Gesundheit heute

Künstlicher Darmausgang

Bösartige Darmerkrankungen wie Darmkrebs oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen machen oft die Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter, Enterostoma) notwendig, vor allem, wenn Darmabschnitte durch die Erkrankung verlegt sind oder operativ entfernt werden müssen und deshalb der Nahrungsbrei nicht mehr seinen natürlichen Weg nehmen kann. Der Arzt unterscheidet das Ileostoma, das vom Dünndarm nach außen mündet, vom Kolostoma, das vom Dickdarm nach außen führt. Die Ausscheidungen werden an der Körperoberfläche in Beuteln gesammelt. Es gibt Einmalbeutel (Stomabeutel) und Ausstreifbeutel. Da sich das Ileostoma im Dünndarmbereich befindet, muss der Betroffene mit häufigeren und dünnflüssigeren Ausscheidungen im Tagesverlauf rechnen. Hier bietet sich ein Ausstreifbeutel an, der nicht jedes Mal gewechselt werden muss. Bei einem Kolostoma mit Ausgang im Dickdarmbereich ist pro Tag mit maximal drei Ausscheidungen zu rechnen. Daher ist in diesem Fall ein geschlossener Einmal-Beutel geeignet, der nach jeder Ausscheidung gewechselt wird.

Jede operativ geschaffene Verbindung eines Hohlorgans zur Körperoberfläche wird als Stoma bezeichnet. Dazu gehören das Stoma zur Ableitung von Harn (künstliche Harnableitung, Urostoma), das z. B. oft bei Patienten mit Harnblasenkrebs angelegt werden muss, oder das Tracheostoma, das nach der Kehlkopfentfernung die Verbindung zwischen Luftröhre und äußerem Hals darstellt.

1829_GTVFDI_Mastdarmkrebs_Kuenstlicher_Darmausgang.png|Wenn bei der Entfernung eines tief sitzenden (Anus-nahen) Mastdarmkrebses der natürliche Darmausgang nicht erhalten werden kann, muss ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) in die Bauchwand operiert werden. Häufig wird dieser nach einigen Monaten zurückverlegt, sodass für die Betroffenen auf lange Sicht der normale Ausscheideweg wieder hergestellt werden kann.|[GTVF 1829]|Anatomische Darstellung eines Dickdarms mit Mastdarmkrebs vor und nach Operation und Foto eines künstlichen Darmausgangs

Selbsthilfe

Mit einem künstlichen Darmausgang geht für jeden Patienten ein Stück Normalität verloren. Neben der oft unheilbaren Krankheit stellt das Stoma selbst eine große psychische Belastung dar. Es stürzt selbst stabile Charaktere in ein Wechselbad der Gefühle. Oft hilft es daher, sich schon vor der Operation mit anderen Betroffenen auszutauschen.

In medizinischen Fachgeschäften sind verschiedene Hilfsmittel erhältlich, die das Leben mit einem Stoma erleichtern. Kohlefilter absorbieren Geruchsstoffe, die z. B. durch Darmgase entstehen. Patienten mit Kolostoma und einer regelmäßigen Darmentleerung können das Stoma mit einer Stomakappe abdecken und so tagsüber für längere Zeit auf den Stomabeutel verzichten. Mithilfe einer täglichen Kolonspülung lässt sich die Darmfunktion so regulieren, dass am Tage die Abdeckung des Stomas mit einer Kappe oft möglich ist. Um das Festkleben des Beutels nicht zu beeinträchtigen, ist die Benutzung von Salben oder fetthaltigen Cremes rund um das Stoma ungeeignet. Beim Waschen sollten stets frische Waschlappen verwendet werden, damit keine Keime aus der Stoma-Umgebung verbreitet werden.

Speziell ausgebildete Fachberater für Stomatherapie (Stomatherapeuten) können bei der Stoma-Eingewöhnung und bei hartnäckigen Ernährungs- und Pflegeproblemen helfen.

Für Stomapatienten gibt es keine spezielle Diät. Dennoch kommt es vor, dass sie gelegentlich mit Durchfall, Verstopfung und Blähungen konfrontiert sind, die mit ihren gurgelnden Geräuschen vor allem in der Öffentlichkeit äußerst störend sind. Auch hier ist es wichtig, herauszufinden, welche Ernährung günstig ist und auf welche Speisen Sie verzichten sollten. Dabei hilft es, über längere Zeit ein Ernährungstagebuch zu führen und aufzuschreiben, welche Nahrungsmittel Sie gut vertragen und welche zu Blähungen führen. Die modernen Stoma-Systeme sind mit einem Kohlefilter ausgestattet, der Gerüche neutralisiert, so dass Blähungen sich nur durch ihr Geräusch äußern.

Es ergeben sich meist Einschränkungen im Speiseplan, so dass Sie von einer abwechslungsreichen und vollwertigen Kost häufig Abstriche machen müssen. Gerade die gesunden, faserreichen Nahrungsmittel wie rohes Obst und Gemüse, Salate und Vollkornprodukte können Blähungen, Verstopfung und schlimmstenfalls einen Darmverschluss auslösen.

Ansonsten ist ein Stoma kein Hindernis: Duschen und Baden sind problemlos möglich, da die Systeme im Wasser fest haften und selbst dem Schwimmen und Tauchen steht ein Stoma nicht im Weg. Abgesehen von Kampfsportarten ist jeder Sport erlaubt, und es gibt kaum eine berufliche oder private Tätigkeit, die nicht ausgeübt werden darf. Darüber hinaus gibt es nicht nur eine Reihe von Hilfsmitteln, sondern auch spezielle Kleidung für Stomaträger. Wenn dennoch Probleme auftauchen sollten, stehen jederzeit Stomaberater zur Verfügung. Adressen in der Nähe des Wohnorts finden Sie im Internet.

Weiterführende Informationen

  • www.stoma-welt.de – Private Website, Sprendlingen: Portal für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung , bietet Informationen, Links, Chat und Forum.
  • www.ilco.de – Website der Deutschen ILCO e. V., Bonn: Richtet sich an Menschen mit einem künstlichen Darmausgang und an „Stomaträger“. Bietet zahlreiche Informationen, Adressen von Beratungsstellen, Veranstaltungstermine und Links.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Keine Chance dem Fuchsbandwurm

Vor allem im Südwesten von Deutschland sind Füchse oft mit dem Fuchsbandwurm infiziert.

Keine Chance dem Fuchsbandwurm

Waldfrüchte waschen, Hunde entwurmen

Pilze sammeln, Brombeeren vom Strauch naschen: Das kann dort, wo der Fuchsbandwurm verbreitet ist, gefährlich werden. Denn infiziert sich der Mensch mit dem Parasiten, droht eine lebensgefährliche alveoläre Echinokokkose.

Aufnahme der Eier über Waldfrüchte und Kräuter

Der Fuchsbandwurm (Echinokokkus multilocularis) ist ein Parasit, der im Darm von Füchsen lebt. Dort legt er Eier, die der Fuchs mit seinem Kot ausscheidet. Die Eier kontaminieren Waldboden, Pflanzen und Früchte und werden von Nagetieren beim Fressen aufgenommen. Im Mäusedarm entwickeln sich aus den Eiern Larven, die von dort in die inneren Organe der Tiere wandern und zu Finnen werden. Wird eine solchermaßen erkrankte Maus vom Fuchs verspeist, nimmt dieser die Finnen auf. Die entwickeln sich in seinem Darm zu erwachsenen Fuchsbandwürmern, die wieder Eier ausscheiden – wodurch sich der Kreislauf schließt.

Im Gegensatz zu Mäusen gehören Menschen nicht zu den natürlichen Zwischenwirten des Fuchsbandwurms. Sie können sich aber trotzdem infizieren und krank werden. Vermutlich gelangen die Eier des Fuchsbandwurms über den Verzehr kontaminierter Waldfrüchte, Kräuter oder Pilze in den menschlichen Darm. Die Eier können aber auch nach dem Anfassen von Tieren, an deren Fell die winzigen Eier kleben, über die Hände in den Mund gelangen.

Finnen zerstören die Organe

Hat man sich infiziert, entwickeln sich die Eier im Darm zu Larven, die über das Blut vor allem in die Leber, manchmal aber auch in Gehirn und Lunge einwandern. Dort wuchern die Larven zu Finnen und zerstören die Organe nach und nach. In der Regel dauert es sehr lange, bis Beschwerden wie Gelbsucht, Atembeschwerden oder Krampfanfälle auftreten. Je früher die Echinokokkose erkannt wird, desto besser kann man dagegen vorgehen. Eingesetzt werden dabei Medikamente gegen Würmer (Anthelminthika), wenn möglich, werden die befallenen Organbereiche auch entfernt.

Vorbeugen ist am besten

Zum Glück kommt die Echinokokkose insgesamt selten vor. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 20 bis 50 Fälle gemeldet. Damit es noch weniger werden, sollte man ein paar einfache Verhaltensregeln beachten.

  • Beeren nicht direkt vom Strauch naschen!
  • Alle Waldfrüchte einschließlich Kräuter (Bärlauch) und Pilze vor dem Verzehr gründlich waschen. Das Gleiche gilt für Gemüse und Salat aus Freilandkulturen.
  • Haustiere regelmäßig entwurmen, in betroffenen Gebieten den Kot beim Tierarzt auf Fuchsbandwurm untersuchen lassen.
  • Nach Tierkontakten oder Gartenarbeit immer die Hände gründlich waschen.
  • Tote und lebende Füchse nicht anfassen. Zum Entsorgen toter Füchse Plastikhandschuhe tragen.
  • Füchse, die bis in Gärten oder Dörfer vordringen, nicht füttern.
  • Abfälle verschlossen entsorgen.

Im Südwesten am stärksten verbreitet

Den Fuchsbandwurm gibt es nur auf der Nordhalbkugel. In Deutschland gilt Baden-Württemberg – vor allem der Schwarzwald - als eines der am stärksten betroffenen Gebiete. Das heißt, dass dort besonders viele Füchse infiziert sind. Ebenfalls weit verbreitet ist der Fuchsbandwurm im südlichen und östlichen Bayern, im nördlichen und mittleren Hessen und in Teilen von Thüringen und Sachsen. In anderen Regionen Deutschlands kommt der Fuchsbandwurm nur sporadisch vor, generell nimmt die Befallrate von Südwest nach Nordost ab.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Blickwinkel / Alamy / Alamy Stock Photos