Gesundheit heute

Hilfsmittel zur Mundhygiene

Weitere Hilfsmittel optimieren die Hygiene und den Pflegezustand von Zähnen und Mundhöhle noch einmal deutlich – viele davon erscheinen uns neumodisch, sind aber schon seit Jahrhunderten in vielen Kulturen im Einsatz, so die Zungenschaber oder die Interdentalbürsten, die in Form von Zahnstochern auch bei uns Tradition haben.

Reinigung der Zahnzwischenräume

Zahnseide ist eine feine, aus vielen Einzelfäden geflochtene Schnur. Es gibt sie gewachst und ungewachst. Die gewachste lässt sich leichter durch enge Zwischenräume ziehen, weil sie besser hindurchgleitet und nicht so leicht ausfranst, dafür reinigt die ungewachste besser.

1513_HEN_Anwendung_Zahnseide.jpg|Zahnseide ist die wichtigste Ergänzung zur Zahnbürste. Sie erreicht und reinigt auch die engsten Zahnzwischenräume - die Stellen also, wo keine Zahnbürste hinkommt und die deshalb von Bakterien besonders geschätzte Brutstätten sind.|[HEN 1513]|Jugendlicher reinigt Zähne mit Zahnseide

Und so wenden Sie sie richtig an: Nehmen Sie ein 35–45 cm langes Stück und wickeln Sie es um die beiden Mittelfinger. Spannen Sie die Seide zwischen den Zeigefingern bzw. den Daumen und schieben Sie sie mit leicht sägenden Bewegungen von oben in den Zahnzwischenraum. Bitte nicht zu kräftig, sonst wird das Zahnfleisch verletzt. Ist die Seide in den Zahnzwischenraum eingeführt, bewegen Sie sie ebenfalls mit sägenden Bewegungen einmal am vorderen und einmal am hinteren Zahn entlang vom Zahnfleisch weg in Richtung Kaufläche bzw. Schneidekante.

Leichter in der Handhabung sind Zahnseide-Sticks. Sie können auch von Kindern benutzt werden und sind inzwischen preiswert zu haben.

Zur leichteren Handhabung gibt es wiederverwendbare Zahnseidespanner oder fertig in Einweghalter eingespannte Zahnseidestücke. Bei größeren Zwischenräumen und Brücken hilft Superfloss®. Das sind Zahnseideabschnitte mit einem festeren Ende und einem flauschigen Mittelstück, mit denen sich größere Zwischenräume besser reinigen lassen.

Interdentalbürsten (Zahnzwischenraumbürsten) sind kleine Bürsten, die auf einem Halter stecken. Es gibt sie in vielen verschiedenen Größen von 0,6 bis etwa 5 mm, sowohl für ganz enge als auch für große Zwischenräume und Lücken. Die richtige Größe muss vom Zahnarzt ausgemessen werden, da zu große Bürsten Schäden verursachen und zu kleine wirkungslos sind. Ihre Größe können Sie sich anhand der farbigen Markierung auf der Packung merken (z. B. 2 mm rot, 4 mm blau und 5 mm türkis). Oft müssen Sie mehrere Größen vorrätig haben, da die Zahnzwischenräume nicht überall gleich groß sind. Von der Innenseite des Gebisses aus ist die Anwendung am bequemsten.

Insbesondere bei festen Zahnspangen bekommt man nur mit Interdentalbürsten alle Winkel sauber.

Zungenreinigung

Heute weiß man, dass Mundgeruch weniger aus dem Magen kommt, sondern mehr von organischen Rückständen im Gebiss oder Bakterien auf dem hinteren Teil der Zunge ausgelöst wird (Ursachen von krankhaftem Mundgeruch). Gegen sie hilft eine einfache mechanische Reinigung. Wenn Sie die Zunge einmal am Tag mit einem speziellen Zungenschaber (Zungenbürste) putzen und abschaben, verschwindet der Geruch oft. Stattdessen können Sie auch den Rand eines umgedrehten Löffels oder die Zahnbürste benutzen – viele spüren dabei jedoch einen Würgereiz, der bei den flacheren Zungenbürsten nicht auftritt.

Munddusche und -spülungen

Eine Munddusche ist eine kleine Wasserpumpe, die gelöste oder lockere Beläge und Krümel aus den Zahnzwischenräumen herausspült. Es gibt sie mit einem Wasserstrahl oder mit einer kleinen Brause. Mundduschen sind jedoch ein verzichtbares Hilfsmittel. Bei bestehenden Zahnfleischerkrankungen ist die Benutzung sogar eher schädlich, da Bakterien in die Blutbahn eingespült werden können.

Mundspülungen (Mundwasser) sind kein Ersatz für das Zähneputzen, sie helfen auch nicht bzw. nur für sehr kurze Zeit gegen Mundgeruch. Daher eignen sie sich höchstens als zusätzliches Hilfsmittel. Für den täglichen Bedarf empfehlen sich Mundspülungen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Thymol, Menthol und Methylsalicylat. Sie eignen sich gut für den täglichen Bedarf, da sie die Keimzahl reduzieren und das natürliche Gleichgewicht der Mundflora schützen.

Antiseptische, also antibakteriell wirksame Mundspülungen (mit Chlorhexidin, z. B. Paroex®) können eine zahnärztliche Behandlung wirksam unterstützen. Spülungen mit 0,12 oder 0,2 % Chlorhexidin eignen sich jedoch nur vorübergehend zur Bekämpfung akuter Entzündungen, da sie den Geschmackssinn beeinträchtigen und bei längerfristiger Anwendung Zähne, Zunge und Schleimhaut verfärben. Spülungen mit einer Konzentration von 0,05 % Chlorhexidin gelten dagegen als zum dauerhaften Einsatz geeignet. Chlorhexidin verursacht in seltenen Fällen teils schwerwiegende allergische Reaktionen. Dies gilt für Mundspüllösungen ebenso wie für die topische Anwendung auf Haut oder Schleimhaut. Menschen mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Chlorhexidin sollten Chlorhexidin-haltige Präparate meiden und sich in der Apotheke über alternative Antiseptika beraten lassen. 

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was hilft gegen Zähneknirschen?

Aufbiss-Schienen schützen die Zähne im Schlaf vor den Folgen von unbewusstem nächtlichem Zähneknirschen.

Was hilft gegen Zähneknirschen?

Von Schiene bis Botox

Zähneknirschen schadet nicht nur den Zähnen. Wer immer wieder bewusst oder unbewusst seine Zähne presst oder reibt, kann Kopfschmerzen, Tinnitus und andere Beschwerden entwickeln. Abhilfe bringen u.a. Entspannungsübungen und Aufbiss-Schienen.

Zähneknirschen nachts oder tagsüber

Viele Menschen leiden unter unwillkürlichem Zähneknirschen (Bruxismus). Man schätzt, dass in Deutschland jede Fünfte damit Bekanntschaft macht. Kinder sind dabei etwas häufiger betroffen als alte Menschen. Unterschieden wird das immer unbewusste Zähneknirschen im Schlaf (Schlafbruxismus) vom unbewussten oder bewussten Wachbruxismus tagsüber.

Die Ursachen sind vielfältig. Das Zähneknirschen im Schlaf kann durch Schlafstörungen, Schnarchen oder die Einnahme mancher Medikamente ausgelöst werden. Auch Rauchen und Alkohol begünstigen den Schlafbruxismus. Eine wichtige Ursache sind Stress und Angstzustände, die die Kaumuskeln verspannen. Manchmal wird auch kein Grund für das Knirschen im Schlaf gefunden.

Stress und Angst sind auch die häufigsten Auslöser für das Zähneknirschen tagsüber. Das Zusammenpressen bei Anspannung und Konzentration ist eng mit der Stressverarbeitung verbunden und kann bewusst oder unbewusst erfolgen.

Abrieb fördert Schmerz und Kälteempfindlichkeit

Bruxismus schadet den Zähnen. Es drohen abgeflachte Kanten, abgebrochene oder lockere Zähne und vermehrter Abrieb. Dadurch kommt es zu Schmerzen und einer erhöhten Empfindlichkeit gegen Kälte oder Hitze. Bei Kindern beeinflusst Zähneknirschen das Zahnwachstum negativ. Aber auch außerhalb des Mundes hat Zähneknirschen üble Folgen. Betroffene berichten über

  • Schmerzen, die in die Ohren, Schläfen Wangen und Gesicht ausstrahlen,
  • Kopf-, Nacken- und Schulterschmerzen,
  • Schmerzen beim Kauen,
  • unwillkürliche Bisse in Zunge und Wange,
  • Tinnitus und Ohrensausen,
  • Müdigkeit und Erschöpfung tagsüber.

Zähne mit Schiene schützen

Wer bei sich einen Bruxismus vermutet, soll die Zahnärzt*in aufsuchen. Dort können geeignete Optionen besprochen werden, um die Zähne zu schützen. Eine Möglichkeit ist z. B. die Aufbiss-Schiene, die vor allem nachts getragen wird. Sie sorgt dafür, dass bei nächtlichem Knirschen und Pressen die Zähne keinen Schaden erleiden.

Ansonsten gilt es, gegen die Verspannungen anzugehen. Dabei hilft eine gute Schlafhygiene mit beruhigenden Tees zur Nacht oder ätherische Öle, die das Einschlafen verbessern. Manche Betroffene profitieren von der Einnahme von Magnesium, das der Muskelspannung entgegenwirken soll.

Stressmanagement und Botox

Weiter sind Stressmanagement und Achtsamkeitsübungen hilfreich. Schmerzen in Schultern und Nacken können durch physiotherapeutische Übungen gelindert werden. Bei schwerer Ausprägung eines Wachbruxismus wird die Verhaltenstherapie angeraten. Dabei lernt man, sich zu beobachten und Anspannungen gezielt entgegenzuwirken.

Auch Botox-Injektionen sind eine Therapieoption. Wird es in den Kiefermuskel gespritzt, kommt es dort zu einer Entspannung und das Zähneknirschen wird weniger. Die Wirkung hält drei bis sechs Monate an. Für langfristige Ergebnisse muss die Behandlung in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Der Einsatz ist allerdings noch off-label, wobei die Studienergebnisse vielversprechend sind. In Frage dafür kommen vor allem diejenigen, bei denen die traditionellen Maßnahmen nicht greifen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Elizaveta Galitckaia / Alamy / Alamy Stock Photos