Gesundheit heute
Farbenblindheit und Farbschwäche
Farbsinnstörungen: Störung der Farbwahrnehmung (Farbuntüchtigkeit), entweder in Form einer Farbschwäche oder einer Farbenblindheit.
Etwa 8 % aller Männer sind von einer angeborenen Farbuntüchtigkeit betroffen, hingegen nur 0,5 % der Frauen. Am häufigsten leiden Betroffene unter einer Form der Farbschwäche oder Farbenblindheit für einzelne Farben: sie sehen eine oder mehrere Farben weniger stark oder gar nicht, die Farbenwelt ist für sie aus weniger Farben zusammengemischt als bei Normalsichtigen. Bei der seltenen ererbten kompletten Farbenblindheit (Achromatopsie) können die Betroffenen nur Graustufen unterscheiden. Die Farbuntüchtigkeit ist keine Krankheit; sie kann aber erhebliche Auswirkungen auf das tägliche Leben haben, z. B. bei der Berufswahl. Erworbene Farbuntüchtigkeiten sind ebenfalls selten, in diesen Fällen muss nach der zugrunde liegenden Ursache wie beispielsweise einer Augenerkrankung oder einem Schlaganfall geforscht werden.
Symptome und Leitbeschwerden
- Probleme bei Farbenbenennung bzw. -unterscheidung
- Gelb-, Blau- oder Rotsehen (bei Überdosierung bestimmter Medikamente oder Vergiftungen)
- Geringe Sehschärfe, Überempfindlichkeit gegen helles Licht (bei kompletter Farbenblindheit)
Wann zum Arzt
In den nächsten Wochen, wenn
- Sie den Verdacht haben, dass Sie oder Ihr Kind an einer Farbschwäche leiden.
Sofort, wenn
- Sie plötzlich alles Rot oder Gelb sehen oder sonst eine Veränderung in Ihrem Farbempfinden bemerken.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Der Farbtüchtige stellt aus den drei Spektralfarben Rot, Grün und Blau alle anderen Farben durch Mischung her. Verantwortlich dafür sind drei verschiedene Netzhautzelltypen (auch Zapfen genannt). Diese Farbsinneszellen sind in der Netzhautmitte lokalisiert und arbeiten nur bei Tageslicht. Bei Nacht sind also wirklich "alle Katzen grau".
Bei einer Farbsinnstörung ist das Zusammenspiel der drei Farbsinneszelltypen gestört. Die Ursache dafür liegt in der Netzhaut, im Sehnerv oder im Gehirn selbst.
Ursachen und Risikofaktoren
Eine erbliche Farbuntüchtigkeit äußert sich entweder in einer Farbschwäche oder einer Farbenblindheit. Bei der Farbschwäche ist das Auge durch einen Mangel an Sehfarbstoff weniger empfindlich für die entsprechende Farbe oder für mehrere Farben. Bei der Farbenblindheit nimmt der Betroffene eine oder mehrere Farben gar nicht mehr wahr.
Völlige Farbenblindheit ist sehr selten, meistens liegt eine partielle Farbenblindheit vor, bei der ein Farbsinneszelltyp fehlt, so z. B. eine Rotblindheit (Protanopie), Grünblindheit (Deuteranopie) oder eine Mischung aus beiden. Da die Betroffenen beide Farben regelmäßig verwechseln, nennt man aber alle diese Fälle Rot-Grün-Blindheit. Glücklicherweise sehr selten ist der Ausfall von zwei (Monochromasie) oder gar allen drei Farbempfindungen (vollständige Farbenblindheit). Bei der vollständigen Farbenblindheit, der Achromatopsie, funktioniert keine der 3 Zapfentypen. Die Betroffenen sehen alles in Grau und leiden zusätzlich unter mangelnder Sehschärfe sowie einer Überempfindlichkeit gegen helles Licht.
Plötzliche auftretende Farbuntüchtigkeit. Eine plötzlich auftretende Farbuntüchtigkeit ist immer ein ernst zu nehmendes Zeichen z. B. einer Sehnerventzündung oder einer Netzhauterkrankung. Auch ein Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine andere Gehirnläsion kann die zentrale Verarbeitung des Farbensehens stören. In diesem Fall wird die Farbenblindheit zerebrale Achromatopsie genannt. Selten, aber ebenso bedrohlich ist eine Farbuntüchtigkeit als Nebenwirkung von Medikamenten (z. B. Resochin®, Cordarex®) oder als Zeichen einer Vergiftung, z. B. mit Fingerhut (Digitalis).
Diagnosesicherung
Verschiedene Farbtests können die Diagnose bestätigen:
- Pseudoisochromatische Tafeln: Dieser Test zeigt Zahlen auf farbigem Untergrund, die nur von Farbtüchtigen richtig erkannt werden. Geprüft werden nur Rot/Grün-Störungen (siehe Abbildung).
- Farnsworth-Farbfleckverfahren: Der Patient muss Steine mit unterschiedlicher Farbabstufung sortieren. Dieser Test ist aufwendiger, kann aber auch Blaustörungen aufspüren.
- Anomaloskop nach Nagel: Dieses Gerät kann die Farbschwäche quantitativ erfassen. Der Patient muss mit Hilfe einer Drehschraube eine vorgegebene Farbe "mischen". Der Rotschwache wird z. B., um eine vorgegebene Mischfarbe einzustellen, mehr Rot benötigen als der Farbnormale und der am Anomaloskop abgelesene Wert (AQ-Wert, Anomalquotient) fällt dementsprechend niedriger aus. So ist eine genaue Angabe über die Art der Farbuntüchtigkeit und ihre Ausprägung möglich. Für viele Berufe ist eine Rotschwäche kein Problem, eine Rotblindheit jedoch ein Ausschlusskriterium, z. B. bei Malern, Busfahrern oder Piloten.
Erworbene Arten der Farbuntüchtigkeit lassen sich mit den Farbtests nicht gut erfassen. Hier gibt in der Regel die Beschreibung des Patienten Auskunft über die ungewöhnliche Farbwahrnehmung.
Behandlung
Die angeborenen Formen der Farbuntüchtigkeit können derzeit nicht behandelt werden. Eine Aufklärung, z. B. in Bezug auf die Berufswahl, muss daher frühzeitig erfolgen. Seit einigen Jahren stehen jedoch neben anderen Sehstörungen auch die Farbuntüchtigkeiten im gentherapeutischen Visier der Forscher. Experten rechnen mit der Zulassung erster Verfahren ab 2018.
Bei den sehr seltenen erworbenen Arten der Farbuntüchtigkeit sind je nach Erkrankung die zuständigen Fachärzte gefragt (Augenarzt, Neurologe oder Internist). Liegt ein Verdacht auf eine Medikamentenüberdosierung vor, überprüft der Arzt sofort die eingenommenen Präparate.
Prognose
Die angeborene Farbuntüchtigkeit lässt sich bisher nicht heilen, sie verändert sich im Verlauf des Lebens aber nicht. Bei einer erworbenen Farbuntüchtigkeit hängt die Prognose von der Grunderkrankung und deren Behandlung ab. So können sich z. B. schlaganfallbedingte Farbuntüchtigkeiten durchaus mit der Zeit wieder zurückbilden.
Ihr Apotheker empfiehlt
Die meisten Farbuntüchtigen kommen mit ihrer Sehschwäche gut zurecht. Dennoch wird eine Reihe von Hilfsmitteln angeboten, z. B.:
- Das Eyeborg verwandelt Farben in Schallwellen, die der Farbuntüchtige über einen Lautsprecher im Ohr als verschiedene Töne hören kann.
- Für Rot-Grün-Blinde gibt es eine Spezialbrille, die einen Teil des roten und grünen Lichts so herausfiltert, dass der Betroffene Rot und Grün besser unterscheiden kann.
Weiterführende Informationen
Auf www.sehtestbilder.de finden Sie Testbilder zum Farbenerkennen.

Unscharfe Sicht und erhöhte Blendempfindlichkeit sind die typischen Symptome bei gestörtem Dämmerungssehen.
Wenn das Dämmerungsehen gestört ist
Sehschwäche & Blendempfindlichkeit
Viele Menschen leiden mit zunehmendem Alter unter einer eingeschränkten Sehfähigkeit in der Dämmerung. Meist sind die Augen zudem besonders blendempfindlich, was das Autofahren bei Nacht gefährlich macht. Was kann man dagegen tun?
Echte Nachtblindheit meist angeboren
Störungen des Dämmerungssehens werden oft mit der sehr seltenen „echten“ Nachtblindheit verwechselt, der sogenannten Hemeralopie oder Nyktalopie. Diese Erkrankung beruht auf einer Schädigung der lichtempfindlichen Zellen, die auf die Dunkelheit spezialisiert sind. Fallen sie aus, ist das Sehen im Dunklen vollständig verloren.
Meist ist die Erkrankung angeboren. Sie kann aber auch durch schwere Netzhautschäden, z.B. im Rahmen einer diabetischen Augenerkrankung entstehen. Auch ein Vitamin-A-Mangel gehört zu den Auslösern. Ein solcher Mangel kommt heute allerdings kaum noch vor.
Gestörtes Dämmerungssehen ist häufig
Viel häufiger als die Nachtblindheit ist jedoch die Störung des Dämmerungssehens. Sie entwickelt sich oft mit dem Älterwerden. Das erste deutliche Anzeichen ist meist eine erhöhte Blendempfindlichkeit beim nächtlichen Autofahren. Durch entgegenkommende Scheinwerfer oder Baustellenbeleuchtungen kann die Sicht kurzfristig komplett verloren gehen. Typisch ist auch ein verschwommenes Sehen, was zu verstärkter Müdigkeit und verminderter Konzentration beim Fahren führt.
Auch für das gestörte Dämmerungssehen gibt es etliche Ursachen. In den meisten Fällen liegen altersbedingte Defizite zugrunde. So passt sich die älter werdende Pupille nicht mehr so schnell an Veränderungen des Lichteinfalls an, was Blendungen begünstigt. Häufig wird die Augenlinse trüber (Grauer Star), was das Sehen im Dunkeln zusätzlich erschwert. Zudem wirken sich auch nicht ausreichend korrigierte Sehfehler wie Kurz- und Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmungen im Dämmern stärker aus.
Bei Beschwerden zur Augenärzt*in
Wer solche Beschwerden bei sich bemerkt, sollte sich augenärztlich untersuchen lassen. Dabei wird festgestellt, ob eine echte Nachtblindheit oder ein gestörtes Dämmerungssehen vorliegt. Für die angeborene Nachtblindheit gibt es bisher keine ursächliche Behandlung, Gentherapien sind derzeit in Erprobung. Bei diabetischer Retinopathie helfen je nach Stadium Laserbehandlungen oder Augenoperationen, bei Vitamin-A-Mangel wird Vitamin A gegeben.
Gegen das gestörte Dämmerungssehen lässt sich in vielen Fällen auch etwas tun. Im Fall eines Grauen Stars kann eine Kunstlinse nötig werden, für nachts stärker ausgeprägte Sehfehler könnte eine Zweitbrille eine Option sein.
Fürs Autofahren bei eingeschränktem Dämmerungssehen gibt es folgende Tipps:
- Nur entspiegelte Brillengläser nutzen und diese regelmäßig reinigen - vor allem vor Nachtfahrten.
- Windschutzscheibe innen und außen sauber halten, um die Streuung von Scheinwerferlicht zu verringern.
- Bei Gegenverkehr nicht direkt in die Scheinwerfer schauen.
Nachtfahrbrillen sind umstritten Nachtfahrbrillen können im Einzelfall helfen – wahrscheinlich jedoch vor allem aufgrund ihrer psychologischen Wirkung durch das vermehrte Sicherheitsgefühl. Ein echter Nutzen ist für die gelben oder bernsteinfarbenen Gläser nicht belegt. Im Gegenteil, Augenärzt*innen befürchten, dass durch die Tönung und das verminderte Lichtangebot die Sicht noch schlechter wird. Sie raten deshalb in der Regel von Nachtfahrbrillen ab.
Quelle: ptaheute