Gesundheit heute
Sonnenallergie
Sonnenallergie (polymorphe Lichtdermatose): Stunden bis Tage nach Sonneneinstrahlung auftretender starker Juckreiz mit Rötung, Papeln und Bläschen auf meist sonnenentwöhnten Hautpartien. Als Ursache gilt eine angeborene allergische Überreaktion, die durch noch unbekannte licht-vermittelte Antigene ausgelöst wird. Die Erkrankung tritt vor allem von Mai bis Juni und bei hellhäutigen Menschen auf. Unter Vermeidung erneuter Sonnen-Exposition kommt es in der Regel zu folgenloser Abheilung, die durch Kortisoncreme unterstützt werden kann. Danach lässt sich die Haut meist an das Sonnenlicht gewöhnen. Zur Prophylaxe dienen Sonnenschutz und das Vermeiden von Sonnenlicht. Bei starker Ausprägung gibt es die Möglichkeit, der drohenden Sonnenallergie durch Light-Hardening (eine Art Gewöhnungstherapie an UV-Licht) vorzubeugen.
Symptome und Leitbeschwerden
- Ausgeprägter Juckreiz Stunden bis Tage nach einmaliger oder erstmaliger Sonneneinstrahlung
- Rote Flecken, Bläschen und/oder Knoten auf den sonnenexponierten Hautarealen.
Wann in die Arztpraxis
In den nächsten Tagen, wenn
- oben genannte Beschwerden auftreten.
Die Erkrankung
Vorkommen
Die Sonnenallergie ist eine häufige Erkrankung, 10 bis 20 % der Europäer*innen sollen davon betroffen sein, Frauen weitaus häufiger als Männer. Bei 2/3 tritt sie zwischen dem 10. und 30. Lebensjahr das erste Mal auf. Sie ist typisch für das Frühjahr und den Frühsommer, wenn die Sonneneinstrahlung intensiver wird und zu den ersten Sonnenbädern einlädt.
Krankheitsentstehung und Klinik
Die Beschwerden entwickeln sich Stunden bis Tagen nach dem ersten Sonnenkontakt auf unbedeckten, häufig lichtentwöhnten Hautpartien wie Oberarmen und Dekolletee, oft auch auf den seitlichen Teilen von Gesicht und Hals. Typischerweise tauchen die allergischen Hautveränderungen bei der gleichen Patient*in immer wieder an den gleichen Stellen auf. Die Ausprägung ist individuell unterschiedlich, es kommt zu roten Flecken, Quaddeln, Knötchen, Bläschen oder Rötungen, immer verbunden mit starkem Juckreiz. Wenn die Beschwerden abgeklungen sind, lässt sich die Haut meist problemlos an das Sonnenlicht gewöhnen.
Ursachen
Durch das Sonnenlicht wird eine Überempfindlichkeitsreaktion vom verzögerten Typ hervorgerufen (im Gegensatz zur unten beschriebenen Lichturtikaria). Deshalb dauert es auch Stunden bis Tage, bis die Hauterscheinungen zum Vorschein kommen. Die Expert*innen gehen davon aus, dass sich durch die Lichtexposition Antigene bilden, die die allergische Reaktion auslösen. Daneben scheinen aber auch andere, noch unbekannte Faktoren eine Rolle zu spielen.
Nicht alle Anteile des Sonnenlichts lösen eine Sonnenallergie aus. In den meisten Fällen handelt es sich um UVA-Strahlung, ein Teil der Betroffenen reagiert aber auch auf UVB-Strahlung und/oder sichtbares Licht.
Sonderformen
Mallorca-Akne. Sie gilt als eine Variante der Sonnenallergie und äußert sich durch Knötchen und starken Juckreiz im Bereich des Dekolletés, der Schultern oder des oberen Rückens. Im Gegensatz zur normalen Akne treten keine Eiterbläschen und keine Komedonen auf. Vermutlich handelt es sich um eine Reaktion der Haut auf das Zusammenwirken von fetthaltigen Anteilen im Sonnenschutzmittel (wie Emulgatoren oder Fette) und UV-Licht. Gelegentlich tritt die Erkrankung auch auf unbehandelter Haut auf. Zur Behandlung empfiehlt die Hautärzt*in neben juckreizstillenden Medikamenten oft eine Schältherapie, z. B. mit Aluminiumoxid, evtl. auch mit niedrig dosierter Vitamin A-Säure wie Tretinoin (z. B. Airol® Lösung). Wird die Haut vor weiterer Sonneneinstrahlung geschützt, heilt die Mallorca-Akne meist narbenfrei ab.
Lichturtikaria. Eine sehr seltene Sonderform der allergischen Lichtdermatose ist die Lichturtikaria. Auslöser sind vor allem UV-A-Strahlen, in manchen Fällen auch sichtbares Licht mit der Wellenlänge 400–800 nm. Nach Exposition bilden sich innerhalb von 5 bis 10 Minuten flächenhafte Rötungen, Quaddeln und extremer Juckreiz auf den betroffenen Hautgebieten. Es handelt sich dabei um eine IgE-vermittelte allergische Reaktion vom Soforttyp. Vermutlich aktiviert das Licht ein Fotoallergen, das über eine IgE-Antikörper-Reaktion Histamin freisetzt; es kommt zu Quaddeln und starkem Juckreiz. Die Lichturtikaria wird mit Antihistaminika, Kortison und evtl. Immunsuppressiva behandelt. Bei manchen Patient*innen hilft auch der Austausch des Blutplasmas über die Plasmapherese, um eventuell vorhandene Antigene aus dem Blut zu entfernen.
Fotoallergische Dermatitis. Bei dieser Erkrankung reagiert die Haut ebenfalls allergisch auf UV-Strahlung, und zwar nach Einnahme oder Auftragen fotoallergisierender Substanzen. Mehr dazu unter Fotoallergische Dermatitis.
Diagnosesicherung
Die Anamnese in Verbindung mit den Hautveränderungen führt die Hautärzt*in meist zur Diagnose, vor allem, wenn die Befunde jedes Jahr erneut auftreten.
In unklaren Fällen hilft der Fotoprovokationstest weiter, der jedoch nur in einem symptomfreien Zeitraum durchgeführt werden kann. Dabei wird ein Hautareal, das lichtentwöhnt ist, aber sonst beim Sonnenbaden mit einer Sonnenallergie reagiert, mit verschieden hohen Licht-Dosen und UV-Spektren bestrahlt. Die Reaktion darauf wird mehrere Tage lang täglich abgelesen.
Differenzialdiagnosen. Es gibt eine Reihe weiterer Krankheitsbilder, die mit einer Sonnenallergie verwechselt werden können, z. B. das Arzneimittelexanthem oder Formen des Lupus erythematodes.
Behandlung
Akute Beschwerden
Bei akuten Beschwerden ist jegliche Sonneneinstrahlung zu vermeiden, d. h. die Haut sollte mit Textilien schützend abgedeckt werden. Kortisoncremes wie 0,1%iges Betamethason (z. B. Betagalen Lotio®) beschleunigen die Heilung. Gegen den oft massiven Juckreiz verordnet die Ärzt*in oft zusätzlich Antihistaminika wie Desloratadin (z. B. Aerius®). In sehr ausgeprägten Fällen verschreibt die Ärzt*in auch Kortisontabletten wie Prednisolon (z. B. Decortin H).
Vorbeugende Therapie
Folgende Maßnahmen helfen, einer bekannten Sonnenallergie vorzubeugen:
- Konsequenter Lichtschutz mit Kleidung (lange Ärmel, lange Hosen, Hut, hochgeschlossene Oberteile), evtl. auch mit UV-Schutzkleidung.
- Auftragen von Sonnencreme, immer mit Lichtschutzfaktor gegen UVB (LSF-Kennzeichnung) und UVA (erkennbar am kreisförmigen Symbol mit einem A darin). Mehr dazu siehe "Ihre Apotheke empfiehlt".
- Gewöhnungstherapie (Light-Hardening) vor der Sonnensaison noch im Frühjahr oder vor dem Anritt einer Urlaubsreise in die Sonne. Dabei wird der Eigenschutz der Haut mit aufsteigenden Dosen von UV-Licht aktiviert und vermehrt. Nach einem Behandlungszyklus mit UVB oder UVB/UVA bleiben die Betroffenen in der nachfolgenden Saison häufig beschwerdefrei.
- Verwendung fettfreier Sonnenschutzprodukte bei Mallorca-Akne.
Prognose
Ohne Vorbeugung stellt sich die Sonnenallergie zu Beginn jeder Sonnensaison meist erneut ein, im Verlauf der Jahre können die Beschwerden schwächer werden.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Wer zur Sonnenallergie neigt und sich im Sommer trotzdem im Freien aufhalten möchte, sollte seine Haut so langsam wie möglich an die UV-Strahlen gewöhnen. Neben Kleidung, Sonnenhut und Sonnenbrille gehören auch Sonnenschutzcremes dazu. Für einen optimalen Sonnenschutz ist folgendes zu beachten
- Den richtigen Lichtschutzfaktor aussuchen. Verwenden Sie bei Aufenthalten im Freien einen Sonnenschutz mit passendem Lichtschutzfaktor (LSF). Dafür müssen Sie Ihren Hauttyp und die damit verbundene Eigenschutzzeit kennen. Mit einem Hauttyp I (etwa 5 Minuten Eigenschutzzeit) darf man nach dem Auftragen einer Creme mit LSF 30 ca. 150 Minuten (5×30), also 2,5 Stunden in der Sonne bleiben. Vorsicht: Nachcremen verlängert die Schutzzeit nicht, sorgt aber dafür, dass durch Schwitzen, Schwimmen oder Abrieb auf das Badehandtuch verloren gegangene Creme ersetzt und der Lichtschutz aufrechterhalten wird.
- Ausreichend Creme auftragen. Wichtig ist auch, genügend Creme aufzutragen. 2 mg pro cm2 Haut müssen es sein, bei einem 1,80 m großen, 80 kg schweren Mann mit einer Körperoberfläche von 2 m2 sind danach etwa 40 g Sonnenschutzmittel pro Anwendung erforderlich.
- Starke UV-Strahlung meiden. Halten Sie sich im Sommer in der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr nicht draußen auf. Beachten Sie den UV-Index (UV-I), der auf der Webseite des Deutschen Wetterdienstes aktualisiert wird.
Prävention
Einige Expert*innen empfehlen auch die vorbeugende Therapie mit Antioxidantien, um freie Radikale abzufangen und damit der Sonnenallergie vorzubeugen. Ob diese Maßnahme tatsächlich vor den Beschwerden schützt, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Manche Betroffenen haben damit jedoch gute Erfahrungen gemacht:
- Ab einer Woche vor der zu erwartenden Licht-Exposition zweimal täglich auf die bekannten Stellen Cremes mit Antioxidantien wie Glucosylrutin (z. B. in Eucerin Sun Allergy Protect Sun Creme-Gel) auftragen.
- Auch die orale Einnahme von Antioxidantien ist möglich. Dazu gehören z. B. Omega-3-Fettsäuren, Folsäure, Vitamin E und Beta-Carotin (Vorsicht, Raucher haben durch Einnahme von beta-Carotin ein zusätzlich erhöhtes Lungenkrebsrisiko).

Menschen mit Hyperhidrose müssen ihre Hemden oft mehrmals am Tag wechseln.
Das hilft gegen Schwitzen
Den Hahn abdrehen
Schwitzen ist gesund: Es reguliert die Körpertemperatur, schützt die Haut und trägt sogar zur Ausscheidung von Stoffwechselprodukten bei. Doch häufig stört der Schweiß auch - etwas durch unangenehmen Geruch oder dunkle Schwitzflecken unter den Armen. Zum Glück lässt sich das mit Deos und Cremes gut in den Griff bekommen. Und auch bei übermäßigem, krankhaftem Schwitzen gibt es einige Methoden, nasse Hände und Achseln zuverlässig trockenzulegen.
Ohne Schweiß geht´s nicht
Etwa drei Millionen Schweißdrüsen sind in der menschlichen Haut verteilt. Allerdings kommen sie nicht überall vor: Die meisten davon finden sich in den Achselhöhlen, an den Fußsohlen, den Handflächen und der Stirn. Ganz ohne Schweißdrüsen kommen dagegen die Lippen und die Eichel aus.
Hauptfunktion von Schweiß ist, den Körper vor Überhitzung zu schützen. Steigt die Körpertemperatur, wird vermehrt Schweiß produziert und über die Poren ausgeschieden. Auf der Haut verdunstet er und sorgt für Abkühlung.
Eine weitere wichtige Aufgabe des Schwitzens ist der Schutz vor Krankheitserregern. Denn Schweiß hat einen sauren ph-Wert und trägt zum natürlichen Säureschutzmantel der Haut bei. Dieser bewahrt die Haut nicht nur vor dem Austrocknen, er hemmt auch das Wachsen von Mikroorganismen. Zusätzlich befindet sich in menschlichem Schweiß ein Eiweiß, das als natürliches Antibiotikum wirkt (Dermcidin).
Schweiß dient auch der Kommunikation zwischen Menschen. In ihm sind Botenstoffe wie Pheromone, die unbewusst wahrgenommen werden und Angst oder sexuelle Anziehung auslösen können. Schlussendlich kann der Körper über den Schweiß auch Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Alkohole ausscheiden. Damit unterstützt er die Leber und die Nieren.
Hinweis: Schweiß besteht zu 99% aus Wasser, dazu kommen u.a. Harnstoff, Elektrolyte, Mineralstoffe, Eiweiße und Fette. Frischer Schweiß ist geruchlos. Erst wenn ihn die Bakterien auf der Haut zersetzen, entstehen die unangenehm riechenden Substanzen Ameisensäure, Buttersäure und Essigsäure.
Was uns schwitzen lässt
Die Schweißdrüsen eines Erwachsenen produzieren pro Tag etwa 0,2 bis 1,0 L Schweiß. Bei hohen Temperaturen, Stress oder starker körperlicher Anstrengung kann die Menge sogar auf bis zu 10 Liter und mehr gesteigert werden.
Stimuliert wird das Schwitzen bei Gesunden durch zahlreiche Auslöser:
- erhöhte Körpertemperatur durch Hitze oder anstrengende körperliche Aktivitäten
- Ausschüttung von Stresshormonen bei Stress, Angst, Nervosität und Aufregung
- hormonelle Veränderungen, wie z. B. In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
- Konsum von Substanzen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißbildung anregen (Kaffee, Tee, scharfe Gewürze oder Nikotin).
Neben diesem normalen Schwitzen gibt es jedoch auch das krankhafte Schwitzen, die sogenannte Hyperhidrose. Dabei handelt es sich um eine übermäßige, kaum kontrollierbare Schweißproduktion, die die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränkt. Ohne jede Ursache kommt es bei ihnen nicht nur zu tropfnassen Händen. Häufig schwitzen sie so stark, dass sie mehrmals am Tag Hemd oder Bluse wechseln müssen. Das Schwitzen belastet nicht nur psychisch, es hat oft auch körperliche Folgen. Denn auf den betroffenen Hautarealen drohen Rötungen, Entzündungen und Infektionen. Etwa 1-2% der deutschen Bevölkerung leiden an dieser Erkrankung, deren Ursache weitgehend unbekannt ist.
Hinweis: Starkes Schwitzen reicht für die Diagnose Hyperhidrose nicht aus. Eine Hyperhidrose besteht erst ab einer Schweißproduktion von mehr als 20 mg/min an der Handfläche bzw 50 mg/min unter den Achseln. Gemessen wird die Schweißproduktion mit Filterpapier oder Sensoren in der Hautarztpraxis.
Den Schweiß bändigen
Es gibt einige allgemeine Tipps, die gegen das Schwitzen empfohlen werden. Dazu gehört das Tragen luftiger Kleidung, am besten aus natürlichen Materialien wie Baumwolle, Leinen oder Seide. Meist wird zu Zurückhaltung bei scharfen Speisen, Alkohol und koffeinhaltigen Getränken geraten. Ob dies im Einzelfall gegen das unerwünschte Schwitzen nützt, sollte ausprobiert werden.
Immer anzuraten ist eine regelmäßige Körperhygiene. Entfernt man die Achselhaare, kann der Schweiß besser von der Haut verdunsten. Zudem wird dadurch die Ansiedelung von Bakterien, die den Schweiß zersetzen, vermindert. Das reduziert zumindest den unangenehmen Geruch.
Vor allem aber helfen Deodorants bei starkem Schwitzen. Es gibt sie als Spray, als Creme, als Roller oder Stick. Fachlich unterscheidet man zwischen Deodorants, die den Geruch vermindern und „übertünchen“ und Antitranspiranzien, die die Schweißbildung hemmen. Viel Produkte kombinieren beide Wirkarten, weshalb man heute meist übergeordnet von „Deos“ spricht. Deos wirken folgendermaßen gegen das Schwitzen und seine Folgen:
- Überdecken des Körpergeruchs, z. B. mit Duft und Parfümstoffen. Produkte mit ausschließlich duftender Wirkung enthalten meist starke ätherische Öle, z. B. aus Zitrone, Orange, Grapefruit, Vanille, Lavendel oder Zedernöl.
- Verringerung der für den Schweißgeruch verantwortlichen Mikroorganismen, z.B. mit Zinksalzen.
- Reduktion der Schweißsekretion, insbesondere durch Aluminiumchlorid. Aluminium verstopft die Schweißdrüsen und verhindert dadurch, dass der Schweiß austritt und an die Hautoberfläche gelangt. Außerdem wirkt es antibakteriell und reduziert dadurch den Schweißgeruch. Die Konzentrationen der angebotenen Produkte variieren von 3 bis 20%, hochdosierte Aluminiumdeos sollen laut Hersteller bis zu fünf Tage wirken.
Aluminium in Deos und anderen Kosmetika wurde vor einiger Zeit verdächtigt, das Risiko für Brustkrebs und Alzheimer zu erhöhen. In einer aktuellsten Stellungnahme vom 6. Oktober 2023 resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung auf der Grundlage dreier Studien, dass „[…] die Wahrscheinlichkeit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den regelmäßigen Gebrauch von aluminiumhaltigen Kosmetika insgesamt nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Kenntnisstand sehr niedrig ist“.
Hinweis: Sprays sind hygienischer als Deoroller. Denn bei Deorollern werden beim Benutzen hauteigene Bakterien in das Innere der Flasche transportiert, wo sie sich ungehindert vermehren können.
Gegen Schwitzfüße und schwitzende Hände
Zur Behandlung stark schwitzender Hände und Füße gibt es eine Salbe zum Auftragen auf die Haut. Sie enthält Methenamin (Hexamethylentetramin), das beim Kontakt mit Schweiß Formaldehyd freisetzt. Formaldehyd lässt die Eiweiße im Schweiß verklumpen, wodurch die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen teilweise verstopft werden. Auf diese Weise verringert sich an den behandelten Stellen die Schweißabgabe. An den Füßen trägt man die Paste zwei Mal pro Woche auf, am besten lässt man sie über Nacht einwirken. Nach etwa ein bis zwei Wochen setzt die Wirkung ein.
Zusätzlich kann man bei Schwitzfüßen Einlagen mit Silberfäden oder Fußsprays mit Silberionen verwenden. Silber hat eine stark antibakterielle Wirkung und hemmt die Vermehrung geruchsbildender Bakterien. Einlagen aus Zedernholz sind auch hilfreich, sie absorbieren übermäßigen Schweiß. Fußpuder in den Schuhen und auf den Füßen saugen den Schweiß ebenfalls auf.
Tipp: Ebenfalls hilfreich bei Schwitzfüßen sind Fußbäder, vor allem mit Salbei und Eichenrinde. Die ätherischen Öle von Salbei wirken antibakteriell, und die in Eichenrinde vorhandenen Gerbstoffe (Tannine) ziehen die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen zusammen.
Starke Geschütze gegen krankhaftes Schwitzen
Bei einer Hyperhidrose reichen die genannten Maßnahmen meist nicht aus, um die sehr große Menge an Schweiß einzudämmen. Für diese Fälle gibt es weitere Maßnahmen gegen das Schwitzen.
Medikamente. Bei ausgeprägter Hyperhidrose können Tabletten helfen, die über das vegetative Nervensystem die Schweißproduktion hemmen. Dabei handelt es sich um sogenannte Anticholinergika oder Psychopharmaka, die anticholinerg wirken. Auf Dauer wird dazu nicht geraten, da die Präparate zahlreiche Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Mundtrockenheit, Harnverhalt, Sehstörungen und Verstopfung. In schweißtreibenden Situationen wie Prüfungen oder Vorstellungsgesprächen können die Substanzen aber vorübergehend nützlich sein.
Leitungswasser-Iontophorese. Bei dieser Methode handelt es sich um Stromwasserbäder, mit denen man Hände und Füße recht gut trockenlegen kann. Anfangs sind mehrere 10- bis 20minütige Bäder pro Woche nötig, was recht aufwendig ist. Wenn ein Effekt eingetreten ist, reichen pro Woche ein bis zwei Iontophoresen. Bei diagnostizierter Hyperhidrose ist es möglich, ein Heimgerät zu bekommen.
Thermische Zerstörung der Schweißdrüsen. Hautärzt*innen bieten oft auch die thermische Zerstörung der Schweißdrüsen an, z. B. mit Radiofrequenz, Laser oder Ultraschall. Dies ist bisher nur in den Achselhöhlen möglich. Wie erfolgreich die Verfahren sind, kann man bisher noch nicht genau sagen, dazu ist die Datenlage zu dünn. Ein Nachteil ist, dass mit diesen Methoden nicht nur (gewollt) die Schweißdrüsen, sondern auch andere Strukturen der Haut geschädigt werden. Besonders gefährdet sind Nerven und Fettgewebe.
Botoxbehandlung. Recht erfolgversprechend ist dagegen die Behandlung mit Botox. Dabei spritzt die Ärzt*in mit einer sehr feinen Nadel Botulinumtoxin in definierte Punkte. Bei der Achselhöhle meist 15 bis 20 Mal, an Händen und Füßen sind bis zu 50 Injektionen erforderlich. Das gespritzte Botox hemmt das aus den Nerven freigesetzte Acetylcholin daran, die Schweißdrüsen zu aktivieren. Dadurch wird die Schweißproduktion für etwa drei Monate gedrosselt, oft hält der Effekt auch länger an. Die Erfolgsrate liegt bei 80 bis 90%. Patient*innen, die damit gute Erfahrung gemacht haben, lassen sich meist zwei- bis dreimal pro Jahr behandeln. Wichtig ist, dass Botox für die Behandlung der Hyperhidrose an der Achselhöhle explizit zugelassen ist. An Händen und Füßen wirkt es ebenfalls, dort wird es jedoch mangels Zulassung off label eingesetzt. Nebenwirkungen sind selten, es kann zu vorübergehenden Gefühlsstörungen oder Abschwächung der Handmuskulatur kommen.
Saugkürettage. Eine weitere effektive Methode ist die operative Entfernung der Schweißdrüsen. Bei diesem minimal-invasiven Eingriff schabt und saugt die Ärzt*in die Schweißdrüsen mit Küretten und Saugkanülen ab. Danach wird die Wunde mit einer Naht oder Klammer verschlossen. Die kleine Operation dauert etwa eine bis zwei Stunden und kann nur in den Achselhöhlen durchgeführt werden. Seltene Nebenwirkungen sind u.a. vorübergehende Gefühlsstörungen durch Verletzung von Hautnerven.
Sympathikusblockade. In sehr schweren Fällen empfehlen die Ärzt*innen auch manchmal die endoskopische Sympathikusblockade. Dabei werden die Nervenfasern, die das Schwitzen steuern, im Rahmen einer sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie gezielt unterbrochen oder mit Clips blockiert. Für Hände, Achseln und Gesicht geschieht dies im oberen Bereich der Wirbelsäule. Bei Hyperhidrose der Füße durchtrennt oder blockiert man die für das Schwitzen verantwortlichen Teile des Sympathikusnervs im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Erfolgsquoten sind hoch, das Schwitzen an den Händen wird bei bis zu 95% der Betroffenen abgestellt, das Schwitzen unter den Achseln bei bis zu 80%. Allerdings besteht das Risiko des kompensatorischen Schwitzens: Etwa die Hälfte der mit Sympathikusblockade behandelten Patient*innen berichtet, dass sie nach dem Eingriff an anderen Bereichen des Körpers vermehrt schwitzen – was die meisten jedoch als weniger störend empfinden.
Quellen: DAZ, Universitätsspital Zürich