrohlichen Blutungen führen können
- im Bereich des Anus durch Hämorrhoiden.
Komplikationen
Komplikationen treten auf, wenn die geschädigte Leber ihrer Entgiftungsfunktion nicht mehr nachkommt. Syndrome wie dieHepatische Enzephalopathie oder das Leberausfallkoma lassen sich dadurch erklären, dass sich im Blut zu viel Ammoniak anreichert. Das Stoffwechselgift Ammoniak beeinträchtigt direkt die Funktion des Gehirns, so dass sich bei den Patienten verschiedene neurologische und psychische Auffälligkeiten zeigen. Am Anfang stehen meist "nur" Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen. Durch die verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit leidet bei Menschen mit einer hepatischen Enzephalopathie auch die Reaktionsfähigkeit. Dadurch begehen sie häufiger Fahrfehler beim Autofahren als Gesunde. Viele Verkehrsunfälle sind auf eine Lebererkrankung zurückzuführen, genaue Zahlen dazu gibt es aber nicht.
Im schlimmsten Fall drohen Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Mediziner bezeichnen das als tödlich verlaufendes Leberausfallkoma.
Hepatorenales Syndrom. Die mit einer Leberzirrhose einhergehenden Schäden ziehen im Endstadium auch ein Nierenversagen nach sich. Anzeichen dafür sind Wassereinlagerungen (Ödeme) und eine verringerte Urinausscheidung. Ein kombiniertes Leber- und Nierenversagen ist meist nicht mehr behandelbar.
Diagnosesicherung
Aufgrund der eindeutigen Beschwerden und der Befunde der körperlichen Untersuchung schöpft der Arzt meist schnell den Verdacht auf eine Leberzirrhose. Mit Untersuchungsmethoden wie Labor, Ultraschall und gegebenenfalls einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) lässt sich die Diagnose bestätigen und das Ausmaß der Leberschädigung sowie bestehende Komplikationen beurteilen. Typische Untersuchungen und Befunde sind
- Labor:
- Transaminasen und GLDH erhöht, aufgrund des Leberzellschadens
- Gamma-GT, Alkalische Phosphatase, Bilirubin erhöht, aufgrund des gestörten Galleabflusses
- Albumin und Gesamteiweiß sowie Cholinesterase vermindert, aufgrund der gestörten Proteinsynthese
- Ammoniak erhöht, aufgrund der eingeschränkten Entgiftungsfunktion
- Blutbild: Anämie durch Vitaminmangel oder Blutverlust bei Gerinnungsstörung
- Blutwerte zur Suche nach der Ursache der Zirrhose: Hepatitis-Viren (Hepatitis), Autoantikörper (Primär biliäre Cholangitis), Eisen (Hämochromatose), Kupfer (Morbus Wilson)
- Ultraschall: knotiger Umbau des Lebergewebes, Veränderungen der Gefäße und Gallenwege, Zeichen der portalen Hypertension
- Evtl. Leberbiopsie bei unklarer Ursache
- Spiegelung von Magen und Speiseröhre: Suche nach Krampfadern (Varizen).
Behandlung
Neben ernährungstherapeutischen Basismaßnahmen (Ausgleich von Vitamin- oder Mineralstoffmangel und ausreichende Kalorienzufuhr) konzentriert sich die Therapie der Leberzirrhose darauf, weitere Schäden abzuwenden. Dazu gehören:
- Das Ausschwemmen des Wassers in der Bauchhöhle (Aszites) durch harntreibende Medikamente (Diuretika)
- Die Verödung von Krampfadern in Speiseröhre und Magen, um eventuell unstillbare Blutungen zu verhüten
- Für den Patienten striktes Alkoholverbot, um die Leber nicht noch mehr zu belasten.
Auch die Auswirkungen des Pfortaderhochdrucks lassen sich durch eine Behandlung zumindest verringern. Eine Option ist es, eine Kurzschlussverbindung zwischen Pfortader und Hohlvene anzubringen, einen portosystemischen Shunt. Durch ihn wird das Blut an der geschädigten Leber vorbei geleitet, so dass es zu einer Druckentlastung kommt. Allerdings ist mit diesem Eingriff ein erhöhtes Risiko für die hepatische Enzephalopathie verbunden, denn das Blut wird nun nicht mehr ausreichend in der Leber entgiftet. Der Eingriff ist nicht ungefährlich; das Todesrisiko beträgt 5–10 %, bei Notoperationen sogar 50 %.
Eine Hoffnung für viele Patienten stellt die Lebertransplantation dar. Leider kommen viele Patienten aufgrund von Ausschlusskriterien, z. B. Alkoholabhängigkeit, nicht auf die Wartelisten. Selbst wenn diese Hürde genommen ist, sind die Wartezeiten relativ lang. Kommt es zu einer Transplantation, übertragen die Ärzte entweder ein ganzes Organ (Leichenspende) oder nur einen Leberteil (Split-Leber-Transplantation, Leichenspende und Lebendspende möglich). Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt dann 80 %.
Bei der Therapie von hepatischer Enzephalopathie, Leberausfallkoma und hepatorenalem Syndrom ist eine Heilung oder ursächliche Behandlung nicht möglich. In diesem Fall konzentrieren sich die Ärzte darauf die Kreislauffunktion sicherzustellen.
Prognose
Die Prognose richtet sich danach, welches Ausmaß die Zirrhose hat und ob Komplikationen vorliegen. Die Ärzte klassifizieren die Leberzirrhose häufig anhand von 5 Faktoren (Albuminwert, Gerinnung, Bilirubin, Enzephalopathie und Bauchwasser; Child-Pugh-Score) in 3 Klassen.
Die 1-Jahres-Überlebensrate beträgt bei einer Leberzirrhose Typ Child A fast 100 %, beim Typ Child B 85 % und beim Typ Child C 35 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Unterstützend bei der Therapie der Leberzirrhose und anderer Leberschäden wirken Extrakte aus der Mariendistel. Der Wirkstoffkomplex Silymarin stabilisiert die Leberzellmembran, stimuliert den Eiweißaufbau in der Leberzelle und fördert dadurch die Regeneration der Leberzellen. Silymarin

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.
Reizdarm nach Symptom behandeln
Verstopfung oder Durchfall?
Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.
Beschwerden sind nicht eingebildet
Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.
Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen.
- Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
- Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
- Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.
Sport und Psychotherapie helfen
Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.
In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.
Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom