Gesundheit heute

Magenpolypen

Magenpolypen: Ausstülpungen der Magenschleimhaut in das Mageninnere. Sie sind meist gutartig, gehen in der Regel von Schleimhautdrüsen aus und treten einzeln, in Gruppen oder auch massenhaft auf. Betroffen sind vor allem Menschen im mittleren und höheren Lebensalter. Magenpolypen bereiten, wenn überhaupt, eher unspezifische Beschwerden. Da sie in 20 % der Fälle zu Magenkrebs entarten, werden entdeckte Magenpolypen grundsätzlich (endoskopisch) entfernt.

Symptome und Leitbeschwerden

Nur bei größeren Polypen:

  • Unspezifische Beschwerden wie Völlegefühl und Appetitlosigkeit
  • Druckgefühl im Oberbauch
  • Gelegentlich Bluterbrechen und schwarzer Stuhl (Teerstuhl).

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • Oberbauchschmerzen über längere Zeit und bei Völlegefühl und Appetitlosigkeit.

Noch heute, wenn

  • eine Schwarzfärbung des Stuhls auffällt.

Die Erkrankung

Magenpolypen haben ihren Ursprung meist im Drüsengewebe der Magenschleimhaut (adenomatöse Polypen). Sie variieren stark in Gestalt und Größe: Die gestielten, kugeligen, zottigen (villösen) oder breitbasig aufsitzenden Polypen haben eine Größe von wenigen Millimetern bis über 1 cm. Wie die adenomatösen Dickdarmpolypen bergen auch die adenomatösen Magenpolypen ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko (~ 20 %). Treten Magenpolypen gehäuft auf, dann befinden sie sich meist in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander (multiple Magenpolypen). Treten sie massenhaft auf, spricht der Arzt von einem Polyposis-Syndrom. Polyposis-Syndrome sind oft erblich bedingt, ein Beispiel ist die familiäre adenomatöse Polyposis (Dickdarmpolypen).

Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für die Entstehung von Magenpolypen ist unbekannt; vermutlich spielen Ernährungsgewohnheiten (z. B. fettreiche, ballaststoffarme Nahrung) sowie Rauchen und Alkoholkonsum eine Rolle. Diskutiert wird, ob ein Befall mit Helicobacter-pylori-Bakterien die Entstehung begünstigt, ähnlich wie bei der Magenschleimhautentzündung oder Ulkuskrankheit. In seltenen Fällen wird die Veranlagung für Magenpolypen auch vererbt.

Diagnosesicherung

Kleinere Magenpolypen machen keine Beschwerden, größere Polypen können unspezifische Druckschmerzen im Oberbauch bis hin zu Blutungen (selten) hervorrufen. Da sie sich nur selten bemerkbar machen, werden Magenpolypen meist zufällig im Rahmen einer Magenspiegelung entdeckt.

Differenzialdiagnosen: Reizmagen, Magenschleimhautentzündung und Magenkrebs verursachen ebenfalls unspezifische Druckschmerzen im Oberbauch. Hinter starken Schmerzen kann auch ein Herzinfarkt stecken.

Behandlung

Da 20 % der Magenpolypen tumorös entarten, werden sie möglichst noch während der Magenspiegelung endoskopisch abgetragen. Dabei trennt der Arzt den Polyp mit einer durch Hochfrequenzstrom erhitzten Drahtschlinge ab und lässt die zurückbleibende kleine Wunde verschorfen. Bei breitbasigen und/oder besonders großen Polypen ist eventuell eine Operation notwendig.

Polypen neigen dazu, immer wieder neu aufzutreten. Deshalb werden nach ihrer Entfernung Kontroll-Magenspiegelungen in halbjährlichen bis jährlichen Abständen empfohlen.

Prognose

Magenpolypen "unter Kontrolle" haben eine gute Prognose: Mit regelmäßigen Magenspiegelungen und der Entfernung eventuell neu gewachsener Polypen ist das Krebsrisiko meist gebannt.

Werden adenomatöse Magenpolypen nicht behandelt, entarten sie sie in 20 % der Fälle. Treten die Magenpolypen im Rahmen einer vererbten Polyposis auf, ist das Krebsrisiko im gesamten Magen-Darm-Trakt erhöht.

Ihr Apotheker empfiehlt

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn bei Familienmitgliedern Magenpolypen oder auch anderen Polypen im Verdauungstrakt entdeckt wurden. Er wird Sie beraten, ob und wann bei Ihnen regelmäßige Vorsorgemaßnahmen wie z. B. eine Magenspiegelung sinnvoll sind.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Reizdarm nach Symptom behandeln

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.

Reizdarm nach Symptom behandeln

Verstopfung oder Durchfall?

Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.

Beschwerden sind nicht eingebildet

Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.

Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen. 

  • Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
  • Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
  • Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.

Sport und Psychotherapie helfen

Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.

In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.

Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ronstik / Alamy / Alamy Stock Photos