Gesundheit heute
Verstopfung
Verstopfung (Obstipation): Erschwerte, verzögerte und zu seltene Darmentleerung (weniger als dreimal pro Woche), oft mit Schmerzen und hartem Stuhl. In Deutschland leidet ein Drittel der Bevölkerung zeitweise unter Verstopfung und ein Viertel der über 60-Jährigen unter chronischer Verstopfung. Von chronisch wird gesprochen, wenn die Beschwerden in den letzten 6 Monaten für mindestens drei Monate aufgetreten sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Ursachen und dementsprechend auch die Behandlungsstrategien sind vielfältig. Bei ständiger Verstopfung (funktionelle chronische Obstipation) steht – nach Ausschluss schwerwiegender Erkrankungen – eine Änderung der Lebensweise im Vordergrund. (Akute Verstopfung siehe Darmverschluss).
Symptome und Leitbeschwerden
- Weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche
- Harter Stuhlgang
- Pressen bei der Stuhlentleerung
- Gefühl unvollständiger Darmentleerung.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- die Beschwerden bereits mehrere Wochen dauern.
Die Erkrankung
Eine Verstopfung kann akut, vorübergehend oder chronisch auftreten. Die akute Verstopfung, der Darmverschluss, erfordert in der Regel eine Notfalltherapie (siehe Darmverschluss). Die vorübergehende Verstopfung ist häufig situationsbedingt und kommt z. B. auf Reisen oder im Krankenhaus vor. Von einer chronischen Verstopfung spricht man, wenn im letzten halben Jahr mindestens 12 Wochen lang 2 der folgenden Symptome aufgetreten sind:
- weniger als 3 Stühle/Woche
- harter Stuhlgang
- Gefühl der inkompletten Entleerung
- Starkes Pressen
- Gefühle der analen Blockierung
- Nachhelfen mit der Hand bei der Stuhlentleerung (Ausräumen des Enddarms).
Ursachen und Risikofaktoren
Bewegungsmangel, ballaststoffarme Kost, zu geringe Flüssigkeitszufuhr und die Unterdrückung des Stuhldrangs werden schon seit jeher mit der chronischen Verstopfung in Verbindung gebracht. Es ist richtig, dass sich der Stuhl durch Flüssigkeitsmangel (bei älteren Menschen oft als Folge eines mangelnden Durstgefühls) und zu wenig Ballaststoffe in der Ernährung mehr und mehr verfestigt. Inzwischen geht man jedoch davon aus, dass diese Faktoren allein eine Verstopfung nicht auslösen, sondern dass sie eine funktionelle Verstopfung bei trägem Darm begünstigen oder verstärken.
Darmstörungen und Darmerkrankungen
- Die häufigste Form der chronischen Verstopfung ist die funktionelle chronische Verstopfung. Bei ihr ist die Ursache unklar, deshalb wird sie auch idiopathische Verstopfung genannt. Typisch ist eine normale Darmpassagezeit (Kolon-Transit-Zeit), also die Zeit, die der Stuhl vom Beginn des Kolons (Dickdarm) bis zum Anus braucht. Krankhafte Veränderungen des Darms lassen sich bei dieser Art der Verstopfung nicht finden. Vermutet wird, dass ihr eine Art nervaler Störung zugrunde liegt, die durch weitere Faktoren wie ungünstige Ernährung oder Bewegungsmangel getriggert wird.
- Ebenfalls neurologisch bedingt ist die Störung im autonomen bzw. im Dickdarm-eigenen Nervensystem. Als Folge der nervalen Störungen kontrahiert sich die Muskulatur des Dickdarms nur noch schwach oder unkoordiniert, wodurch der Stuhl viel langsamer Richtung Anus transportiert wird (Slow-Transit-Obstipation). Auch bei der Verstopfung im Rahmen eines Reizdarmsyndroms lässt sich eine verlängerte Kolon-Transit-Zeit beobachten.
- Eher selten wird eine Verstopfung durch organische Darmerkrankungen verursacht. Hier setzt die Verstopfung innerhalb von Stunden oder Tagen ein (Darmverschluss), entwickelt sich manchmal aber auch aus chronischen Beschwerden. Ursachen sind Darmverengungen durch entzündliche Prozesse (z. B. Divertikulitis) oder gut- bzw. bösartige Wucherungen der Darmschleimhaut (z. B. Darmpolypen oder Darmkrebs).
Entleerungsstörungen
Verläuft der Transport des Darminhalts zum Enddarm störungsfrei und das Absetzen des Stuhls macht Probleme, spricht man von Entleerungsstörungen.
- Bei der gar nicht so seltenen Beckenbodendyssynergie besteht eine Kommunikationsstörung zwischen den empfindenden und den signalgebenden Nervenfasern im Enddarmbereich: Beim Gefühl des Stuhldrangs wird der Schließmuskel deshalb nicht ent-, sondern angespannt und die Entleerung dadurch unwillkürlich blockiert.
- Auch organische Erkrankungen wie Analfissuren oder Hämorrhoiden verursachen Verstopfung, weil der Betroffene wegen der starken Schmerzen am Anus die Entleerung unterdrückt. Häufig wird der nicht entleerte Stuhl weiter eingedickt und immer härter, was die Schmerzen beim nächsten Entleerungsversuch weiter verstärkt. Auch Verengungen im Enddarm erschweren die Entleerung, dazu gehören beispielsweise der Aftervorfall oder Mastdarmvorfall oder ein Rektumkarzinom. Schließlich kommt es auch nach gynäkologischen Eingriffen oder Erkrankungen zur Verstopfung, z. B. durch eine während der Geburt geschädigte Bindegewebsplatte zwischen Scheide und Enddarm.
Weitere Ursachen für die Verstopfung
Arzneimittel. Werden Abführmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen, verschlimmern sie die Darmträgheit durch die vermehrte Ausscheidung von Kalium zusätzlich. Auch bei anderen Medikamenten droht als Nebenwirkung Verstopfung, vor allem bei magensäurebindenden und blutdrucksenkenden Medikamenten, Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmitteln, Kodein, Anticholinergika und Colestyramin. Bei Opiaten ist das Verstopfungsrisiko so hoch, dass der Arzt meist ein Abführmittel gleich mitverordnet.
Viele Menschen reagieren auf Veränderungen im Tagesablauf mit vorübergehender Verstopfung und brauchen z. B. im Urlaub immer erst ein paar Tage, bis sich wieder eine normale Verdauung eingestellt hat. Auch fieberhafte Erkrankungen, Bettlägerigkeit und Schichtarbeit gehen häufig mit einer vorübergehenden Verstopfung (situative Obstipation) einher.
Hormonelle Ursachen. Der Darm ist in eine Vielzahl von Regelkreisen eingebunden und dadurch vielen hormonellen Einflüssen ausgesetzt. So führt z. B. eine Schilddrüsenunterfunktion zur Verstopfung, ebenso können Balancestörungen im Kalzium- oder Kaliumhaushalt die Funktion des Darmes beeinträchtigen. Auch die Schwangerschaft wirkt sich auf den Darm aus. Verantwortlich für die vor allem im 3. Trimenon auftretenden Verstopfungen ist das Schwangerschaftshormon Progesteron: Es sorgt durch seine muskelentspannende Wirkung nicht nur dafür, dass die Gebärmutter mit dem Kind mitwächst. Es entspannt auch die Muskeln anderer Hohlorgane und bewirkt dadurch eine Art physiologische Darmträgheit. Manche Frauen spüren diese Auswirkung regelmäßig in der 2. Zyklushälfte, wenn das Hormon Progesteron nach dem Eisprung vermehrt gebildet wird.
Verstopfung durch andere Erkrankungen
Verstopfungen treten auch im Rahmen anderer Erkrankungen auf, wie z. B. bei der Multiplen Sklerose oder nach Schlaganfall, aber auch bei der Sklerodermie, Diabetes mellitus und der Anorexia nervosa.
Paradoxer Durchfall
Bei langanhaltender Verstopfung entstehen durch den immer weiter eingedickten Stuhl (Kotstauung, Koprostase) Kotsteine (Kotballen), die fest im Darm sitzen und die Darmpassage behindern. In manchen Fällen wird der gestaute Stuhl verflüssigt und um das Hindernis herum als paradoxer Durchfall ausgeschieden. Dieses Phänomen kommt auch bei Dickdarmtumoren vor, die das Innere des Darms einengen. Deshalb muss beim paradoxen Durchfall immer ein Dickdarmkrebs ausgeschlossen werden.
Diagnosesicherung
Akute Verstopfung. Tritt eine Verstopfung plötzlich auf, klärt der Arzt schwerwiegendere Krankheitsursachen wie Divertikulitis, Darmdivertikel oder Darmkrebs mit bildgebenden Verfahren wie Bauchultraschall und Darmspiegelung ab – vor allem, wenn weitere Symptome wie heftige Bauchschmerzen oder Blut im Stuhl hinzukommen. Ergänzend können eine Tastuntersuchung des Enddarms und eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um so z. B. mögliche Entzündungszeichen (erhöhte BSG, CRP, Leukozytenzahl bei Divertikulitis) und/oder okkultes Blut nachzuweisen.
Chronische Verstopfung. In einigen Fällen ist eine Laboruntersuchung sinnvoll, etwa bei Verdacht auf Schilddrüsenunterfunktion oder Abführmittelmissbrauch. Ergeben die Untersuchungen keinen Hinweis auf eine organische Erkrankung, handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um eine funktionelle Obstipation oder einen Reizdarm. Vor der Durchführung von Spezialuntersuchungen wird der Arzt deshalb zunächst einen Behandlungsversuch mit Ernährungs- und Lebensstilumstellung und Abführmitteln beginnen (siehe Behandlung).
Spezialuntersuchungen
Bleibt die Verstopfung trotz mehrerer Behandlungsversuche bestehen, kommen verschiedene Spezialuntersuchungen zum Einsatz.
- Eine Beckenbodendyssynergie weist der Arzt mit einer anorektalen Manometrie nach. Dabei führt er einen Katheter in den Anus des liegenden Patienten und misst den Druck des Verschlussmuskels unter verschiedenen Bedingungen. Anhand der Werte kann der Arzt erkennen, wie gut das Zusammenspiel der Beckenbodenmuskeln funktioniert.
- Bei der Defäkografie untersucht der Arzt das Absetzen des Stuhls. Dafür wird dem Patienten zunächst ein Kontrastmittel als Einlauf verabreicht. Danach setzt er sich auf eine röntgendurchlässige Toilette und wird unter Durchleuchtung zum Kneifen, Pressen und Entleeren des Kontrastmittels aufgefordert. Mit dieser Untersuchung erkennt der Arzt z. B. anatomische Hindernisse im Enddarm.
- Die Kolon-Transit-Zeit misst der Arzt wiederum, indem der Patient 6 Tage lang lang röntgendichte Marker einnimmt. Nach einer Woche wird anhand einer Röntgenübersichtsaufnahme deren Verbleib geprüft und die Transitzeit berechnet.
- In sehr schweren Fällen kommen auch die sehr aufwändigen Messungen der Kolondrucke zum Einsatz (Kolonmanometrie). Diese mehrstündige Untersuchung läuft ähnlich ab wie eine Darmspiegelung und ermöglicht es den Ärzten, die Beweglichkeit des Dickdarms zu prüfen.
Differenzialdiagnosen. Die wichtigste Differenzialdiagnose der chronischen Verstopfung ist der Dickdarmkrebs. Bei einer akuten Verstopfung mit Erbrechen und starken Schmerzen muss auch stets ein Darmverschluss ausgeschlossen werden.
Behandlung
Basismaßnahmen
Ziel der Therapie ist, die Darmtätigkeit durch ballaststoffreiche Kost, viel Flüssigkeit und erhöhte körperliche Aktivität wieder zu normalisieren (siehe Abschnitt Selbsthilfe unten). Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kann der Betroffene die Nahrung mit weiteren nicht verdaulichen Quellstoffen, z. B. Weizenkleie und/oder Leinsamen anreichern. Wenn auch das nicht den gewünschten Erfolg bringt, wird die Nahrung mit Flohsamen und/oder Methylzellulose ergänzt. Wichtig ist, diese Mittel grundsätzlich mit viel Flüssigkeit einzunehmen, sonst verstärken sie die Verstopfung und führen im Extremfall zu einem Darmverschluss.
Hinweis: Quellstoffe sollten ohne ärztliche Rücksprache nicht länger als zwei Wochen eingenommen werden: Bei täglicher Anwendung in hoher Dosierung besteht wie bei allen Abführmitteln die Gefahr, dass dem Körper zu viel Wasser und zu viele Mineralsalze entzogen werden.
Pharmakotherapie
Reichen Basismaßnahmen nicht aus, verordnet der Arzt zusätzlich stärker wirkende Abführmittel, entweder in Monotherapie oder bei starker Verstopfung auch als Kombination. Dabei geht er in der Regel stufenweise vor:
Zunächst wird der Arzt Macrogol (z. B. Movicol®), Natriumpicosulfat (z. B. Laxoberal®) oder Bisacodyl (z. B. Dulcolax®) empfehlen. Wichtig ist hier der Einnahmezeitpunkt: Natriumpicosulfat braucht etwa 10 bis 12 Stunden, um zu wirken, am besten wird es abends eingenommen. Bisacodyl wirkt etwas schneller, als Tropfen wird die Einnahme direkt vor dem Schlafengehen empfohlen. Dulcolax® gibt es auch als Zäpfchen: Weil es innerhalb von 15–30 Minuten wirkt, soll es direkt vor dem Frühstück oder Mittagessen eingeführt werden.
Versagen diese Wirkstoffe, verordnet der Arzt eventuell Lactulose (z. B. Bifiteral®). Lactulose sorgt dafür, dass der Stuhl weicher und die Entleerung des Darms einfacher wird. Sie hat allerdings den Nachteil, dass sie unangenehme Blähungen verursacht und von Menschen mit Galaktoseintoleranz (angeborene Unverträglichkeit von Galaktose) nicht angewendet werden darf. Ansonsten gilt auch für Lactulose, dass eine längerfristige Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen soll.
Darüber hinaus kann der Arzt noch auf Anthranoide zurückgreifen. Anthranoide sind Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs, ihre stark abführende Wirkung beruht auf einer Reizung der Darmwand. Zudem wird die Schleimsekretion angeregt und die Rückführung von Wasser und Salzen aus dem Darm vermindert, sodass der Stuhl flüssiger, weicher und gleitfähiger ist. Je nach Wirkungsintensität löst der Wirkstoff 6–10 Stunden nach Einnahme durchfallartige Stühle aus. Anthrachinonhaltige Pflanzen sind Aloe, Cascarinde, Sennesblätter und -früchte, Faulbaumrinde, Rhabarberwurzel und Kreuzdornbeeren, wobei Aloe die stärkste und Kreuzdornbeeren die schwächste Wirkung haben. Zu den Nebenwirkungen zählen Mineralienverlust, insbesondere von Kalium, Darmschleimhautentzündungen und kolikartige Unterleibsschmerzen. Auch eine krebserregende Wirkung wird diskutiert. Deshalb werden Anthranoide nur eingesetzt, wenn andere Maßnahmen keine Linderung bewirkt haben und die Einnahme auf maximal 2 Wochen beschränkt.
Chirurgische Interventionen
Bei schwerster therapieresistenter Symptomatik gibt es die Möglichkeit der Sakralnervenstimulation. Diese Methode eignet sich für Verstopfungen mit verlängerter Kolon-Transitzeit (Slow-transit-Obstipation), weil sie als eine Art Schrittmacher den Darm stimuliert. Dazu werden in einer Operation Elektroden am Darm angebracht, nach außen geführt und unter die Haut verlegt. Über einen kleinen Schrittmacher stimuliert der Patient den Darm mit Hilfe der Elektroden. Bei etwa 50 % der Patienten mit Slow-Transit-Obstipation normalisiert der Schrittmacher die Kolon-Transit-Zeit und bessert die Verstopfung.
Spezielle Behandlung bei Entleerungsstörungen
Auch bei den Entleerungsstörungen lindern die oben genannten Basismaßnahmen (Ballaststoffe, ausreichend Flüssigkeit, Quellstoffe) die Beschwerden. Zusätzlich haben sich Zäpfchen und Klistiere bewährt, die den Stuhl erweichen und dadurch das Absetzen erleichtern (Natriumhydrogencarbonat, z. B. Lecicarbon®, Miniklistiere wie z. B. Microlax® oder Bisacodyl als Zäpfchen, z. B. Dulcolax®). Bei einer Beckenbodendyssynergie hilft häufig Biofeedbacktraining weiter. Bei dieser Methode wird eine Sonde in den Anus eingeführt, die über Lichtsignale anzeigt, wie stark die Schließmuskeln des Darms angespannt wird. Die Kontrollmöglichkeit hilft dem Patienten, seine Schließmuskeln besser zu steuern und zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen.
Strukturelle Probleme wie z. B. einen Mastdarmvorfall oder Hämorrhoiden des 3. oder 4. Grades versorgt der Arzt chirurgisch.
Weitere Erkrankungen
Liegt eine andere Erkrankung zugrunde, wird der Arzt versuchen, durch Behandlung dieser Krankheit die Verstopfung zu lindern, z. B. durch Gabe von Schilddrüsenhormonen bei Schilddrüsenunterfunktion.
Prognose
Mit Lebensstiländerungen und überlegtem Abführmittelgebrauch lässt sich eine funktionelle chronische Verstopfung meist gut in den Griff bekommen.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Sofern keine behandlungsbedürftige Darmerkrankung besteht, lässt sich die Verdauung auf lange Sicht nur normalisieren, wenn Sie ungünstige Lebens- und Ernährungsgewohnheiten ändern. Die Schwerpunkte sind:
Ernährung umstellen. Vollwertkost mit einem hohen Ballaststoffanteil ist zur Beseitigung einer Verstopfung unverzichtbar. Da viele Menschen zunächst mit Unverträglichkeitsreaktionen wie Blähungen und Völlegefühl auf eine ballaststoffreiche Ernährung reagieren, sollten Sie bei der Ernährungsumstellung am besten schrittweise vorgehen, damit der Körper genug Zeit hat, sich umzugewöhnen. Anfangs erhöhen Sie den täglichen Obst- und Gemüseanteil; auch Trockenfeigen, Dörrbirnen und -pflaumen sind hierfür geeignet. Als Nächstes ersetzen Sie Weiß- oder Mischbrot durch Vollkornbrot und Müsli. Essen Sie nichts, was Ihnen nicht bekommt. Wenn Sie z. B. Weißbrot deutlich besser vertragen als Vollkornbrot, hilft vielleicht stattdessen ein täglicher Apfel, Ihre Verdauung anzuregen. Außerdem können Sie den Faseranteil im Essen erhöhen, indem Sie hin und wieder Haferflocken in Milch oder Joghurt einweichen. Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch sollten ebenfalls regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Sie wirken sich positiv auf die Darmflora aus und helfen damit, die Verdauung zu normalisieren.
Quellstoffe. Leinsamen, Weizenkleie sowie Flohsamenschalen oder indischer Flohsamen (erhältlich in Reformhäusern oder Apotheken) regen die Verdauung an und machen den Stuhl voluminöser, weicher und geschmeidiger. Diese Eigenschaften entfalten sie jedoch nur, wenn sie mit viel Flüssigkeit eingenommen werden. Bei jeder Einnahme sollten mindestens 200 ml Flüssigkeit zugeführt werden. Trocken eingenommen besteht die Gefahr von Verstopfung bis hin zum Darmverschluss. Zu Beginn der Behandlung kommt es häufig vermehrt zu Blähungen. Um diesen vorzubeugen, empfiehlt es sich, mit einer niedrigen Quellstoffmenge zu beginnen und diese langsam zu steigern. In vielen Fällen genügt eine Tagesdosis von ein bis zwei Teelöffeln. Flohsamenschalen und indischer Flohsamen sind auch in Form von Fertigarzneimittel erhältlich, zum Beispiel Mucofalk® oder Metamucil®. Nehmen Diabetiker Quellstoffe ein, ist eventuell die Insulindosis anzupassen.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Trinken Sie mindestens 2 l pro Tag und steigern Sie Ihre Trinkmenge eventuell auf 3 l, wenn Sie Ihre Ernährung auf eine überwiegend ballaststoffreiche Kost umstellen. Da Ballaststoffe stark quellen, verstärken sie bei einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme zunächst die Verstopfung.
Regelmäßige Bewegung. Wenn kein regelmäßiger Sport möglich ist, lässt sich bestimmt ein Spaziergang von 20–30 Minuten Dauer in den Tagesablauf einfügen. Fehlt Ihnen auch dafür die Zeit, sollten Sie sich angewöhnen, Treppen zu laufen und konsequent auf Lift und Rolltreppen zu verzichten.
Sanfte Anregung der Darmtätigkeit. Ein Glas lauwarmes Wasser oder Obstsaft als Morgentrunk gleich nach dem Aufstehen regt die Darmtätigkeit ebenso an (gastrokolischer Reflex) wie eine 10-minütige Morgenmassage, bei der man beide Hände auf den Bauch legt und dann wiederholt mit sanftem Druck im Uhrzeigersinn nach unten streicht. Eine Wärmflasche, feuchtwarme oder trockenwarme Wickel, z. B. mit Schafgarbe oder Heilerde, für den Unterbauch lindern Druckgefühle und steigern ebenfalls die Darmtätigkeit.
Stuhltraining. Achten Sie auf Körpersignale: Suchen Sie bei Stuhldrang stets möglichst rasch die Toilette auf und unterdrücken Sie ihn nicht. Möglicherweise bietet es sich an, den Darm zu "erziehen", indem man sich jeden Tag etwas Zeit nimmt und immer zur gleichen Uhrzeit auf die Toilette geht.
Klistiere. Wenn in akuten Fällen nichts anderes hilft, ist die Anwendung eines Klistiers sinnvoll und ungefährlich. Praktisch sind Fertigprodukte auf Glyzerinbasis, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind.
Komplementärmedizin
Pro- und Präbiotika. Die gezielte Zufuhr von Darmbakterien wirkt ausgleichend auf die Mikroflora des Verdauungstrakts. Bei der Auswahl von geeigneten Bakterien wie etwa Bifidus, der E. coli Stamm Nissle oder Lactobazillen unterstützen Arzt oder Apotheker.
Homöopathie. Mittel der Hömöopathie sind bei Verstopfung u. a. Alumina, Bryonia, Calcium carbonicum, Nux vomica und Sulfur. Zudem stehen homöopathische Komplexmittel (z. B. Bryonia Pentarkan®) zur Verfügung.
Kolonhydrotherapie (Colon-Hydro-Therapie). Verstopfung ist eine klassische Indikation der Kolonhydrotherapie, einer Weiterentwicklung der Darmspülung. Hierbei wird der Dickdarm mit rund 10 l Wasser (25–41 °C) durchspült. Für den Ein- und Ablauf wird ein spezieller Apparat benutzt. Die Wirksamkeit der Therapie bei Verstopfung erscheint vielen Patienten zwar plausibel, ist aber wissenschaftlich gesehen fraglich, es existiert bisher kein wissenschaftlicher Nachweis darüber; eine andere, behandlungsbedürftige Darmerkrankung sollte aber vorher sicher ausgeschlossen sein.
Kritiker verweisen zudem auf die Risiken: So werden neben dem mechanischen Spülen und Entleeren des Darmes auch die lebensnotwendigen Darmkeime ausgeschwemmt und abgesehen von Nebenwirkungen wie Darmkrämpfen, Übelkeit und Brechreiz sind Fälle von Darmperforationen oder Darmblutungen bekannt. Auf der anderen Seite profitieren viele Betroffene von der Therapie (was aber für Anwendungen von Klistieren und anderen Darmspülungen gleichermaßen gilt), weshalb viele Autoren diese als risikoärmere und preisgünstigere Alternativen empfehlen.
Hinweis: Patienten mit Kreislaufschwäche dürfen die Kolonhydrotherapie nicht anwenden.

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.
Was tun bei Magen-Darm-Grippe?
Vorbeugen und Beschwerden lindern
Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
- Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
- Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
- Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
- Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
- länger anhaltenden Beschwerden,
- hohem Fieber und blutigem Stuhl,
- ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
- Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
- 1 Liter Mineralwasser,
- 250 ml Orangensaft,
- ¾ Teelöffel Kochsalz und
- 4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
- Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
- Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
- Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online