Gesundheit heute

Aufbau und Funktion der Zähne

Aufbau und Funktion  der Zähne
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Gebiss- und Zahnformen

Das Gebiss von Erwachsenen besteht aus je 16 Zähnen im Ober- und Unterkiefer, also insgesamt 32 Zähnen. Anhand ihrer Funktion und Position im Gebiss werden vier verschiedene Zahntypen unterschieden. Ganz vorn sitzen pro Kiefer vier Schneidezähne, die die Nahrung festhalten und abbeißen. Sie haben eine meißel- bzw. schaufelartige Form und verfügen über eine scharfe Schneide. Normalerweise ragen die oberen Schneidezähne etwa 1–2 mm über die unteren hinaus und bedecken diese teilweise. An die Schneidezähne schließen sich beidseits Eckzähne an. Die Eckzähne erinnern zwar nur entfernt an die ausgeprägten Fang- und Stoßzähne im Tierreich, sind aber auch beim Menschen besonders robust und fester im Kiefer verwurzelt als ihre Nachbarzähne. Anschließend folgen auf beiden Seiten je zwei vordere Backenzähne (Prämolaren), die die Nahrung weiter zerkleinern, und drei Mahlzähne (hintere Backenzähne, Molaren), die pflanzliche Nahrungsmittel wie Obst oder Getreide zermahlen. Während die vorderen Backenzähne im Unterkiefer nur eine und die Mahlzähne zwei Wurzeln aufweisen, haben die entsprechenden Zähne im Oberkiefer zum Teil zwei, drei oder mehr Wurzeln.

Die hintersten Zähne (die dritten Mahlzähne) sind die so genannten Weisheitszähne (Achter), die oft erst im Erwachsenenalter durchbrechen. Oft müssen sie gezogen werden, wenn auf dem Kiefer zu wenig Platz ist und sie die anderen Zähne zu verschieben drohen. Leider haben gerade die Weisheitszähne häufig hakenförmige oder verwachsene Wurzeln, die das Ziehen des Öfteren zu einem blutigen und schwierigen Eingriff machen.

Bei Form, Größe und Farbe der Zähne gibt es große Unterschiede, diese sind jedoch völlig normal und kein Anlass zur Sorge.

Zahnformel und Zahnflächen

Damit Zahnärzte, Kieferchirurgen und alle anderen an der Zahnbehandlung beteiligten Personen immer genau wissen, welcher Zahn gemeint ist, wird jedem Zahn eine eindeutige zweistellige Nummer zugeordnet. Nach der Zahnformel (Gebissformel) werden Ober- und Unterkiefer in zwei Hälften unterteilt und von rechts oben (1) nach rechts unten (4) gegen den Uhrzeigersinn durchnummeriert. An der zweiten Stelle steht die Nummer des Zahns von der Mitte aus gezählt. So heißt z. B. der linke untere Eckzahn 33 oder der Weisheitszahn wird als Achter bezeichnet, da er der achte Zahn der jeweiligen Kieferhälfte ist.

Die verschiedenen Seiten und Flächen eines Zahns haben ebenfalls einen fachsprachlichen Namen, mit dem die genaue Lage von Löchern oder Füllungen am Zahn angegeben wird. So unterscheidet man bei den Zahnflächen zwischen mesial (vorn, zur Mitte hin), okklusal (auf der Kaufläche selbst) und distal (hinten). Bei Schneide- und Eckzähnen, die keine Kaufläche haben, bezeichnet inzisal die Schnittkante. Die Außenseite der Zähne (zur Wange hin) nennt der Zahnarzt vestibulär, die Innenseite (zur Zunge hin) lingual, im Oberkiefer auch palatinal (zum Gaumen hin).

Wenn während einer zahnärztlichen Untersuchung von einem Defekt an „45 mod" die Rede ist, dann hat der zweite Backenzahn auf der rechten Unterkieferhälfte ein ziemlich großes Loch – und zwar eines, das von vorn über die Kaufläche bis nach hinten reicht (mesial-okklusal-distal, abgekürzt mod).

Aufbau der Zähne

Bei einem gesunden Gebiss ist von außen nur ein kleiner Teil des Zahns (Dens) sichtbar: Lediglich die Zahnkrone (Corona dentis)ragt aus dem Zahnfleisch heraus. Unterhalb des Zahnfleisches liegt die meist wesentlich längere Zahnwurzel (Radix dentis), wobei Zähne je nach Zahnform eine, zwei oder mehrere Wurzeln haben können. Den Übergang zwischen der Zahnkrone und der Wurzel bezeichnet man als Zahnhals (Collum dentis), er ist vom Zahnfleisch bedeckt.

Der sichtbare Teil des Zahns wird von außen durch den Zahnschmelz (Enamelum) geschützt. Der Zahnschmelz ist das härteste Material des menschlichen Körpers, er besteht zu 95 % aus Mineralstoffen wie Kalzium und Phosphat. Der Schmelz verleiht den Zähnen ihren charakteristischen milchig-weißen Glanz. Unter dem Mikroskop sind viele kleine Kristalle erkennbar – Hydroxylapatit, ein sehr hartes Mineral, das dem Zahnschmelz seine Härte verleiht. Hydroxylapatit ist extrem robust – nur Säuren können ihm etwas anhaben, weswegen säurebildende Bakterien die entscheidenden Karieserreger sind.

Wenn die Zähne einmal entwickelt sind, bleiben im Zahnschmelz weder Nerven noch Blutgefäße zurück – daher kann der Körper dann auch keinen neuen Zahnschmelz mehr bilden. Das erklärt zum einen, warum wir Beschädigungen am Zahnschmelz nicht spüren, und zum anderen, warum Löcher im Zahnschmelz mit anderen Materialien wie Füllstoffen „repariert" werden müssen.

Im Bereich der Wurzel schützt eine dünne Schicht Zahnzement (Cementum) den Zahn. Von Zahnschmelz und Zahnzement umhüllt, macht das Zahnbein (Dentin) den größten Teil des Zahns aus. Von seiner Struktur her ähnelt es Knochenmaterial und ist damit immer noch recht hart, aber deutlich weicher als der Schmelz. Seinerseits umschließt das Zahnbein wiederum den empfindlichen Zahnnerv (Pulpa, Zahnmark). Der Begriff Zahnnerv ist anatomisch gesehen ungenau, da eigentlich die Höhle des Zahnnervs (Pulpahöhle) gemeint ist, durch die sich der Zahnnerv mit seinen Ästen zusammen mit feinen Blutgefäßen zieht – aber in der Tat ist der Zahnnerv der entscheidende Teil der Pulpahöhle. Seine Ausläufer durchziehen das Zahnbein und reichen bis an den Rand des Zahnschmelzes, so werden Reize wie heiß und kalt, süß oder sauer an den Zahnnerv weitergeleitet.

An der Grenze zwischen Pulpahöhle und Zahnbein sitzen dentinbildende Zellen, die Odontoblasten.Sie produzieren lebenslang neues Zahnbein (Tertiärdentin) und verkleinern so im Lauf der Jahre die Höhle für die Zahnpulpa. Dadurch reduziert sich die Schmerzempfindlichkeit der Zähne im Alter automatisch. Auch bei Reizungen des Zahnnervs (z. B. durch eindringende Karies) produzieren sie Zahnbein, um den Reiz vom Nerv fernzuhalten (Sekundärdentin).

Zahnhalteapparat

Die Zähne sind nicht mit dem Knochen verwachsen, sondern mithilfe des Zahnhalteapparats (Zahnbett, Parodontium) im Kieferknochen verankert. Beide Kieferknochen verfügen über Vertiefungen für die Zahnwurzeln, je nach Anzahl der Wurzeln gibt es pro Zahn ein, zwei oder mehr knöcherne Zahnfächer (Alveolen). Durch die Wurzelspitze führen Nerven und Blutgefäße in den Zahn hinein und aus ihm heraus.

Bei gesunden Zähnen umgibt die Zahnwurzelhaut (Desmodont, Periodontium) den Wurzelbereich und wirkt wie ein Puffer zwischen Zahnwurzel und Zahnfach. Die Zähne sind mit Zahnhaltefasern (Sharpeysche Fasern) elastisch in ihren Zahnfächern aufgehängt. Bei Belastung durch Kauen oder Zähneknirschen werden diese spiralförmigen Fasern gestreckt, anschließend ziehen sie sich wieder zusammen. Durch diese Beweglichkeit wird verhindert, dass der Zahn bricht, wenn wir ihn anschlagen oder auf etwas Hartes beißen. Darüber hinaus sorgt diese Konstruktion dafür, dass die auf den Zahn einwirkenden Kräfte als Zug an den Kiefer weitergegeben werden und dort den Knochenaufbau anregen. Auf Druck hingegen reagieren die Kieferknochen empfindlich, z. B. kann dort, wo Zähne fehlen, der Druck auf den Kiefer zu einem Schwund der Knochen führen.

Zur Mundhöhle hin wird der Zahnhalteapparat durch das Zahnfleisch (Gingiva) abgeschottet. Das Zahnfleisch ist ein spezieller Teil der Mundschleimhaut, der den Kiefer und einen Teil des Zahns umgibt und mit ihm durch den Epithelansatz verbunden ist. Diese Verbindung verschließt die Körperoberfläche an dieser Stelle vor Bakterien und anderen Mikroorganismen.

Kieferknochen und -gelenk

Oberkiefer (Maxilla) und Unterkiefer (Mandibula) halten jeweils 16 Zähne, die einen natürlichen Zahnbogen bilden. Den Teil des Kiefers, in dem die Zähne in ihren Zahnfächern sitzen, bezeichnet man noch genauer als Zahnfortsatz (Alveolarfortsatz). Der Oberkiefer ist fest mit den anderen Knochen des Schädels verwachsen, der Unterkiefer dagegen kann sich im Kiefergelenk in fast alle Richtungen bewegen. Durch diese Beweglichkeit werden viele Funktionen wie Essen, Trinken, Sprechen oder die Mimik des Gesichts erst ermöglicht – ohne diese Beweglichkeit wären die Zähne wie ein Mühlrad, welches sich nicht drehen kann.

Der Unterkiefer ist wie ein Hufeisen geformt und verfügt am hinteren Ende beidseits über einen aufsteigenden Seitenteil (Ast). Dieser Seitenteil endet zum Kiefergelenk hin in zwei Fortsätzen: Vorn (in Richtung Mund) befindet sich der Muskelfortsatz, an dem Teile der Kaumuskulatur ansetzen, weiter hinten der Gelenkfortsatz mit dem Gelenkköpfchen. Das Gelenkköpfchen gleitet in der Kiefergelenkpfanne hin und her, in der eine bewegliche Knorpelscheibe (Diskus) sitzt. Das Kiefergelenk ist das am häufigsten bewegte Gelenk des menschlichen Körpers.

Milchgebiss und Zahnwechsel

Der Mensch bildet zwei komplette Garnituren von Zähnen aus, die aufeinanderfolgen. In den ersten 2 bis 3 Lebensjahren bildet sich ein Milchgebiss heraus, das etwa ab dem 6. Lebensjahr durch bleibende Zähne ersetzt wird.

Milchzähne

Die Anlagen für die Zähne entwickeln sich schon vor der Geburt im Mutterleib. Ab dem sechsten Monat nach der Geburt brechen die ersten Milchzähne durch, das heißt, sie erscheinen in der Mundhöhle. Bis zum 30. Lebensmonat sind in der Regel alle 20 Milchzähne durchgebrochen. Diese hat das Kind so lange, bis es mit etwa 6 Jahren die ersten bleibenden Zähne bekommt.

Auch wenn die Milchzähne noch einmal ausgetauscht werden, sollten sie gut gepflegt werden: Zum einen sind sie anfälliger für Karies, da ihr Zahnschmelz dünner als bei bleibenden Zähnen ist. Zum anderen ist die Pulpahöhle bei Milchzähnen größer, sie sind also auch empfindlicher.

Unterstützung beim Zahnen

Bei manchen Kindern verläuft das Durchbrechen der Zähne völlig problemlos, andere haben dabei Schmerzen. Eltern können den Prozess durch eine regelmäßige, sanfte Massage der Kiefer mit einer Zahnbürste unterstützen. Auch ein mit Gel gefüllter oder aus weichem Kunststoff hergestellter Beißring kann das Zahnen beschleunigen – das Kind erhält etwas Weiches, auf dem es herumkauen kann, und massiert dabei das Zahnfleisch. Bei starken Beschwerden hilft ein schmerzstillender Saft oder ein gekühlter Beißring. Das Putzen der schon vorhandenen Zähne reduziert die Gefahr von schmerzhaften Entzündungen an den Durchbruchstellen.

In der Homöopathie haben sich Osanit®-Kügelchen bei zahnenden Kindern bewährt. Sie werden unter die Zunge gelegt und zergehen dort langsam.

Zahnwechsel

Mit etwa 6 Jahren beginnen die Milchzähne nach und nach auszufallen und Platz für die zweiten Zähne, die bleibenden Zähne, zu schaffen. Diese sind seit der Geburt im Kiefer herangereift und erscheinen nun nach und nach. Bei diesem Vorgang wird durch den neuen Zahn die Wurzel des Milchzahns langsam aufgelöst, er fängt an zu wackeln und fällt schließlich aus. Der neue Zahn nimmt seinen Platz ein. Manchmal brechen die neuen Zähne neben den Milchzähnen durch die Mundschleimhaut – in diesem Fall muss der überflüssige Milchzahn entfernt werden.

Als Erstes kommen die unteren Schneidezähne und die so genannten 6-Jahr-Molaren. Sie sind die ersten bleibenden hinteren Backenzähne (die späteren Sechserim Erwachsenengebiss) und übernehmen eine wichtige Aufgabe: Sie stabilisieren die Zähne von Ober- und Unterkiefer zueinander und sorgen für eine gute Bisslage. Die 6-Jahr-Molaren kommen sehr oft unbemerkt hinter den Milchzähnen aus der Mundschleimhaut, da für sie keine Zähne ausfallen müssen. Weil sie so unauffällig auftauchen, verwechseln viele Eltern die 6-Jahr-Molaren mit Milchzähnen und pflegen sie weniger als andere bleibende Zähne.

Als Nächstes folgen die seitlichen Schneidezähne und die Backenzähne. Am Schluss (mit etwa 11–13 Jahren) kommen die Eckzähne und die 12-Jahr-Molaren (Siebener) als zweite Mahlzähne. Sie sind die letzten „normalen" Zähne, später kommen – wenn überhaupt – nur noch die Weisheitszähne im Alter ab etwa 17 Jahren.

Unterstützung beim Zahnwechsel

Gründliche Reinigung und vorsichtiges Wackeln unterstützen den Zahnwechsel. Bereits gelockerte Milchzähne können durch regelmäßiges, vorsichtiges Wackeln leichter entfernt werden – zum Greifen eignet sich ein trockenes Taschentuch. Gegen Entzündungen und Reizungen helfen Kamillespülungen.

Manchmal sitzt ein ausfallender Milchzahn nur noch ganz leicht im Mund fest, tut aber sehr weh. Dies liegt daran, dass er nur noch wie ein umgedrehter Becher auf dem Zahnfleisch sitzt und mit seinen scharfen Rändern scheuert. Der Übeltäter kann entweder vorsichtig selbst gezogen oder von einem Zahnarzt entfernt werden.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta
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Perfekter Biss auch im Alter

Gesunde Zähne im Alter sind nicht nur optisch schön, sondern schützen auch vor Zahnverlust und Folgekrankheiten.

Perfekter Biss auch im Alter

Zähne und Prothese pflegen

Zähneputzen ist auch im Alter wichtig, um Zähne und Zahnfleisch gesund zu halten – andernfalls drohen Zahnverlust und Folgekrankheiten. Doch gerade Senior*innen tun sich oft schwer mit der nötigen Pflege von Zähnen und Prothesen, sei es aufgrund von Sehschwäche oder nachlassender Feinmotorik. Das richtige Knowhow und passende Hilfsmittel helfen, diese Hürden zu überwinden.

Wenn Zähne älter werden

Älterwerden betrifft den gesamten Organismus – auch Zähne und Zahnfleisch. Mit den Jahren kommt es zu zahlreichen Veränderungen im Mund:

Der Zahnschmelz nutzt sich durch das jahrzehntelange Kauen und die Einwirkungen von Säuren (z. B. aus Cola, Softdrinks und Fruchtsäften) ab. Das hat zahlreiche Folgen: Die Zähne werden nicht nur empfindlicher gegen Kälte und Hitze, sie entwickeln auch leichter Karies. Außerdem verfärben sich alte Zähne häufig. Das hat zwei Gründe: Durch den dünner werdenden Zahnschmelz scheint das darunter liegende gelbliche Zahnbein stärker hindurch. Zudem lagern sich im geschwächten Zahnschmelz leichter Farbpigmente aus Kaffee, Tee oder Rotwein ein. Doch alte Zähne ändern nicht nur ihre Farbe - durch den natürlichen Verschleiß neigen sie dazu, sich zu verschieben.

Auch das Zahnfleisch leidet mit zunehmendem Alter: Es zieht sich langsam zurück, sodass die Zahnhälse freigelegt werden. Die Zahnzwischenräume werden größer und es können sich Zahnfleischtaschen bilden.

Ein weiterer wichtiger Faktor für die Mundgesundheit im Alter ist der verringerte Speichelfluss. Dieser ist zu einem kleinen Teil darauf zurückzuführen, dass die Speicheldrüsen weniger Speichel produzieren. Einen weitaus größeren Einfluss haben zwei andere Ursachen: Einerseits nimmt mit dem Alter das Durstgefühl ab und es wird oft viel zu wenig getrunken. Die häufigste Ursache für eine verstärkte Mundtrockenheit sind jedoch Medikamente, die als Nebenwirkung den Speichelfluss vermindern. Dazu gehören vor allem Wirkstoffe gegen Bluthochdruck, Parkinson, Depressionen.

Hinweis: Mundtrockenheit im Alter kann ein Zeichen für eine Erkrankung sein, z. B. für einen Diabetes, einen Morbus Sjögren oder eine rheumatoide Arthritis. Tritt sie länger als zwei Wochen auf und ist die Ursache unbekannt, sollte sie ärztlich abgeklärt werden.

Die Folgen schlechter Zahnpflege

Werden alternde Zähne nicht richtig gepflegt, kann das zahlreiche unangenehme Folgen haben. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Aspekte. Viel bedeutender ist die Funktion: Nur mit gesunden Zähnen und gut gepflegtem Zahnersatz lässt sich verständlich sprechen und schmerzfrei kauen.

Letzteres ist besonders wichtig. Denn wenn das Kauen Schmerzen bereitet, meiden alte Menschen häufig gesunde Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse. Selbst wenn das Kauen noch möglich ist, reicht es oft für die Vorverdauung nicht aus, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. In der Folge droht eine Mangelernährung.

Bei schlechter Zahnpflege kann es auch durch die altersbedingten Veränderungen an den Zähnen zu Folgeerkrankungen kommen. So fördert eine mangelhafte Mundhygiene schmerzhafte Mundgeschwüre. Oder es sammeln sich in den vergrößerten Zahnfleischtaschen Bakterien an, so dass Entzündungen des oberen Zahnfleischs (Gingivitis) drohen. Greift die Entzündung auf den gesamten Zahnhalteapparat über, spricht man von einer Parodontitis. Dadurch wird nicht nur der Zahnhalteapparat geschädigt und es droht Zahnverlust. Die Parodontitis gilt auch als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, rheumatische Erkrankungen und Diabetes.

Hinweis: Wenn die Zähne im Alter schlechter werden, schämen sich die Betroffenen oft und isolieren sich. Auch deshalb ist es wichtig, alte Menschen zu einer guten Zahnpflege zu motivieren und sie dabei zu unterstützen.

Trinken und Essen für gesunde Zähne

Für die Zahngesund von Senior*innen muss man an mehreren Stellschrauben ansetzen. Gegen Mundtrockenheit gilt es, ausreichend zu trinken. Empfohlen werden täglich zwei Liter Wasser, ungesüßter Tee oder Saftschorle. Um dies einzuhalten kann es helfen, sich morgens und nachmittags jeweils einen Liter Flüssigkeit zuzubereiten und in der Küche griffbereit zu platzieren.

Auch zuckerfreies Kaugummi zu kauen regt die Speichelproduktion an. Für Prothesenträger*innen sind Kaugummis allerdings nicht geeignet. Sie können stattdessen zuckerfreie Bonbons oder Eisstücke lutschen sowie wasserhaltiges Obst essen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es in der Apotheke Speichelersatzlösungen.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass der Körper über eine ausgewogene Ernährung genügend Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufnimmt. Milchprodukte sind günstig, da sie viel Kalzium und Phosphor enthalten. Diese Mineralstoffe stärken den Zahnschmelz, indem sie im Mund Säuren neutralisieren. Inwiefern eine zusätzliche Gabe von Kalzium oder Vitamin D nötig ist, muss die Ärzt*in im individuellen Fall entscheiden. Nützlich sind auch rohes Gemüse und Obst (z.B. Karotten, Sellerie, Äpfel). Sie fördern den Speichelfluss und reinigen die Zähne mechanisch, das gründliche Kauen massiert zudem das Zahnfleisch.

Hinweis: Für gesunde Zähne sollte man auch im Alter zuckerhaltige Lebensmittel und klebrige Snacks meiden. Zurückhaltung ist zudem geboten bei Saurem wie Zitrusfrüchten, Limo oder Essig. Gleiches gilt für Alkohol und Tabak, denn sie schädigen sowohl die Zähne als auch das Zahnfleisch.

Zähne putzen ist das A und O

Der wichtigste Baustein für die Zahngesundheit im Alter ist eine gründliche Mundpflege.

  • Zweimal täglich die Zähne gründlich putzen. Um Karies vorzubeugen, sollte die Zahncreme Fluorid enthalten. 
  • Mindestens einmal täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
  • Einmal täglich eine antibakterielle Mundspülung anwenden.
  • Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen durchführen lassen. 
  • Halbjährliche Kontrollen beim Zahnarzt wahrnehmen.

Theoretisch sind diese Vorgaben einfach zu befolgen, in der Praxis sieht das aber oft anders aus. Viele alte Menschen leiden z. B. unter Sehschwäche oder haben Probleme mit der Feinmotorik. In diesen Fällen sind folgende Hilfsmittel nützlich:

Zahnbürsten mit verdicktem oder ergonomisch geformtem Griff lassen sich auch von alten Händen besser halten. Es gibt deshalb spezielle Zahnbürsten mit größeren, robusten Griffen. Alternativ verwendet man Griff-Verstärker, die sich auf normale Zahnbürsten aufsetzen lassen. Dazu gehören extra angefertigte Moosgummihüllen oder elastische Silikonringe.

Generell gut geeignet sind auch elektrische Zahnbürsten. Diese haben oft einen dickeren Griff und die Putzbewegungen werden automatisch ausgeführt. Kleine Bürstenköpfe ermöglichen das Reinigen aller Zahnflächen und Winkel im Mund, auch wenn die Finger weniger beweglich sind. Spezielle Dreikopfbürsten reinigen alle drei Zahnflächen gleichzeitig und müssen nur von vorne nach hinten bewegt werden. Sie erleichtern die Mundhygiene bei stark beeinträchtigter Hand- und Fingermotorik.

Etwa 30% der Zahnoberflächen sind mit der Zahnbürste nicht erreichbar. In diesen Zahnzwischenräumen schaffen Interdentalbürstchen und Zahnseide Abhilfe. Für alte Menschen sind Interdentalbürstchen meist leichter zu handhaben als Zahnseide. Sie sind in verschiedenen Größen und mit unterschiedlich langen Griffen erhältlich. Da die Zahnzwischenräume meist nicht gleich groß sind, benötigt man in der Regel verschiedene große Bürstchen. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sollte man sich den Einsatz von der Zahnärzt*in zeigen lassen. Dort wird man auch beraten, welche Größe geeignet ist.

Hinweis: Ob Zahnbürste, elektrische Zahnbürste oder Interdentalbürstchen – alle müssen nach Gebrauch gründlich mit klarem Wasser abgespült und stehend luftgetrocknet werden. Zudem sollten Bürsten regelmäßig gewechselt werden: Handzahnbürsten idealerweise alle vier Wochen, Interdentalbürstchen alle sieben bis zehn Tage oder bei sichtbarer Abnutzung.

Was können Mundspülungen?

Zusätzlich zum sorgfältigen Zähneputzen Ist Mundspülen eine Option. Empfohlen werden Produkte mit kariesreduzierenden Zusatzstoffen und mindestens 0,025% Fluorid. Insbesondere Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung sowie Pflegebedürftige sollen diese einmal täglich anwenden. Ganz wichtig: Mundspülungen ersetzen das mechanische Zähneputzen und Reinigen der Zahnzwischenräume nicht, sondern ergänzen diese.

Besonders geeignet sind Formulierungen mit Aminfluorid oder Zinnfluorid, ätherischen Ölen, Cetylpyridiniumchlorid sowie Chlorhexidin – wobei Chlorhexidin nur in Konzentrationen unter 0,1% empfohlen wird. Höher dosierte Chlorhexidinlösungen sollten nicht dauerhaft angewendet werden, da sie zu Resistenzbildung von Mundkeimen, allergischen Reaktionen und Reizungen der Mundschleimhaut führen können.

Tipp: Um Verfärbungen der Zähne durch Chlorhexidin zu vermeiden, sollte nach dem Mundspülen mindestens drei Stunden lang kein Kaffee, Rotwein oder Tee getrunken werden.

Perfekte Pflege für die dritten Zähne

Herausnehmbarer Zahnersatz muss ebenso gründlich gepflegt werden wie die eigenen Zähne. Geschieht dies nicht, können sich an den Prothesen Plaques bilden, die für die restlichen Zähne das Risiko für Parodontitis und Karies erhöhen. Dabei müssen die Beläge nicht nur an den Außenkanten entfernt werden, sondern auch an den Flächen, die dem Gaumen und dem Zahnfleischkamm aufliegen.

Zum Entfernen loser Speisereste soll der Zahnersatz nach jeder Mahlzeit gründlich unter fließendem warmem Wasser abgespült werden. Außerdem empfiehlt es sich, die Prothese ein- bis zweimal täglich mit einer speziellen Prothesenbürste zu reinigen. Auch Prothesenbürsten gibt es mit vergrößertem Griff. Sie besitzen meist unterschiedlich große Borstenfelder, um sowohl die Oberflächen als auch die schwer erreichbaren Innenseiten gründlich zu säubern.

Zu kräftig schrubben darf man Prothesen nicht, denn sonst verbiegen sich womöglich die Metallteile. Eine Spezialzahncreme sorgt zudem dafür, dass die Prothese nicht aufgeraut wird. Unangenehme Gerüche verschwinden, wenn die Prothese abends für mehrere Minuten in eine Gebissreinigungslösung eingelegt wird. Vor dem erneuten Einsetzen muss das Gebiss unter fließendem Wasser abgespült werden. Außerhalb des Mundes aufbewahrt wird die Zahnprothese am besten in einem extra dafür vorgesehen Behälter.

Bei Prothesenträger*innen darf der Mund nicht vernachlässigt werden: Zahnärzt*innen empfehlen, das Zahnfleisch, den Gaumen und die Zunge mehrmals täglich mit einer weichen Zahnbürste zu reinigen und zu massieren. Danach kann man mit einer Mundspülung gurgeln, um die Schleimhaut zusätzlich zu schützen.

Tipp: Am besten reinigt man die Prothese über einem mit Wasser gefüllten oder mit einem Handtuch ausgelegten Waschbecken. So kann das künstliche Gebiss nicht beschädigt werden, wenn er aus den Händen rutscht und herunterfällt.

Quellen: Winterhagen I, Deutsche Apotheker Zeitung 2019Deutsche Gesellschaft für Zahnmedizin,  Zeitschrift für Gerontologie, 2022 Apr 11;55(3):204–209. [Article in German] 

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Yuri Arcurs / Alamy / Alamy Stock Photos