Gesundheit heute

Aufbau und Funktion des Auges

Der Augapfel ist zwiebelschalenartig aus drei Schichten aufgebaut: der äußeren, mittleren und inneren Augenhaut.

Die äußere Augenhaut

Zur äußeren Augenhaut gehören die Lederhaut (Sklera) und die Hornhaut (Kornea). Die Lederhaut umgibt den gesamten Augapfel bis auf den vorderen Bereich als formende und schützende Hülle. Im Bereich des Sehnervs geht sie in eine harte Hirnhaut über, die den Sehnerv umhüllt, im vorderen Anteil des Augapfels nahe der Regenbogenhaut (Iris) in die gefäßlose, transparente Hornhaut. Der vordere, sichtbare Lederhautabschnitt wird bis über den Hornhautrand von der Bindehaut (Konjunktiva) überlagert und geschützt. Diese bedeckt auch die Innenseite der Lider, mit denen sie fest verbunden ist, während der dem Augapfel zugewandte Teil der Bindehaut nur lose auf dem Augapfel liegt.

1402_GTV_Anatomie_Schnittbild_Auge.png|Das Auge im Schnittbild. Die Lichtstrahlen passieren Hornhaut, Pupille, Linse und den zwei Drittel des Augeninnenraums einnehmenden Glaskörper, bevor sie auf die lichtempfindliche Netzhaut treffen. Die hochsensible Netzhaut wird nach außen von zwei Schutz- und Versorgungsschichten umschlossen, zuerst von der Aderhaut und dann von der Lederhaut. |[GTV 1402]|Anatomischer Querschnitt durchs Auge, der die wichtigsten Strukturen zeigt.

Die mittlere Augenhaut

Die mittlere Augenhaut besteht aus Aderhaut (Chorioidea), Ziliarkörper und Regenbogenhaut.

Die Aderhaut ist eine schwarzbraun pigmentierte Haut und liegt der Lederhaut innen an. Sie enthält zahlreiche Blutgefäße, die die Netzhaut (Retina) versorgen. Durch die eingelagerten Pigmente wirkt die Aderhaut wie die Wand einer Dunkelkammer und verhindert, dass Lichtstrahlen außerhalb der Pupillenöffnung in den Augapfel einfallen können. Die Lichtstrahlen werden, nachdem sie die Sinnesrezeptoren der Netzhaut erreicht haben, von der Aderhaut absorbiert. So werden Lichtreflektionen innerhalb des Augapfels verhindert.

Im vorderen Augenbereich geht die Aderhaut in den Ziliarkörper über. Er besteht aus Bindegewebefortsätzen, deren Fasern die Augenlinse im Zentrum des Strahlengangs (der Bereich, in dem das Licht ins Auge eintritt) aufhängen, und dem ringförmigen Ziliarmuskel. Durch die Anspannung dieses Muskels werden die Aufhängefasern der Linse (Zonulafasern) entspannt. Die Linse nimmt dann, da sie elastisch ist, eine kugelähnliche, d.h. stärker gekrümmte Form an und ihre Brechkraft nimmt zu. Auf diese Weise stellt sich der optische Apparat des Auges vom Sehen in die Ferne auf die Nähe um. Die Anpassung an unterschiedliche Entfernungen wird als Akkommodation bezeichnet.

Das Kammerwasser

Die Bindegewebefortsätze des Ziliarkörpers sind reich an Blutgefäßen, in denen das Kammerwasser gebildet wird. Es füllt den vor der Linse liegenden Teil des Augapfels, der durch die Regenbogenhaut in eine große vordere Augenkammer und eine kleine hintere Augenkammer unterteilt wird. Das Kammerwasser versorgt einerseits die Linse und die Hornhaut mit Nährstoffen, andererseits dient es dem Aufbau des Augeninnendrucks. Das Auge besteht zu großen Teilen aus weichen Geweben wie dem Glaskörper und Flüssigkeiten. Der Augeninnendruck sorgt zusammen mit der Lederhaut dafür, dass der Augapfel Form und Größe behält und nicht wie ein erschlaffender Luftballon in sich zusammenfällt. Normalerweise befinden sich Produktion und Abfluss des Kammerwassers im Gleichgewicht, so dass der Augeninnendruck stets gleich hoch ist: etwa 15 mmHg.

Das Kammerwasser fließt aus der vorderen Augenkammer durch das trabekuläre Maschenwerk (Trabekelwerk) im Kammerwinkel (der Winkel, den Regenbogenhaut und Hornhaut bilden) in den Schlemm-Kanal und schließlich über das Venensystem ab.

Regenbogenhaut und Pupille

Die Regenbogenhaut (Iris) ist der sichtbare farbige Anteil des Augapfels. Sie weist in der Mitte ein Loch auf: die Pupille. Die Regenbogenhaut wirkt wie die Blende einer Kamera: Sie passt die Pupillenweite unterschiedlichen Lichtverhältnissen an. Bei zunehmender Helligkeit, im Rahmen der Naheinstellung sowie bei starker Müdigkeit ziehen sich die ringförmigen, in die Regenbogenhaut eingebetteten Fasern des Musculus sphinkter pupillae reflektorisch zusammen. Die Pupille wird dadurch verengt und der Lichteinfall reduziert (Miosis). Bei umgekehrten Reizen kontrahieren sich dagegen die radiär angeordneten Muskelfasern der Regenbogenhaut, der Musculus dilatator pupillae, und die Pupille erweitert sich (Mydriasis).

Viele Medikamente wirken auf die Pupille: Der Augenarzt verwendet beispielsweise Tropfen mit den Wirkstoffen Homatropin oder Phenylephrin, um die Pupille für die Untersuchung des Augenhintergrunds weit zu stellen. Opiate führen dagegen zu einer Pupillenverengung.

Die innere Augenhaut

Zur inneren Augenhaut gehören die Netzhaut mit den Sinnesrezeptoren sowie das Pigmentepithel. Durch seinen hohen Gehalt an Melanin (brauner Farbstoff) absorbiert das Pigmentepithel die durch die Netzhaut hindurch tretenden Lichtstrahlen, um dadurch Lichtreflexionen im Augapfel zu verhindern.

Die Netzhaut (Retina) ist eine komplex aufgebaute Einheit aus zehn hintereinander geschalteten Nervenzellschichten. Ganz außen liegen die lichtempfindlichen Sinneszellen, die mit ihren Endgliedern in das Pigmentepithel eintauchen. Man unterteilt sie in Zapfen und Stäbchen. Die Zapfen sind für das Farbsehen am Tag verantwortlich, die Stäbchen für das Dämmerungssehen. Die meisten der sechs Millionen Zapfen liegen im Bereich der optischen Achse im Zentrum der Netzhaut. Dieses Areal heißt Gelber Fleck (Makula). Es enthält in einer Vertiefung, der Fovea centralis, die Stelle des schärfsten Sehens. Wenn man einen Gegenstand fixiert, stellt sich der optische Apparat des Auges jeweils so ein, dass die Lichtstrahlen genau in der Fovea centralis gebündelt werden. Die Zapfen bewirken also neben dem Farbsehen vor allem auch exakte Abbildungen. Für ihre Aktivität ist allerdings eine bestimmte Helligkeit erforderlich. In der Dämmerung reagieren dann die mehr als 120 Millionen Stäbchen, die auf der übrigen Netzhaut verteilt sind.

In den folgenden Nervenzellschichten liegen weitere Zellarten, die schon erste Verrechnungen der visuellen Information durchführen.

Die Fortsätze (Axone) der Nervenzellen verlassen das Auge im Bereich der Sehnervenpapille (Papille, Sehnervenkopf) und bilden den Sehnerv. Seine Austrittsstelle ist frei von lichtempfindlichen Zellen, sie wird daher als blinder Fleck bezeichnet.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Alle 3 Monate zum Augencheck

Hohe Blutzuckerwerte in der Schwangerschaft gefährden die Netzhaut.

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Schwangere mit Diabetes

Werdende Mütter mit Diabetes sollten sich regelmäßig die Augen kontrollieren lassen. Denn bei ihnen können während der Schwangerschaft Netzhautschäden auftreten – die im schlimmsten Fall sogar zu einer Erblindung führen.

Auch Netzhautgefäße betroffen

Hohe Blutzuckerwerte sind Gift für die Gefäße. Deshalb leiden Menschen mit Diabetes besonders oft an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Gefäße in der Netzhaut sind in Gefahr: Werden sie geschädigt, spricht man von einer diabetischen Retinopathie, die je nach Ausmaß zu Sehproblemen bis hin zum Sehverlust führen kann.

In der Schwangerschaft ist das Risiko für diabetische Retinopathien groß. Damit das Kind genügend Glukose erhält, verändern die Schwangerschaftshormone den Blutzuckerhaushalt der Mutter. Gesunde Frauen können dies ausgleichen – Diabetikerinnen häufig nicht. In der Folge sind ihre Blutzuckerwerte oft erhöht, was den Gefäßen in der Netzhaut schadet.

Bei beiden Diabetesformen möglich

Zu Netzhautschäden kommt es bei schwangeren Diabetikerinnen relativ häufig: In einer Studie mit über 1600 Betroffenen wies jede zweite Frau eine diabetische Retinopathie auf. Insbesondere Frauen mit einem Typ-1-Diabetes waren davon betroffen, aber auch werdende Mütter mit einem Diabetes Typ 2 litten daran.

Augencheck mindestens einmal pro Schwangerschaftsdrittel

Egal welche Form von Diabetes: Die diabetische Retinopathie ist bei Schwangeren nicht nur häufig. Sie schreitet bei ihnen erfahrungsgemäß auch viel schneller voran als bei gesunden Müttern. Deshalb sind für schwangere Diabetikerinnen Augenkontrollen besonders wichtig. Am besten lassen sie sich schon bei Kinderwunsch von einer Augenärzt*in untersuchen und beraten.

Liegen bereits Netzhautschäden vor, können diese mit Medikamenten oder dem Laser behandelt werden. Während der Schwangerschaft sollte bei allen Diabetikerinnen die Augen regelmäßig kontrolliert werden. Expert*innen empfehlen eine Untersuchung pro Schwangerschaftsdrittel. Bei diagnostizierten Netzhautschäden sind, abhängig vom Befund, Kontrollen sogar alle vier Wochen ratsam.

Auch nach der Geburt kontrollieren

Wichtig ist zudem: Das Risiko für Netzhautverschlechterungen besteht auch nach der Geburt weiter. Fachleute empfehlen deshalb, die Augen noch mindestens ein weiteres Jahr nach der Entbindung regelmäßig augenärztlich kontrollieren zu lassen.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Aleksey Boldin / Alamy / Alamy Stock Photos