Gesundheit heute

Aufbau und Funktion der Atemwege

Bei allen Stoffwechselvorgängen im Körper wird Sauerstoff (O2) verbraucht und Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Die Lunge sorgt dafür, dass der notwendige Sauerstoff im Lungengewebe von der Atemluft ins Blut übergeht und das überschüssige Kohlendioxid an die Ausatemluft abgegeben wird.

Die Lunge füllt den Brustkorb nahezu vollständig aus. Rechte und linke Lunge umschließen das Mediastinum – also den Raum, der Herz, große Gefäße, Lymphknoten, Speiseröhre, Luftröhre und Nervenstränge beinhaltet. Das Zwerchfell, eine muskulär-bindegewebige Kuppel, die den Bauchraum überwölbt und vom Brustraum abtrennt, sorgt zusammen mit der Zwischenrippenmuskulatur für die Atembewegungen. Die Luft strömt durch den Nasen- und Rachenraum zum Kehlkopf, gelangt dann in die Luftröhre (Trachea), die durch 16–20 hufeisenförmige Knorpelspangen versteift wird. Die Luftröhre spaltet sich hinter dem Brustbein an der Gabelungsstelle (Bifurkation) in den linken und rechten Hauptbronchus, die sich nach wenigen Zentimetern in die jeweiligen Lappenbronchien verzweigen.

Wie Äste an einem Baum teilen sich die Bronchien immer weiter auf und werden dabei immer dünner. Hatte der „Stamm“ – die Luftröhre – noch einen Durchmesser von 20 mm, weisen die „kleinen Äste“, die Bronchiolen, nur noch einen Durchmesser von 0,4 mm auf. Sie teilen sich noch einige Male, bis sie in den Lungenbläschen (Alveolen) enden. Ein dichtes Netz aus elastischen Fasern und feinsten Blutgefäßen umspannt die Lungenbläschen. Auf dem Weg durch die Atemwege, vorbei an Nase, Luftröhre und dem „Bronchialbaum“, wird die Luft angewärmt und befeuchtet.

Lungengefäße

Die Lungenschlagader (Arteria pulmonalis) entspringt dem rechten Herzen und bringt sauerstoffarmes Blut in die Lungen. Sie teilt sich nach ihrem Abgang aus der rechten Hauptkammer des Herzens in immer feinere Gefäße auf. Die kleinsten Blutgefäße (Lungenkapillaren) sind nur durch eine dünne Membran von den Lungenbläschen getrennt, sodass Sauerstoff und Kohlendioxid leicht zwischen Lungenbläschen und den Lungenkapillaren ausgetauscht werden können. Das mit Sauerstoff angereicherte Blut fließt über die rechte und linke Lungenvene (Vena pulmonalis) in den linken Herzvorhof und in die Hauptkammer des Herzens zurück. Von dort wird das Blut in den Körperkreislauf gepumpt.

Atemmechanik

Die Lunge ist von einer hauchdünnen Hülle, dem Lungenfell (Pleura viszeralis) überzogen. Die Innenseiten des Brustkorbs, das Zwerchfell und der mittlere Brustraum sind vom Rippenfell (Pleura parietalis) bedeckt. Beide „Felle“, dünne Blätter vergleichbar einer Plastikfolie, werden als Pleurablätter und zusammen als Brustfell (Pleura) bezeichnet. Sie sind nur durch einen dünnen Spalt voneinander getrennt. Die im Spalt vorhandene Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Pleurablätter problemlos gegeneinander gleiten. In diesem Pleuraspalt (Brustfellhöhle) herrscht ein leichter Unterdruck (intrapleuraler Druck), sodass die Lunge passiv den Bewegungen des Brustkorbs folgen muss.

Bei der Einatmung zieht sich der Zwerchfellmuskel zusammen und senkt sich ab. Gleichzeitig heben die Zwischenrippenmuskeln die Rippen an. Dadurch vergrößert sich das Volumen des Brustkorbs und die Lunge wird passiv ausgedehnt. Durch den entstandenen Unterdruck strömt die Einatemluft durch die Luftröhre (Trachea) in das Lungengewebe. Die elastischen Fasern der Lunge werden dabei wie ein Gummiband gedehnt. Entspannt sich nun das Zwerchfell wieder und hebt sich damit an, wird die Lunge zusammengepresst und die elastischen Fasern ziehen sich wieder zusammen. Dies ist der Ausatemvorgang und so wird die kohlendioxidreiche Ausatemluft an die Umgebung abgegeben.

Ein Erwachsener atmet etwa 12–16 Mal pro Minute und hat in Ruhe ein Atemzugvolumen von ~ 0,5 l (die in Ruhe ein- und ausgeatmete Luft). Das macht ein Atemminutenvolumen von 6–10 l pro Minute. Bei körperlicher Arbeit kann das Atemminutenvolumen um ein Mehrfaches bis auf 20 l pro Minute erhöht sein.

Von: Kristine Raether-Buscham, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Asthma und COPD in den Urlaub

Schwimmen in mäßig warmem Wasser ist für Asthmakranke eine gute körperliche Aktivität im Urlaub.

Mit Asthma und COPD in den Urlaub

Hauptsache gut vorbereitet

Anderes Klima, neue Reize für die Atemwege oder Sauerstoffnot im Flugzeug: Für Menschen mit Asthma oder COPD sind Reisen eine Herausforderung. Doch gut vorbereitet können auch sie problemlos Urlaub machen.

Nur stabil die Reise antreten

Asthmakranke sollten nur in den Urlaub starten, wenn ihre Erkrankung stabil eingestellt ist. Am besten planen sie vier Wochen vor der Abreise einen Check-up bei der Hausärzt*in ein. Falls nötig, kann dort die Medikation angepasst werden. Im Urlaub können andere Einflüsse kaum abgeschätzt werden, betont der Lungenfacharzt Dr. Jens Becker aus Lübeck. Deshalb ist die regelmäßige Einnahme der Medikamente unverzichtbar.

Unbedingt in ausreichender Menge mitgeführt werden sollte das bronchienerweiternde, schnell wirkende Bedarfs-Spray. COPD-Kranke bekommen oft vorsorglich Kortison und Antibiotika verordnet, um für die Verschlimmerung ihrer Erkrankungen gerüstet zu sein.

Luft im Flieger ist gefährlich

Die trockene Luft im Flieger kann die Atemwege von Asthmapatient*innen stark reizen. Wenn nötig, sprayt oder inhaliert man schon vor Abflug seine Bedarfsmedikation. Während des Fliegens feuchtet regelmäßiges Trinken die Schleimhäute an. Ob COPD-Betroffene im Flugzeug Sauerstoff benötigen, prüft die Ärzt*in vor der Reise. Ist dies der Fall, muss man mit der Fluggesellschaft klären, wie sich die Sauerstoffversorgung an Bord sicherstellen lässt. Empfehlenswert für Personen mit Asthma oder COPD: Im Flieger eine Maske tragen, um sich vor Infektionen zu schützen.

Andere klimatische Bedingungen am Urlaubsort stellen für Asthma- oder COPD-Kranke oft ein Problem dar. Sowohl kalte als auch trockene Luft oder hohe Luftfeuchtigkeit können beim Asthma die Beschwerden verschlimmern. Es ist sinnvoll, vor der Abreise die Pollenbelastung des Urlaubsorts zu erforschen. Ist diese hoch, packt man am besten vorbeugend antiallergische Medikamente ein. Am Mittelmeer lösen z. B. Oliven und Glaskraut erhebliche Beschwerden aus. Für COPD-Patient*innen sind insbesondere extreme Kälte oder Hitze eine Gefahr. Sie sollten ihren Urlaub deshalb besser in Gegenden mit moderatem Klima verleben.

Bei hoher Luftverschmutzung Maske tragen

Bewegung und Sport sind sowohl mit Asthma als auch mit COPD zu empfehlen. Voraussetzung ist eine stabile Erkrankung und das Anpassen der Aktivitäten an den Gesundheitszustand. Für Asthmakranke ist Schwimmen in mäßig warmem Wasser oder Wandern in der Ebene geeignet. COPD-Patient*innen profitieren von Spaziergängen. In Gegenden mit hoher Luftverschmutzung trägt man bei Outdooraktivitäten am besten FFP2-Masken, das schützt die Atemwege vor zusätzlichen Reizen.

Notfallkarte auf Englisch

Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen sollten für Notfälle gut gerüstet sein. Das bedeutet, immer ein schnell wirksames bronchienerweiterndes Spray zur Hand zu haben. Auch eine Notfallkarte mit Informationen zur Erkrankung und zu Medikation sollte mitgeführt werden – am besten in der Landessprache, in Deutsch und in Englisch.

Quelle: Springer Nature

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Mischa Keijser