Gesundheit heute

Virushepatitis

Virushepatitis: Durch Viren verursachte akute Leberentzündung, gekennzeichnet durch das Absterben von Leberzellen, Gelbsucht und leichtere bis sehr schwere grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Muskelschmerzen und Abgeschlagenheit. Die akute Virushepatitis gehört mit etwa 20 000 Fällen pro Jahr in Deutschland zu den häufigen Infektionskrankheiten.

Je nachdem, welcher Hepatitisvirus die Krankheit verursacht, handelt es sich um eine Hepatitis A, B, C, D oder E. Alle Viren erzeugen ähnliche Beschwerden, unterscheiden sich aber in der Art der Ansteckung, der Behandlung und den Folgeschäden. Vor allem bei den Hepatitiden B und C droht der Übergang in einen chronischen Verlauf mit dem Endstadium einer Leberzirrhose.

Symptome und Leitbeschwerden

Anfangs: Grippeähnliche Beschwerden mit

  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Oberbauchschmerzen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Evtl. Fieber.

Später, aber nicht bei allen Erkrankten:

  • Gelbfärbung (Ikterus) der Augenlederhäute und der Haut
  • Grau-gelber Stuhl, braun gefärbter Urin
  • Juckreiz auf der Haut.

Wann zum Arzt

Heute noch, bei

  • grippeähnlichen Symptomen, verbunden mit Gelbfärbung der Haut und/oder der Augenlederhäute
  • starken Durchfällen, ggf. verbunden mit Gelbfärbung der Haut und Bindehäute, insbesondere nach Auslandsaufenthalten.

Die Erkrankungen

Je nach Erreger unterscheidet man die Hepatitisformen A bis E. Sämtliche Hepatitis-Viren lassen sich mittels Blutuntersuchungen nachweisen. Zu Beginn der Erkrankung sind die Blutwerte aber häufig noch unauffällig.

Hepatitis A

Infektionsweg. Die Hepatitis A (Epidemische Hepatitis) ist weltweit verbreitet. Das Virus wird durch Schmierinfektion über mit Fäkalien verunreinigte Gegenstände, verunreinigte Nahrungsmittel (Muscheln) und verseuchtes Trinkwasser übertragen. Zwei Wochen vor (also während der Inkubationszeit) bis 14 Tage nach Erkrankungsbeginn scheiden Virusträger das Virus mit dem Stuhl aus und ist ansteckend.

Beschwerden. Die ersten Symptome wie Krankheitsgefühl, Übelkeit und Fieber zeigen sich nach 2–7 Wochen. Meistens heilt die Krankheit nach etwa 4–6 Wochen aus, sie kann aber auch 3–4 Monate dauern (wird aber nie chronisch). Ein Krankenhausaufenthalt ist bei mildem Verlauf nicht notwendig. Bei ca. 0,01–0,1 % der Patient*innen kommt es zu schwerwiegenden und tödlichen Verläufen. Diese treten vor allem bei älteren Patient*innen sowie bei zusätzlicher Infektion mit Hepatitis B oder C auf.

Virusnachweis. Die Virus-DNA taucht schon wenige Tage nach der Infektion in Blut und Stuhl auf. Antikörper, die der Organismus gegen das Virus bildet, lassen sich nach 3–4 Wochen nachweisen.

Hepatitis B

Infektionswege. Die Hepatitis B wird durch Körperflüssigkeiten wie z. B. Blut, Sperma, Scheidensekret oder Muttermilch weitergegeben. Weil diese Infektion nicht über den Magen-Darm-Trakt (= enteral) erfolgt, spricht man auch von einer parenteralen Infektion. Zur Ansteckung reichen kleinste Virusmengen (viel weniger als zur Ansteckung mit dem AIDS-Erreger HIV). Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch beträgt mindestens einen Monat, kann aber auch bis zu 1 Jahr dauern. Im Durchschnitt vergehen etwa 2 bis 4 Monate, bis die Krankheit ausbricht.

Am häufigsten infizieren sich Menschen durch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Das Virus wird aber auch bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen (perinatale Infektion). Andere Infektionsmöglichkeiten sind infizierte Nadeln oder Instrumente, die beim Drogenkonsum, Tätowieren oder Piercen benutzt werden. Das Risiko, sich durch Bluttransfusionen anzustecken, ist stark gesunken, da heutzutage die Blutkonserven auf Hepatitis-Viren getestet werden. Auch die früher vom medizinischen Personal gefürchtete Infektion durch Nadelstiche beim Operieren oder Behandeln infizierter Patient*innen ist seltener geworden. Grund dafür ist die Einführung der Schutzimpfung (siehe Prävention).

Beschwerden/Verlauf. Zusätzlich zu den typischen grippeähnlichen Beschwerden der akuten Virushepatitis treten manchmal auch Gelenkschmerzen und Hautveränderungen auf. Neben milden, fast beschwerdefreien Verläufen kommt es mitunter auch zu schwersten Leberfunktionsstörungen. Bei 10 % der Erwachsenen und 90 % der erkrankten Säuglinge wird die Krankheit chronisch.

Virusnachweis. Die labormedizinischen Nachweismöglichkeiten einer Hepatitis B sind äußerst umfangreich. Anhand verschiedenster Antigene des Hepatitis-B-Virus, der vom Körper gebildeten Antikörper und der Virus-DNA lassen sich die Stadien der Erkrankung und die Ansteckungsgefahr des Virusträgers gut bestimmen.

Hepatitis C

Infektionswege. Die Hepatitis C wird ebenfalls parenteral übertragen. Wichtigste Infektionsursachen in Deutschland sind gemeinsam benutzte Nadeln beim Drogenkonsum (sogenanntes Needle-Sharing) und homosexuelle Kontakte unter Männern. Weitergegeben wird die Krankheit auch mit infizierten Nadeln beim Tätowieren oder Piercen. Mütter, die das Hepatitis-C-Virus (HCV) in sich tragen, übertragen es manchmal unter der Geburt auf ihr Kind. Eine Ansteckung durch Bluttransfusionen spielt in Deutschland kaum noch eine Rolle, da Blutkonserven inzwischen standardmäßig auf HCV getestet werden. In Entwicklungsländern oder Ländern mit schlechtem hygienischem Standard ist das Infektionsrisiko bei Bluttransfusionen, ärztlichen Eingriffen und Behandlungen aber weiterhin hoch.

Beschwerden/Verlauf. Ebenso wie bei der Hepatitis B kommen bei der Hepatitis C manchmal Gelenkschmerzen und Hautveränderungen vor. Viele Erkrankungen verlaufen aber auch völlig ohne Beschwerden. Bei Erwachsenen wird die akute Hepatitis C in zwei Dritteln der Fälle chronisch, bei Kindern nicht.

Virusnachweis. Labormedizinisch werden 6 Hepatitis-C-Virustypen (sogenannte Genotypen) unterschieden, der in Europa häufigste HCV-Typ 1 ist zugleich das gefährlichste und am schwierigsten zu behandelnde. Antikörper gegen HCV findet man frühestens nach 6 Wochen im Blut. Der Nachweis von Virus-RNA im Blut zeigt an, ob Betroffene ansteckend sind.

Hepatitis D

Übertragungsweg. Auch das Hepatitis-D-Virus wird parenteral übertragen. Es können sich jedoch nur Menschen infizieren, die an einer Hepatitis B erkrankt sind. Grund dafür ist, dass das Hepatitis-D-Virus ein "defektes" Virus ohne eigene Hülle ist. Es braucht zur Vermehrung zwingend die Hülle des Hepatitis-B-Virus. Hepatitis-D-Infektionen kommen im Mittelmeerraum, im Amazonas und in den arabischen Ländern vor, in Deutschland ist die Hepatitis D eher selten.

Verlauf. Für die Prognose der Erkrankung ist entscheidend, ob es zu einer gleichzeitigen Infektion mit Hepatitis B und D (Simultaninfektion) oder zu einer zusätzlichen Infektion mit Hepatitis D bei bereits bestehender Hepatitis B (Superinfektion) kommt. Der zweite Fall (second hit) verläuft häufiger schwer und geht häufiger in eine chronische Verlaufsform über.

Virusnachweis. Virus-RNA erscheint im Blut bei frischer Infektion, Antikörper gegen Hepatitis-D-Virus lassen sich im Verlauf nachweisen.

Hepatitis E

Übertragungsweg. Die Hepatitis E wird durch 3 verschiedene Virustypen hervorgerufen.

  • In Deutschland ist vor allem der Virustyp 3 bedeutsam. Er findet sich in Hausschweinen und Wildschweinen, eine Ansteckung erfolgt über den Verzehr von unzureichend gegartem Schweinefleisch. Am häufigsten infizieren sich Männer über 40 Jahren. In den meisten Fällen haben die Betroffenen kaum Symptome und die akute Erkrankung verheilt spontan. Wenn die Leber jedoch vorgeschädigt ist, können auch schwere Verläufe auftreten. Neben den typischen Hepatitis-Beschwerden mit Müdigkeit, Appetitverlust und Gelbsucht sind selten auch Hirnentzündungen oder Nervenschmerzen möglich.
  • Hepatitis-E-Viren vom Typ 1 und 2 kommen dagegen vor allem in tropischen Ländern vor und werden wie die Hepatitis A fäkal-oral, z. B. durch verseuchtes Trinkwasser übertragen. Eine spezielle Therapie der Erkrankung ist nicht notwendig, in 98 % der Fälle heilt sie spontan. Besondere Vorsicht ist allerdings bei werdenden Müttern geboten: Schwangere im letzten Drittel der Schwangerschaft sterben unerklärlich häufig (etwa 10–20 % der Erkrankten) an einer Hepatitis E und sollten deshalb auf eine Tropenreise verzichten. Eine Impfung gegen Hepatitis E ist zwar verfügbar, aber Anwendung und Ergebnisse werden derzeit in Studien noch überprüft.

Virusnachweis: Nach ca. 3–6 Monaten tauchen Antikörper im Blut auf und beweisen die frische Infektion. Der komplizierte Nachweis von Hepatitis-E-RNA in Blut oder Stuhl dient vor allem zur Klärung von Infektionsquellen und Epidemien.

Hepatitis F

Hepatitis F. 1994 wurden im Stuhl von Menschen nach Transfusionen Viruspartikel nachgewiesen, die keiner bekannten infektiösen Viruserkrankung zugeordnet werden konnten. Hinweise auf ein bisher noch nicht entdecktes Hepatitis-Virus, also das Hepatitis-F-Virus bzw. Toga-Virus, bestätigten sich allerdings nicht. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen stützten die Existenz eines solchen Virus nicht.

Sogenannte Hepatitis G

1996 wurde bei einem Patienten das GB-Virus isoliert und mit einer Hepatitis in Verbindung gebracht. Inzwischen weiß man jedoch, dass dieses Virus kein Hepatitis-Erreger ist und es deshalb bisher auch keine Hepatitis G gibt. Vom GB-Virus (benannt nach den Initialen des ursprünglichen Patienten) sind 3 Virustypen bekannt (A,B und C), Typ A und B wurden beim Affen gefunden. Beim Menschen kommt nur GB-Virus Typ C vor, eine Erkrankung ließ sich damit jedoch noch nicht verbinden. Möglicherweise verlangsamt das Virus aber das Voranschreiten einer gleichzeitig bestehenden HIV-Infektion.

Krankheitsverlauf der akuten Phase

Die akute Phase der Virushepatitis verläuft bei allen Erregern der Hepatitis in drei Stadien, die sich aber in der Intensität unterscheiden:

  • Im Vorstadium (Prodromalphase), die 2–7 Tage dauert, ähneln die Symptome einer Grippeerkrankung mit Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Appetitlosigkeit. Hinzu kommen oft Übelkeit und Brechreiz und zunehmend schlechteres Allgemeinbefinden.
  • 50 % der Patient*innen entwickeln anschließend für etwa 4–8 Wochen eine Gelbsucht (ikterische Phase). Während der Gelbsucht zeigt sich eine grau-gelbe Stuhlfärbung und ein braun gefärbter Urin. Die Patient*innen klagen über Juckreiz und haben eine gelb gefärbte Haut. Die Ärzt*in spricht von einer Gelbsucht, deren Ursache in der Leber liegt (intrahepatischer Ikterus). Oft geht es den Patient*innen bei Auftreten der Gelbsucht besser.
  • In der dritten Phase beginnen Patient*innen sich zu erholen (Rekonvaleszenzphase). Die Krankheitszeichen lassen nach. Müdigkeit und Abgeschlagenheit können aber noch monatelange anhalten.

In manchen Fällen treten bereits im Vorstadium (Prodromalphase) schwerwiegende Komplikationen auf. Am schlimmsten ist die fulminante Hepatitis, die von schweren Leberfunktionsstörungen bis hin zum tödlichen Leberausfall (Leberversagen) reicht.

Chronische Hepatitis

Die Hepatitis B, C und D können in eine chronische Virus-Hepatitis übergehen. Von einem chronischen Verlauf spricht man, wenn die im Blut oder in Lebergewebeproben nachweisbare Entzündung länger als 6 Monate besteht. Die chronische Hepatitis führt ihrerseits wiederum oft zur Leberzirrhose. Häufig entwickelt sich daraus viele Jahre später ein Leberkrebs.

Bei einer chronischen Hepatitis sind die Patient*innen häufig zunächst nur müde und ihre Leistungsfähigkeit nimmt ab. Oft haben die Erkrankten auch gar keine Beschwerden und werden erst auffällig, wenn eine Zirrhose vorliegt.

Eine Vorhersage, ob sich aus einer akuten eine chronische Hepatitis entwickelt, ist schwer möglich. Selbst bei einem leichten Verlauf der akuten Hepatitis kann diese später in eine chronische Hepatitis übergehen.

Diagnosesicherung

Die Diagnose einer Hepatitis – egal welcher Form – gelingt anhand typischer Veränderungen im Blut, insbesondere von Bilirubin, GOT und GPT, AP und gamma-GT. Vor allem für die Prognose und Therapie ist manchmal eine feingewebliche Untersuchung der Leber (Leberbiopsie) notwendig.

Zur Klärung, um welche Form der Hepatitis es sich handelt, sind teilweise Antikörpertests und ein Nachweis von Erbmaterial des Virus (Virus-DNS/RNS) im Blut notwendig.

Differenzialdiagnosen. Das akute Bild einer Leberschädigungen findet sich auch bei der akuten toxischen Hepatitis (Vergiftung durch Medikamente, Alkohol oder Pilzgifte). Zeichen der chronischen Leberfunktionsstörungen liegen z. B. auch bei der Hämochromatose, dem Morbus Wilson und der primären biliären Cholangitis vor.

Behandlung

Allgemeinmaßnahmen

Symptomatische Behandlung und körperliche Schonung sind die Grundpfeiler bei der Behandlung einer Hepatitis. Strikte Bettruhe ist nicht nötig, als Kost sind kohlenhydratreiche, aber fettarme Speisen geeignet. Bei Fieber empfehlen sich Wadenwickel und fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol (siehe auch Selbsthilfe bei Fieber).

Schädigende Einflüsse wie beispielsweise Alkohol sind zu meiden. Zur Schonung der Leber setzt die Ärzt*in andere Medikamente (auch die "Pille") häufig ab oder reduziert die Dosis auf ein unerlässliches Maß. Manchmal stellt die Ärzt*in eine notwendige Behandlung auch auf leberverträglichere Medikamente um.

Pharmakotherapie

Zu den antiviralen Medikamenten in der Hepatitis-Therapie zählen:

  • Interferone. Interferone sind kleine Eiweiße, die zur Gruppe der Zytokine gehören und die körpereigene Immunabwehr unterstützen. Zur Behandlung der Hepatitis werden pegylierte Interferone (Pegasys® bzw. PegIntron®) genutzt. Diese sind an einen Stoff gebunden (Polyethylenglykol), um eine längere Wirkung zu erreichen. Sie werden alle 7 Tage unter die Haut (subkutan) gespritzt.
  • Virostatika. Virostatika sind Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen. Folgende Wirkstoffe sind bei der Hepatitis im Einsatz:

  • Hepatitis B:
    • Nukleosidanaloga (NA) wie Entecavir oder Lamivudin
    • Nukleotidanaloga wie Tenofovir
  • Hepatitis C:
    • NS5B-Inhibitoren (Hemmen die Vermehrung der HCV Viren), z. B. Sofosbuvir, Dasabuvir
    • NS5A-Inhibitoren (Inaktivieren ein Protein, welches zur Virusvermehrung gebraucht wird), z. B. Daclatasvir, Ledipasvir, Ombitasvir, Velpatasvir
    • Protease-Inhibitoren (Hemmen dir Produktion wichtiger Proteine für die Virusvermehrung), z. B. Grazoprevir, Paritaprevir

    Therapie der akuten Hepatitis

    Hepatitis A. Eine spezifische Therapie bei akuter Hepatitis A gibt es nicht. Behandelt wird deshalb symptomatisch mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen. In den meisten Fällen normalisiert sich die Leberfunktion nach einigen Wochen (bis sechs Monaten) wieder.

    Hepatitis B. Die akute Hepatitis B hat eine hohe Spontanheilungsrate und wird daher wie die akute Hepatitis A symptomatisch behandelt. Wenn ein sogenannter fulminanter (sich blitzartig verschlechternder) Verlauf vorliegt, wird mit Virostatika behandelt. Selten ist in solchen Fällen auch eine Lebertransplantation notwendig.

    Hepatitis C. Auch die akute Hepatitis C wird aufgrund ihrer hohen Spontanheilungsrate zunächst symptomatisch behandelt. Ist die Infektion nach 6 Monaten nicht ausgeheilt, wird sie als chronische Infektion mit direkten antiviralen Wirkstoffen (DAA) therapiert. Prinzipiell sind DAA auch bei der akuten Hepatitis C wirksam. Über ihre Kombination und die Dauer der Therapie diskutieren die Ärzte allerdings noch. In Ausnahmefällen verordnen die Ärzte sie jedoch auch schon bei der akuten Hepatitis C Virostatika. Diese Ausnahmen sind

    • Infektion nach Nadelstichverletzungen
    • Sehr starke Symptomatik (fulminanter Verlauf)
    • Schwere Begleiterkrankungen
    • Ausbildung der Erkrankung außerhalb der Leber (z. B. Blutbildveränderungen, Rheumatologische Erkrankungen, Schilddrüsenentzündungen)
    • Hepatitis C vom Genotyp 1 (Ledipasvir/Sofosbusvir über 6 Wochen)

    Therapie der chronischen Virushepatitis

    Eine chronische Virushepatitis ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Leberzirrhose und eines Leberzellkarzinoms. Deshalb sollte alles versucht werden, um eine Chronifizierung zu vermeiden bzw. korrekt zu behandeln. Die Heilung ist mittlerweile oft möglich. Behandlungsbedürftig sind insbesondere Patient*innen mit

    • Starker Virusvermehrung.
    • Starker Erhöhung der Enzyme GOT, GPT, gamma-GT und AP
    • Ausgeprägter Entzündungsreaktion (eventuell sogar bindegewebigem Umbau der Leber) in der feingeweblichen Untersuchung.
    • Fortgeschrittener Leberzirrhose.

    Chronische Hepatitis B. Die Standardbehandlung besteht aus der Gabe von Virostatika wie z. B. Tenovofir oder Entecavir. Die Patient*in nimmt die Tabletten ein, bis das wichtigste Virus-Antigen (HBsAG) aus dem Blut verschwunden ist. Alternative für Patient*innen mit milden bis mittelschweren Verläufen ist die Behandlung mit pegylierten Interferonen (Pegasys® bzw. PegIntron®) über 48 Monate.

    Chronische Hepatitis C. Je nach Genotyp des Virus besteht die Standardtherapie beispielsweise aus Sofosbuvir + LedipasvirRibavirin) oder Sofosbuvir + Velpatasvir. Die Dauer der Einnahme hängt ab vom Ausmaß der Leberveränderungen und von der Viruslast (das ist die Menge des im Blut gefundenen Virus) und reicht von mindestens 8 bis etwa 24 Wochen. Die Heilungsraten mit diesem neuen Therapieregime beträgt über 90 %. Nur bei Therapieversagen greifen die Ärzt*innen auf den früher eingesetzten Wirkstoff Interferon zurück.

    Vor Behandlungsbeginn einer interferonfreien Therapie mit DAA werden alle Hepatitis-C-Patient*innen auf Hepatitis B untersucht. Bei bestehender oder früherer Hepatitis-B-Infektion besteht die Gefahr, dass das Hepatitis-B-Virus wiederauflebt, d. h. reaktiviert wird. Patient*innen mit Coinfektion (Hepatitis B und C) müssen fortlaufend überwacht und die Therapie an die individuelle Situation angepasst werden. In manchen Fällen geben die Ärzt*innen bei einer Coinfektion parallel zur Therapie mit DAA Tenovofir oder Entecavir dazu.

    Chronische Hepatitis D. Als Behandlung wird eine Hochdosistherapie mit pegylierten Interferonen über bis zu 48 Wochen empfohlen, das Ansprechen ist jedoch leider schlecht. Bei vielen Patienten bleibt die Virus-RNA im Blut nachweisbar. Verschlechtern sich die Leberwerte, bleibt als Therapie nur die Lebertransplantation. In wieweit Patient*innen mit einer chronischen Hepatitis D von der Gabe von DAA profitieren, ist noch ungewiss.

    Prognose

    Die akute Hepatitis A heilt in der Regel folgenlos aus, die Sterblichkeitsrate liegt bei unter 2 %.

    Die akute Hepatitis B heilt in den meisten Fällen spontan aus, fulminante Verläufe mit Leberversagen sind sehr selten. Jede 10. akute Hepatitis B wird chronisch. Ob chronisch Erkrankte infektiös sind, kann die Ärzt*in anhand einer speziellen Blutuntersuchung feststellen.

    Die akute Hepatitis C wird unbehandelt in 60–80 % der Fälle chronisch. Bei konsequenter Therapie hat die chronische Hepatitis C aber eine Heilungsrate von über 90 %.

    Die Hepatitis-D-Infektion hat eine schlechte Prognose. Eine Superinfektion von Hepatitis-B-Erkrankten mit dem Hepatitis-D-Virus führt in 90 % der Fälle zu einem chronischen Verlauf.

    Die Hepatitis E ist für Schwangere gefährlich: 10–20% der im letzten Schwangerschaftsdrittel mit dem Virustyp 1 oder 2 infizierten Frauen sterben aus unerklärlichen Gründen. Die in Deutschland häufigste E-Hepatitis vom Typ 3 verläuft dagegen sehr oft asymptomatisch und heilt meist folgenlos aus.

    Bei allen chronischen Hepatitiden ist das Risiko für eine Leberzirrhose und einen Leberkrebs erhöht.

    Ihr Apotheker empfiehlt

    Was Sie selbst tun können

    Die Leber schonen. Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen Sie alles meiden, was die Leber belastet. Dazu gehört der totale Verzicht auf Alkohol und bei Frauen der Verzicht auf die Pille zur Empfängnisverhütung. Da viele Medikamente für Monate, mitunter Jahre nach einer überstandenen Hepatitis verboten sind, ist es wichtig, dass Sie bei jedem (Zahn-)Arztbesuch die Ärzt*in über Ihre Erkrankung informieren.

    Geschlechtsverkehr. Um zu vermeiden, dass sich Ihre Partner*in ansteckt, sollten Sie beim Geschlechtsverkehr solange Kondome verwenden, bis die Blutuntersuchung wieder normale Werte liefert und Ihre Ärzt*in Entwarnung gibt.

    Händehygiene. Bei Hepatitis A ist strikte Händehygiene vor allem nach dem Toilettengang angesagt, da der Erreger über den Stuhl ausgeschieden wird. Versuchen Sie, während der Erkrankung körperlichen Kontakt zu Familienmitgliedern zu vermeiden, um die Ansteckungsgefahr zu verringern.

    Komplementärmedizin

    Pflanzliche Lebertherapeutika sollten nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden. Das am häufigsten empfohlene Heilkraut ist die Mariendistel, aus deren Früchten standardisierte Trockenextrakte gewonnen werden (z. B. Alepa forte- Kapseln, durasilymarin®-Filmtabletten, Silibene® 140-Filmtabletten). Eine leberschützende Wirkung der Mariendistel wird von vielen Studienergebnissen gestützt, eine tatsächlich "antivirale" Wirkung ist jedoch eher unwahrscheinlich.

    Prävention

    Hepatitis B und D. Zur Vorbeugung von Infektionen mit Hepatitis B stehen Impfstoffe zur Verfügung, die vor dieser Hepatitis schützen (z. B. Engerix®). Eine erfolgreiche Hepatitis-B-Impfung, die für Kinder und Jugendliche, Fernreisende sowie für alle in den Medizinberufen Tätigen empfohlen wird, schützt zudem auch vor Hepatitis D. Zur Vorbeugung der sexuellen Übertragung der Hepatitis-B-Infektion ist die Verwendung von Kondomen notwendig.

    Problematisch sind die teilweise unhygienischen Arbeitsverhältnisse beim Stechen von Piercings und Tätowierungen. Selbst das Durchstechen der Ohrläppchen birgt ein gewisses Hepatitis-Risiko, wenn unsauber gearbeitet wird.

    Hepatitis A. Auch für die Hepatitis A gibt es einen Impfstoff (HAV-Totimpfstoff, z. B. Havrix®). Nach Injektion kann innerhalb von etwa 2 Wochen ein 95 %iger Schutz erreicht werden. Nach zwei Injektionen im Abstand von 6–12 Monaten erzielt man einen Langzeitschutz über 10 Jahre. Die Impfung gegen Hepatitis A ist mit einer Schutzimpfung gegen Hepatitis B kombinierbar (Twinrix®).

    Auf Reisen ist zur Vermeidung einer Ansteckung mit Hepatitis A und E auf ausreichende Lebensmittelhygiene zu achten und diese vor dem Verzehr entweder zu kochen, zu braten oder zu schälen (Cook it, boil it, peel it, or forget it).

    Weiterführende Informationen

    • www.bag-leber.de – Website der Bundesarbeitsgemeinschaft Leber e. V., Köln: Mit Informationen zu verschiedenen Lebererkrankungen. In der Arbeitsgemeinschaft sind zahlreiche Verbände und Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen, die von der Internetseite aus erreichbar sind.
    • RKI-Ratgeber zu Hepatitis A, B, C, und E - https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html

    Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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    Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

    Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

    Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

    Vorbeugen und Beschwerden lindern

    Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

    Übler Angriff auf den Darm

    Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

    Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

    Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

    Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

    Wie steckt man sich an?

    Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

    • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
    • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

    Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

    Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

    Die häufigsten Übeltäter sind Viren

    Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

    Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

    Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

    Bakterielle Infektionen eher im Sommer

    Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

    • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
    • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
    • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
    • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

    Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

    Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

    Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

    Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

    • länger anhaltenden Beschwerden,
    • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
    • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
    • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

    Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

    Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

    Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

    Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

    • 1 Liter Mineralwasser,
    • 250 ml Orangensaft,
    • ¾ Teelöffel Kochsalz und
    • 4 Teelöffeln Zucker.

    Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

    Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

    Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

    Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

    Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

    Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

    Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

    Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

    Wann müssen Antibiotika ran?

    In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

    In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

    Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

    A und O: Hygienemaßnahmen

    Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

    • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
    • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
    • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
    • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

    Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

    Vorbeugen ist besser als Durchfall

    Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

    Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

    Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

    Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

    Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

    Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

    Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann