Gesundheit heute
Zahnspangen & Co.
Je nach Art und Schwere der Fehlstellung werden unterschiedliche kieferorthopädische Apparate eingesetzt. Viele Probleme lassen sich gleich auf mehreren Wegen oder mit einer kombinierten Methode lösen. Prinzipiell eignen sich bei den meisten Fehlstellungen sowohl herausnehmbare als auch festsitzende Zahnspangen. In schwereren Fällen werden eher feste Spangen eingesetzt. Manchmal können die Betroffenen allerdings auch wählen, welche Variante ihnen lieber ist. Beide haben ihre Vor- und Nachteile:
- Herausnehmbare Zahnspangen haben den Vorteil, dass man sie bei Schmerzen herausnehmen kann und sie eine gute Mundhygiene ermöglichen. Da viele Behandlungen in einem Alter stattfinden, in dem die Mundhygiene noch nicht optimal ist, schützen sie so vor Kariesschäden. Mit herausnehmbaren Zahnspangen können auch Kräfte auf Zähne und Kiefer ausgeübt werden, die bei einer ununterbrochenen Anwendung Schäden hinterließen oder zu schmerzhaft wären. Zudem sind sie auch bei den Patienten beliebt, da man sie bei wichtigen Anlässen oder zum Sport weglassen kann. Dass man sie herausnehmen kann, ist jedoch auch ein Nachteil, denn sie gehen leichter verloren oder werden beschädigt. Außerdem können der Kieferorthopäde und die Eltern die Tragedauer nicht kontrollieren. Mit herausnehmbaren Spangen sind zudem nicht alle Zahnbewegungen möglich und die Behandlung dauert insgesamt länger.
- Festsitzende Zahnspangen ermöglichen eine kürzere Behandlungsdauer. Mit ihnen lassen sich fast alle Zahnbewegungen durchführen, daher eignen sie sich auch zur Korrektur komplizierter Fehlstellungen. Bei festsitzenden Zahnspangen weiß der Kieferorthopäde zudem genau, wie lange sie getragen werden. Eine gute Mundhygiene ist auch mit festsitzenden Geräten möglich, allerdings ist sie aufwendiger. Die Patienten stört vor allem die dauerhafte Sichtbarkeit der festen Apparate. Feste Zahnspangen sind mittlerweile aber so verbreitet, dass es schon fast zur Pubertät gehört, eine zu tragen. Feste Spangen sind zwar etwas teurer als herausnehmbare, dafür dauert die Behandlung mit ihnen nicht so lange.
Im Anschluss an die feste Spange sorgt oft eine herausnehmbare Spange dafür, dass sich die Zähne nicht in die alte Position zurückbewegen. Manchmal fixiert der Kieferorthopäde die Zähne auch einfach mit einem Draht oder einer Schiene auf der Innenseite (Retainer) für den Zeitraum von 2–8 Jahren, um Rückbewegungen zu verhindern.
Welche Spange für wen?
Mundvorhofplatten. Mundvorhofplatten (Lippenformer) sehen ein wenig aus wie ein Schnuller und sind herausnehmbar. Sie dienen dazu, schädliche Lutschgewohnheiten (z. B. Daumenlutschen oder Dauergebrauch des Schnullers) zu beenden oder die Innenseite der Zähne vor der Zunge zu schützen. Der Kieferorthopäde setzt sie vor allem zur Vorbeugung oder zur Vorbereitung und Unterstützung der Behandlung ein.
Multibrackets. Multibrackets (Multiband-Apparatur) sind die typischen festen Zahnspangen, sie bestehen aus Halterungen, die der Kieferorthopäde direkt auf die Zähne klebt (das sind die Brackets), und Drähten, die sie verbinden. Nun kann er jeden einzelnen Zahn gezielt in verschiedene Richtungen bewegen und so auch komplizierte Korrekturen durchführen. Je dicker der Draht ist, umso mehr Kraft übt er aus. Um bestimmte Zugwirkungen zu erreichen, setzt der Kieferorthopäde zusätzlich Federn und Gummibänder ein.
Das beste Material für Brackets ist immer noch Stahl. Es gibt aber auch Brackets aus durchsichtigem Kunststoff und zahnfarbener Keramik, die kosmetisch vorteilhafter sind. Diese Alternativmaterialien bringen jedoch Nachteile mit sich. So neigen Kunststoffbrackets bei langem Gebrauch zu Verfärbungen; Keramikbrackets brechen schneller und können andere Zähne beschädigen, da sie härter als der natürliche Zahnschmelz sind. Aus diesem Grund werden Keramikbrackets fast ausschließlich im Oberkiefer eingesetzt, an den unteren Schneidezähnen könnten sie die Innenseite der oberen Schneidezähne ramponieren. Ein weiterer Nachteil ist, dass gesetzlich Versicherte die zusätzlichen Kosten selbst übernehmen müssen.
Brackets können auch von innen an die Zähne geklebt werden. Diese so genannten Lingualbrackets ergeben eine unsichtbare, feste Zahnspange. Sie werden vor allem aus kosmetischen Gründen bei Erwachsenen eingesetzt. Da Herstellung und Anwendung kompliziert sind, entstehen hohe Kosten. Medizinisch gesehen haben sie eher Nachteile: Sie stören beim Sprechen, erschweren die Zahnreinigung (da sie nicht ohne Spiegel zu sehen sind) und führen zu Zungenverletzungen.
Herausnehmbare Zahnspange. Herausnehmbare Zahnspangen bestehen entweder nur aus Draht oder aus einer Kunststoffplatte, an der Drahtbügel und Klammern befestigt sind. Sie werden im Lauf der Behandlung immer wieder nachgestellt, bis die erwünschte Zahnstellung erreicht ist.
Dehnplatten. Dehnplatten (Expander, aktive Platten) sind herausnehmbare Spangen für den Ober- bzw. Unterkiefer, die den Kiefer allmählich weiten. Viele aktive Platten verfügen über eine oder mehrere eingebaute Dehnschrauben, die der Kieferorthopäde Schritt für Schritt verstellt. Es gibt sehr viele verschiedene Bauformen, schließlich ist jede Zahnspange eine Einzelanfertigung für den jeweiligen Patienten. Oft kombiniert der Kieferorthopäde Dehnplatten und feste Zahnspangen, z. B. wenn er erst den Kiefer weitet und anschließend die Zähne verschiebt.
Teilweise werden herausnehmbare Dehnplatten bzw. Zahnspangen beweglich miteinander verbunden, um den Biss und das Verhältnis der Kiefer zueinander zu beeinflussen. Rückschubdoppelplatten schieben zur Behandlung eines Vorbisses den Unterkiefer zurück und fördern dabei durch die Gegenkraft auch die Entwicklung des Oberkiefers. Genau umgekehrt funktionieren Vorschubdoppelplatten, mit denen der Kieferorthopäde einen Rückbiss korrigiert.
Headgear. Bei den Patienten besonders unbeliebt, aber kieferorthopädisch sehr sinnvoll ist ein Headgear (Gesichtsbogen). Wenn die Zahnstellung im Oberkiefer beeinflusst werden soll, ohne den Unterkiefer mit einzubeziehen, gibt es kaum eine andere Behandlungsmöglichkeit. Ein Headgear ist ein herausnehmbarer Bügel, an dem eine Zahnspange befestigt wird. Er wird verwendet, wenn eine Abstützung außen am Kopf notwendig ist, z. B. wenn die Backenzähne im Oberkiefer nach hinten verlagert werden sollen. Im Mund wird ein Metallbogen an den Zähnen befestigt. Dieser Metallbogen führt aus dem Mund heraus, halb um den Kopf herum und wird in einen Federzug eingehängt, der hinter oder auf dem Kopf (z. B. mit einem Band im Nacken oder durch eine Kappe) gehalten wird. Ein Headgear sollte etwa 14–16 Stunden am Tag getragen werden, für die Schule, zum Essen und zum Sport kann der Patient ihn aber abnehmen.
Gesichtsmaske. Bei Patienten ähnlich unbeliebt wie ein Headgear ist eine Gesichtsmaske (Delaire-Gesichtsmaske). Kieferorthopäden verordnen sie daher nur selten und wenn es keine medizinisch sinnvolle Alternative gibt. Sie besteht aus einer Stirn- und einer Kinnstütze, die über einen Metallbügel oder Rahmen verbunden sind. An der Gesichtsmaske werden Gummibänder oder Federn befestigt, die den Oberkiefer nach vorne ziehen. Die Gesichtsmaske bringt bei einem unterentwickelten Oberkiefer oft schon in wenigen Monaten ein deutliches Wachstum, obwohl sie nur nachts getragen wird.
Aktivatoren und Bionatoren. Aktivatoren und Bionatoren sind herausnehmbare einteilige Geräte, mit denen beide Kiefer gleichzeitig behandelt werden. Beide kommen aus der ganzheitlichen Kieferorthopädie und funktionieren sehr ähnlich: Im Gegensatz zu Zahnspangen, die mit Drähten oder Federn aktiv auf die Zähne einwirken, nutzen sie die beim Kauen, Schlucken und Sprechen entstehenden Kräfte zu einer passiven Umformung des Bisses. Aktivatoren und Bionatoren werden während der Wachstumsphase als Plastikblock im Mund getragen. Durch gelegentliches Zurechtschleifen schafft der Kieferorthopäde Platz für Zahnbewegungen oder er lenkt Kau- und Schluckkräfte gezielt auf einzelne Zähne. Beide Geräte können durch Bügel ergänzt werden. Sie eignen sich für den Umbau der Kiefergelenke und für Bissverschiebungen. Bei einigen Problemen (z. B. einem ausgeprägten Vorbiss oder bei verdrehten Zähnen) scheitern sie jedoch.
Der Unterschied zwischen Aktivatoren und Bionatoren ist gering und besteht vor allem darin, dass Aktivatoren auf eine Steigerung der Muskeltätigkeit abzielen, während Bionatoren die vorhandenen Kräfte lenken. Die Behandlung wird oft durch Körperhaltungsübungen und andere Maßnahmen unterstützt.
Unsichtbare Zahnspangen. Relativ neu sind unsichtbare Zahnspangen (Invalisign®-Spangen, Kunststoffzahnschienen), dabei handelt es sich um Schienen aus transparentem Kunststoff, die nach einem Computermodell des Gebisses hergestellt werden. Nach jeweils 2–3 Wochen wird die Schiene durch eine neue ersetzt, die leicht veränderte Form bewegt die Zähne allmählich in die gewünschte Richtung. Dieses Verfahren eignet sich nur für leichte bis mittelschwere Fehlstellungen und kann nur bei bleibenden Zähnen eingesetzt werden. Invalisign®-Spangen sind eine reine Privatleistung. Für Patienten, die bereits mit beiden Beinen im Berufsleben stehen, kann sich diese Ausgabe für den kosmetischen Vorteil dieser Behandlungsmethode jedoch lohnen.
Behandlungskosten
Da praktisch bei jedem Menschen die Zahnstellung ein wenig vom Idealgebiss abweicht, werden die Kosten für eine Behandlung erst ab einem gewissen Schweregrad von den Kassen übernommen, dann aber komplett. In Österreich übernehmen die Kassen weniger Kosten – entsprechend seltener wird dort behandelt.
Die Kosten für eine kieferorthopädische Behandlung werden von der Krankenkasse beim ersten Kind zu 80 %, beim zweiten Kind zu 90 % sofort nach Vorlage der Arztrechnung übernommen. Den Differenzbetrag müssen die Eltern zunächst als Eigenanteil vorstrecken, bekommen ihn aber nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung von der Kasse erstattet.
Eine kieferorthopädische Behandlung sollte nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus finanziellen Gründen während der Kindheit oder im Jugendalter beginnen. Ab 18 müssen die Patienten nämlich sämtliche Kosten selbst tragen, es sei denn, es liegen wirklich schwere, von einem Gutachter bestätigte Fehlstellungen vor. Grundsätzlich ist die Behandlung von Zahnverschiebungen in jedem Alter möglich, bei Erwachsenen dauert sie allerdings länger. Das Kieferwachstum lässt sich bei Erwachsenen kaum noch ohne begleitende Operationen beeinflussen.
Die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Behandlung. Zusätzliche Leistungen wie z. B. Keramikbrackets oder Lingualbrackets müssen von den Patienten selbst getragen werden. Sie werden nach der Gebührenordnung für Zahnärzte berechnet.
Weiterführende Informationen
- www.zahnspangen.org – Informationsseite des Berufsverbands der Deutschen Kieferorthopäden e. V. (BDK, Berlin): Die Informationen sind für Kinder, Eltern und erwachsene Patienten zielgruppengerecht aufbereitet.
- Stiftung Warentest (Hrsg.): Zähne – Vorsorge, Behandlung, Kosten. Verein für Konsumenteninformation, 2005. Ratgeber rund um Zähne und Zahnbehandlungen. Sehr empfehlenswert.

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.
Perfekter Biss auch im Alter
Zähne und Prothese pflegen
Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.
Wenn Zähne älter werden
Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:
Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.
Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.
Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.
Die Folgen schlechter Zahnpflege
Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.
Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.
Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.
Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.
Trinken und Essen für gesunde Zähne
Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.
Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.
Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.
Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.
Zähne putzen ist das A und O
Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.
- Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten.
- Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
- Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
- Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen.
- Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.
Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:
Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.
Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.
Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.
Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.
Was können Mundspülungen?
Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.
Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.
Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.
Perfekte Pflege für die dritten Zähne
Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.
Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.
Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.
Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.
Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.
Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019, Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin, Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German]