Gesundheit heute
Künstlicher Darmausgang
Bösartige Darmerkrankungen wie Darmkrebs oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen machen oft die Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter, Enterostoma) notwendig, vor allem, wenn Darmabschnitte durch die Erkrankung verlegt sind oder operativ entfernt werden müssen und deshalb der Nahrungsbrei nicht mehr seinen natürlichen Weg nehmen kann. Der Arzt unterscheidet das Ileostoma, das vom Dünndarm nach außen mündet, vom Kolostoma, das vom Dickdarm nach außen führt. Die Ausscheidungen werden an der Körperoberfläche in Beuteln gesammelt. Es gibt Einmalbeutel (Stomabeutel) und Ausstreifbeutel. Da sich das Ileostoma im Dünndarmbereich befindet, muss der Betroffene mit häufigeren und dünnflüssigeren Ausscheidungen im Tagesverlauf rechnen. Hier bietet sich ein Ausstreifbeutel an, der nicht jedes Mal gewechselt werden muss. Bei einem Kolostoma mit Ausgang im Dickdarmbereich ist pro Tag mit maximal drei Ausscheidungen zu rechnen. Daher ist in diesem Fall ein geschlossener Einmal-Beutel geeignet, der nach jeder Ausscheidung gewechselt wird.
Jede operativ geschaffene Verbindung eines Hohlorgans zur Körperoberfläche wird als Stoma bezeichnet. Dazu gehören das Stoma zur Ableitung von Harn (künstliche Harnableitung, Urostoma), das z. B. oft bei Patienten mit Harnblasenkrebs angelegt werden muss, oder das Tracheostoma, das nach der Kehlkopfentfernung die Verbindung zwischen Luftröhre und äußerem Hals darstellt.
Selbsthilfe
Mit einem künstlichen Darmausgang geht für jeden Patienten ein Stück Normalität verloren. Neben der oft unheilbaren Krankheit stellt das Stoma selbst eine große psychische Belastung dar. Es stürzt selbst stabile Charaktere in ein Wechselbad der Gefühle. Oft hilft es daher, sich schon vor der Operation mit anderen Betroffenen auszutauschen.
In medizinischen Fachgeschäften sind verschiedene Hilfsmittel erhältlich, die das Leben mit einem Stoma erleichtern. Kohlefilter absorbieren Geruchsstoffe, die z. B. durch Darmgase entstehen. Patienten mit Kolostoma und einer regelmäßigen Darmentleerung können das Stoma mit einer Stomakappe abdecken und so tagsüber für längere Zeit auf den Stomabeutel verzichten. Mithilfe einer täglichen Kolonspülung lässt sich die Darmfunktion so regulieren, dass am Tage die Abdeckung des Stomas mit einer Kappe oft möglich ist. Um das Festkleben des Beutels nicht zu beeinträchtigen, ist die Benutzung von Salben oder fetthaltigen Cremes rund um das Stoma ungeeignet. Beim Waschen sollten stets frische Waschlappen verwendet werden, damit keine Keime aus der Stoma-Umgebung verbreitet werden.
Für Stomapatienten gibt es keine spezielle Diät. Dennoch kommt es vor, dass sie gelegentlich mit Durchfall, Verstopfung und Blähungen konfrontiert sind, die mit ihren gurgelnden Geräuschen vor allem in der Öffentlichkeit äußerst störend sind. Auch hier ist es wichtig, herauszufinden, welche Ernährung günstig ist und auf welche Speisen Sie verzichten sollten. Dabei hilft es, über längere Zeit ein Ernährungstagebuch zu führen und aufzuschreiben, welche Nahrungsmittel Sie gut vertragen und welche zu Blähungen führen. Die modernen Stoma-Systeme sind mit einem Kohlefilter ausgestattet, der Gerüche neutralisiert, so dass Blähungen sich nur durch ihr Geräusch äußern.
Es ergeben sich meist Einschränkungen im Speiseplan, so dass Sie von einer abwechslungsreichen und vollwertigen Kost häufig Abstriche machen müssen. Gerade die gesunden, faserreichen Nahrungsmittel wie rohes Obst und Gemüse, Salate und Vollkornprodukte können Blähungen, Verstopfung und schlimmstenfalls einen Darmverschluss auslösen.
Ansonsten ist ein Stoma kein Hindernis: Duschen und Baden sind problemlos möglich, da die Systeme im Wasser fest haften und selbst dem Schwimmen und Tauchen steht ein Stoma nicht im Weg. Abgesehen von Kampfsportarten ist jeder Sport erlaubt, und es gibt kaum eine berufliche oder private Tätigkeit, die nicht ausgeübt werden darf. Darüber hinaus gibt es nicht nur eine Reihe von Hilfsmitteln, sondern auch spezielle Kleidung für Stomaträger. Wenn dennoch Probleme auftauchen sollten, stehen jederzeit Stomaberater zur Verfügung. Adressen in der Nähe des Wohnorts finden Sie im Internet.
Weiterführende Informationen
- www.stoma-welt.de – Private Website, Sprendlingen: Portal für Menschen mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung , bietet Informationen, Links, Chat und Forum.
- www.ilco.de – Website der Deutschen ILCO e. V., Bonn: Richtet sich an Menschen mit einem künstlichen Darmausgang und an „Stomaträger“. Bietet zahlreiche Informationen, Adressen von Beratungsstellen, Veranstaltungstermine und Links.

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.
Reizdarm nach Symptom behandeln
Verstopfung oder Durchfall?
Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.
Beschwerden sind nicht eingebildet
Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.
Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen.
- Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
- Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
- Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.
Sport und Psychotherapie helfen
Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.
In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.
Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom