Gesundheit heute
Nachtblindheit
Nachtblindheit: Deutlich reduziertes Sehvermögen in Dämmerung und Dunkelheit.
Es gibt eine angeborene und eine erworbene Nachtblindheit. Die erworbene Form wird durch Vitamin-A-Mangel oder verschiedene Augen- oder Allgemeinerkrankungen verursacht, selten durch Medikamente, z. B. den Wirkstoff Phenotiazin.
Symptome und Leitbeschwerden
- Eingeschränktes Erkennen von Gegenständen oder Personen in der Dämmerung bei normaler Sehschärfe, Farbensehen und Gesichtsfeld am Tag
- Starke Sehbehinderung beim Autofahren.
Wann zum Arzt
Demnächst, bei
- starker Behinderung beim nächtlichen Autofahren.
- auffallend schlechtem Dämmerungssehen.
Die Erkrankung
Ursachen und Risikofaktoren
Angeborene Nachtblindheit. Die angeborene Nachtblindheit beruht auf einer mangelhaften Funktionsfähigkeit der Sinneszellen in der Netzhaut, die für das Dämmerungssehen verantwortlich sind, die sogenannten Stäbchen. Sie geht häufig mit Kurzsichtigkeit einher.
Erworbene Nachtblindheit. Die erworbene Form hat verschiedene Ursachen:
- Vitamin-A-Mangel: Für die Regeneration des Sehfarbstoffs ist Vitamin A nötig. Ein Mangel entsteht z. B. durch ungenügende Vitamin-A-Zufuhr – diese Erkrankung ist in Entwicklungsländern zusammen mit Unterernährung eine der häufigsten Erblindungsursachen. Der Vitamin-A-Mangel in Deutschland ist meistens Folge einer Störung der Vitamin-A-Aufnahme oder -Ausnutzung bei chronischen Magen-Darm-Erkrankungen oder einem Leberleiden.
- Trübungen der Hornhaut oder der Linse: Diese verursachen ebenso eine Störung der Dunkelanpassung (Dunkeladaptation) wie Erkrankungen des Sehnervs oder der grüne Star.
- Netzhautveränderungen durch Gefäßschädigungen: Sie treten z. B. beim Diabetes mellitus auf, und führen zu einer Beeinträchtigung der Stäbchen und damit zur Nachtblindheit.
- Chorioretinitis: Die Entzündung der Aderhaut schädigt manchmal auch Netzhaut und Stäbchen.
- Retinopathia oder Retinitis pigmentosa: Die Nachtblindheit ist eines der ersten Symptome der Retinitis pigmentosa. Diese erblich bedingte oder durch Medikamente verursachte Erkrankung zerstört ebenfalls die Photorezeptoren der Netzhaut.
Störungen des Dämmerungssehens. Von der echten Nachblindheit unterscheidet der Arzt die Störungen des Dämmerungssehens, die viel häufiger sind. Dazu gehören:
- Die Nachtkurzsichtigkeit, die sich mit einer speziellen für das Autofahren in der Nacht angepassten Brille korrigieren lässt.
- Die altersbedingte Miosis, die dadurch entsteht, dass die alternde Pupille sich weniger gut weitet und so weniger Licht ins Auge einfällt. Für sie gibt es keine Behandlung.
- Die Linsentrübung (Grauer Star). Hier hilft der Augenarzt mit einer Katarakt-Operation.
Diagnosesicherung
Die Diagnose stellt der Augenarzt mit speziellen Geräten, dem Nyktometer oder dem Mesoptometer (Mesometer). Dabei adaptiert sich der Patient zunächst 10–15 Minuten im Dunkelraum. Dann werden ihm verschiedene Sehzeichen unter abgestufter Umfeldhelligkeit gezeigt. Aus den Angaben des Patienten bestimmt der Arzt den Grad der Nachtblindheit.
Außerdem forscht der Augenarzt nach zugrundeliegenden Erkrankungen. Dazu untersucht er nicht nur Auge und Netzhaut gründlich, bei Verdacht auf einen Vitamin-A-Mangel oder eine internistische Erkrankung steht die enge Zusammenarbeit mit einem internistischen Kollegen an.
Behandlung
Für die angeborene Nachtblindheit gibt es derzeit keine Therapie, an einer Gentherapie und an Stammzelltransplantationen zur Behandlung der genetisch bedingten Störung wird geforscht.
Schäden an der Netzhaut oder ein Glaukom behandelt der Augenarzt vor allem mit dem Laser, in ausgeprägten Fällen auch mit einer Operation.
Bei einem Vitamin-A-Mangel steht die Vitamin-A-Substitution an. Zusätzlich muss natürlich eine eventuell zugrunde liegende Störung wie beispielsweise eine Darmerkrankung therapiert werden.
Zur Behandlung der Retinopathia oder Retinitis pigmentosa gab und gibt es diverse Therapieversuche, die bisher alle wenig erfolgversprechend waren. Kein Wunder, dass sich diese Erkrankung im Mittelpunkt intensiver Forschung befindet: Es laufen u. a. Studien zu Gentherapien, Netzhautimplantaten und der Behandlung mit Wachstumsfaktoren. Die transkorneale Elektrostimulation ist schon im klinischen Einsatz, sie soll die Zellaktivität der Netzhaut stimulieren und den Gesichtsfeldverlust verlangsamen.
Prognose
Die genetisch bedingte Nachtblindheit verändert sich im Verlauf des Lebens normalerweise nicht, d. h. sie bleibt gleich stark ausgeprägt. Erworbene Nachtblindheiten können sich dagegen bei Nichtbehandlung der zugrundeliegenden Ursache verschlechtern, bei sachgerechter Therapie aber durchaus auch wieder verbessern.
Im Falle einer Retinitis pigmentosa ist die Prognose schlecht: Die Erkrankung schreitet fort, je nach Unterform existieren unterschiedliche Verläufe. Bei den schwersten Ausprägungen drohen nicht nur Nachtblindheit und Störungen des Farbensehens, sondern auch die Erblindung.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Schlechte Nachtsicht ist keine Bagatelle. Gehen Sie zum Augenarzt und lassen Sie die Ursache abklären, wenn Sie anfangen, im Dämmern weniger gut zu sehen. Und auch wenn die Ursache relativ harmlos ist wie z. B. ein beginnender Grauer Star, ist es gut wenn der Augenarzt diese rechtzeitig und in vielen Fällen auch erfolgreich behandeln kann.
Wer trotz Nachtblindheit unbedingt Autofahren muss, sollte zur Eingewöhnung des Auges die letzte halbe Stunde vor dem Autofahren in abgedunkelter Umgebung oder Dämmerung verbringen. Es stellt sich aber die Frage, ob überhaupt noch Fahrtüchtigkeit besteht – im Zweifel gibt der Augenarzt auch hierauf eine Antwort.
Komplementärmedizin
Pflanzenheilkunde. Heidelbeerextrakt soll das Sehvermögen bei Dunkelheit erhöhen, allerdings kann ein therapeutischer Effekt anscheinend erst erzielt werden, wenn das Phytopharmakon über einen längeren Zeitraum in hoher Dosierung eingenommen wird (etwa 200–400 mg pro Tag in Kapsel- bzw. Tablettenform).
Orthomolekularmedizin. Die Orthomolekularmedizin empfiehlt eine Substitutionstherapie mit Vitamin A. Diese ist aber nur dann gerechtfertigt, wenn nachweislich ein Vitamin-A-Mangel die Ursache für die Nachtblindheit ist. Auf Verdacht sollte die empfohlene Tagesmenge von etwa 1 mg nicht überschritten werden: Da sich das fettlösliche Vitamin A im Körper anreichert, kann ein Überangebot sogar gesundheitsschädliche Folgen haben. Gleiches gilt für Beta-Karotin, einer Vorstufe von Vitamin A – hier beträgt der tägliche Bedarf 2 mg. Schwangere sollten gar kein Vitamin A einnehmen, da das Kind geschädigt werden kann.

Hohe Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft gefährden die Netzhaut.
Alle 3 Monate zum Augencheck
Schwangere mit Diabetes
Werdende Mütter mit Diabetes sollten sich regelmäßig die Augen kontrollieren lassen. Denn bei ihnen können während der Schwangerschaft Netzhautschäden auftreten – die im schlimmsten Fall sogar zu einer Erblindung führen.
Auch Netzhautgefäße betroffen
Hohe Blutzuckerwerte sind Gift für die Gefäße. Deshalb leiden Menschen mit Diabetes besonders oft an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Gefäße in der Netzhaut sind in Gefahr: Werden sie geschädigt, spricht man von einer diabetischen Retinopathie, die je nach Ausmaß zu Sehproblemen bis hin zum Sehverlust führen kann.
In der Schwangerschaft ist das Risiko für diabetische Retinopathien groß. Damit das Kind genügend Glukose erhält, verändern die Schwangerschaftshormone den Blutzuckerhaushalt der Mutter. Gesunde Frauen können dies ausgleichen – Diabetikerinnen häufig nicht. In der Folge sind ihre Blutzuckerwerte oft erhöht, was den Gefäßen in der Netzhaut schadet.
Bei beiden Diabetesformen möglich
Zu Netzhautschäden kommt es bei schwangeren Diabetikerinnen relativ häufig: In einer Studie mit über 1600 Betroffenen wies jede zweite Frau eine diabetische Retinopathie auf. Insbesondere Frauen mit einem Typ-1-Diabetes waren davon betroffen, aber auch werdende Mütter mit einem Diabetes Typ 2 litten daran.
Augencheck mindestens einmal pro Schwangerschaftsdrittel
Egal welche Form von Diabetes: Die diabetische Retinopathie ist bei Schwangeren nicht nur häufig. Sie schreitet bei ihnen erfahrungsgemäß auch viel schneller voran als bei gesunden Müttern. Deshalb sind für schwangere Diabetikerinnen Augenkontrollen besonders wichtig. Am besten lassen sie sich schon bei Kinderwunsch von einer Augenärzt*in untersuchen und beraten.
Liegen bereits Netzhautschäden vor, können diese mit Medikamenten oder dem Laser behandelt werden. Während der Schwangerschaft sollte bei allen Diabetikerinnen die Augen regelmäßig kontrolliert werden. Expert*innen empfehlen eine Untersuchung pro Schwangerschaftsdrittel. Bei diagnostizierten Netzhautschäden sind, abhängig vom Befund, Kontrollen sogar alle vier Wochen ratsam.
Auch nach der Geburt kontrollieren
Wichtig ist zudem: Das Risiko für Netzhautverschlechterungen besteht auch nach der Geburt weiter. Fachleute empfehlen deshalb, die Augen noch mindestens ein weiteres Jahr nach der Entbindung regelmäßig augenärztlich kontrollieren zu lassen.
Quelle: Ärztezeitung