Gesundheit heute
Fingerverrenkung
Fingerverrenkung (Fingergelenksluxation): Herausspringen eines Fingerknochens aus seinem Gelenk, erkennbar an Fehlstellung, Schwellung und Bewegungsunfähigkeit. Ursache sind starke Krafteinwirkungen auf den Finger wie zum Beispiel Stürze oder der heftige Aufprall eines Balls beim Ballsport. Gegen Schwellung und Schmerzen hilft sofortiges Ruhigstellen und Kühlen. Um bleibende Schäden zu vermeiden, muss der Finger zügig von einer Ärzt*in (und keinesfalls in Eigenregie!) wieder eingerichtet werden.
Symptome und Leitbeschwerden
- Schmerzen und Schwellung am Fingergelenk
- Sichtbare Fehlstellung
- Bewegungsunfähigkeit
- Evtl. Bluterguss
- Kribbeln oder andere Missempfindung, wenn durch die Verrenkung Nerven beeinträchtigt sind.
Wann in die Arztpraxis
Sofort, bei
- Fehlstellung im Bereich eines Fingergelenks.
Die Erkrankung
Die Fingergelenke verbinden die knöchernen Fingerglieder untereinander (Fingermittel- und Fingerendgelenke) und mit den Mittelhandknochen (Fingergrundgelenke). Sie sind umschlossen von Gelenkkapseln, die für die Stabilität und die Schmierung der Gelenke verantwortlich sind. Die Gelenkkapseln werden durch zahlreiche Bänder (siehe Bandverletzungen des Fingers) und Sehnen verstärkt, wodurch sie jeweils eine straffe, aber bewegliche Einheit bilden.
Bei sehr starker oder ungünstiger Gewalteinwirkung wird der Kapsel-Bandapparat überdehnt. In diesem Fall können Kapsel und Bänder die Knochen nicht mehr im Gelenk halten, der Finger ist ausgerenkt. Springt der Finger komplett aus dem Gelenk, spricht man von einer Luxation. Bei einer Subluxation (Teilverrenkung) verrutscht der Finger dagegen nur innerhalb des Gelenks.
Ursachen und Risikofaktoren
Typische Ursachen für eine Fingerverrenkung sind Stürze oder ungünstige bzw. starke Krafteinwirkung auf den Finger beim Sport. Begünstigt wird das Ausrenken aus dem Gelenk durch schwache Bänder und Sehnen, z. B. aufgrund
- altersbedingter Verschleißerscheinungen
- vorangegangener Fingerverrenkung
- angeborener Bindegewebserkrankungen (z. B. Marfan-Syndrom).
Auch Arthrose oder Rheuma können Gelenke so stark schädigen, dass sie leichter auskugeln.
Komplikationen
Begleitverletzungen sind bei starker Krafteinwirkung häufig. Beispiele sind der Kapselriss (Kapselverletzungen), Dehnung oder Risse von Sehnen oder Bändern (Bandverletzungen) oder geschlossene Quetschungen wie bei der Fingerprellung.
Diagnosesicherung
Vermuten lässt sich die Fingerverrenkung meist schon durch bloßes Anschauen. Zur weiteren Diagnose gibt es verschiedene Vorgehensweisen.
- Manche Ärzt*innen veranlassen gleich eine Röntgenuntersuchung, um das Gelenk durch Manipulationen bei der körperlichen Untersuchung nicht weiter zu schädigen. Im Röntgenbild lassen sich die Diagnose sichern und knöcherne Begleitverletzungen wie Fingerbruch oder knöcherne Bandausrisse ausschließen. Beim Verdacht auf verletzte Bänder, Kapsel oder Sehnen sind oft zusätzliche CT-oder MRT-Aufnahmen erforderlich.
- Die andere Vorgehensweise ist, den Finger zu betäuben, zu untersuchen und bei bestätigtem Verdacht sofort einzurichten. Begleitverletzungen, die ein operatives Eingreifen erfordern, sind in der Kontrollaufnahme nach dem Einrichten zu erkennen.
Behandlung
Eingerichtet wird die Verrenkung durch dosierten Zug und Druck, meist in Lokalbetäubung oder unter einer Kurznarkose. Eine weitere Röntgenaufnahme dient der Kontrolle, ob der Knochen wieder richtig im Gelenk sitzt. Anschließend legt die Ärzt*in eine Schiene aus Gips, Kunststoff oder Aluminium an. Ausgerenkte Fingerendglieder drohen sehr schnell zu versteifen, weshalb sie nur eine Woche ruhiggestellt werden. Mittelglieder verbleiben maximal drei Wochen in der Schiene. Damit sie nicht versteifen, sollte schon nach etwa einer Woche mit Bewegungsübungen begonnen werden.
Operativ
Bei Begleitverletzungen wie Sehnenrissen oder Brüchen muss der Finger operiert werden. Auch die Verrenkung des Fingergrundgelenks erfordert häufig die Operation, weil das Einrichten aufgrund des starken Bandapparats dort oft nicht gelingt.
Differenzialdiagnosen. Auszuschließen sind immer andere Verletzungen des Fingers wie z. B. der Fingerbruch oder Kapselverletzungen.
Prognose
In manchen Fällen bleibt nach dem Einrichten eine Instabilität zurück, die erneute Fingerverrenkungen begünstigt. Bei knöchernen Gelenkverletzungen ist langfristig das Arthroserisiko an diesem Gelenk erhöht.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Sofortmaßnahmen beim verrenkten Finger sind:
- Ruhigstellen. Dazu kann man den Finger vorsichtig mit einem Tape oder Pflaster an seinem Nachbarfinger fixieren. Außerdem sollte die gesamte Hand ruhiggestellt werden. Entweder man hält sie mit der gesunden Hand oder legt sie in eine Armschlinge. Dazu eignen sich beispielsweise ein Schal oder das Dreieckstuch aus dem Verbandskoffer. Gut ist es auch, die Hand mit der Schlinge am Rumpf zu fixieren.
- Kühlen. Kälte lindert Schmerzen und Schwellung. Dabei dürfen Eiswürfel und Coolpacks nicht direkt, sondern nur in ein Tuch gewickelt auf die Haut kommen, da sie sonst Kälteschäden hervorrufen.
- Transport in die Arztpraxis. Ein luxierter Finger sollte so schnell wie möglich wieder fachmännisch eingerenkt werden.
Hinweis: Versuchen Sie nur in absoluten Ausnahmesituationen (z. B. beim Klettern am Berg), den Finger selbst oder durch einen Laienhelfer wieder einzurenken! Direkt nach dem Abstieg muss die Verletzung unverzüglich in einer Ambulanz oder Arztpraxis kontrolliert werden.
Prävention
Finger tapen. Vor allem bei Volleyball, Basketball, Handball oder auch beim Rugby versuchen die Spieler, ihre Finger durch prophylaktisches Tapen zu stabilisieren und damit vor Verletzungen zu schützen.

Ob Gelenkspritzen den Arthroseschmerz lindern, ist für einige Substanzen fraglich.
Gelenkspritze bringt wenig
Schmerzende Knie- oder Hüftarthrose
Gegen die Arthrose ist offenbar kein Kraut gewachsen: Die oft empfohlene Spritze ins Gelenk ist selten effektiv, egal ob Hyaluronsäure oder plättchenreiches Plasma injiziert wird.
Jede zweite Frau im Alter betroffen
Arthrose ist eine Volkskrankheit, die vor allem im Alter auftritt. Von den Frauen über 65 Jahren leidet fast jede zweite daran, bei den Männern jeder dritte. Am häufigsten sind Hände, Knie und Hüfte betroffen. Zu den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten neben der Einnahme von Schmerzmitteln gehört auch das Einreiben der Gelenke mit entzündungs- und schmerzhemmenden Gelen. Reicht dies nicht aus, werden oft Spritzen ins Gelenk empfohlen, z. B. mit Kortison, Hyaluronsäure oder plättchenreichem Plasma.
Nur Kortison hilft gegen Schmerzen
Doch wie gut wirken die Gelenkspritzen gegen Arthrose? Das hat nun ein internationales Team von Expert*innen anhand der Daten von mehr als 50 hochwertigen Studien mit Tausenden Betroffenen untersucht. Injiziert wurden Hyaluronsäure, Kortison oder autologe Therapien wie plättchenreiches Plasma bzw. Stammzellen.
Die Ergebnisse in puncto Schmerzlinderung waren mehr als enttäuschend: Einzig das Kortison Triamcinolon erreichte eine klinisch bedeutsame Schmerzlinderung nach zwei und sechs Wochen; längerfristig nahm der Effekt jedoch zunehmend ab. Hyaluronsäure erwies sich sowohl nach zwei als auch nach sechs Wochen als nahezu wirkungslos, ähnlich sah es bei der Verabreichung von plättchenreichem Plasma oder Stammzellen aus.
Gelenkfunktion nicht verbessert
In 19 der analysierten Studien ging es auch um die Besserung der Gelenkfunktion. Hier waren die Ergebnisse noch entmutigender: Kein einziger der injizierten Wirkstoffe konnte die Beweglichkeit der arthrotischen Gelenke verbessern.
Die Forschenden widmeten sich auch der Verträglichkeit der jeweiligen Gelenkspritzen. Es zeigte sich, dass vor allem die Injektion von Hyaluronsäure ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen hatte. Unter Hyaluronsäure gab es zudem vermehrt Therapieabbrüche. Wie es damit bei den anderen Therapien aussah, konnte aufgrund der Daten nicht bewertet werden.
Placeboeffekt bei Hyaluronsäure und RPR?
Befürworter der Gelenkspritzen mit Hyaluronsäure oder autologen Therapien geben immer wieder an, dass ihre Produkte wirken. Die Ergebnisse dieser Metaanalyse hochwertiger Studien widersprechen dieser Annahme, betonen die Studienautor*innen. Sie vermuten, dass eventuelle Verbesserung nach solchen Gelenkspritzen auf einen Placeboeffekt zurück gehen.
Quellen: RKI, Ärztezeitung