Gesundheit heute

Blähungen

Blähungen (Meteorismus): Übermäßige Füllung von Magen und Darm mit Luft und anderen Gasen. Die typischen Beschwerden sind Völlegefühl, Darmgeräusche und ein gehäufter Abgang von Winden. Meist haben Blähungen keinen Krankheitswert. Die Ursachen sind vielfältig, oft entstehen vorübergehende Blähungen durch den Verzehr von Lebensmitteln, die eine verstärkte Gasproduktion bewirken. Blähungen treten auch bei einem Reizmagen oder Reizdarm auf; nur selten sind plötzlich auftretende Blähungen Anzeichen einer ernsten Erkrankung.

Zur Behandlung chronischer Blähungen reichen Verhaltensänderungen meist aus. Liegt eine Erkrankung zugrunde, muss diese behandelt werden. Leiden Betroffene lediglich an stark gehäuften Windabgängen, sprechen Mediziner*innen von Flatulenz; dabei gelten immerhin 24 Windabgänge pro Tag noch als normal.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Völlegefühl, Aufgeblähtsein
  • Vermehrter Abgang von Winden
  • Gelegentlich Druck oder Schmerz, vor allem im rechten oder linken Oberbauch
  • Rumorende Darmgeräusche.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • plötzlich Blähungen mit Erbrechen und Bauchschmerzen auftreten.

In den nächsten Tagen, bei

  • unerklärbarem Gewichtsverlust
  • Blut im Stuhl
  • starker Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Die Erkrankung

Blähungen sind weit verbreitetet und verschwinden meist schnell wieder. Es gibt aber auch Menschen, die ständig unter einem geblähten Bauch leiden und sich durch die häufigen nicht steuerbaren, oft hörbaren und unangenehm riechenden Windabgänge in ihrem täglichen Leben und in ihren sozialen Kontakten stark beeinträchtigt fühlen. Doch selten liegt den Blähungen eine ernste Krankheit zugrunde.

Ursachen und Risikofaktoren

Luftschlucken. Das meiste Gas im Darm stammt aus der Luft, die man unbewusst beim Essen und Trinken verschluckt. Bei jedem Schlucken gelangen 2–3 ml Luft in den Magen. In Stress- und Angstsituationen, bei hastigem Essen und Trinken, übermäßigem Konsum von kohlensäurehaltigen Getränken, bei trockenem Mund und auch bei vermehrter Speichelbildung (Kaugummikauen) ist der Anteil der verschluckten Luft noch weitaus höher. Auch beim tiefen Einatmen kann Luft in den Magen gelangen, und nicht zuletzt enthalten auch viele Lebensmittel Luft.

Essgewohnheiten. Darmbakterien bilden im Dickdarm große Gasmengen, wenn schwer verdauliche Kohlenhydrate (z. B. Bohnen, Linsen, Erbsen, Zwiebeln oder Kohl) gegessen wurden, diese weitgehend unverdaut den Dünndarm passiert haben und in den Dickdarm gelangen. Zudem fördern einige Fertiggerichte und Konservenkost die Neigung zu Blähungen, wenn Sie mit blähenden Zutaten zubereitet sind. Auch wer plötzlich auf Vollkornprodukte umsteigt, hat manchmal mit Blähungen zu kämpfen, weil der Darm sich erst einmal auf die Ballaststoffe einstellen muss.

Verdauungsstörungen. Bei Krankheiten wie der Zöliakie oder einer Milchzuckerunverträglichkeit werden bestimmte Kohlenhydrate im Dünndarm nicht verdaut und gelangen in den Dickdarm, wo sie unter Gasbildung von den Darmbakterien abgebaut werden. Weitere Verdauungsstörungen, die häufig Blähungen auslösen, sind der Reizdarm und die zu geringe Freisetzung von Verdauungsenzymen durch die Bauchspeicheldrüse (Pankreasinsuffizienz).

Störung des Speisebrei-Transports. Wird die Nahrung zu langsam durch den Magen-Darm-Trakt transportiert, entstehen ebenfalls Blähungen. Ursachen für solche Transportstörungen sind beispielsweise ein Darmverschluss durch Lähmung der Darmbewegungen, Verwachsungen nach einer Operation im Bauchbereich oder Tumoren im Darm, wie z. B. ein Darmkrebs (kolorektales Karzinom). Auch in der Schwangerschaft verlangsamt sich der Speisebrei-Transport. Das liegt am Schwangerschaftsshormon Progesteron, das die Muskulatur von Bauchorganen entspannt und so dafür sorgt, dass die Gebärmutter nicht zusammengezogen ist und mit dem Kind mitwachsen kann. Es entspannt aber auch den Darm und verlangsamt damit die Verdauung – Folge sind häufig Blähungen.

Weitere Ursachen. Ein Teil der verschluckten Luft und des im Darm gebildeten Gases wird normalerweise über die Darmschleimhaut aufgenommen und über das Blut abtransportiert. Einige Krankheiten, z. B. ein Pfortaderhochdruck (bei Leberzirrhose) oder eine Rechtsherzschwäche, behindern die Gasaufnahme. Bleiben dadurch vermehrt Gase im Darm, gelangen diese schließlich über den Anus als Windabgang nach draußen.

Diagnosesicherung

Bei plötzlich einsetzenden Blähungen tastet die Ärzt*in den Bauch ab und prüft mit dem Stethoskop die Darmgeräusche. Zur Ursachenklärung veranlasst sie verschiedene Untersuchungen wie Bauchultraschall, Abdomenleeraufnahme und CT.

Auch bei chronischen Blähungen untersucht die Ärzt*in die Patient*in gründlich. Fragen zu den Essgewohnheiten sind wichtig für die Diagnose, evtl. müssen Patient*innnen auch ein Tagebuch über die aufgenommenen Speisen und dadurch auftretende Symptome führen. Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sorgen verschiedene Tests für Klarheit (z. B. ein Laktosetoleranztest). Manchmal helfen auch eine Blut- und/oder Stuhluntersuchung weiter (z. B. beim Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung oder auf eine Zöliakie).

Differenzialdiagnosen: Blähungen haben zahlreiche natürliche oder krankhafte Ursachen. Die wichtigsten Differenzialdiagnosen sind der Darmkrebs, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelintoleranzen und der Reizdarm.

Behandlung

Sind die Blähungen Symptom einer Erkrankung, muss diese diagnostiziert und behandelt werden. Nach Ausschluss einer krankhaften Ursache ist es die Aufgabe der Ärzt*in, die Betroffenen über die Harmlosigkeit ihrer Beschwerden zu informieren. Denn oft rufen chronische Blähungen bei Betroffenen die Angst hervor, sie könnten unter einer schweren Krankheit leiden.

Wenn die Blähungen besonders hartnäckig sind, werden Medikamente wie Simeticon (SAB simplex®, Lefax®) eingesetzt; ihr Nutzen ist jedoch gering. Bei schmerzhaften eingeklemmten Winden helfen kurzfristig entkrampfende Mittel wie Butylscopolamin (z. B. Buscopan®). Bei häufigerem Gebrauch verursachen diese jedoch selbst Blähungen.

Prognose

Blähungen sind lästig, lassen sich aber unter Beachtung der Selbsthilfetipps meist gut eindämmen. Chronische Blähungen sollten immer ärztlich abgeklärt und eine zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Luftschlucken vermeiden. Übermäßiges Verschlucken von Luft lässt sich vermeiden, indem Sie in Ruhe und mit Genuss essen, kleine Bissen zu sich nehmen und gründlich kauen. Hilfreich kann auch sein, viele kleine Mahlzeiten einzunehmen, beim Essen möglichst wenig zu sprechen und nach den Mahlzeiten einen Verdauungsspaziergang zu machen.

Verzicht auf blähende Lebensmittel. Meiden Sie blähende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Bohnen, Aprikosen, Kirschen, Beeren und kohlensäurehaltige Getränke (z. B. Mineralwasser, Bier, Sekt).

Kein Kaugummi, keine Zigaretten. Verzichten Sie auf Kaugummikauen und hören Sie mit dem Rauchen auf.

Entblähende Kräutertees. Bei akuten Blähungen verschaffen Teeaufgüsse mit Kümmel, Pfefferminze, Fenchel, Anis oder Ingwer Linderung. Ebenso werden Kümmelöl oder Pfefferminzöl (z. B. in Carmenthin®-Kapseln) traditionell zur Linderung von Blähungen eingesetzt.

Wärme. Eine Wärmflasche oder ein Heizkissen auf dem Bauch hilft, den Darm zu entspannen und lindert dadurch Blähungen. Quälende eingeklemmte Luft im Darm löst sich durch sanfte kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn. Ein weiterer Trick ist es, sich auf den Rücken zu legen und beide Beine an die Brust zu ziehen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann