Gesundheit heute
Kehlkopfkrebs
Kehlkopfkrebs (Kehlkopfkarzinom, Larynxkarzinom): Bösartige Gewebeveränderungen im Kehlkopfrachen.
Sie sind wesentlich seltener als gutartige Gewebeveränderungen, machen jedoch knapp die Hälfte aller Krebsfälle im Kopf- und Halsbereich aus. Die meisten an Kehlkopfkrebs Erkrankten sind zwischen 60 und 70 Jahre alt und haben über Jahre hinweg viel Alkohol und Nikotin konsumiert. In Deutschland erkranken jährlich etwa 3000 Männer und 500 Frauen daran.
Symptome und Leitbeschwerden
Je nachdem, wo der Tumor sitzt, zeigen sich unterschiedliche Beschwerden.
Oberhalb der Stimmlippen (supraglottische Karzinome):
- Ungeklärte Schluckstörungen
- Schmerzen, eventuell zu den Ohren ausstrahlend
- Fremdkörpergefühl.
Auf Stimmlippenebene (glottische Karzinome):
- Heiserkeit
- Räusperzwang, Kratzen im Hals
- Atembeschwerden, evtl. Luftnot und/oder verstärkte Atemgeräusche.
Unterhalb der Stimmlippen (subglottische Karzinome):
- Atembeschwerden
- Fremdkörpergefühl
- Später auch Heiserkeit.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, bei
- Schluckbeschwerden
- Heiserkeit, die länger als 2–3 Wochen andauert
- Atembeschwerden.
Die Erkrankung
Kehlkopftumoren werden in supraglottische, glottische und subglottische Karzinome unterteilt. Am häufigsten sind mit ca. 60 % die Karzinome auf Stimmlippenebene, subglottische sind mit 1 % am seltensten. Neben Tabakkonsum und Alkohol gelten bestimmte Warzenviren (Papilloma-Viren) als Risikofaktoren, etwa der humane Papillomavirus HPV-16.
Diagnosesicherung
Bei Krebsverdacht untersucht der Arzt den Patienten mit Hilfe einer direkten Kehlkopfspiegelung, um eine Gewebeprobe zu entnehmen. Falls die Gewebeuntersuchung Tumorgewebe nachweist, folgen bildgebende Untersuchungen wie CT und Kernspin, um die genaue Tumorgröße und -lage sowie Hinweise auf mögliche Halslymphknotenmetastasen herauszufinden.
Behandlung
Operative Behandlung
Bei der Entfernung des Tumors wird der Kehlkopf so weit wie möglich erhalten, es kann z. B. ausreichen, die Stimmlippen zu entfernen. Bei sehr ausgedehnten Tumoren muss der gesamte Kehlkopf entfernt werden. Nach der Kehlkopfentfernung (Laryngektomie) trennt der Chirurg in der gleichen Operation den Luftweg vom Speiseweg – der Patient atmet fortan durch ein Tracheostoma an der Vorderseite des Halses.
Stimmrehabilitation. Auf das zumindest vorübergehende Fehlen der stimmlichen Kommunikation werden Patienten und Angehörige schon im Vorfeld der Operation vorbereitet. Nach dem Eingriff beginnt die Stimmrehabilitation mit dem Ziel, dem Betroffenen eine Ersatzstimme zu verschaffen. Dafür stehen grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die der Patient alle in Zusammenarbeit mit einem Logopäden einüben muss:
- Das Erlernen der Speiseröhrenersatzstimme (Ösophagusersatzstimme) beginnt bereits zwei Wochen nach der Operation. Hierbei lernt der Betroffene, Luft in die Speiseröhre einzuatmen und beim Herauspressen gegen Schleimhautfalten Töne zu erzeugen. Zusammen mit Sprechbewegungen im Mundbereich entstehen so Wörter und Sätze – vom physiologischen Ablauf her ist die Tonerzeugung vergleichbar mit einem Rülpsen.
- Bei Stimmprothesen (z. B. Provox®) wird zwischen Luftröhre und Speiseröhre eine Ventilprothese in Höhe des Tracheostomas platziert. Sie schafft eine Verbindung zwischen Luftröhre und Speiseröhre, verhindert aber, dass Flüssigkeits- oder Speisereste in die Luftröhre gelangen und zur Aspiration (An-/Einatmen körpereigener Sekrete wie z. B. Mageninhalt in die Atemwege) führen. Um zu sprechen, verschließt der Betroffene beim Ausatmen das Ventil mit einem Finger und leitet so Luft in die Speiseröhre, wo wiederum die Töne erzeugt werden. Die Sprachverständlichkeit ist bei Stimmprothesen grundsätzlich besser als bei der Speiseröhrenersatzstimme.
- Eine elektronische Sprechhilfe wird meist nur vorübergehend als erste und einfachste Kommunikationsmöglichkeit eingesetzt. Sie besteht aus einem kleinen Gerät, das der Patient am Hals ansetzt. Das Gerät erzeugt einen Ton, der mit den Mundbewegungen zu hörbaren Äußerungen geformt wird. Die entstehende Stimme klingt jedoch sehr monoton und mechanisch.
Atmung. Nach Anlage des Tracheostomas ist diese Öffnung an der Vorderseite des Halses die einzige Möglichkeit für den Patienten zu atmen, bei Verlegung dieser Öffnung droht also Ersticken! Da Nasenatmung nicht möglich ist und deshalb die Einatemluft nicht mehr befeuchtet wird, trocknet die Schleimhaut in der Luftröhre bei der Umstellung auf Tracheostoma-Atmung stark aus. Dadurch droht die Bildung von Borken, die die Kanüle verlegen und zum Erstickungsanfall führen können. Deshalb muss der Patient einen Ultraschallvernebler ans Bett bekommen, der die entsprechende Luftbefeuchtung der Einatemluft gewährleistet.
Mit der Zeit gewöhnt sich die Schleimhaut an die trockenere und kältere Einatemluft. Dennoch besteht auch langfristig eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen der tieferen Atemwege, weil die Schutzfunktionen des "Ansaugrohrs" Nase nicht mehr gegeben sind.
Strahlen- und Chemotherapie
Die bisher bei Kehlkopfkrebs angewendeten Strahlen- oder Chemotherapien haben den Nachteil, dass sie die Stimmbänder der Patienten oft dauerhaft schädigen. Im günstigsten Fall werden Betroffene nur heiser, im schlimmsten Fall verlieren sie ihre Stimme. Wenn das Überleben aber akut in Frage steht, kommen sie dennoch zur Anwendung. Neue Behandlungsansätze sind:
- Die Kombination von Strahlentherapie mit zusätzlicher Gabe von Zytostatika wie 5-Fluorouracil, Cisplatin, Carboplatin, Mitomycin oder auch Docetaxel sowie Paclitaxel verstärkt.
- Der monoklonale Antikörper Cetuximab in Kombination mit einer Strahlentherapie.
- Der monoklonaler Antikörper Nivolumab, seit 2017 zur Behandlung des rezidivierenden (wiederkehrenden) Kehlkopfkrebses zugelassen.
Nachsorge
Nach Operation, Bestrahlung und Chemotherapie sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen erforderlich, um Rezidive, Metastasen oder Zweitkarzinome zu erkennen. Je nach Ausprägung des Tumors sind die Abstände der erforderlichen Untersuchungen unterschiedlich und reichen im ersten Jahr von sechswöchentlichen bis zu dreimonatlichen Untersuchungsintervallen.
Prognose
Die Prognose des Kehlkopfkarzinoms hängt davon ab, ob und wie sehr der Tumor Metastasen gestreut hat. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 66 %. 9-12 % der Patienten mit Kehlkopfkarzinom entwickeln Rezidive, die meisten davon in den ersten beiden Jahren. Dies und das relativ hohe Risiko für Zweitkarzinome (10-20 %) unterstreichen die hohe Bedeutung der Nachsorgeuntersuchungen bei dieser Krebserkrankung.
Ihr Apotheker empfiehlt
Rauchverzicht. Verzichten Sie nach der Behandlung des Kehlkopfkrebses unbedingt auf das Rauchen. Werden Ihre durch die Erkrankung vorgeschädigten Schleimhäute weiter oder erneut durch Schadstoffe im Tabakrauch angegriffen, entsteht leicht ein neuer Kehlkopfkrebs. Folgende Maßnahmen unterstützen den endgültigen Rauchstopp:
Nikotinersatzpräparate können beim Abgewöhnen des Rauchens helfen. Ihre Wirkung beruht darauf, Entzugssymptome zu lindern, weil dem Körper auch ohne Zigarettenrauchen das gewohnte Nikotin zugeführt wird. Die verabreichte Dosis wird im Verlauf bis auf Null reduziert.
- Nikotinpflaster
- Nikotinkaugummi
- Nikotinlutschtabletten
- Nikotinspray
Medikamente, die den Rauchstopp erleichtern sollen, sind die zur Tabakentwöhnung zugelassenen Präparate Bupropion oder Vareniclin. Diese verschreibungspflichtigen Medikamente enthalten kein Nikotin und wirken im zentralen Nervensystem. Ob sie für den jeweiligen Patienten in Frage kommen muss ein Arzt entscheiden und die Behandlung auch überwachen.
Verhaltenstherapie zur Raucherentwöhnung wird Einzel- oder Gruppenberatung angeboten. Dabei erlernt der Ex-Raucher z. B. mit dem Rauchverlangen umzugehen und Alternativen zu entwickeln, die die Belohnung "Zigarette" ersetzen. Anbieter findet man nach Postleitzahlgebieten sortiert unter www.anbieter-rauchberatung.de. Die Kosten für solche Kurse werden von manchen Krankenkassen bezuschusst.
Dort gibt es auch ein kostenloses Onlineprogramm, das den Ausstieg erleichtert, und eine kostenlose telefonische Beratung zur Motivation und Unterstützung.
Komplementärmedizin
Eine ausführliche Übersicht zu alternativen Krebstherapien findet sich an anderer Stelle.
Prävention
Reduzieren Sie Ihre individuellen Risikofaktoren für einen Kehlkopfkrebs indem Sie das Rauchen aufgeben und weitestgehend auf Alkohol verzichten.
Tägliches Zähneputzen senkt das Risiko, an Kehlkopfkrebs zu erkranken, um 20 %, so eine Studie in "Cancer Research" von 20171. Am besten putzen Sie Ihre Zähne abends und einmal im Verlauf des Tages, verwenden Zahnseide für die Zahnzwischenräume und halten die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt ein.
Weiterführende Informationen
1 Cancer Research – Hier finden Sie die Studie zum Einfluss der Mundflora auf Kehlkopf- und Speiseröhrenkrebs

Menschen mit Nasenspray-Abhängigkeit müssen ihr Nasenspray mehrfach am Tag benutzen.
Raus aus der Nasenspray-Sucht
Freiheit für die Nase
Mit Nasenspray bekommt man verstopfte Nasen ruckzuck wieder frei. Die Sache hat allerdings einen Haken: Wer das Spray zu lange benutzt, kann davon abhängig werden. Wie lässt sich das vermeiden und, vor allem, was kann man tun, wenn es dazu gekommen ist?
Wirkstoffe verengen die Blutgefäße
Abschwellende Nasensprays sind hocheffektiv. Mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin verengen sie die Blutgefäße in der Nase. Dadurch schwellen die Schleimhäute ab, und die Nasenatmung wird wieder möglich.
So weit, so gut. Wäre da nicht das Problem mit der Abhängigkeit. Denn werden abschwellende Nasensprays länger als eine Woche angewendet, können sich die Schleimhäute an die gefäßverengenden Wirkstoffe gewöhnen. Es kommt zu einer dauerhaften Schwellung, die Rhinitis medicamentosa genannt wird. Für eine freie Nase müssen die Betroffenen dann immer häufiger sprayen. Neben der körperlichen Abhängigkeit droht die psychische Sucht: Ist das Nasenspray einmal nicht zur Hand, kommt es zu Panik und Angstgefühlen.
Um dies zu vermeiden, hilft Vorbeugung. Das bedeutet, abschwellende Nasensprays nicht länger als sieben Tage lang anzuwenden. Außerdem raten Expert*innen dazu, ein konservierungsmittelfreies Präparat zu nehmen. Denn Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid können die Nasenschleimhaut reizen und die Schwellung noch verstärken.
Kalter Entzug oder Ein-Loch-Methode
Wenn es zu einer Nasenspray-Abhängigkeit gekommen ist, gibt es prinzipiell drei Wege aus der Sucht. Dabei ist es sinnvoll, sich ärztlich beraten zu lassen.
- Kalter Entzug. Das Nasenspray plötzlich komplett abzusetzen, erfordert sehr viel Willenskraft. Am ehesten gelingt dies in der Anfangsphase der Nasenspray-Sucht. Leider klappt der kalte Entzug in vielen Fällen nicht.
- Kontinuierliches Ausschleichen. Eine sanftere Variante, um vom Nasenspray loszukommen, ist das langsame Ausschleichen. Dabei benutzt man das Spray immer seltener. Hilfreich ist, dazu eine Art Tagebuch zu führen, also jedes Sprayen zu notieren.
- Ein-Loch-Methode. Dieses Vorgehen ist eine Form des kontinuierlichen Ausschleichens. Man entscheidet sich für ein Nasenloch, das weiterhin mit dem Spray behandelt wird und die Nasenatmung aufrechterhält. Das andere Nasenloch wird nicht gesprayt und auf diese Weise entwöhnt. Wenn das gut klappt, kann man nach einigen Tagen oder Wochen das Nasenspray auch im zweiten Nasenloch reduzieren und schließlich komplett absetzen.
Bei allen Varianten des Entzugs können unterstützende Maßnahmen helfen. Dazu gehört z. B., dexpanthenolhaltige Nasensalben auf die Nasenschleimhäute zu schmieren oder Nasensprays auf Meerwasserbasis zu verwenden. Auch Kortison-Nasensprays können bei der Entwöhnung helfen. Sie dämmen die Entzündung in der Nasenschleimhaut ein und führen damit zu deren Abschwellen.
Oft wird im Internet empfohlen, auf niedrig dosiertes Nasenspray für Kinder umzusteigen. Expert*innen zufolge ist das keine Option. Denn auch die geringere Dosierung kann Erwachsene in der Abhängigkeit halten.
Auf gefäßverengende Wirkstoffe verzichten
Insgesamt braucht man für die Entwöhnung viel Geduld. In manchen Fällen dauert es bis zu einem Jahr, bis die Betroffenen von ihrer Rhinitis medicamentosa genesen sind. Und wer einmal unter der Nasenspray-Sucht gelitten hat, sollte in Zukunft auf gefäßverengende, abschwellende Nasensprays verzichten. Zu groß ist die Gefahr, dass auch bei kurzer Nutzung die Abhängigkeit wieder einsetzt.
Quelle: pta heute, Deutsche Apotheker Zeitung