Gesundheit heute

Lidrandentzündung

Lidrandentzündung (Blepharitis): Schuppende Entzündung des Lidrands, oft bei seborrhoischem Hauttyp (gesteigerte Talgproduktion), bei der Besiedlung von Staphylokokken (Kugelbakterien) und bei zu trockenen Augen. Sie führt unbehandelt zu narbigen Lidrandveränderungen und Wimpernausfall. Therapiert wird je nach Ursache z. B. mit antibiotischen Salben, auf jeden Fall aber mit einer sorgfältigen Lidrandhygiene und -pflege.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ausgedehnte, brennende und/oder juckende Schwellung und Rötung am Lidrand, ein- oder beidseitig
  • Morgens verklebte Wimpern und Lidränder, weißliche Schuppen
  • Wimpernausfall.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, bei

  • morgens verklebten Wimpern und Lidrändern, weißlichen Schuppen.
  • juckenden oder brennenden Rötungen und Schwellungen am Lidrand.

Heute noch, wenn

  • sich Krusten bilden oder starke Schmerzen auftreten (Hinweis auf Entzündung).

Die Erkrankung

Nicht infektiöse Lidrandentzündung

Für die nicht infektiöse Lidrandentzündung (Blepharitis squamosa) gibt es zahlreiche begünstigende Faktoren: Ein seborrhoischer Hauttyp, Talgdrüsenüberfunktion, trockene Augen (Sicca-Syndrom), äußere Reize wie Staub, Rauch, trockene Luft, Allergien (z. B. gegen Kosmetika), Diabetes sowie Gicht.

Durch die Überproduktion der Liddrüsen bilden sich gelbliche Krusten über den Ausführungsgängen, sie führen zu einem Sekretstau und entzündlichen Veränderungen. Oft besteht gleichzeitig eine chronische Bindehautreizung.

Infektiöse Lidrandentzündung

Die Krusten und Auflagerungen sind ein guter Nährboden für bakterielle Erreger, die eine infektiöse Lidrandentzündung (Blepharitis ulcerosa) hervorrufen. Häufig sind für die Entstehung die drei S-Faktoren zusammen verantwortlich:

  • Staphylokokken
  • Seborrhoischer Hauttyp
  • Sicca-Syndrom.

In selteneren Fällen verursachen auch andere Erreger wie Herpes-simplex-Viren, Milben, Läuse oder sogar Zecken eine Lidrandentzündung.

Die infektiöse Lidrandentzündung führt im chronischen Stadium zu narbig veränderten Lidrändern und damit zu einem Entropium bzw. Ektropium und ebenso wie die nicht infektiöse Lidrandentzündung zum Wimpernausfall. Wenn bakterielle Lidrandentzündungen auf die Bindehaut übergreifen, spricht man von einer Blepharokonjunktivitis.

Allergische Lidrandentzündung

Manchmal verursachen auch Pflegeprodukte wie Kontaktlinsenlösungen oder Kosmetika wie Wimpertusche und sogar medizinische Augentropfen oder Augensalbe eine allergische Lidrandentzündung. Typisch für die allergische Blepharitis ist die Entwicklung einer Lidschwellung (Lidödem).

Diagnosesicherung

Die Lidrandentzündung ist für den erfahrenen Augenarzt eine Blickdiagnose. Bei Verdacht auf eine infektiöse Ursache nimmt der Arzt einen Abstrich und lässt darin die Erreger bestimmen. Einer möglichen Allergie kommt die gründliche Befragung zu Kosmetika und Pflegeprodukten häufig auf die Spur, spezielle Hauttests übernimmt in der Regel der Hautarzt.

Behandlung

Zuerst säubert der Arzt den Lidrand. Zur Therapie verordnet er desinfizierende Salben (etwa mit Bibrocathol) und kurzfristig lokal entzündungshemmende kortisonhaltige Augensalben. Die bakterielle Lidrandentzündung wird für 2–6 Wochen mit einer antibiotikahaltigen Salbe (etwa mit Tetrazyklinen) behandelt. Bei einer Virusinfektion kommt eine Augensalbe mit einem Virostatikum (Aciclovir) zum Einsatz. Sind Filzläuse die Auslöser, werden diese mit Pilocarpin-Öl abgetötet und mit der Hand abgesammelt. Bei Allergien muss der Patient das auslösende Produkt meiden. Begleitend verordnet der Augenarzt Augentropfen oder Augensalben, die die allergische Reaktion hemmen (z. B. Cromoglicin oder Azelastin).

Prognose

Normalerweise heilt eine Lidrandentzündung bei sachgerechter Hygiene und Pflege gut aus. Kehrt sie z. B. aufgrund übermäßiger Talgproduktion immer wieder, kann man sie mit konsequenter Lidrandreinigung und -hygiene in Schach halten. Bei unbehandelten Lidrandentzündungen droht die Entwicklung von Lidfehlstellungen wie Ektropium oder Entropium.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Verzichten Sie auf Kontaktlinsen und Augenkosmetika und halten Sie das Auge unbedingt sauber. Waschen Sie häufig Ihre Hände und fassen Sie sich so selten wie möglich an das Auge, auch wenn es juckt.

Lidrandreinigung. Reinigen Sie vor Anwendung der verordneten Salben den Lidrand gründlich und entfernen Sie dabei sorgfältig alle Schuppen und Verklebungen. Nutzen Sie dazu ein warmes, angefeuchtetes Tuch, hypoallergene Seifen oder Salicylöl aus der Apotheke. Dort gibt es auch spezielle Reinigungspads, die eine Lidrandreinigung noch einfacher machen. Nehmen Sie sich für die Reinigung zweimal täglich mindestens 5 Minuten Zeit – unabhängig davon, wie oft Sie die vom Arzt verordnete Salbe auftragen müssen.

Lidrandhygiene. Als Dauerbehandlung rät der Augenarzt zu einer regelmäßigen Lidrandhygiene. Zur Lösung der Verkrustungen und Verklebungen an den Drüsenausgängen werden die Lidränder mehrmals wöchentlich mit einem feuchten Wattestäbchen gereinigt und die Liddrüsen ausmassiert. Die Talgdrüsen liegen senkrecht zum Unterlidrand. Um die Reibung zu verringern, setzen Sie etwas Heilsalbe (mit Dexpanthenol) auf den Lidrand und streichen Sie dann mit der Zeigefingerkuppe den Lidrand von unten nach oben gegen den Augapfel aus.

Komplementärmedizin

Akupunktur soll den Heilungsprozess insbesondere bei chronischen Lidrandentzündungen günstig beeinflussen.

Prävention

Vermeiden Sie Reizungen der Augen wie z. B. Staub, starke Sonneneinwirkung (Sonnenbrille tragen!), verrauchte Räume oder trockene Heizungsluft im Winter, wenn Sie häufig unter Lidrandentzündungen leiden.

Bei Neigung zu Allergien empfiehlt es sich, keine unbekannten Kosmetika zu verwenden. Testen Sie Schminkprodukte aus der Apotheke. Wichtig ist auch das sorgfältige Abschminken am Abend.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med Arne Schäffer in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen "Wann zum Arzt", "Die Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Prognose", "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Sonja Kempinsk
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Wie Hitze aufs Auge geht

Augentropfen helfen sowohl gegen trockene Augen als auch gegen allergische Bindehautentzündungen.

Wie Hitze aufs Auge geht

Von Infektion bis Grauer Star

Die Anzahl und die Intensität von Hitzewellen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das ist für den gesamten Organismus problematisch – und sogar die Augen leiden mit.

Nicht nur der Kreislauf betroffen

Zu den größten Gesundheitsrisiken durch die Klimakrise gehört die Hitze. Lange Hitzeperioden belasten den Kreislauf und gefährden vor allem Kinder, ältere Menschen und chronisch Erkrankte. In den letzten Jahren gab es jeweils etwa 3000 Hitzetote zu beklagen, im extrem heißen Sommer 2018 lag deren Anzahl sogar bei 8500.

Neben Gefäßen und Organen leiden auch die Augen unter hohen Außentemperaturen, betont der Augenarzt Prof. Gerd Geerling. So entwickeln bei ausgeprägter Hitze mehr Menschen trockene Augen. Das liegt daran, dass der Tränenfilm leichter verdunstet. Gegen trockene Augen empfiehlt der Experte viel zu trinken, die Raumluft öfter zu befeuchten und häufiger zu blinzeln. Menschen, die aufgrund einer Erkrankung weniger blinzeln (z.B. bei Alzheimerdemenz oder Parkinson) sollten regelmäßig Tränenersatzprodukte nutzen.

Allergische Konjunktivitis wird häufiger

Der Klimawandel führt auch zu einer gesteigerten Belastung mit Allergenen. In der Folge werden allergische Bindehautentzündungen immer häufiger. Zur Vorbeugung kann die Augenärzt*in  Augentropfen mit Mastzellstabilisatoren verschreiben. Zur Behandlung werden häufig antihistaminhaltige Tropfen eingesetzt. Auch das Tragen einer Schutzbrille im Freien ist hilfreich. Bei starken Beschwerden kommt eine Desensibilisierung in Frage.

Mit steigenden Temperaturen drohen zudem vermehrt Pilzinfektionen im Auge. Eine typische Quelle sind schlecht gereinigte Kontaktlinsenbehälter. Wenn es heiß ist, muss deshalb auf eine besonders gute Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen geachtet werden. 

Keine Kontaktlinsen beim Baden im See

Kontaktlinsenträger müssen auch eine weitere Gefahr beachten: In warmen Badeseen vermehren sich parasitäre Einzeller, die Akanthamöben. Sie können unter die Linsen gelangen und zu schweren Infektionen führen. Deshalb sollte man vor dem Sprung ins Wasser die Kontaktlinsen herausnehmen.

Auch langfristig scheint der Klimawandel Auswirkungen auf die Augengesundheit zu haben. Zahlen aus den USA zeigen, dass mit dem Anstieg der Durchschnittstemperatur das Risiko für schwere Sehbehinderungen ansteigt. Auch Daten aus Spanien sind alarmierend: Dort fand man einen Zusammenhang zwischen dem Temperaturanstieg und vermehrten Fällen von Grauem Star im Folgejahr.

Quelle: idw

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Combine Harvester / Alamy / Alamy Stock Photos