Gesundheit heute

Zahnfüllungen und Inlays

Da Löcher im Zahnschmelz nicht verheilen, müssen sie mit einer künstlichen Füllung oder einem Inlay dicht verschlossen werden. Während plastische Füllungen als formbares Material (z. B. als Paste) in das Loch gefüllt werden und dort aushärten, werden Inlays anhand eines Abdrucks passend angefertigt und dann als festes Stück eingesetzt. Wenn die Inlays bei der Anprobe in der Praxis passen, ätzt der Zahnarzt den Rand der Bohrung an und klebt die Inlays fest.

An das Füllmaterial werden in beiden Fällen hohe Anforderungen gestellt: Es soll möglichst lange halten, dicht abschließen, darf nicht chemisch reagieren, sollte günstig herzustellen sein und eine ähnliche Farbe wie die Zähne haben. Jedes Füllmaterial hat seine Vor- und Nachteile – und nicht alle werden von den Krankenkassen bezahlt.

Amalgam

1539_GTV_Amalgamfuellung_Keramikinlay.jpg|Zwei Amalgamfüllungen (oben links) sollen durch Keramikinlays ersetzt werden. Der Zahnarzt nimmt einen Abdruck, von dem der Zahntechniker ein Modell erstellt (oben Mitte). Die Keramikinlays werden so gepresst, dass sie sich genau in die Löcher einfügen. Wenn die Inlays auch bei der Anprobe in der Praxis passen (oben rechts), ätzt der Zahnarzt den Rand der Bohrung an und klebt die Inlays fest (untere Reihe). |[GTV 1539]|Austausch von Amalgam-Füllungen durch Keramik-Inlays

Amalgam war und ist weltweit das beliebteste Füllungsmaterial.
Amalgam besteht aus Quecksilber und einer Mischung fein gemahlener Metalle, hauptsächlich Silber, Kupfer und Zinn. Das Quecksilber und die Metalllegierung werden in etwa im Verhältnis 1:1 zu einer zähen Paste verrührt. Diese wird in das Zahnloch eingefüllt, fest gestopft und in die passende Form gebracht. Nach etwa 24 Stunden wird die ausgehärtete Füllung poliert.

Amalgam ist preiswert, einfach herzustellen und ermöglicht große und dauerhafte Füllungen. Gegen Amalgam spricht jedoch die dunkel-silberne Farbe. Zudem geriet es in den 1970er Jahren als gesundheitsgefährdend in Verruf. Betroffene berichteten von schleichenden Quecksilbervergiftungen durch Amalgam und rieten dringend zu einer Amalgamsanierung, d. h. den Ersatz aller Amalgamfüllungen durch andere Materialien.

1536_GTV_Amalgamfuellung.jpg|So sieht man sie selten nebeneinander: Die rechte Amalgamfüllung ist schon poliert, die linke noch nicht. |[GTV 1536]|Polierte und nicht polierte Amalgam-Füllung

Wissenschaftler sprechen das Amalgam heute jedoch frei: In der bisher längsten und aussagekräftigsten Studie befragte das Zentrum für naturheilkundliche Forschung an der TU München mehr als 5000 Menschen, die ihre Amalgamfüllungen entfernen ließen. Die Forscher fanden keinerlei Zusammenhang zwischen der Zahl der Amalgamfüllungen und den Beschwerden der Patienten. Dass es vielen Betroffenen nach der Sanierung besser ging als vorher, dürfte vor allem auf psychische Effekte zurückgehen. Fakt ist also, dass:

  • Wesentlich mehr Quecksilber über die Nahrung ins Blut gelangt als über Amalgamfüllungen
  • Vor allem beim Einsetzen und Entfernen der Füllung Quecksilber frei wird
  • Eine intakte, polierte Amalgamfüllung praktisch kein Quecksilber abgibt. In Einzelfällen kommt es im Mund zur Elektrolyse zwischen sich berührenden Füllungen aus verschiedenen Metallen bzw. Legierungen, dabei löst das edlere Metall das weniger edle allmählich auf. Goldinlays sollten also nicht in direkter Nachbarschaft von Amalgamfüllungen angebracht werden.

Unter Beachtung dieser Regel und bei fachgerechter Verarbeitung hat Amalgam auch heute noch seine Berechtigung, denn kein anderes plastisches Füllmaterial kann in punkto Haltbarkeit mit Amalgam mithalten (15 bis über 25 Jahre sind durchaus möglich). Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Angst vor der „Quecksilberbombe" Amalgam übertrieben. Nur bei Kindern, Schwangeren, Nierenkranken und einer (sehr seltenen) Amalgamallergie verzichtet der Zahnarzt auf Amalgam. Die Kosten für Amalgamfüllungen werden komplett von der Krankenkasse übernommen.

Amalgamsanierung. Manche Ärzte bieten ein umfangreiches Paket zur Amalgamsanierung mit sofortiger Entfernung aller Amalgamfüllungen und anschließender Quecksilberausleitung an. Saniert wird dabei in jedem Fall eines: das Konto des Arztes. Für die Gesundheit ist es am besten, intakte Amalgamfüllungen an Ort und Stelle zu lassen und sie Schritt für Schritt – immer wenn eine alte Füllung ersetzt werden muss – durch ein anderes Material auszutauschen. Bei der Entfernung einer Amalgamfüllung wird mit einer besonders aufwendigen Absaugtechnik oder sogar unter völliger Isolierung (Kofferdam) des Zahnes gearbeitet. Die Entfernung wird, wie immer, unter Wasserkühlung vorgenommen. Als praktischer Nebeneffekt verhindert das Wasser die Entstehung von Quecksilberdämpfen. Wenn alle Amalgamreste vollständig entfernt sind, füllt der Arzt das Loch mit einem alternativen Material.

Das Ausleiten von Quecksilber (Quecksilbermobilisierung) ist unter Medizinern ebenfalls umstritten. Dabei nimmt der Betroffene Stoffe ein, die eine hohe Bindungsfähigkeit an Quecksilber haben (z. B. Selen). Teilweise scheiden Patienten danach tatsächlich größere Quecksilbermengen aus, zugleich werden aber auch andere nützliche Metallverbindungen ausgeleitet, die dem Körper nachher fehlen. Zudem erreichen die verwendeten Medikamente das Quecksilber gerade dort nicht, wo es am wichtigsten wäre: im Gehirn.

Von einer Erneuerung intakter Füllungen wird aus zahnärztlicher Sicht abgeraten, da bei jedem Füllungsaustausch der Füllungsrand neu angeschliffen wird und dadurch unnötig gesunde Zahnsubstanz verloren geht. Vor der Methode der Knochenausfräsung und Zahnentfernung, die ebenfalls zur Amalgamsanierung angeboten werden, wird gewarnt! Ein Zahnarzt, der diese Behandlung durchführt, handelt medizinisch unverantwortlich und hinterlässt eventuell bleibende Schäden am Gebiss, ohne dass irgendein Erfolg nachweisbar wäre.

Komposit

Kompositfüllungen (Komposits) haben in den letzten Jahren die früher verwendeten Kunststofffüllungen abgelöst. Das Basismaterial ist in der Regel Acryl, ergänzt um Füllstoffe wie Glas-, Keramik- oder Quarzteilchen. Es gibt eine fast unüberschaubare Produktvielfalt mit unterschiedlichen, aber doch sehr ähnlichen Eigenschaften. Kompositfüllungen haben eine zahnähnliche Farbe, sind vom Zahn also kaum zu unterscheiden, und leiten Wärme ähnlich wie natürliches Zahnmaterial. Ihre Verarbeitung erfordert große Sorgfalt und ist teilweise recht kompliziert. An Frontzähnen übernimmt die Kasse die Kosten, im Seitenzahnbereich müssen Patienten die Kosten selber tragen. Eine Kompositfüllung hält etwa 8–12 Jahre.

Vor der Füllung ätzt der Zahnarzt den Rand des Bohrlochs mit hochkonzentrierter Phosphorsäure vorsichtig an. Dann trägt er einen Haftvermittler (Bonding) auf, bevor er die Kompositfüllung Schicht für Schicht (genauer gesagt in kleinen, senkrecht angeordneten Portionen) in das Loch einfüllt. Mit der ersten Schicht wird zusätzlich ein dünnflüssiger Kunststoff eingebracht, der sich besonders gut an die Zahnoberfläche anpasst. Jede Kompositschicht (bestehend aus Monomeren) wird mit blauem Licht ausgehärtet (polymerisiert) und kann sofort danach weiter bearbeitet werden. Der schichtweise Aufbau ist notwendig, um die Schrumpfung des Komposits bei der Aushärtung zu minimieren.

1537_HEN_Kompositfuellung.jpg|Kaum zu sehen: eine moderne Kompositfüllung. Viele Patienten finden Komposit deshalb besser als Amalgan. Nachteilig sind aber die geringere Haltbarkeit sowie das höhere Allergierisiko.|[HEN 1537]|Zahn mit Komposit-Füllung

Mit Komposits lassen sich kleine bis mittelgroße Füllungen sehr schön herstellen. Bei großen Löchern stoßen Komposits an ihre Grenzen, denn sie sind sehr hart und schrumpfen beim Aushärten. Dies kann zu Spannungen und Schmerzen bis hin zu Zahnfrakturen führen. Inzwischen mehrt sich ähnlich wie beim Amalgam die Kritik an Kompositfüllungen: Sie setzen Monomere und kurzkettige Kunststoffmoleküle frei, bei denen nicht bekannt ist, wie sie im Körper wirken. Manche Menschen zeigen deutliche allergische Reaktionen auf den verwendeten Kunststoff, sodass die Füllung wieder entfernt werden muss.

Keramik

Für eine Keramikfüllung wird ein Abdruck des betroffenen Zahns genommen und im zahntechnischen Labor eine fertige Füllung hergestellt. Dieses Keramikinlay (Porzellaninlay) setzt der Zahnarzt dann mit einem speziellen Kleber (dem dünnflüssigen Komposit ähnlich) in den Zahn ein. Keramik ist zahnfarben, gut verträglich und schrumpft praktisch nicht, d. h. Keramikinlays passen gut und eignen sich auch zur Sanierung großer Defekte. Ihre Hauptnachteile sind die hohen Herstellungskosten, die lange Zeitspanne (eine Woche), bis das Inlay fertig ist und die aufwendige Formgestaltung der Füllung: Um eine passende Form für ein Inlay zu schaffen, muss unter Umständen viel gesundes Zahnmaterial entfernt werden. Wenn Keramikinlays nicht perfekt geformt sind und z. B. zu hoch herausstehen, können sie gegenüberliegende Zähne beschädigen, da Keramik härter als der natürliche Zahnschmelz ist. Ein Keramikinlay hält etwa zehn Jahre.

Direkte Keramikfüllungen. Eine direkte Keramikfüllung (Cerec-Inlay) hat die gleichen Materialeigenschaften wie ein normales Keramikinlay, bei ihr entfallen jedoch die Wartezeit für die Herstellung des Inlays und ein erneuter Zahnarztbesuch – dafür passen direkte Keramikfüllungen oft nicht ganz so exakt wie herkömmlich hergestellte. Cerec-Inlays werden mithilfe eines digitalen Zahnabdrucks direkt in der Praxis aus einem Keramikblock gefräst und vom Zahnarzt noch in derselben Sitzung in den Zahn eingeklebt. Insgesamt muss der Patient ein bis zwei Stunden auf dem Behandlungsstuhl sitzen, da der digitale Abdruck relativ aufwendig ist.

Gold

Goldinlays werden ebenfalls schon sehr lange hergestellt, routinemäßig seit etwa 100 Jahren. Gold gilt als beste Alternative zu Amalgam. Es hält ähnlich lange, hat aber mit Amalgam auch den Nachteil gemeinsam, dass seine auffällige Farbe im sichtbaren Zahnbereich stört. Überraschenderweise sind Allergien auf Gold häufiger als auf Amalgam, dennoch gilt Gold als gut verträglich.

Wie bei der Keramikfüllung müssen auch bei Goldinlays bestimmte Regeln bei der Formgestaltung eingehalten werden, der Zahnarzt bohrt daher immer auch etwas gesunde Zahnsubstanz weg. Dann nimmt er einen Abdruck, mit dessen Hilfe der Zahntechniker ein passendes Inlay gießt. Die Kosten schwanken je nach Goldpreis.

Weiterführende Informationen

  • Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Amalgame in der zahnärztlichen Therapie. BfArM Informationsschrift 1, 2003. Kostenlose Informationsbroschüre, enthält umfangreiche Nutzen-Risiko-Bewertung des Amalgams. Bestellung und Download unter www.bfarm.de.
  • Stiftung Warentest (Hrsg.) : Zähne – Vorsorge, Behandlung, Kosten. Verein für Konsumenteninformation, 2005. Ratgeber rund um Zähne und Zahnbehandlungen. Sehr empfehlenswert.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Perfekter Biss auch im Alter

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.

Perfekter Biss auch im Alter

Zähne und Prothese pflegen

Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.

Wenn Zähne älter werden

Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:

Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.

Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.

Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.

Die Folgen schlechter Zahnpflege

Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.

Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.

Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.

Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.

Trinken und Essen für gesunde Zähne

Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.

Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.

Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.

Zähne putzen ist das A und O

Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.

  • Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten. 
  • Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
  • Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
  • Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen. 
  • Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.

Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:

Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.

Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.

Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.

Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.

Was können Mundspülungen?

Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.

Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.

Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.

Perfekte Pflege für die dritten Zähne

Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.

Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.

Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.

Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.

Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.

Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin,  Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German] 

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Yuri Arcurs / Alamy / Alamy Stock Photos