Gesundheit heute

Mondbeinnekrose

Mondbeinnekrose (Morbus Kienböck, Lunatumnekrose, Lunatummalazie): Teilweises oder vollständiges Absterben des Mondbeins, eines kleinen, aber wichtigen Handwurzelknochens im Handgelenk. Die Erkrankung ist mit starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen der Hand verbunden, unbehandelt verläuft sie fortschreitend bis zur völligen Auflösung des Knochens. Eine Ursache ist die anlagebedingte Verkürzung der Elle im Vergleich zur Speiche. Außerdem können Verletzungen oder dauerhafte, vibrierende Belastungen des Handgelenks (z. B. bei mehrjähriger Arbeit an Pressluftwerkzeugen) eine Mondbeinnekrose auslösen.

Im Frühstadium lässt sich die Erkrankung manchmal durch Ruhigstellen mit einer Bandage oder Gipsschiene aufhalten. In den allermeisten Fällen ist jedoch eine Operation erforderlich, um die Schmerzen zu reduzieren und die Stabilität des Handgelenks zu erhalten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzen im Handgelenk, vor allem mittig an der Oberseite
  • Verstärkung des Schmerzes durch Bewegung und Druck oder beim Aufstützen der Hand
  • Später Ausstrahlen der Schmerzen bis in den Unterarm
  • Einschränkung der Beweglichkeit des Handgelenks.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • Schmerzen im Handgelenk auftreten.

Die Erkrankung

Das Mondbein sitzt in der Mitte der ersten Reihe der 8 Handwurzelknochen und bildet dabei ein Gelenk mit der Speiche des Unterarms. Durch seine Position hat es eine zentrale Bedeutung, sowohl bei der Bewegung des Handgelenks als auch für dessen Stabilität.

Bei der Mondbeinnekrose stirbt das Mondbein ab, ohne dass sich eine Ursache wie z. B. eine Infektion finden lässt. Deshalb zählt die Erkrankung auch zu den sogenannten aseptischen Knochennekrosen. Bei Männern entwickelt sich die Erkrankung 4-mal häufiger als bei Frauen. Expert*innen gehen davon aus, dass etwa 1 % der männlichen Bevölkerung davon betroffen ist, der Altersgipfel liegt zwischen 20 und 40 Jahren.

Warum das Mondbein abstirbt, ist unklar. Vermutet wird eine verminderte Durchblutung des Knochens, wodurch dieser immer schlechter ernährt und schließlich geschädigt und zerstört wird. Die Erkrankung entwickelt sich manchmal ohne erkennbaren Grund. Mögliche äußere Faktoren sind:

  • Erschütterungen oder Vibrationen, z. B. durch jahrelanges Arbeiten mit einem Presslufthammer oder Bodenverdichter (in diesen Fällen wird die Mondbeinnekrose als Berufskrankheit anerkannt)
  • Dauerhaftes Arbeiten mit überstreckter Hand
  • Angeborene verkürzte Elle, wodurch das Mondbein vermehrt belastet wird (liegt bei etwa 70 % der Patient*innen mit Mondbeinnekrose vor).

Stadieneinteilung

Die Erkrankung lässt sich anhand der bildgebenden Diagnostik in 5 Stadien einteilen:

  • Stadium 0: Schmerzen im Handgelenk, keine Veränderung des Mondbeins bei der bildgebenden Diagnostik.
  • Stadium 1: Verstärkte Schmerzen, Beginn der Bewegungseinschränkung im Handgelenk. Im MRT sind verdichtete Zonen des Mondbeins als Zeichen der beginnenden Erkrankung nachweisbar. Im Röntgenbild sind diese Gebiete nicht sicher zu erkennen, die Umrisse des Mondbeins sind noch erhalten.
  • Stadium 2: Das Mondbein zeichnet sich im Röntgenbild durch ein mosaikartiges Muster aus. Dieses Muster entsteht aus dem Nebeneinander von aufgelöstem Knochengewebe und Knochengebieten, in denen abgestorbenes Material durch Bindegewebe ersetzt wurde. Die Umrisse des Mondbeins sind aber noch zu erkennen.
  • Stadium 3: Im Röntgenbild besteht das Mondbein nur noch aus Bruchstücken, die Umrisse sind nicht mehr zu erkennen.
  • Stadium 4: Das Mondbein ist im Röntgenbild völlig zerstört, es zeigen sich die typischen Arthrosezeichen im Handgelenk (Gelenkspaltverschmälerung, Knochenanbauten, verdichtete Knochenstruktur), häufig sind auch Nachbarknochen beschädigt.

Diagnosesicherung

Die geschilderten Schmerzen und auch die klinische Untersuchung ermöglichen meist nicht, das Mondbein als Verursacher der Beschwerden dingfest zu machen. Denn sowohl der Druckschmerz auf dem Handrücken als auch eine Instabilität der Handwurzelknochen können vielerlei Ursachen haben.

Für die sichere Diagnose sind deshalb bildgebende Verfahren erforderlich. Im Röntgenbild ist die Mondbeinnekrose in der Regel gut zu erkennen – allerdings nicht immer schon im Stadium 1. Besteht der Verdacht und das Röntgenbild ist nicht eindeutig, hilft das empfindlichere (kontrastmittelgestützte) MRT weiter.

Differenzialdiagnosen. Besonders das frühe Stadium der Erkrankung wird leicht mit einer Sehnenscheidenentzündung verwechselt. Weitere Krankheiten mit ähnlichen Beschwerden sind die Rheumatoide Arthritis, die Handgelenksarthrose oder Brüche an der Hand wie z. B. der Kahnbeinbruch.

Behandlung

Im Stadium 1 lassen sich die Veränderungen manchmal durch eine dreimonatige Ruhigstellung des Handgelenks mit einem Gips oder einer Bandage aufhalten. Verbessert sich die Durchblutung des Mondbeins durch die Ruhigstellung, kann man eine Operation zunächst aufschieben.

Operativ

Die Wahl der operativen Behandlung richtet sich nach dem Befund im Röntgenbild.

  • Verkürzung der Speiche. Dieses Verfahren wählt man bei verkürzter Elle. Die operative Verkürzung der Speiche um wenige Millimeter entlastet das Mondbein, eine weitere Schädigung des Knochens wird dadurch also aufgehalten.
  • Entfernung des Mondbeins. Bei dieser als Saffar-Operation bezeichneten Operation entfernt die Handchirurg*in das Mondbein und ersetzt es mit einem anderen Handwurzelknochen, z. B. dem weniger wichtigen Erbsenbein.
  • Versteifung des Handgelenks (Arthrodese). Ist das Mondbein schon aufgelöst und sind andere Handwurzelknochen mitbetroffen, muss das Handgelenk meist komplett versteift werden. Dies geschieht mit Drähten und Schrauben in leichter Streckstellung. Die Schmerzen lassen sich dadurch gut beherrschen. Das Handgelenk ist danach zwar steif, die Finger aber noch beweglich, und auch die Drehung der Hand (da dies im Unterarm geschieht) ist noch möglich.

Der Ersatz des Mondbeins mit einem künstlichen Implantat (z. B. aus Silikon) hat sich bisher nicht bewährt, da die Implantate nicht ausreichend stabil waren.

Prognose

Unbehandelt stirbt das Mondbein ab, das Handgelenk wird arthrotisch und steift am Ende deformiert ein. Bei einer operativen Behandlung der Mondbeinnekrose bleiben je nach erforderlichem Verfahren zwar häufig Bewegungseinschränkungen zurück, die Schmerzen werden durch den Eingriff in aller Regel aber genommen.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wachsam sein. Falls Sie einen Risikoberuf ausüben, also permanent z. B. mit einem Presslufthammer oder Bodenverdichter arbeiten, suchen Sie bei Schmerzen im Handgelenk frühzeitig eine Orthopäd*in auf.

Warten auf die Operation. Bis zur anberaumten Operation ist es empfehlenswert, eine Handgelenksorthese zu tragen. Dadurch wird die Bewegung des Handgelenks verhindert und die Zerstörung des Knochens aufgehalten. Damit die Hand nicht einsteift, muss die Orthese zwischendurch abgenommen werden, um vorsichtige Bewegungen zu ermöglichen.

Nach der Operation. Nach Abnahme des Gipses ist es ratsam, immer wieder das Handgelenk und die Finger zu mobilisieren.

  • Lassen Sie beide Hände immer wieder vorsichtig kreisen, z. B. beim Fernsehen, in kleinen Pausen bei der Schreibtischarbeit oder bei anderen Alltagsgelegenheiten.
  • Beugen, Strecken und Dehnen Sie Handgelenk und Fingergelenke.
  • Machen Sie diese Übungen auch in der Badewanne oder bei einem warmen Handbad.
  • Überlasten Sie Ihre Hände nicht! Vor allem Druckbelastungen wie das Aufstützen mit den Händen auf dem Tisch belasten die Knochen sehr.
  • Massieren Sie Ihre Hände mit fettreicher Creme, besonders auch die Operationsnarbe, damit diese geschmeidig wird.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!

Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Gefährliches Gassigehen

Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.

Hundespaziergang mit Kehrseite

Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.

Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.

Plötzliches Zerren gefährdet die Hand

Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.

Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.

Handbrüche bei Frauen häufiger

Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.

Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren: 

  • Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln, 
  • Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und 
  • mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.

Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jaromír Chalabala / Alamy / Alamy Stock Photos