Gesundheit heute

Diagnostik von Enddarm- und Analproblemen

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt erfragt zuerst die Vorgeschichte (Anamnese) der Beschwerden. Anschließend beginnt er mit der körperlichen Untersuchung des Patienten, indem er zuerst die Analregion des Patienten genau betrachtet. Oft sieht er hier schon Veränderungen, die im Zusammenhang mit der Vorgeschichte für eine Diagnose richtungweisend sein können, z. B. harmlose, aber bisweilen schmerzhaft entzündete Analfalten (Marisken) oder ebenso schmerzhafte Einrisse der Analschleimhaut (Analfissuren).

Eine vorsichtige Tastuntersuchung des Enddarms (Rektaluntersuchung, Austasten des Enddarms) mit dem Finger weist, wenn Veränderungen des Analkanals und der Darmwand auffallen, auf von außen nicht sichtbare Hämorrhoiden oder auf eine Tumorerkrankung hin. Bei dieser Untersuchung liegt der Patient auf der linken Seite und hält Hüften und Knie gebeugt. Der Arzt führt seinen behandschuhten Zeigefinger mithilfe von Gleitgel ein und tastet den Darm rundum aus. Sobald der Finger ganz im Analkanal ist, wird der Patient aufgefordert, mit der Analmuskulatur Druck auf den Finger des Arztes auszuüben. Die Untersuchung löst manchmal Stuhldrang aus, ist aber ansonsten schmerzlos. Nach dem Herausziehen des Fingers kontrolliert der Arzt den Handschuh auf eventuelle Auflagerungen von Stuhl, Blut oder Eiter.

1833_GTV_Analfalte_Mariske_Analfissur.jpg| Links: Analfalten (Marisken) entdeckt der Arzt schon bei der Inspektion des Anus. Sie sind harmlos, können sich aber entzünden und dann bei jedem Stuhlgang Schmerzen auslösen. In diesem Fall werden sie unter örtlicher Betäubung entfernt. Mitte: komplikationslose Analfissur. Rechts: Blutende Analfissur. |[GTV 1833]|Fotos von Analfalte, einfacher und blutender Analfissur

Enddarmspiegelung und Proktoskopie

Bei der Enddarmspiegelung (Mastdarmspiegelung, Rektoskopie) werden Mastdarm und die untersten Zentimeter des Sigma-Kolons mit einem 30 cm langen, starren Endoskop untersucht.

Der Patient muss nicht nüchtern sein, denn der Mastdarm wird eine halbe Stunde vor der Untersuchung mithilfe eines Einlaufs von Stuhlresten gereinigt. Das mit einem Gleitmittel bestrichene Rektoskop wird vorsichtig in den Darm eingeführt. Damit sich die Mastdarmschleimhaut besser entfaltet, wird etwas Luft eingeblasen. Während der Untersuchung kann der Arzt Gewebeproben entnehmen, Polypen abtragen und Hämorrhoiden behandeln. Werden nur Analkanal und Ampulle des Mastdarms (z. B. im Rahmen der Hämorrhoidendiagnostik) untersucht, spricht der Arzt von Proktoskopie.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Reizdarm nach Symptom behandeln

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.

Reizdarm nach Symptom behandeln

Verstopfung oder Durchfall?

Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.

Beschwerden sind nicht eingebildet

Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.

Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen. 

  • Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
  • Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
  • Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.

Sport und Psychotherapie helfen

Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.

In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.

Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ronstik / Alamy / Alamy Stock Photos