Gesundheit heute
Parodontitis
Parodontitis (ungenau oft als Parodontose bezeichnet): Entzündung des Zahnhalteapparats. Von der Parodontitis grenzt der Zahnarzt die wesentlich seltenere Parodontose ab, worunter man einen Zahnfleischschwund ohne begleitende Entzündung versteht.
Bei einer Parodontitis ist nicht nur das Zahnfleisch oberflächlich entzündet, sondern der gesamte Zahnhalteapparat. Daher ist auch der Knochen betroffen und wird langsam abgebaut. Bei Menschen über 35 ist Parodontitis die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen – anders als Karies tut sie jedoch kaum weh und bleibt so oft lange Zeit unbemerkt.
Eine Parodontitis sollte in jedem Fall behandelt werden, da sie unabhängig von den Gebissproblemen auch eine großflächige Entzündung im Körper darstellt und u. a. ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten, Herzinfarkt und Schlaganfall mit sich bringt.
Leitbeschwerden
- Regelmäßiges Zahnfleischbluten
- Mundgeruch
- Die Zähne werden „länger", weil das Zahnfleisch zurückgeht.
- Die Zähne lockern sich und verändern ihre Stellung.
- Das Zahnfleisch verfärbt sich dunkelrot bis blau-violett.
Wann zum Arzt
Innerhalb der nächsten 4 Wochen, wenn das Zahnfleischbluten länger andauert, sich einzelne Zähne bewegen oder drehen oder sich alle Zähne locker anfühlen.
Die Erkrankung
Eine Parodontitis beginnt mit einer Zahnfleischentzündung, später entstehen Zahnfleischtaschen (Zahntaschen), wenn sich der Epithelansatz des Zahnfleischs vom Zahn ablöst. In den Taschen lagert sich Zahnstein auf dem Zahnzement ab. Sie werden von anaeroben Bakterien besiedelt und können sich ebenfalls entzünden. Das Zahnfleisch und die knöchernen Zahnfächer verlieren an Substanz, schließlich lockern sich Zähne und fallen aus.
Eine langandauernde Zahnfleischentzündung kann auf den Kieferknochen, die Wurzelhaut und den Zahnzement übergreifen. Die Ursache sind Bakterien im Zahnbelag: Sie scheiden Stoffwechselprodukte aus, auf die der Körper reagiert. Er bildet Fresszellen, die die Bakterien zerstören sollen. Diese bauen jedoch auch den Knochen und die Haltefasern ab – letztlich wird der Zahnhalteapparat also durch das eigene Immunsystem zerstört.
In der Regel ist die Parodontitis durch ungenügende Mundhygiene verursacht. Jede Parodontitis hat einmal als Zahnfleischentzündung angefangen. Diese Entwicklung ist jedoch nicht zwangsläufig – gerade bei Kindern und Jugendlichen kann eine Zahnfleischentzündung monatelang bestehen, ohne auf den Zahnhalteapparat überzugreifen. Manche Menschen allerdings sind extrem anfällig für Parodontitis, Männer häufiger als Frauen – und dies auch bei guter oder sehr guter Mundpflege. Die Ursache liegt offenbar in einer für das Zahnfleisch ungünstigen Mundflora begründet. Glück im Unglück: Solche Parodontitis-Risikoträger haben meistens kaum Karies.
Apikale Parodontitis. In seltenen Fällen kann eine apikale Parodontitis (Entzündung der Wurzelspitze nach Absterben des Zahnnervs) die Ursache dafür sein, dass sich der Zahnhalteapparat von der Wurzelspitze her entzündet.
Juvenile Parodontitis. Die juvenile Parodontitis ist eine Sonderform, die schon in der Jugend auftritt und speziell die 6-Jahr-Molaren (Sechser) und die mittleren Oberkieferschneidezähne (Einser) betrifft. Die Ursache ist unklar. Nur durch penible Mundhygiene kann man gegen den frühen Verlust dieser Zähne ankämpfen, oft gehen sie trotzdem verloren. Mädchen erkranken vier Mal häufiger als Jungen.
Das macht der Arzt
Um festzustellen, wie weit die Entzündung fortgeschritten ist, kontrolliert der Zahnarzt das Zahnfleisch und misst die Tiefe der Zahntaschen. Dazu führt er eine spezielle Sonde, die eine Maßeinteilung aufweist, vorsichtig zwischen Zahnfleisch und Zahn in den Zwischenraum ein. Je nach Tiefe der Taschen liegt eine Parodontitis unterschiedlichen Grades vor, als behandlungsbedürftig gilt eine Taschentiefe von 4 mm oder mehr. Dieses Testverfahren heißt Parodontaler Screening Index (PSI) und wird alle zwei Jahre von der Kasse übernommen. Zur Absicherung der Diagnose werden Röntgenbilder angefertigt – so kann der Zustand der knöchernen Zahnfächer besser beurteilt werden.
Parodontaltherapie. Eine Parodontitis lässt sich nur durch eine systematische Behandlung kurieren, eine normale, oberflächliche Reinigung reicht nicht mehr aus. Zu Beginn der Parodontaltherapie findet die Hygienephase statt, bei der durch eine professionelle Zahnreinigung alle Zahnflächen und Zahnzwischenräume gereinigt, fehlerhafte Füllungen repariert, scharfe Kanten beseitigt und stark beschädigte Zähne gegebenenfalls gezogen werden. Dabei wird auch überprüft, ob sich die Mundhygiene des Patienten verbessern lässt. Allein die Hygienephase bringt oft schon eine deutliche Besserung der Beschwerden.
Bei der anschließenden geschlossenen Behandlungsphase wird der betroffene Bereich mit einer Spritze betäubt, bevor der Arzt jeden Zahn bis auf den Boden der Zahntasche reinigt und poliert. Dies geschieht mit kleinen scharfen Schabern (Scaler) und Ultraschallinstrumenten. Einige Zahnärzte setzen auch feine schwingende Elektrofeilen ein. Das anfängliche Kratzgeräusch bei der Glättung verschwindet mit fortschreitender Behandlung und Reinigung der Oberflächen. Gleichzeitig befreit der Arzt mit einem gebogenen Messer (Kürette) das Zahnfleisch von den entzündeten Teilen (es wird „angefrischt"). Nur das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten erzielt den gewünschten Erfolg.
Nachdem der Mund gründlich ausgespült wurde, spült der Arzt die Zahntaschen mit einer Chlorhexidin-Lösung. Diese vermindert die restlichen Keime in den Taschen deutlich.
Eine Parodontaltherapie erstreckt sich meist über mehrere Sitzungen, bei denen die Kiefer bzw. Kieferhälften nacheinander gereinigt werden. Manche Patienten empfinden die optische Veränderung durch die Behandlung als unschön, da das Zahnfleisch durch die zurückgehende Schwellung kürzer erscheint und die Zähne länger wirken. Dieselben kosmetischen Probleme entstünden allerdings auch ohne Behandlung – zwar etwas später, dafür ginge aber mehr vom Zahnhalteapparat verloren. Zur Parodontaltherapie gibt es daher keine Alternative: Nur so kann die für den gesamten Körper belastende Entzündung gestoppt und die Zähne erhalten werden.
Lappenoperation und Knochenaufbau. Wenn der Kiefer bereits stark geschädigt ist oder sich bei Kontrolluntersuchungen zeigt, dass die geschlossene Behandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat, dann ist zusätzlich eine offene Behandlung nötig. Bei der Lappenoperation (Flapoperation, offene Kürettage) wird das Zahnfleisch aufgeschnitten und zur Seite geklappt. Nun kann der Zahnarzt Zahnwurzeln und Zahnfleischtaschen besonders gründlich und unter Sicht reinigen.
Ist dies nicht ausreichend, wird in der gleichen OP der Knochen wieder aufgebaut, was die Kasse allerdings nicht mehr bezahlt. Für den Knochenaufbau gibt es dabei zwei ineinander greifende Verfahren: GTR (Guided Tissue Regeneration, gesteuerte Geweberegeneration) und GBR (Guided Bone Regeneration, gesteuerte Knochenregeneration). Wenn Teile des Kieferknochens zahnfrei sind, z. B. aufgrund entfernter Weisheitszähne, können im Rahmen der GBR Knochenspäne entnommen und zur Füllung der erkrankten Stellen transplantiert werden. Auch mit wachstumsfördernden Mitteln lassen sich Knochen und Zahnhaltefasern regenerieren. Damit sich der langsam wachsende Knochen ungestört wieder aufbauen kann, ohne vom schneller wachsenden Zahnfleisch verdrängt zu werden, trennt bei der GTR eine Membran Zahnfleisch und Kiefer während der Behandlung. Beide Verfahren sind vom Aufwand her vergleichbar, welches das bessere ist, hängt von Lage und Ausmaß der Knochendefekte ab. Sie können auch kombiniert werden, indem die GTR einer GBR folgt. Der Kieferzustand verbessert sich durch den Knochenaufbau innerhalb von 3–6 Monaten deutlich, eine vollständige Wiederherstellung ist jedoch in der Regel nicht möglich.
Zusätzlich bietet sich als weitere Behandlungsmöglichkeit eine Proteinmatrix (Emdogain®) an. Diese Substanz wird auf die gereinigte und mit Zitronensäure vorbehandelte Wurzeloberfläche aufgetragen. In 30–50 % der Fälle führt sie zu deutlichem Knochenwachstum im Bereich der Wurzeloberfläche.
Zum Abschluss der Operation näht oder klebt der Arzt das Zahnfleisch. Die Behandlung wird mit antiseptischen Mundspülungen (z. B. mit Chlorhexidin) fortgesetzt, anschließend sollten regelmäßig Kontrolluntersuchungen stattfinden – anfangs alle 3–4 Wochen, später alle 6 Monate.
Selbstbehandlung
Eine einmal vorhandene Parodontitis ist durch häusliche Pflege nicht mehr zu heilen. Sie können nur die Beschwerden lindern und die Parodontaltherapie durch Ihre Mundhygiene unterstützen. Auch bei Schmerzen sollten Sie nicht mit der Zahnreinigung aufhören – verwenden Sie lieber eine weiche Zahnbürste.
Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Bei Blutungen und Schwellungen helfen entzündungshemmende Spülungen mit Kamillen- oder Salbeitee. Auch regelmäßiges Eincremen des Zahnfleisches mit Zahnfleischbalsam kann die Beschwerden lindern.
Homöopathie. Aus homöopathischer Sicht kommen z. B. Acidum hydrofluoricum, Cistus canadensis, Lycopodium, Mercurius solubus, Psorinum oder Silicea zur Linderung der Beschwerden infrage; eine bestehende Parodontitis kann aber so nicht zum vollständigen Abklingen gebracht werden.
Vorsorge
Sie können Parodontitis durch regelmäßige, gründliche und richtige Zahnreinigung vermeiden. Bei empfindlichem Zahnfleisch hilft sanftes, vorsichtiges Putzen mit einer elektrischen Bürste und weichen Borsten. Zusätzlich sollten täglich die Zahnzwischenräume gereinigt werden. Dies geschieht am besten mit Zahnseide und, falls das nicht ausreicht, zusätzlich mit Interdentalbürsten. Nur oberflächlich wirksam sind Chlorhexidin-Spülungen und Mundspülungen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Thymol, Menthol und Methylsalicylat.
Zusätzlich ist eine regelmäßige Professionelle Zahnreinigung sinnvoll. Denn sie entfernt auch Zahnstein, der vom Betroffenen nicht beseitigt werden kann – und beseitigt Plaques sehr gründlich. Je nach Geldbeutel und Zeitbudget sollte sie alle 6, mindestens aber alle 12 Monate, wiederholt werden.
Besonders hoch ist das Parodontitis-Risiko bei Rauchern, Zähneknirscher und Diabetiker. Durch Zähneknirschen wird der Zahnhalteapparat mechanisch geschädigt, bei Rauchern und Diabetikern dagegen ist die Durchblutung der kleinen Äderchen im Zahnfleisch verschlechtert. Die Nährstoffversorgung des Zahnfleischs leidet darunter, es verliert an Widerstandskraft. Der Zusammenhang zwischen Rauchen und Parodontitis ist eindeutig, der genaue Wirkungszusammenhang ist allerdings noch unklar. Man vermutet, dass das Rauchen die körpereigene Abwehrreaktion verstärkt.
Sicher ist, dass Rauchen die Behandlung erschwert und die Heilungschancen verringert – es lohnt sich also, noch während der Behandlung damit aufzuhören.
Weiterführende Informationen
- www.parodontosehilfe.de – Deutsche Parodontosehilfe e. V., Schwerte: Mit Parodontose-Selbsttest und Zahnarztsuche. Die Selbsthilfegruppe gibt auch die Zeitschrift „Parodontose Info" heraus.
- www.dgparo.de – Deutsche Gesellschaft für Parodontologie, Regensburg: Über die „Mitgliedersuche" finden Sie spezialisierte Fachärzte.

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.
Perfekter Biss auch im Alter
Zähne und Prothese pflegen
Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.
Wenn Zähne älter werden
Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:
Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.
Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.
Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.
Die Folgen schlechter Zahnpflege
Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.
Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.
Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.
Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.
Trinken und Essen für gesunde Zähne
Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.
Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.
Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.
Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.
Zähne putzen ist das A und O
Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.
- Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten.
- Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
- Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
- Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen.
- Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.
Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:
Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.
Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.
Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.
Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.
Was können Mundspülungen?
Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.
Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.
Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.
Perfekte Pflege für die dritten Zähne
Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.
Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.
Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.
Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.
Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.
Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019, Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin, Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German]