Gesundheit heute

Gallenblasenentzündung

Gallenblasenentzündung (Cholezystitis): Akute oder chronisch wiederkehrende (rezidivierende) Entzündung der Gallenblase, in 90 % der Fälle zusammen mit Gallensteinen. Die akute Gallenblasenentzündung (akute Cholezystitis) geht mit starken rechtsseitigen Schmerzen einher und wird mit Schmerzmitteln, Antibiotika und einer Entfernung der Gallenblase innerhalb von 24 Stunden behandelt. Die chronisch (-rezidivierende) Gallenblasenentzündung tritt oft als Folge der akuten Erkrankung auf und verursacht wechselnde, aber in der Regel weniger ausgeprägte Beschwerden. Auch hier wird eine Entfernung der Gallenblase empfohlen.

Symptome und Leitbeschwerden

Akute Gallenblasenentzündung

  • Anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch, in die rechte Schulter ausstrahlend
  • Fieber und Schüttelfrost.

Wann in die Arztpraxis

Sofort, wenn

  • starke Schmerzen im Oberbauch, Fieber und Schüttelfrost auftreten.

Die Erkrankung

Akute Gallenblasenentzündungen

Gallensteine sind mit 90 % die mit Abstand häufigste Ursache der akuten Gallenblasenentzündung. Denn in den Gallengängen eingeklemmte Steine behindern den Galleabfluss in den Zwölffingerdarm. Der Gallestau (Cholestase) begünstigt die Besiedelung der Gallenblase mit aufsteigenden Darmbakterien wie beispielsweise Escherichia coli oder Klebsiellen. Deshalb tritt eine akute Entzündung der Gallenblase meist in der Folge einer Gallenkolik auf, bei der die Gallenwege durch Gallensteine verschlossen sind.

Die akute Form verläuft mit starken Schmerzen im rechten Oberbauch, oft mit Übelkeit, Erbrechen sowie Fieber und Schüttelfrost. Siedeln sich Bakterien in einem durch einen Gallenstein verschlossenen Gallengang an, kommt es häufig zu einer akuten Entzündung der Gallengänge (akute eitrige Cholangitis).

Schockgallenblase. Eine seltene Form der akuten Gallenblasenentzündung ist die Schock- oder Stressgallenblase (ischämische Cholezystitis) als Folge eines Sauerstoffmangels bei nicht ausreichender Blutzirkulation. Minderdurchblutung und Sauerstoffmangel in der Gallenblasenwand begünstigen das Einwandern von Keimen und es entwickelt sich eine Gallenblasenentzündung mit ähnlichen Symptomen wie bei der steinbedingten Form. Ursache der Schockgallenblase sind schwere Krankheit, Polytrauma und Operationen. Mitunter entwickelt sich eine solche steinlose Gallenblasenentzündung auch bei Patient*innen, die über Infusionen ernährt werden. Grund dafür ist die Umgehung des normalen Verdauungsvorganges, wodurch es zu einer Minderdurchblutung der Gallenblase und Eindickung ihres Sekretes kommt.

Chronische Gallenblasenentzündung

Wird die akute Entzündung nicht ausreichend behandelt, geht sie manchmal in eine chronische Gallenblasenentzündung über. Die chronische Gallenblasenentzündung verursacht häufig keine oder nur wenig ausgeprägte Beschwerden. Mitunter stellen sich im Verlauf der Zeit aber wieder heftige Oberbauchschmerzen, Übelkeit und sogar Fieber ein - das gilt dann als Rückfall einer akuten Gallenblasenentzündung (chronisch-rezidivierende Form). In manchen Fällen wird die chronische Form auch durch symptomlose Gallensteine hervorgerufen.

Komplikationen

Bei der akuten Gallenblasenentzündung drohen schwerwiegende Komplikationen wie ein Gallenblasenhydrops (eine vergrößerte Gallenblase durch Galleabflussstörungen im Bereich des Gallenblasenhalses) ein Gallenblasenempyem (eine mit Eiter gefüllte Gallenblase) sowie ein Durchbruch (Perforation) mit nachfolgender Bauchfellentzündung. Diese zwingen zu einer Notoperation, die weitaus gefährlicher ist als eine geplante Operation bei Beschwerdefreiheit.

Hauptgefahr bei der chronischen Form ist das Schrumpfen der Gallenblase (Schrumpfgallenblase). Bei dieser ist das Risiko erhöht, dass sich ein Gallenblasenkrebs entwickelt. Gleiches gilt auch für die sogenannte Porzellangallenblase, also wenn sich auf Grund der chronischen Entzündung in die Gallenblasenwand Kalk einlagert.

Diagnosesicherung

Die typischen Beschwerden im Zusammenhang mit starkem Druckschmerz sowie Abwehrspannung bei der körperlichen Untersuchung reichen der Ärzt*in für die Diagnose einer akuten Gallenblasenentzündung häufig aus. Weiterführende Untersuchungen bestätigen dann die Diagnose und helfen, das beste therapeutische Vorgehen zu finden.

Zu den wichtigsten Verfahren gehören der Ultraschall des Bauchraums, das Labor (Leber- und Gallenblasenwerte wie Transaminasen, Gamma-GT und Bilirubin, Entzündungszeichen wie CRP, sowie Blutbild und Gerinnungswerte) und bei Verdacht auf Steine im Gallengang die ERCP, also eine Untersuchung der Gallenwege mit Hilfe einer Kamera und Röntgenkontrastmittel, das über einen in den Mund bis in den Zwolffingerdarm eingeführten Schlauch direkt in das Gangsystem gespritzt wird. In unklaren Fällen veranlassen die Ärzte auch eine Computertomografie oder MRT des Bauchraums.

Differenzialdiagnosen. Zunehmende starke, dumpfe Schmerzen im Bauch und Fieber verursachen auch die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung und die Blinddarmentzündung.

1843_GTV_CT_Gallenblasenentzuendung_Gallenblasenkrebs.jpg|CT einer 58-jährigen Patientin mit akuter Gallenblasenentzündung. Weil die vorangehende Gallenkolik im Urlaub auftrat, wurde sie nur mit Schmerzmitteln behandelt. Der Befund überraschte die Ärzte doppelt: Zum einen war die Gallenblase bereits durchgebrochen (glücklicherweise allerdings nicht in die Bauchhöhle, sondern zur Leberseite hin, so dass die Bauchfellentzündung ausblieb), zum anderen zeigte er nicht die erwarteten Gallensteine, sondern Tumoranteile (Pfeile), die sich als Gallenblasenkrebs herausstellten. |[GTV 1843]|CT-Bild einer akuten Gallenblasenentzündung

Behandlung

Heute wird die Gallenblase von den Ärzten meist innerhalb von 24 Stunden entfernt. Diese Operation heißt Cholezystektomie, wird laparoskopisch vorgenommen und ist ein Routineeingriff mit sehr geringer Komplikationsrate. Parallel dazu bekommt die Patient*in Antibiotika und Schmerzmittel, um Entzündung und Schmerzen einzudämmen.

Nur bei schwerkranken Patient*innen mit hohem Operationsrisiko sehen die Ärzt*innen von einer sofortigen Operation ab. Diese Patient*innen werden unter engmaschiger Kontrolle konservativ mit Antibiotika und Schmerzmitteln betreut. Deuten sich jedoch Komplikation wie ein Gallenblasenhydrops oder eine Gallenblasenperforation an, müssen die Ärzt*innen trotz des hohen Operationsrisikos chirurgisch eingreifen, entweder mit einer laparoskopischen Operation oder über einen offenen Bauchschnitt.

Die chronische Gallenblasenentzündung erfordert ebenfalls die operative Entfernung der Gallenblase. Hier haben Ärzt*in und Patient*in jedoch Zeit für eine Operation außerhalb von entzündlichen Episoden.

Prognose

Die normale Gallenblasenentfernung ist eine Routineoperation mit einer sehr geringen Sterblichkeit unter 0,1 %. Komplikationen wie Blutungen oder Verletzungen des Gallengangs sind sehr selten. Bei Patient*innen in einem schlechten Allgemeinzustand treten häufiger Komplikationen auf, ebenso, wenn es zu einer Notoperation kommt, z. B. aufgrund einer Gallenblasenperforation.

Ihre Apotheke empfiehlt

Verzichten Sie auf warme Anwendungen wie Wärmeflasche oder Wärmekissen auf dem Bauch. Bei Gallenblasenentzündung ist lokale Wärme nicht nur nutzlos, sondern auch schädlich, weil sie die Entzündung weiter anheizt.

Ernährung nach der Gallenblasenentfernung

  • Helfen Sie Ihrem Körper, sich auf die veränderten Bedingungen durch ein Leben ohne Gallenblase einzustellen: Eine spezielle Diät ist zwar nicht erforderlich, schwer verdauliche Lebensmittel sollten Sie aber in den ersten 14 Tagen meiden. Dazu gehören Hülsenfrüchte, sehr fettreiche Nahrung oder scharf gebratene Lebensmittel.
  • Trinken Sie ausreichend, ungefähr 1–1,5 Liter sollten es täglich sein. Ob Sie genug getrunken haben, erkennen Sie leicht an der Farbe Ihres Urins: Die sollte nämlich hellgelb sein. Ein dunkelgelber Urin lässt darauf schließen, dass Sie zu wenig trinken.
  • Bei Blähungen und Durchfall hilft eine ballaststoffarme Kost, bei Verstopfung auch die vorübergehende Einnahme von milden Abführmitteln wie z. B. Macrogol. Nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Hausarzt auf, wenn es zu längerdauernden Verdauungsstörungen kommt.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann