Gesundheit heute

Zahnnerventzündung und Wurzelvereiterung

Zahnnerventzündung (Pulpitis, Zahnmarkentzündung): Entzündung mit möglichem Absterben des Zahnnervs.

Wurzelvereiterung: Eitrige Zersetzung des abgestorbenen Zahnnervs.

In die Pulpahöhle durchbrechende Karies und äußere Reize wie Druck oder Hitze schädigen den empfindlichen Zahnnerv, er entzündet sich und beginnt zu schmerzen. Anfangs ist eine Zahnnerventzündung noch umkehrbar und der Nerv bei rechtzeitiger Behandlung oft noch zu retten. Wenn der Reiz zu groß war, anhält oder die Bakterien nicht entfernt werden, breitet sich die Entzündung im Nerv und im Wurzelkanal weiter aus. Der Nerv stirbt schließlich ab. Aber auch ein toter Zahn kann noch viele Jahre gute Dienste leisten.

Bleibt eine Behandlung aus, verursacht der abgestorbene Zahnnerv weitere Probleme – je nachdem, ob Bakterien vorhanden sind oder nicht. Unter Bakterieneinfluss fängt er an, sich eitrig zu zersetzen. Nach einigen Tagen entzündet sich der Knochen um die Zahnwurzelspitze, an der die Versorgungsgänge den Zahn verlassen, und löst sich auf. Es bildet sich eine Wurzelvereiterung. Auch jetzt ist eine Behandlung noch sinnvoll, um den ansonsten sicheren Verlust des Zahns zu verhindern.

Leitbeschwerden

  • Anfangs kurze und durch spezielle Reize ausgelöste Schmerzen
  • Später intensive, pochende Schmerzen.

Bei einer Wurzelvereiterung zusätzlich:

  • Aufbissschmerz
  • Wärmeempfindlichkeit (Kälte wird als angenehm empfunden)
  • Anschwellender Kieferknochen
  • Eiterblase.

Wann zum Arzt

Heute noch bei Verdacht auf eine Zahnnerventzündung oder starken Schmerzen.

Die Erkrankung

Eine Zahnnerventzündung kann viele Ursachen haben: Häufig entsteht sie, wenn sich Karies durch das Zahnbein bis zur Pulpahöhle vorgearbeitet hat und Bakterien eindringen (tiefe Zahnkaries). Zu hohe Kronen oder Füllungen und die Hitze, die entsteht, wenn der Zahnarzt zu schnell bohrt oder nicht richtig kühlt, können auch eine Zahnnerventzündung auslösen. Die Entzündung beginnt zunächst an einer kleinen Stelle und breitet sich von dort aus. Wenn sie nicht behandelt wird, schwellen oft die Blutgefäße an, die den Zahn über die Wurzelspitzen versorgen. Dadurch wird die Blutzirkulation gestört und das Gewebe stirbt ab (Pulpanekrose).

Der abgestorbene Zahnnerv verursacht keine sichtbaren Probleme, solange keine Bakterien vorhanden sind (stille Gangrän). Wenn jedoch Bakterien in die Pulpahöhle oder den Wurzelkanal eindringen, verfault der Zahnnerv und bildet Eiter und Zersetzungsgase (Pulpagangrän). Wenn diese Gase entweichen können, bemerkt der Patient eventuell Mundgeruch oder einen fauligen Geschmack. Treten sie nicht aus, steigert sich der Druck in der Pulpahöhle umso mehr und verursacht starke Schmerzen. Unbehandelt entwickelt sich die Entzündung zum Abszess.

Sofern der Zahn kein Loch hat oder nicht vom Zahnarzt geöffnet wird, sucht sich der Eiter durch den Knochen einen Weg nach außen. Der Kieferknochen schwillt im Bereich des betroffenen Zahnes an und eine kleine Eiterblase entsteht, die nach einiger Zeit platzt und sich leert. Auf dem Weg durch den Knochen muss die Entzündung auch durch die Knochenhaut. Dieser Vorgang ist extrem schmerzhaft, danach lassen die Beschwerden wieder nach. Die Entzündung heilt jedoch nicht aus, sondern zerstört weiterhin den Knochen um den Zahn herum. Es entsteht ein Weichteilabszess, der sich bis in den Kopfbereich ausbreiten kann.

Das macht der Arzt

Kann der Zahnarzt die Ursache für die Entzündung rechtzeitig beseitigen (z. B. eine zu hohe Krone abschleifen), verschwinden die Schmerzen oft auch ohne Wurzelbehandlung wieder und der Zahnnerv heilt ab. Hat die Störung bereits zu lange gedauert, so ist der Zahnnerv dauerhaft entzündet und eine Wurzelbehandlung unumgänglich.

Wurzelbehandlung. Zu Beginn der Wurzelbehandlung überprüft der Zahnarzt mit Kältereizen, ob der Zahn noch lebt (Sensibilitätsprüfung). Um den Zustand der Wurzel und des umgebenden Knochens besser zu beurteilen, fertigt er zusätzlich ein Röntgenbild an. Anschließend beginnt der Arzt mit der eigentlichen Wurzelbehandlung – falls nötig unter lokaler Betäubung. Damit die Keime aus der Mundhöhle nicht in den behandelten Zahn eindringen können, wird der betroffene Zahn rundherum mit einem Spanngummi (Kofferdam) abgeschottet. Der Zahnarzt bohrt den betroffenen Zahn durch die Zahnkrone hindurch auf und entfernt das entzündete oder tote Gewebe möglichst vollständig. Dann sucht er die Eingänge zu den feinen Wurzelkanälen, durch die der Zahn über die Wurzelspitze versorgt wurde. Manchmal benötigt er dazu eine Lupenbrille oder ein Mikroskop. Je nach Zahnform gibt es unterschiedlich viele Wurzelkanäle.

1541_GTV_Sekundaerkaries_Wurzelkanal_Wurzelfuellung.png|Bei diesem Oberkiefer-Backenzahn hat sich ausgeprägte Sekundärkaries unter einer Kunststofffüllung gebildet. Der Zahnarzt bohrt zunächst das kariöse Zahnbein weg und bereitet dann die Wurzelkanäle auf. Im abschließenden Röntgenbild ist die Wurzelfüllung gut zu erkennen. |[GTV 1541]|Ablauf einer Wurzelkanal-Behandlung

Alle gefundenen Wurzelkanäle werden von innen mit kleinen, biegsamen Feilen gereinigt und geglättet – gerade bei den gebogenen Wurzeln der Mahlzähne dauert das sehr lange. Ziel dieser Wurzelkanalaufbereitung ist die Vorbereitung für eine spätere Wurzelfüllung. Nach der Entfernung des Nervengewebes spürt der Patient von der Behandlung normalerweise nichts mehr, da der Zahn jetzt „tot" ist. Nach einer gründlichen Spülung werden die Kanäle getrocknet und mit einer Wurzelfüllpaste bis kurz vor die Wurzelspitze gefüllt, dazu nimmt man meistens Guttapercha, ein kautschukähnliches natürliches Material. Die Füllpaste wird entweder kalt oder warm mit einem Trägerstift in den Kanal eingebracht.

Während und nach der Wurzelbehandlung macht der Zahnarzt Röntgenaufnahmen. Die erste dient zur Festlegung der notwendigen Feilenlänge, die abschließende zur Beurteilung der fertigen Wurzelfüllung. Eine moderne Methode der Bestimmung der Feilenlänge ist die elektronische Widerstandsmessung (keine Kassenleistung). Hierbei wird mit einem kleinen Gerät der Widerstand zwischen dem Zahn und seiner Umgebung gemessen. Diese Methode ist zumeist sehr genau und erspart dem Patienten einen oder mehrere Röntgenvorgänge. Ein abschließendes Röntgenbild bleibt jedoch zwingend notwendig. Zum einen ist nur so zu beurteilen, ob die Wurzelkanalfüllung gut geworden ist. Zum anderen zeigt das Röntgenbild, wie der Knochen um die Zahnwurzelspitze aussieht und dient auch als juristischer Nachweis der erbrachten Wurzelfüllung. Der Vergleich der Umgebung der Zahnwurzelspitze ist vor allem dann interessant, wenn die Knochenentzündung schon deutlich sichtbar ist. Eine Vergleichsaufnahme etwa 3–6 Monate später zeigt sehr schön, ob der Entzündungsprozess abheilt.

Bei Kindern und Jugendlichen entfernt der Zahnarzt unter Umständen nur den kranken Teil des Zahnnervs und versucht, den intakten Teil am Leben zu erhalten (Vitalamputation). Da bei ihnen das Wurzelwachstum oft noch nicht abgeschlossen ist, wäre eine Wurzelkanalfüllung problematisch.

Komplikationen. Nicht alle Zähne haben Wurzeln wie im Lehrbuch. Manche Wurzeln sind stark gedreht, verkrümmt oder sie haben sehr dünne Kanäle. Auch ein sorgfältig arbeitender Zahnarzt kann daher keine Garantie für eine erfolgreiche Wurzelfüllung geben. Der Erfolg einer Wurzelbehandlung lässt sich nach einiger Zeit gut auf Röntgenbildern erkennen. Verschwindet die Entzündung nicht vollständig oder wird sie sogar größer, kann das verschiedene Ursachen haben. Möglicherweise reicht die Wurzelfüllung nicht weit genug an die Wurzelspitze heran oder die Wurzelspitze ist wie ein Flussdelta geformt und lässt sich beim besten Willen nicht vollständig füllen. In beiden Fällen ist der Wurzelkanal nicht vollständig verschlossen und es können noch Keime vorhanden sein.

Als letzte Möglichkeiten, um den Zahn zu retten, bleiben eine erneute Wurzelbehandlung (Revision der Wurzelkanalfüllung) oder eine Wurzelspitzenresektion (WSR). Bei der Wurzelspitzenresektion wird von außen (durch das Zahnfleisch) ein Zugang in Richtung Wurzelspitze geschaffen. Im Oberkiefer und in der Unterkieferfront bohrt der Zahnarzt dazu ein kleines Loch durch den Knochen und legt die Wurzelspitze frei. Diese wird dann leicht schräg abgeschnitten. An den Unterkieferseiten wird zur Schonung der Nerven (hier verläuft ein Ast des Trigeminusnervs) nicht gebohrt, sondern ein Stück Knochen wie ein Fenster herausgeschnitten und anschließend wieder eingefügt.

Auch der Erfolg einer Wurzelspitzenresektion lässt sich nach 3–6 Monaten auf einem Röntgenbild beurteilen. Mögliche Komplikationen sind ein Abszess oder eine Zyste. Wenn auch die Wurzelspitzenresektion fehlschlägt, bleibt nur noch die Entfernung des Zahns.

Selbsthilfe

Kühlen Sie den betroffenen Bereich und gehen Sie, selbst wenn die Schmerzen wieder nachlassen, in jedem Fall zum Arzt, um die Ursache zu beseitigen. Gegen die akuten Schmerzen hilft zunächst eine Schmerztablette mit Ibuprofen® und/oder Paracetamol® (NSAR).

Sondertext: Herdinfektion

Warum tun Zähne gerade nachts weh? Der typische pochende Zahnschmerz entsteht, wenn der Nerv angegriffen wird. Oft meldet er sich gerade nachts, wenn man im warmen Bett liegt und die meisten Zahnärzte und Apotheken geschlossen haben. Der Grund ist, dass sich das entzündete Gewebe durch die Wärme ausdehnt und dann stärker schmerzt. Zum Glück gibt es in Deutschland einen zahnärztlichen Notdienst, der auch an Wochenenden und Feiertagen behandelt.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Perfekter Biss auch im Alter

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.

Perfekter Biss auch im Alter

Zähne und Prothese pflegen

Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.

Wenn Zähne älter werden

Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:

Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.

Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.

Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.

Die Folgen schlechter Zahnpflege

Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.

Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.

Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.

Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.

Trinken und Essen für gesunde Zähne

Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.

Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.

Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.

Zähne putzen ist das A und O

Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.

  • Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten. 
  • Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
  • Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
  • Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen. 
  • Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.

Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:

Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.

Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.

Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.

Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.

Was können Mundspülungen?

Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.

Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.

Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.

Perfekte Pflege für die dritten Zähne

Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.

Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.

Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.

Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.

Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.

Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin,  Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German] 

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Yuri Arcurs / Alamy / Alamy Stock Photos