Gesundheit heute
Wurmerkrankungen
Wurmerkrankungen (Helminthosen): Durch Wurmbefall verursachte Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und anderer Organe wie Lunge, Leber und Gehirn. Zu den wichtigsten Würmern, die den Menschen befallen, gehören Bandwürmer (Cestoden), Fadenwürmer (Nematoden) und Saugwürmer (Trematoden). Viele Wurmerkrankungen sind mit Wurmmitteln gut behandelbar. Beim Hundebandwurm oder Saugwürmern hängt die Prognose davon ab, wie sehr befallene Organe zerstört wurden. Wer sich mit Fuchsbandwurm infiziert, ist häufig auf eine lebenslange Therapie angewiesen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Oft nur vage Beschwerden, z. B. Druck im Oberbauch oder leichte Bauchschmerzen
- Juckreiz und Hautveränderungen in der Analgegend
- Sichtbare Ausscheidung von Würmern oder Wurmteilen im Stuhl
- Gewichtsabnahme, Blässe und Schwäche (Blutarmut)
- Gelbsucht, Reizhusten, Atemnot (Hunde- oder Fuchsbandwurm)
- Fieber, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen sowie Blut im Stuhl oder Urin nach Afrika- und Asienreisen (Schistosomen).
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- Würmer oder Wurmteile im Stuhl zu sehen sind
- bisher nicht bekannter Juckreiz in der Analregion auftritt
- seit längerem unspezifische Bauchschmerzen bestehen
- sich die Bindehäute gelblich färben
- Reiserückkehrer Fieber oder unerklärliche Allgemeinbeschwerden entwickeln
- Blut in Stuhl oder Urin auftritt.
Die Erkrankungen
Wurmerkrankungen sind weltweit verbreitet. Meistens erfolgt die Ansteckung über den Verzehr von infektiösem rohem oder nicht ausreichend gegartem Fleisch oder ungewaschenem, mit Fäkalien verunreinigtem Gemüse, Salat oder Obst. Die bevorzugt befallenen Organe und die Vermehrungszyklen unterscheiden sich von Wurmart zu Wurmart.
Fadenwürmer (Madenwürmer, Spulwürmer und Trichinen)
Zu den Fadenwürmern (Nematoden) gehören u. a. die Madenwürmer (Oxyuren, Enterobius vermicularis), die auch in unseren Breitengraden weit verbreitet sind. Über verunreinigte Nahrung, Spielzeug oder Wäsche stecken sich besonders Kinder im Kindergarten- oder Grundschulalter an. Die etwa 12 mm langen Würmer siedeln sich im unteren Dünndarmbereich, im Dickdarm und im Wurmfortsatz an. Nachts kriechen die Weibchen aus der Analöffnung und legen um den Anus herum ihre Eier ab. Das führt zu starkem Juckreiz am Darmausgang. Der Befallene kratzt sich, fasst mit den verunreinigten Händen Verschiedenes an und verhilft so den Madenwürmern zur weiteren Ausbreitung.
Die Eier von Spulwürmern (Ascaris lumbricoides) werden meistens mit verseuchtem Gemüse aufgenommen und landen so im Dünndarm des Menschen. Im Darm schlüpfen die Spulwurmlarven, gelangen durch die Darmwand ins Blut und über den Blutkreislauf in die Leber und die Lunge. Von dort wandern die Larven bis zum Kehlkopf, werden geschluckt und erreichen so wieder den Dünndarm. Jetzt haben sie ihre Wanderung abgeschlossen und wachsen zu bis zu 40 cm langen reifen Würmern heran. Die Betroffenen leiden während der Durchwanderung der Lunge oft unter leichtem Fieber, Husten und anderen grippeähnlichen oder auch asthmaartigen Beschwerden. Der Wurmbefall des Darms löst Bauchschmerzen aus; die Würmer können Knäuel im Darm bilden und so einen mechanischen Darmverschluss verursachen. In manchen Fällen verschließen wandernde Würmer den Gallengang, wodurch es zur Gelbsucht oder Gallenkolik kommt.
Trichinen (Trichinella spiralis): Trichinen befallen Haus- und Wildschweine und werden beim Verzehr von rohem Schweinefleisch vom Menschen aufgenommen. Die von ihnen verursachte Trichinose ist in Deutschland wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Fleischbeschau sehr selten geworden. In Osteuropa und Nordamerika ist sie aber immer noch weit verbreitet. Der Wurmbefall im Darm verursacht wässrige Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen und leichtes Fieber. Befallen die Larven die Muskulatur, kommt es zu Muskelschmerzen, Wassereinlagerungen im Gewebe und später eventuell zu anhaltenden rheumatischen Beschwerden. Lebensgefahr besteht, wenn Trichinen zum Herz gelangen und z. B. Herzmuskelentzündung verursachen. Kapseln sich Larven im Gehirn ab, treten außerdem neurologische Beschwerden auf.
Rinder- und Schweinebandwurm
Der Mensch infiziert sich vor allem durch rohes oder nicht ausreichend gegartes Fleisch mit den Finnen (Jungform = Larve des Bandwurms) von Rinderbandwurm (Taenia saginata) und Schweinebandwurm (Taenia solium). Die Finnen wachsen im Darm zum reifen Bandwurm heran, der aus einem Kopf, einem Halsteil und den daraus gebildeten Bandwurmgliedern (Proglottiden) besteht. Mit dem Stuhl werden einzelne Bandwurmglieder ausgeschieden. Die meisten Menschen haben nur sehr geringe Beschwerden, wenn sie an einer Bandwurmerkrankung leiden. Auffällig sind vor allem Appetitlosigkeit im Wechsel mit Heißhunger und Gewichtsabnahme trotz regelmäßigen Essens. Selten wandern Bandwurmglieder in den Blinddarm oder den Bauchspeicheldrüsengang; wo sie eine akute Blinddarmentzündung oder eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen können.
Nimmt ein Mensch die Bandwurmeier (nicht die Finnen) des Schweinebandwurms auf – was auch durch Selbstinfektion möglich ist – entwickeln sich im menschlichen Körper Larven (Zystizerken). Diese wandern vom Darm über die Blutgefäße in Muskeln und Organe (Zystizerkose). Bei einem Befall der Augen droht Erblinden, beim Eindringen in das zentrale Nervensystem Krampfanfälle. Bleibt der Befall auf die Muskeln beschränkt, klagen die Betroffenen über Muskelschmerzen. Oberflächlich in Haut oder Muskeln liegende Larven lassen sich oft als kleine Knoten ertasten.
Hunde- und Fuchsbandwurm (Echinokokkosen)
Echinokokkosen gehören zu den gefährlichsten Wurmerkrankungen. Die Infektion erfolgt durch Kontakt mit infizierten Füchsen, Hunden oder Katzen. Denkbar ist auch eine Infektion durch den Verzehr ungewaschener Heidel- oder Walderdbeeren, die aufgrund ihres niedrigen Wuchses oft mit Ausscheidungen von Füchsen verunreinigt sind. Aus den aufgenommenen Eiern entwickeln sich im Darm Larven, die über die Blutgefäße vor allem in die Leber und seltener in die Lunge und andere Organe wandern. Die Inkubationszeit kann Wochen bis Jahre dauern.
- Hundebandwurm (Echinococcus granulosus): Der Hundebandwurm bildet eine große Zyste in der Leber, in der sich zahlreiche neue Larven entwickeln. Beschwerden wie Oberbauchschmerzen treten oft erst auf, wenn die Zyste sehr groß ist und im Bauchraum andere Organe oder Gewebe mechanisch verdrängt. Drückt die Zyste auf die Gallenwege, droht ein Verschlussikterus. Platzt die Zyste, können die ausgeschwemmten Larven zu einem eventuell tödlichen allergischen Schock führen. Auch die Lunge ist oft von Zysten befallen, die Folge sind Atemnot und Reizhusten, manchmal mit blutigem Auswurf. Häufig heilt die Krankheit aber auch von allein wieder aus.
- Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis): Der Befall mit dem Fuchsbandwurm zählt zu den schwersten Wurmerkrankungen unserer Klimazone und den schwersten Lebererkrankungen überhaupt. Der Fuchsbandwurm bildet in der Leber mehrere kleine Zysten, die tumorartig in umliegende Gewebe und Organe einwachsen und diese zerstören. An erster Stelle ist die Leber betroffen, aber auch Lunge, Herz, Milz und Gehirn werden oft befallen. Schäden an diesen Organen lassen sich meist nicht verhindern, auch wenn rechtzeitig therapiert wird.
Saugwürmer
Schistosomen (Schistosoma haematobium, mansoni oder japonicum): Die zu den Trematoden gehörenden Saugwürmer kommen vor allem in Afrika, Südamerika und Asien vor. Inzwischen bringen auch immer mehr Fernreisende Schistosomen als Reisesouvenir mit nach Hause.
Die Larven der Würmer entwickeln sich in Süßwasserschnecken und dringen über die Haut in den Menschen ein, z. B. beim Baden in Flüssen und Seen oder beim Waten durch Pfützen. Im Menschen gelangen sie in die Leber, reifen dort heran und wandern dann in Darm oder Blase. Dort legen die Würmer ihre Eier, die dann über Stuhl und Urin wieder zurück in die Gewässer gelangen. Eier, die im Körper verbleiben, führen zu Entzündungen, wobei die Symptome vom jeweiligen Organbefall abhängen.
Die eigentlichen Symptome treten erst Wochen bis Monate später auf, z. B. Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Husten und Bauchschmerzen. Dahinter steckt eine allergische Reaktion auf die Würmer und ihre Eier. Häufig klingt die Erkrankung von selbst wieder ab, schwere Verläufe mit einem Befall von Gehirn und Herz sind jedoch auch möglich.
Diagnosesicherung
Findet der Arzt bei der mikroskopischen Stuhluntersuchung Wurmeier, ist eine Infektion bewiesen. Bandwurmglieder vom Rinder- und Schweinebandwurm sind schon mit bloßem Auge im Stuhl erkennbar. Die Eier von Spulwürmern lassen sich nachweisen, indem man ein Stück Tesafilm auf den Darmausgang klebt. Die am Tesa klebenden Eier lassen sich dann unter dem Mikroskop erkennen.
Hunde- und Fuchsbandwurmbefall werden in ~ 85 % der Fälle über Antikörper im Blut nachgewiesen. Die Zysten in der Leber erkennt der Arzt meist gut in Ultraschall oder CT.
Verdacht auf akute Schistosomiasis bei Reiserückkehrern. Etwa 5–12 Wochen nach der vermutlichen Infektion ist es möglich, die Eier der Saugwürmer im Stuhl nachzuweisen. Eine Alternative ist der Test auf Antikörper im Blut. Differenzialdiagnose. Tumoren, Abszesse und eine Tuberkulose der Leber können vor allem in der bildgebenden Diagnostik ähnlich aussehen wie die Leberzysten von Hunde- oder Fuchsbandwurm.
Behandlung
Wurmmittel (Anthelmintika) reichen fast immer aus, um Erkrankungen durch Rinder- und Schweinebandwürmer sowie durch Fadenwürmer zu bekämpfen. Sie werden bei kurzer Behandlungsdauer meistens gut vertragen. Häufig eingesetzte Wirkstoffe sind
- Pyrantel (z. B. Helmex®, auch als Saft), das auf Wurmarten lähmend wirkt, wodurch die Würmer lebend mit dem Stuhl ausgeschieden werden
- Albendazol (z. B. Eskazole® in Tablettenform) bzw. Mebendazol (z. B. Vermox® in Tablettenform), die die Nährstoffaufnahme der Würmer blockieren, sodass diese sterben und dann ebenfalls über den Darm ausgeschieden werden.
- Je länger die Therapie dauert, umso stärker treten Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall auf.
Schwierig ist die Therapie bei Hunde- und Fuchsbandwürmern. Beim Hundebandwurm werden die Zysten operativ entfernt oder der Inhalt vorsichtig abgesaugt. Manchmal spritzen die Ärzte auch 95 %igen Alkohol in die Zyste, um sie zu zerstören. Begleitend erfolgt die Einnahme von Wurmmitteln.
Beim Fuchsbandwurm gelingt den Ärzten die vollständige Entfernung der Zysten nur in einem Viertel der Fälle. Auch wenn Zysten operativ entfernt wurden, ist eine Behandlung mit Wurmmitteln noch für weitere zwei Jahre erforderlich. Ist keine Operation möglich, müssen Infizierte häufig lebenslang hochdosierte Wurmmittel einnehmen.
Die akute Schistosomiasis lässt sich gut mit Wurmmittel bekämpfen. Bei der akuten Form warten die Ärzte zunächst ab und behandeln nur symptomatisch. So wird ausgeschlossen, dass zu schnell eine zu große Menge an Würmern abstirbt und es dadurch zu einer allergischen Krise kommt. Nach Abklingen des Fiebers wird dann Praziquantel (z. B. Biltricide®) verabreicht. Organbeteiligungen bei der chronischen Schistosomiasis werden entsprechend der Beschwerden und Befunde behandelt.
Prognose
Fadenwürmer, Rinder- und Schweinebandwürmer lassen sich mit Medikamenten leicht therapieren und die Prognose ist nach der Therapie gut.
Die Infektion mit Schistosomen ist mit Wurmmitteln ebenfalls gut behandelbar. Wie gut sich eventuell betroffene Organe wieder erholen, hängt vom Ausmaß des Befalls ab. War bei der Erkrankung die Blase beteiligt, erhöht sich das spätere Risiko für einen Blasenkrebs.
Hunde- und Fuchsbandwurmzysten dagegen vergleichen manche Ärzte zu Recht mit einem bösartigen Tumor – hier hängt die Prognose ab von der durch die Zysten verursachten Zerstörung von Leber oder Lunge. Der Befall mit dem Fuchsbandwurm ist dabei gefährlicher als mit dem Hundebandwurm: Nur ein Drittel der mit einem Fuchsbandwurm infizierten Patienten lebt 10 Jahre nach der Diagnosestellung noch.
Ihr Apotheker empfiehlt
Prävention
Vor Wurminfektionen können Sie sich schützen, indem Sie sich vor jedem Essen die Hände waschen. Haustiere sollte man regelmäßig beim Tierarzt entwurmen lassen (bei Kleinkindern im Haushalt evtl. sogar monatlich), Hundekot an den Schuhen stets gründlich entfernen und nicht ins Haus tragen. Hindern Sie Ihre Kinder daran, sich am Po zu kratzen. Häufiges Händewaschen und kurz geschnittene Fingernägel unterstützen diese Basismaßnahmen.
Die früher verbreitete Warnung, niedrig wachsende Waldbeeren wie Heidelbeeren oder Walderdbeeren wegen einer möglichen Verseuchung mit Fuchsbandwurmeiern zu meiden, gilt heute als überholt.
Verzehren Sie Fleisch aus Hausschlachtung nur dann, wenn Sie sicher sind, dass die vorgeschriebene Fleischbeschau durchgeführt wurde.
Meiden Sie bei Reisen nach Afrika, Südamerika und Asien Süßwasserkontakt! Baden Sie nicht in Seen oder Flüssen, tragen Sie hohe Gummistiefel, wenn Sie durch Pfützen oder Bäche waten und Schutzkleidung, wenn Sie im Wasser arbeiten müssen.

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.
Was tun bei Magen-Darm-Grippe?
Vorbeugen und Beschwerden lindern
Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
- Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
- Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
- Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
- Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
- länger anhaltenden Beschwerden,
- hohem Fieber und blutigem Stuhl,
- ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
- Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
- 1 Liter Mineralwasser,
- 250 ml Orangensaft,
- ¾ Teelöffel Kochsalz und
- 4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
- Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
- Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
- Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online