Gesundheit heute

Karies

Karies (Zahnfäule, Caries dentum): Zerstörung der Zahnsubstanz durch Abbauprodukte von Mundbakterien. Bakterien im Zahnbelag zersetzen winzige Essensreste; dabei entsteht Säure, die den Zahnschmelz allmählich entkalkt. Dieser Prozess ist anfangs noch umkehrbar und lässt sich durch regelmäßige Fluoridzufuhr und gute Zahnreinigung rückgängig machen.

Bei fortschreitender Zerstörung entsteht erst eine weiche Stelle, später ein kleines Loch im Zahnschmelz. Nun ist die Beschädigung des Zahnschmelzes nicht mehr umkehrbar, sondern muss durch eine Füllung repariert werden. Geht die Zerstörung weiter, greift die Karies das Zahnbein an und noch später sogar den Zahnnerv.

Karies wird von mehreren Faktoren begünstigt:

  • Zahnbelägen
  • Kariesfördernden Bakterien
  • Zucker und anderen kurzkettigen Kohlenhydraten (z. B. in Chips, Nudeln, Reis oder Weißbrot), aus denen Kariesbakterien Säure bilden können
  • Zu wenig Speichel
  • Großen Zeitspannen zwischen Essen und Zahnreinigung
  • Asthma, vor allem bei Kindern.

Je früher etwas gegen Karies unternommen wird, desto geringer fallen die Schäden aus. Unbehandelte Karies ist bei Menschen unter 35 der häufigste Grund für den Verlust von Zähnen.

Leitbeschwerden

Im Anfangsstadium:

  • Kleine, zunächst weißliche, später hell- bis dunkelbraune, im Endstadium schwarze Zahnverfärbungen
  • Gesteigerte Wärme- und Kälteempfindlichkeit
  • Empfindlichkeit gegen Süße.

Im fortgeschrittenen Stadium:

  • Schmerzen
  • Schwellung und/oder Blutung des Zahnfleischs
  • Weiche Stellen im Zahn
  • Abbrechende Zahnteile.

Wann zum Arzt

In den nächsten zwei Wochen, wenn

  • Sie spontane Schmerzen haben, die länger als fünf Minuten anhalten
  • Sie dunkle Stellen oder Löcher an Ihren Zähnen bemerken und schon länger als drei Monate nicht beim Zahnarzt waren
  • Zähne plötzlich temperaturempfindlich werden
  • Sie eine Schwellung und Entzündung am Zahnfleisch bemerken.

Heute noch, wenn Zahnteile abbrechen oder Schmerzen unerträglich werden.

Erste Hilfe

Gegen Schmerzen durch ein Loch im Zahn helfen einfache Hausmittel: Spülen Sie den Mund mit kaltem Wasser, bestreichen Sie den Zahn mit Nelkenöl, kauen Sie eine Gewürznelke oder legen Sie sie in das Loch ein. Ein nicht zu heißer Kamillentee wirkt bei Kindern ebenfalls schmerzlindernd.

Wenn Sie Schmerzen haben, sollten Sie am nächsten Werktag zum Zahnarzt gehen. Für besonders dringende Fälle existiert an Wochenenden und Feiertagen ein zahnärztlicher Notdienst.

Die Erkrankung

Es ist ganz natürlich, dass in der Mundhöhle eine große Zahl von Bakterien lebt. Einige von ihnen sind sogar sehr nützlich: Sie beginnen bereits im Mund mit der Verdauung und halten schädliche Bakterien in Schach. Die kariesauslösenden Bakterien (vor allem Streptokokkus mutans und Laktobazillen) sind bei der Geburt noch nicht im Mund vorhanden, werden jedoch meist schon in den ersten Lebensjahren durch die Eltern oder Geschwister auf Kinder übertragen. Karies ist darum eine Infektionskrankheit.

Einmal in der Mundhöhle vorhanden, halten sich die Karies auslösenden Bakterien dort hartnäckig. Werden die Zähne nach dem Essen nicht oder nicht gründlich genug geputzt, bleiben kleine Speisereste auf, an und zwischen den Zähnen zurück. Bakterien besiedeln sie sofort und beginnen mit der Zersetzung der Speisereste. Vor allem beim Abbau von Zucker und anderen kurzkettigen Kohlehydraten produzieren die Bakterien Säure (z. B. Milchsäure) als Abfallprodukt. Die Säure entkalkt den Zahnschmelz, indem sie das harte Hydroxylapatit teilweise auflöst.

Eine neue Studie bestätigt, dass nicht ein einzelner Erreger als Ursache von Karies identifiziert werden kann. Vielmehr ist das Zusammenspiel mehrerer Keime entscheidend. So deutet beispielsweise vieles darauf hin, dass der Hefepilz Candida albicans die kariesfördernde Wirkung des Streptokokkus mutans verstärkt.

1532_GTV_Karies_Zahnhals_entkalkt.jpg|Nachdem die Zahnbeläge entfernt sind, erkennt man deutlich die entkalkten Stellen am Zahnhals. In diesem Stadium ist die Substanz noch nicht geschädigt und Karies lässt sich durch gute Mundhygiene und Fluorideinsatz besiegen. |[GTV 1532]|Zähne mit entkalkten Stellen am Zahnhals

Kariesstadien. Bei Karies im Anfangsstadium, so genannter Initialkaries (Kreidefleck, White spot), ist die entkalkte und damit kariesanfällige Stelle nur als weißer Fleck zu sehen. In dieser Phase befällt Karies nur den Zahnschmelz und die Zerstörung lässt sich durch intensive Mundhygiene und Fluoridierung noch abwenden.

Im weiteren Verlauf verfärbt sich die betroffene Stelle gelblich-bräunlich und wird weich. Nach und nach dringt die Karies durch den Zahnschmelz, meist nur an einer kleinen Stelle, bis sie das Zahnbein erreicht. Dort dehnt sie sich schnell in die Breite aus. Der Zahnschmelz wird auf diese Weise vom Dentinkaries praktisch untergraben, bis er eines Tages plötzlich beim Kauen wegbricht. Oft macht sich die Karies erst jetzt durch Schmerzen bemerkbar, auch wenn sie schon seit Wochen in den Zahn eingedrungen ist.

Bei der tiefen Zahnkaries (Caries profunda) hat die Karies an der betroffenen Stelle bereits zwei Drittel des Zahnbeins zerfressen. Große Schmerzen verursacht die Karies spätestens dann, wenn sie sich bis zum Nerv vorgearbeitet hat und sich dieser entzündet.

Das macht der Arzt

1534_HEN_Karies_Zahnzwischenraum.jpg|Bei dieser Patientin hat sich im Zahnzwischenraum Karies ausgebreitet und zwei Backenzähne angegriffen (links im Bild).|[HEN 1534]|Gebiss mit Karies an Backenzähnen

Bei der Kariesdiagnostik lokalisiert der Zahnarzt als Erstes den betroffenen Zahn. Zuerst sucht er mit dem Auge nach auffälligen Stellen wie Löchern oder Verfärbungen. Verfärbte Stellen tastet er mit einer Sonde ab, um weiche Stellen im Zahnschmelz von ungefährlichen Verfärbungen zu unterscheiden. Bei Verdacht auf Karies an schwer einsehbaren Stellen, z. B. Zahnzwischenräumen, wird anschließend pro Kieferseite ein Röntgenbild gemacht, um den genauen Kariespunkt aufzudecken.

Mit einer speziellen Diagnosesonde lässt sich Karies auch von außen, durch die gesunde Zahnsubstanz hindurch, feststellen. Diese erst seit Kurzem praxisreife Technik basiert auf einer Laserfluoreszenzmessung, die anhand der Reflexionen eines Laserstrahls durch das Zahngewebe den Grad der Zerstörung unter der vermeintlich intakten Zahnoberfläche ermittelt.

Eine kariöse Stelle muss behandelt werden, sobald der Zahnschmelz an der Oberfläche weich wird. Bevor der Zahnarzt das erkrankte Gewebe entfernt, gibt er dem Patienten auf Wunsch eine Betäubungsspritze. Mit einem schnellen Bohrer schafft er im ersten Schritt die äußere Form für die spätere Füllung, bevor er im zweiten Schritt mit einem langsamen Bohrer das gesamte erkrankte Gewebe sorgfältig entfernt. Gelingt das nicht vollständig, bildet sich unter der Füllung neue Karies (Kariesrezidiv). Während des Bohrens wird der Zahn mit Wasser gekühlt, denn zu starke Hitze schädigt sonst den Zahnnerv.

Am Ende verschließt der Arzt das Loch mit einer Füllung, damit der Patient wieder normal kauen kann. Deren Ränder müssen hermetisch mit dem Zahngewebe abschließen, damit die Karies nicht erneut eindringt. Manchmal entsteht später erneut Karies am Rand einer Füllung (Sekundärkaries).

1533_GTV_Karies_Parodontitis_Reizdentin.png|An all diesen Stellen kann Karies (grün) den Zahnschmelz auflösen. Wenn sie sich dem Nerv nähert, versucht sich der Zahn durch die Bildung von Reizdentin zu schützen. Dringen dennoch Erreger bis zum Nerv vor, entzündet sich dieser. Zahnfleischentzündungen und Parodontitis (rot) greifen die Verankerung des Zahns, den Zahnhalteapparat, an. |[GTV 1533]|Anatomische Abbildung eines Zahns mit eingezeichneten Karienherden

Behandlung bei Milchzähnen. Karies fängt oft schon im Kindes- und Jugendalter an: Im Durchschnitt haben Zwölfjährige bereits einen kariösen Zahn. Auch bei Kindern muss die Karies entfernt und das Loch gefüllt werden. Da Milchzähne weicher als die bleibenden Zähne sind und eine andere Struktur haben, füllt man die Löcher häufig mit Kompomeren (einer Mischung aus Kunststoff und Zahnzement). Diese Mischung hält zwar nicht so lange wie andere Füllmaterialien, da Milchzähne aber nur etwa 6–10 Jahre im Mund bleiben, reicht ihre Lebensdauer trotzdem aus.

Vorsorge

Durch gute Zahnpflege und regelmäßige Routineuntersuchungen besteht die Möglichkeit, bis ins hohe Alter die eigenen kariesfreien Zähne zu erhalten. Die Verwendung fluoridhaltiger Zahncremes erhöht die Wirksamkeit der Zahnpflegemaßnahmen nochmals deutlich.

Da Löcher nicht verheilen, sondern nur zu reparieren sind, hilft zur Vermeidung nur konsequente und richtige Pflege. Neben der Häufigkeit des Putzens spielen auch die richtige Putztechnik sowie die Wahl der Zahnpasta und der Hilfsmittel eine Rolle bei der richtigen Mundhygiene.

Sondertext: Kariesbehandlung ohne Bohren?

Eine Impfung gegen die kariesfördernden Bakterien ist zurzeit noch Zukunftsmusik. Kleinkinder können aber ein Stück weit vor diesen Bakterien geschützt werden, indem Eltern oder Geschwister z. B. keine Schnuller in den Mund nehmen oder Besteck mit dem Kind teilen.

Auch einige einfache Ernährungstipps senken die Kariesgefahr: Süße, saure und klebrige Speisen und Getränke spielen der Karies in die Hände. Sie müssen sich das Naschen oder die Limonade nicht komplett verkneifen, es hilft schon viel, wenn die „gefährlichen" Lebensmittel nicht über einen längeren Zeitraum nebenbei konsumiert werden. Der Zahnschmelz braucht zwischendurch Zeit, um sich von den Säureattacken zu erholen (unter Zahnärzten gilt als Faustregel, dass nach 200 Säureangriffen an der gleichen Stelle ein Loch entsteht). Also besser ein- oder zweimal am Tag etwas Süßes essen und danach die Zähne putzen, als über den Tag verteilt immer wieder eine Kleinigkeit naschen. Tagsüber und bei nächtlichem Durst sollte die Limonade durch ungesüßten Kaffee und Tee, Wasser oder ein anderes zuckerfreies Getränk ersetzt werden.

Einen natürlichen Kariesschutz bietet ungesüßter Schwarz- oder Grüntee. Tee ist eines der wenigen Lebensmittel, das Fluoride in nennenswerten Mengen enthält. Zudem hemmen die enthaltenen Gerbstoffe Entzündungen und behindern die Umwandlung von Stärke in Traubenzucker – die kariesfördernden Bakterien produzieren so weniger Säure. Grüntee führt im Gegensatz zu Schwarztee auch bei regelmäßigem Konsum nicht zu Zahn-Verfärbungen. Für Kinder ist grüner und schwarzer Tee wegen des Koffein-Gehaltes jedoch nicht geeignet.

Aus Studien ergab sich ein weiterer Ansatz für die Kariesvorsorge: demnach reduziert der Zuckeraustauschstoff Xylit das Risiko für Karies um bis zu 70 % – und zwar unabhängig davon, ob Xylit über die Nahrung aufgenommen oder als Kaugummi gekaut wird. Für einen kariesvorbeugenden Effekt müssen allerdings fünf xylithaltige Kaugummis pro Tag gekaut werden.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Perfekter Biss auch im Alter

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.

Perfekter Biss auch im Alter

Zähne und Prothese pflegen

Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.

Wenn Zähne älter werden

Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:

Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.

Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.

Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.

Die Folgen schlechter Zahnpflege

Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.

Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.

Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.

Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.

Trinken und Essen für gesunde Zähne

Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.

Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.

Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.

Zähne putzen ist das A und O

Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.

  • Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten. 
  • Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
  • Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
  • Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen. 
  • Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.

Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:

Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.

Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.

Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.

Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.

Was können Mundspülungen?

Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.

Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.

Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.

Perfekte Pflege für die dritten Zähne

Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.

Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.

Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.

Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.

Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.

Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin,  Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German] 

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Yuri Arcurs / Alamy / Alamy Stock Photos