Gesundheit heute

Magenkrebs

Magenkrebs (Magenkarzinom): Bösartiger Tumor der Magenschleimhaut. Der Tumor geht entweder vom Drüsengewebe (Adenokarzinom) oder vom Zylinderepithel (Gewebetyp der Magenschleimhaut, Zylinderepithelkarzinom) aus. Besonders häufig sind Männer über 60 Jahren betroffen. Magenkrebs ist hierzulande rückläufig, weltweit aber immer noch die fünfthäufigste Krebserkrankung. Wichtigste Risikofaktoren sind ungünstige Ernährungsgewohnheiten und chronische Entzündungen des Magens. Die Behandlung besteht in der operativen teilweisen (Magenresektion) oder vollständigen Entfernung des Magens (Gastrektomie). Frühzeitig erkannt und behandelt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 90–95 %. Im Spätstadium ist die Prognose schlecht, nach einer Behandlung beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate dann nur noch etwa 10–20 %.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Neu auftretende Abneigung gegen bestimmte Speisen, vor allem Fleisch
  • Völlegefühl und Appetitlosigkeit
  • Gewichtsabnahme
  • Nachlassen der Leistungsfähigkeit
  • Oberbauchschmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Risikofaktoren

Magenkrebs entsteht, wenn normale Magenzellen entarten und schließlich unkontrolliert wachsen. Dabei spielen beispielsweise erbliche (genetische) Faktoren eine Rolle: Zum einen populationsgenetische, die eine gesamte ethnische Gruppe betreffen – so gibt es eine besonders hohe Erkrankungsrate in China, Japan und auch in Finnland. Zum anderen werden manche Arten des Magenkrebses auch in der Familie vererbt.

Auch chronische, unbehandelte Magenerkrankungen erhöhen das Risiko für Magenkrebs. Dazu zählen die durch Helicobacter pylori verursachte Magenschleimhautentzündung, die autoimmune Typ-A-Gastritis und Magenpolypen.

Eine weitere wichtige Ursache sind krebserregende Nitrosamine. Diese entstehen vermutlich, wenn aufgenommenes Nitrat im Magen durch Bakterien zu Nitriten und schließlich Nitrosamin umgewandelt wird. Begünstigt wird dies durch

  • ungünstige Ernährungsgewohnheiten, besonders durch häufigen Verzehr geräucherter oder gepökelter Fleisch- und Wurstwaren (hoher Nitratgehalt)
  • langjährigen Zigarettenkonsum (hoher Nitratanteil im Tabakrauch)
  • chronischen Magensäuremangel, z. B. bei einer Autoimmungastritis (Förderung der Magenbesiedelung durch Bakterien, die Nitrat in Nitrit umwandeln).
  • Ein weiterer Risikofaktor ist jahrelanger Alkoholkonsum, v. a. Schnäpse.

Klinik

Magenkrebs bereitet lange Zeit keine oder nur sehr unspezifische Beschwerden ("empfindlicher Magen"); erst in späteren Stadien leiden die Betroffenen unter Appetitlosigkeit, Übelkeit oder einem Ekelgefühl gegenüber Fleisch oder anderen, bis dahin gern gegessenen Speisen.

Befindet sich der Tumor am Mageneingang, können außerdem Schluckstörungen auftreten. Hat er den Magenausgang befallen, tritt Völlegefühl auf. Viele Magentumoren bluten unbemerkt. Durch den schleichenden Blutverlust kann sich eine Blutarmut (Anämie) entwickeln, die dann zur Leistungsminderung führt.

Durchbricht der Tumor die Grenze der Magenschleimhaut, breitet er sich rasch auf Nachbarorgane wie Speiseröhre, Milz oder Bauspeicheldrüse aus. Außerdem drohen Metastasen in Lymphknoten, Lunge, Leber, Knochen und Gehirn.

Diagnosesicherung

Der erste diagnostische Schritt ist die genaue Anamnese sowie das sorgfältige Abtasten des gesamten Bauchraums. Oft erhärtet dies bereits den Verdacht. Beweisen lässt sich Magenkrebs durch eine Magenspiegelung. Diese erlaubt dem Arzt eine genaue Inspektion der Magenschleimhaut sowie die Entnahme von Gewebeproben aus krebsverdächtigen Arealen zur feingeweblichen Untersuchung.

Ist eine Magenspiegelung nicht möglich, wird alternativ eine Röntgenkontrastmittel-Untersuchung des oberen Verdauungstrakts durchgeführt. Dabei ist es allerdings nicht möglich, Gewebeproben zu entnehmen.

Hat sich der Verdacht bestätigt, werden mithilfe von Bauchultraschall, CT, Röntgenaufnahme des Brustkorbs und weiteren Spezialuntersuchungen (z. B. Endosonografie) Lunge, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse und Lymphknoten auf einen Tumor- und Metastasenbefall untersucht. Anhand von Lokalisation, Eindringtiefe und Ausbreitung des Tumors erfolgt die Stadieneinteilung des Tumors (nach dem TNM-System), aus dem sich die weitere Therapie ableitet.

Differenzialdiagnosen: Die durch einen Magenkrebs verursachten Beschwerden kommen auch bei anderen Erkrankungen des Verdauungssystems vor, z. B. bei der Ulkuskrankheit, beim Reizmagen, Speiseröhrenkrebs oder bei Magenpolypen.

Behandlung

Ist der Tumor noch auf die oberen Schleimhautschichten begrenzt und sind weder Lymphknoten befallen noch Metastasen vorhanden, kann der Krebs unter Umständen endoskopisch entfernt werden.

Operative Behandlung

In vielen Fällen ist jedoch eine Operation notwendig, bei der der Arzt entweder vier Fünftel (Magenresektion) oder den ganzen Magen entfernt (Gastrektomie). Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors und aller befallenen Lymphknoten (R0-Resektion). In bestimmten Fällen erfolgt vor und nach der Operation eine Chemotherapie. Vor der Operation soll die Behandlung den Tumor verkleinern, damit er besser entfernt werden kann. Danach zielt die Chemotherapie auf übriggebliebene Krebszellen.

Zur Wiederherstellung der Verbindung zwischen Speiseröhre und Dünndarm bilden die Operateure in den meisten Fällen schon während der Magenentfernung aus einem Stück Dünndarm einen kleinen Ersatzmagen. Nach der Operation erhält der Patient eine Magensonde, um in den ersten Tagen Nährstoffe zuzuführen. Sie wird nach 5–7 Tagen wieder entfernt, wenn die normale Darmtätigkeit wieder eingesetzt hat und die Nahtstellen dicht sind. Danach erfolgt über 2–3 Wochen der vorsichtige Ernährungsaufbau bis zur Normalkost.

Beschwerden nach Einsatz eines Ersatzmagens. Da die Speicherfähigkeit des Ersatzmagens sehr gering ist, wird die Nahrung nicht mehr in der bisher üblichen Menge über mehrere Stunden gespeichert und zerkleinert, um sie dann als Speisebrei an den Zwölffingerdarm abzugeben. Stattdessen "plumpst" (to dump) die Nahrung oft zu schnell in den Dünndarm.

Das Frühdumping-Syndrom tritt 5–30 Minuten nach dem Essen auf. Die große Menge Speisebrei, die plötzlich in den Dünndarm gelangt, führt zu einer Dehnung des oberen Dünndarms. Außerdem muss zur Verdauung sofort viel Flüssigkeit mobilisiert werden, sodass vermehrt Wasser aus der Blutbahn in den Dünndarm fließt. Dies verstärkt zum einen die Dehnung, zum anderen nimmt das zirkulierende Blutvolumen rapide bis zu einem Liter ab. Der Patient wird blass, beginnt zu schwitzen und klagt über Übelkeit. Gleichzeitig sinkt der Blutdruck, und es kann zum Kreislaufkollaps kommen.

1 bis 4 Stunden nach der Mahlzeit tritt das Spätdumping-Syndrom auf. Ursache ist eine Unterzuckerung als Folge eines zu raschen Übertritts des in der Nahrung enthaltenen Zuckers ins Blut. Der dadurch eintretenden Überzuckerung wird durch Insulinausschüttung ins Blut so stark gegengesteuert, dass es zu einer Unterzuckerung kommt. Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) äußert sich in der Regel durch Schwächegefühl und Schweißausbrüche; in schlimmen Fällen kommt es zur Bewusstlosigkeit.

Behandlung des Dumping-Syndroms. Früh- und Spätdumping werden vor allem diätetisch behandelt. Langsames Essen, häufige kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten und der Verzicht auf Getränke beim Essen helfen, die Dumping-Symptome in den Griff zu bekommen. Sinnvoll ist zudem das Meiden von einfachen Zuckern (Zucker, Honig, Marmelade, Süßspeisen). Wegen des Risikos der Unterzuckerung beim Spät-Dumping empfiehlt es sich, immer etwas Traubenzucker bereit zu haben. Weitere Ernährungstipps siehe unten.

Palliative (nicht mehr heilende, aber lindernde) Behandlung

Hat sich der Magenkrebs bereits so weit ausgebreitet, dass eine Operation nicht mehr sinnvoll ist, kann eine palliative Chemotherapie die Lebenszeit verlängern und die Lebensqualität verbessern. Bei starker Behinderung der Nahrungspassage durch den Tumor ist z. B. eine palliative Bestrahlung möglich. Ziel ist es, den Tumor zu verkleinern und den Weg für den Speisebrei wieder frei zu machen. Besonders wichtig in diesem Erkrankungsstadium ist eine ausreichende Schmerztherapie.

Nachsorge

Nach der Operation stehen regelmäßige Nachsorgetermine an. Neben der körperlichen Untersuchung bespricht der Arzt mit dem Patienten dabei die Ernährungssituation und prüft sein Gewicht. Er nimmt Blut ab, um das Blutbild zu bestimmen und eventuelle ernährungsbedingte Mangelzustände zu erkennen. Außerdem erhält der Patient bei diesen Terminen meist seine Vitamin-B12-Injektion, da er dieses Vitamin durch das Fehlen von Magen und Intrinsic-Factor nicht mehr mit der Nahrung aufnehmen kann. Falls Beschwerden auftreten, kommen bei der Nachsorge auch bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zum Einsatz.

Prognose

Magenkrebs ist gut heilbar, wenn der Krebs im Frühstadium entdeckt und vollständig operativ entfernt wird (R0-Resektion). Gelingt dies nicht, beträgt die mittlere Überlebenszeit 8 Monate. Ist eine Operation nicht möglich, beträgt sie 4 Monate. Die mittlere Überlebenszeit ohne Chemotherapie und ohne OP beträgt 4–6, mit Chemotherapie 7–12 Monate.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die Ernährungsumstellung nach der Magenoperation erfordert Zeit und Geduld. Sie sollten mehrere Monate einplanen, bis die Umstellung erfolgreich durchgeführt ist. Vor allem zu Beginn quälen die Betroffenen oft Früh- oder Spät-Dumping (siehe oben).

Grundregeln. Essen Sie häufig; bis zu acht kleine Mahlzeiten pro Tag sind ideal. Da das Hunger- und Sättigungsgefühl nicht mehr wie gewohnt funktionieren, essen Sie am besten nach der Uhr. Vermeiden Sie dabei zu Heißes und zu Kaltes. Um den kleinen Ersatzmagen nicht zu überfordern, sollten Sie auf Getränke beim Essen verzichten. Besser ist es, nach dem Essen eine halbe Stunde zu warten und erst dann zu trinken. Damit die Nahrung nicht zurück in die Speiseröhre fließt, bleiben Sie nach dem Essen in der Aufrechten. Ausnahme ist das Auftreten von Frühdumping-Symptomen: Dann legen Sie sich besser nach dem Essen für etwa 30 Minuten hin.

Kauen Sie alles, was Sie essen, gut durch. So sorgen Sie dafür, dass die Nahrung vollständig "eingespeichelt" wird und dass die im Speichel enthaltenen Enzyme bereits mit der Verdauung beginnen können.

Günstige und zu meidende Lebensmittel. Meiden Sie schnell resorbierbare Kohlenhydrate wie Limonade, Zucker in Tee und Kaffee, Fruchtsäfte, Bonbons, Süßigkeiten und Kompott, um den Spät-Dumping-Symptomen entgegenzuwirken. Frischmilch macht manchen Patienten Probleme; Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark werden hingegen meistens gut vertragen. Auf stark gewürzte, sehr fette und stark gesalzene Speisen sollten Sie zunächst ganz verzichten, ebenso auf stark blähende Speisen wie ballaststoffreiche Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Kohl, Zwiebeln und Knoblauch sowie geräucherte Fleisch- und Wurstwaren. Verzichten Sie auch auf kohlensäurehaltige Getränke.

Zusatzbedarf an Nähr- und Mikronährstoffen. Magenoperierte verwerten die Nahrung schlechter als Gesunde, sodass sie ~ 25 % mehr Kalorien benötigen. Eine Gewichtsabnahme in den ersten Monaten nach der Operation ist normal. Außerdem ist die Verwertung von Vitamin B12 gestört. Um Mangelerscheinungen vorzubeugen, sollten Sie daher alle drei Monate eine Spritze mit dem fehlenden Vitamin erhalten. Viele Magenoperierte leiden zudem an Störungen des Knochenstoffwechsels. Deshalb ist es wichtig, auf ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D zu achten, z. B. durch regelmäßigen Verzehr von Milchprodukten.

Fettreiche Nahrung wird meist nicht gut vertragen. Als Ersatz für herkömmliche Fette bieten sich die MCT-Fette an. Mit ihrem hohen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren werden sie vom Dünndarm besonders gut aufgenommen. Im Handel sind sie in Form von Margarine oder Speiseöl erhältlich. Drohendem Kalziummangel beugen Sie vor, indem Sie viel gesäuerte Milchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch essen. Diese sind meist bekömmlicher als frische Milch. Auch kalziumreiche (stille!) Mineralwässer können sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken. Hat sich nach der Operation eine Milchunverträglichkeit entwickelt, müssen Kalzium und Vitamin D in Tablettenform eingenommen werden.

Diätberatung. Wenn Ihnen die Nahrungsumstellung Probleme bereitet, ziehen Sie frühzeitig einen Ernährungsberater zurate.

Weiterführende Informationen

  • www.leitlinien.net – Über die Stichwortsuche finden Sie die Ärztliche Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Magenkrebses.
  • www.krebshilfe.de – Website der Deutschen Krebshilfe e. V., Bonn (Hrsg.): Unter der Rubrik Informieren finden Sie Broschüren und Infomaterial, so auch den blauen Ratgeber Nr. 07 zum Magenkrebs zum Bestellen oder Herunterladen.
  • https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/magenkrebs/unterstuetzende-massnahmen.php - Link zu Informationen des Krebsinformationsdienstes zur Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.

Was tun bei Magen-Darm-Grippe?

Vorbeugen und Beschwerden lindern

Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.

Übler Angriff auf den Darm

Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.

Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.

Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.

Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.

Wie steckt man sich an?

Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:

  • Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
  • Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.

Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.

Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.

Die häufigsten Übeltäter sind Viren

Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.

Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.

Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.

Bakterielle Infektionen eher im Sommer

Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
  • Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
  • Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
  • Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.

Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.

Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.

Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?

Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei

  • länger anhaltenden Beschwerden,
  • hohem Fieber und blutigem Stuhl,
  • ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
  • Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.

Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.

Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise

Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.

Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus

  • 1 Liter Mineralwasser,
  • 250 ml Orangensaft,
  • ¾ Teelöffel Kochsalz und
  • 4 Teelöffeln Zucker.

Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.

Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?

Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.

Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.

Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.

Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.

Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.

Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.

Wann müssen Antibiotika ran?

In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.

In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.

Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.

A und O: Hygienemaßnahmen

Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
  • Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
  • Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.

Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.

Vorbeugen ist besser als Durchfall

Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.

Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.

Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.

Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.

Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.

Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Rüdiger Rebmann