Gesundheit heute
Speiseröhren-Krampfadern
Speiseröhren-Krampfadern (Ösophagusvarizen): Krankhafte Erweiterungen der Venen im unteren Teil der Speiseröhre, z. T. auch im Magengrund (Ösophagus-Fundus-Varizen). Häufigste Ursache ist eine schwere Lebererkrankung, vor allem die Leberzirrhose mit Erhöhung des Drucks in der Pfortader (Pfortaderhochdruck). Bei einem Drittel der Betroffenen kommt es zu Blutungen mit schwallartigem, massivem Bluterbrechen, die in 30 % der Fälle tödlich verlaufen. Auch nach einer Behandlung drohen weitere Blutungen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 40 %.
Symptome und Leitbeschwerden
- Bluterbrechen und Erbrechen von kaffeesatzartigem Mageninhalt
- Tiefschwarzer Stuhl (sogenannte Meläna).
Wann zum Arzt
Sofort als Notfall (Notruf 112) bei
- schwallartigem Bluterbrechen
- Schocksymptomen wie Herzrasen, blasser Haut, Blutdruckabfall.
Am gleichen Tag, bei
- tiefschwarzem Stuhl
- Erbrechen von kaffeesatzartigem Mageninhalt.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung und Ursachen
Speiseröhren-Krampfadern entstehen, wenn sich Blut in den Lebervenen staut. Normalerweise fließt das venöse Blut aus dem Magen-Darm-Trakt über den Portalkreislauf der Leber weiter zur unteren Hohlvene. Ist die Leber durch krankhafte Umbauprozesse verändert (z. B. im Rahmen einer Leberzirrhose), ist dieser Durchfluss gestört. Dann staut sich das Blut in die Pfortader zurück und es entsteht ein Überdruck (Pfortaderhochdruck). Das Blut sucht sich nun andere Wege, um zurück zum Herzen zu fließen – einer ist der Weg über die Speiseröhrenvenen. Die sind aber für eine derartige zusätzliche Volumenbelastung nicht gemacht, sie erweitern sich zu fingerdicken Krampfadern. Da ihre Wand sehr dünn ist und unter starker Spannung steht, reißen diese Speiseröhren-Krampfadern leicht ein – es kommt zu (schwallartigen) Blutungen. Bleiben leichtere Blutungen infolge kleinerer Einrisse unbemerkt, entwickelt sich durch den chronischen Blutverlust manchmal eine Blutarmut (Blutungsanämie).
Weitere seltene Auslöser für Ösophagusvarizen sind eine Thrombose in Pfortader, Lebervene oder Milz, ein Bauchspeicheldrüsentumor oder eine Blutstauung bei Rechtsherzinsuffizienz.
Diagnosesicherung
Bei entsprechenden Beschwerden führt der Arzt eine Speiseröhrenspiegelung durch, wodurch er die Krampfadern an ihrem typischen Aussehen zuverlässig erkennt. Die Speiseröhren- bzw. Magenspiegelung bringt in der Regel auch Klarheit über die genaue Blutungsquelle.
Differenzialdiagnosen: Bluterbrechen und Teerstuhl treten auch beim Magengeschwür (Ulkuskrankheit) oder bei der Magenschleimhautentzündung auf.
Behandlung
Akuttherapie blutender Krampfadern
Bei akuten Blutungen stabilisiert der Arzt zunächst den Kreislauf des Patienten. Um zu verhindern, dass Blut aus der Speiseröhre in die Luftröhre und die Lunge gerät (Aspirationsgefahr), erfolgt dann eine Intubation. Anschließend werden die blutenden Krampfadern endoskopisch lokalisiert und die Blutungsquelle gestillt. Methode der Wahl ist die Ligaturbehandlung (Gummibandligatur), bei der die blutenden Speiseröhren-Krampfadern zunächst in eine dem Endoskop aufsitzende Kappe (Konus) angesaugt und dann mit Gummibändern abgeschnürt werden. Nach einigen Tagen fällt die abgeschnürte Aussackung ab.
Eine alternative Behandlung ist die Verödungstherapie (Sklerotherapie, Sklerosierung), bei der mit dem Endoskop ein Verödungsmittel (z. B. Polydocanol) oder ein Gewebekleber (Histoacrylkleber) in die blutende Vene gespritzt wird, um die Vene zu verschließen.
Ist die Blutung so stark, dass sie sich auf endoskopischem Weg nicht beheben lässt, legt der Arzt eine Ösophagus-Kompressionssonde durch die Nase. Sie enthält Ballons, die sich aufpumpen lassen und die blutenden Krampfadern zusammendrücken. Dadurch kommt die Blutung innerhalb von Stunden zum Stillstand.
Behandlung nichtblutender Speiseröhren-Krampfadern
Im Vordergrund der Behandlung von Speiseröhren-Krampfadern steht die Vorbeugung von Blutungen. Die Gabe von Betablockern, z. B. (Propranolol®, Nadolol®) oder Nitraten (z. B. Isosorbidmononitrat) zur Senkung des Pfortaderhochdrucks reduziert das Blutungsrisiko um 50 %. Ist eine Blutung sehr wahrscheinlich, werden die Krampfadern wie bei der Akuttherapie vorsorglich endoskopisch verödet.
Prävention
Ob bei bisher asymptomatischen Speiseröhren-Krampfadern oder nach einer erfolgreich behandelten akuten Blutung: Entscheidend für den Therapieerfolg ist, dass es dem Arzt gelingt, den Pfortaderhochdruck dauerhaft zu senken. Nur so lassen sich die ständig drohenden Blutungen verhindern.
In manchen Fällen reicht eine medikamentöse Therapie (siehe oben) dazu nicht aus. Dann ist es nötig, einen Shunt, also eine Verbindung zwischen dem Pfortaderkreislauf und dem großen Kreislauf zu legen, um die Gefäße der Speiseröhre dauerhaft zu entlasten. Der sogenannte portokavale oder portosystemische Shunt verbindet die Lebervene mit der unteren Hohlvene. Das Blut fließt dann direkt in den großen Kreislauf, und der Druck in den Venen der Speiseröhre sinkt deutlich.
Komplikationen
Komplikationen der akuten Blutung bei Speiseröhren-Krampfadern sind die Aspirationspneumonie (Lungenentzündung durch in die Atemwege gelangte Blutbestandteile), der Durchbruch der Speiseröhrenwand und eine Sepsis.
Prognose
Speiseröhren-Krampfadern sind eine ernste Erkrankung. Etwa jeder 3. Betroffene erleidet im Verlauf eine akute Blutung. Die Prognose der akuten Blutung bei Speiseröhren-Krampfadern ist schlecht, etwa 30 % der Patienten versterben trotz gelungener Blutstillung, z. B. an einer Sepsis, einer Aspirationspneumonie oder an einem Leberversagen. Auch nach dem Überleben einer akuten Blutung verstirbt innerhalb der nächsten Monate etwa ein Drittel der Patienten an erneuten Blutungen. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt insgesamt bei etwa 40 %.
Ihr Apotheker empfiehlt
Achten Sie auf Ihre Ernährung, wenn Sie unter Speiseröhren-Krampfadern leiden. Folgende Tipps helfen dabei:
- Nehmen Sie statt 3 großen Mahlzeiten lieber mehrere kleine zu sich
- Kauen Sie das Essen sehr klein und speicheln Sie es gut ein
- Meiden Sie harte, kantige Speisen (Brotkrusten, Knäckebrot, rohe Möhren, sehr festes Fleisch)
- Meiden Sie sehr saure und heiße Speisen sowie Alkohol und Zigaretten
- Essen Sie kalorienreich und nehmen Sie bei Bedarf Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zu sich.

Gegen Bauchkrämpfe beim Reizdarm helfen Pfefferminzöl-Kapseln oder Spasmolytika.
Reizdarm nach Symptom behandeln
Verstopfung oder Durchfall?
Ein Reizdarm macht Betroffenen das Leben schwer. Doch ob Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen: Mit pflanzlichen Wirkstoffen und Medikamenten lassen sich die Beschwerden gezielt lindern.
Beschwerden sind nicht eingebildet
Beim Reizdarm handelt es sich um funktionelle Störungen im Magen-Darm-Trakt, für die es keine strukturelle oder organische Ursache gibt. Trotzdem sind die Beschwerden keinesfalls eingebildet. Wichtig zu wissen ist es jedoch für die Betroffene: Der Reizdarm ist nicht gefährlich und schränkt auch die Lebenserwartung nicht ein. Zudem lassen sich seine Auswirkungen gut behandeln.
Die wirksamsten Maßnahmen gegen die drei Leitsymptome Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen haben Expert*innen in der aktuellen Reizdarm-Leitlinie zusammengetragen.
- Durchfall. Durchfall lässt sich oft gut über die Ernährung beeinflussen. Hilfreich ist z.B. die FODMAP-Diät, bei der die Betroffenen die Aufnahme bestimmter Zucker drastisch reduzieren. Dazu gehören u.a. Milchzucker und Fruchtzucker, d.h. Milchprodukte und Obst. Günstig können sich auch Probiotika auswirken. Aus dem Pflanzenreich wirkt Berberin, ein Alkaloid aus der Berberitze, gegen Durchfall. Sind Medikamente erforderlich, empfehlen die Expert*innen zunächst Colestyramin und Loperamid. Für Beschwerden, die sich damit nicht lindern lassen, ist das rezeptpflichtige Eluxadolin eine Option.
- Verstopfung. Für mehr Schwung im Darm sorgt eine ballaststoffreiche Ernährung, viele Patient*innen profitieren auch von Probiotika. Als pflanzliches Präparat unterstützt Padma Lax, eine Mischung aus Kräutern und Mineralien die Darmentleerung. Reicht dies nicht aus, sollten Ballaststoffe zugeführt werden – möglichst in flüssiger Form. Wer gleichzeitig unter Blähungen leidet, profitiert von Macrogol-Präparaten. Von Laktulose wird abgeraten, da sie Blähungen verstärkt. Bei sehr schwerer Verstopfung kann die Ärzt*in Prucaloprid verschreiben. Linaclotid ist ebenfalls geeignet, wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht erstattet.
- Bauchschmerzen. Gegen Bauchkrämpfe und Bauchschmerzen können einige pflanzliche Präparate helfen. Allen voran Pfefferminzöl, das sich als stark gegen Schmerzen und Blähungen erwiesen hat. Verabreicht wird es in magensaftresistenten Kapseln. Weitere Phytotheraputika zur Schmerzlinderung sind zufolge Berberin, Padma Lax und eine Kräutermischung aus grüner Minze, Zitronenmelisse und Koriander (Camint). Als Medikamente kommen Spasmolytika wie Butylscopolamin und Mebeverin infrage.
Sport und Psychotherapie helfen
Ob Durchfall oder Verstopfung – insgesamt empfehlen die Expert*innen bei Reizdarm körperliche Aktivität und Maßnahmen zur Stressvermeidung. Yoga, autogenes Training und Achtsamkeitsbasierte Therapien tragen zur Linderung der Erkrankung bei. Lebensmittel, die zu Unwohlsein oder Blähungen führen, sollten vermieden werden.
In manchen Fällen schränkt die Reizdarmerkrankung die Lebensqualität ganz erheblich ein. Hier sollten Betroffene sich nicht scheuen, psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, unterstreichen die Expert*innen.
Quelle: Leitlinie Reizdarmsyndrom