Gesundheit heute
Fingerbruch
Fingerbruch (Fingerfraktur): Bruch eines der 14 Fingerknochen infolge von Sturz, starkem Anprall oder Stauchung in der Längsachse, letzteres häufig beim Ballsport. Bemerkbar macht sich ein Fingerbruch durch Schmerzen, Schwellung und starke Bewegungseinschränkung. Zur Behandlung reicht häufig eine mehrwöchige Ruhigstellung. Ist der Bruch allerdings verdreht, verschoben oder in Gelenknähe, muss operiert werden, um bleibende Fehlstellungen zu vermeiden.
Symptome und Leitbeschwerden
- Druck- und Bewegungsschmerz
- Meist ausgeprägte Schwellung
- Starke Bewegungseinschränkung
- Schmerzhaftes Hämatom unter dem Fingernagel (wenn das Endglied betroffen ist).
Wann in die Arztpraxis
Noch am gleichen Tag, wenn
- nach einem Unfall oben genannte Beschwerden entstehen.
Die Erkrankung
Die Finger bestehen aus mehreren Gliedern (anatomisch Phalanx genannt), die im Strahl angeordnet sind. Der Daumen hat zwei solcher "Phalangen", die restlichen Finger jeweils drei (Grundglied, Mittelglied, Endglied). Verbunden sind die Fingerglieder über die Fingergelenke, verstärkt durch Gelenkkapsel und Bänder, darüber liegen Sehnen und Muskeln.
Da die Finger meist permanent und ungeschützt im Einsatz sind, gibt es viele Möglichkeiten, sie zu brechen. Am häufigsten sind Quetschung (z. B. in der Autotür), Zerrung, Verdrehung, direkte Gewalt oder ein Schlag auf den Finger, z. B. beim Handwerken. Auch Sport (insbesondere Ballsportarten) ist ein typischer "Fingerbrecher", am allerhäufigsten trifft es hierbei das Endglied des Mittelfingers. Bei den Über-65-Jährigen sind vor allem Frauen von Fingerbrüchen betroffen – wahrscheinlich aufgrund der sich im Alter verschlechternden Knochensubstanz.
Formen
Je nachdem, welches Fingerglied betroffen ist, unterscheidet man
- proximale Brüche (am Grundglied)
- mediale Brüche (am Mittelglied)
- distale Brüche (am Fingerendglied).
Im Vergleich zu Brüchen an größeren Knochen verlaufen Fingerbrüche öfter schräg oder spiralförmig. Die Bruchflächen verschieben sich dadurch häufig gegeneinander oder verkippen sogar.
Diagnosesicherung
Die oben genannten Symptome lenken sofort den Verdacht auf einen möglichen Fingerbruch. Oft lassen sich die Schmerzen verstärken, wenn die Ärzt*in den betroffenen Finger in seiner Längsachse staucht – ein einfacher, aber nicht ganz sicherer Test.
Zur Diagnosesicherung sind Röntgenaufnahmen erforderlich, bei komplizierteren Verletzungen mit Gelenkbeteiligung auch eine CT zur besseren Beurteilung. Um begleitende Verletzungen von Gefäßen und Nerven nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in Durchblutung, Beweglichkeit (Motorik) und Sensibilität von Hand und Fingern. Besteht diesbezüglich ein Verdacht, wird meist ein MRT veranlasst.
Differenzialdiagnosen. Prellungen und Zerrungen sowie Sehnen- und Bandverletzungen können ebenfalls erhebliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen an den Fingern verursachen. Des Weiteren muss abgeklärt werden, ob andere Brüche vorliegen, z. B. ein Mittelhandbruch, ein Handwurzel- oder Kahnbeinbruch oder ein Speichenbruch.
Behandlung
Sofort nach der Verletzung (schon vor dem Gang in die Arztpraxis) sind die Maßnahmen der PECH-Regel angebracht:
- Pause: Hand sofort ruhig stellen und schonen.
- Kühlen (Eis): Gelenk 15 bis 20 Minuten lang kühlen. Dabei dürfen Eiswürfel und Coolpacks nicht direkt, sondern nur in ein Tuch gewickelt auf die Haut kommen, da sie sonst Kälteschäden hervorrufen.
- Kompression (compression): Ein Kompressionsverband lindert das Anschwellen. Achtung, nicht zu stramm anlegen, damit Blutzu- und abfuhr gewährleistet bleiben!
- Hochlagern. Das Hochlagern von Hand und Arm verhindert eine zu starke Durchblutung des Fingers und wirkt ebenfalls dem Anschwellen entgegen.
Bei starken Schmerzen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Achtung: Aspirin (Acetylsalicylsäure) darf zur Schmerzbehandlung nicht verwendet werden, weil es blutverdünnend wirkt und es dadurch zu einer vermehrten Einblutung in das betroffene Gewebe kommen kann.
Hinweis: Bei Verletzungen der Hand sind Ringe, Armbänder und Uhren abzulegen, da das Anschwellen der Finger droht.
Konservativ
Bei unverschobenen Brüchen, vor allem am Fingerendglied, reicht die Ruhigstellung des Fingers oft aus. Dazu verordnet die Ärzt*in über 3 bis 4 Wochen eine Schiene oder einen Gips. Danach wird der betroffene Finger noch für 3 bis 4 Wochen mithilfe eines Tapes oder Pflasterverbands am Nachbarfinger fixiert und so geschützt. Nach Abnahme des Gipses wird sofort vorsichtig mit der Physiotherapie begonnen, um das Einsteifen der Finger zu vermeiden.
Operativ
Um Fehlstellungen und Funktionseinschränkungen zu vermeiden, werden folgende Fingerbrüche meist operiert:
- Verschobene oder verdrehte Brüche
- Offene Brüche, Brüche mit mehreren Bruchstücken
- Brüche mit begleitender Verletzung von Nerven, Gefäßen, Sehnen oder Bändern
- Begleitende schwere Verletzung des Nagels oder Nagelbetts
- Begleitende Gelenkverletzungen.
Bei der Operation richtet die Handchirurg*in die Knochenteile wieder ein und verbindet sie mit Schrauben, Drähten oder kleinen Platten. Nach der Operation wird der Finger in einem Gipsverband ruhiggestellt.
Prognose
Einfache Brüche heilen in der Regel folgenlos aus – vorausgesetzt, sie wurden frühzeitig entdeckt und behandelt. Bei komplizierten Brüchen kann es monatelang dauern, bis die Knochen wieder zusammengewachsen sind. In seltenen Fällen bleiben auch Funktionseinschränkungen – z. B. als steifer Finger – zurück.
Ihre Apotheke empfiehlt
Was Sie selbst tun können
Nicht auf die leichte Schulter nehmen. Fingerbrüche werden häufig unterschätzt. Haben Sie sich verletzt und ein Fingerbruch ist möglich, lassen Sie dies in einer Arztpraxis abklären. Je später ein gebrochener Finger behandelt wird, desto schlechter das Endergebnis.
Ausreichend Geduld. Gerade bei Fingerbrüchen neigen die Betroffenen oft dazu, zu schnell wieder aktiv zu werden. Halten Sie sich unbedingt an die verordnete Schonzeit, in der der Finger nach Gipsabnahme an den Nachbarfinger befestigt wird. Wenn Sie den heilenden Finger zu früh wieder belasten, riskieren Sie ein schlechteres Heilungsergebnis und eventuell Funktionseinschränkungen in der Bewegung.
Prävention
Technik erlernen. Fingerbrüche drohen bei vielen Tätigkeiten. Vor allem beim Sport lassen sich Unfälle vermeiden, wenn man die Technik gut beherrscht. Bei Sportarten mit hohem Sturzrisiko ist ein Falltraining sinnvoll.
Finger tapen. Vor allem bei Volleyball, Basketball, Handball oder auch beim Rugby versuchen die Spieler, ihre Finger durch prophylaktisches Tapen zu stabilisieren und damit vor Verletzungen zu schützen.
Weiterführende Informationen
- Internetseite des Gelenkzentrums Wiesbaden: Gute Zusammenstellung verschiedener Handverletzungen mit vielen anschaulichen Bildern.

Ob Gelenkspritzen den Arthroseschmerz lindern, ist für einige Substanzen fraglich.
Gelenkspritze bringt wenig
Schmerzende Knie- oder Hüftarthrose
Gegen die Arthrose ist offenbar kein Kraut gewachsen: Die oft empfohlene Spritze ins Gelenk ist selten effektiv, egal ob Hyaluronsäure oder plättchenreiches Plasma injiziert wird.
Jede zweite Frau im Alter betroffen
Arthrose ist eine Volkskrankheit, die vor allem im Alter auftritt. Von den Frauen über 65 Jahren leidet fast jede zweite daran, bei den Männern jeder dritte. Am häufigsten sind Hände, Knie und Hüfte betroffen. Zu den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten neben der Einnahme von Schmerzmitteln gehört auch das Einreiben der Gelenke mit entzündungs- und schmerzhemmenden Gelen. Reicht dies nicht aus, werden oft Spritzen ins Gelenk empfohlen, z. B. mit Kortison, Hyaluronsäure oder plättchenreichem Plasma.
Nur Kortison hilft gegen Schmerzen
Doch wie gut wirken die Gelenkspritzen gegen Arthrose? Das hat nun ein internationales Team von Expert*innen anhand der Daten von mehr als 50 hochwertigen Studien mit Tausenden Betroffenen untersucht. Injiziert wurden Hyaluronsäure, Kortison oder autologe Therapien wie plättchenreiches Plasma bzw. Stammzellen.
Die Ergebnisse in puncto Schmerzlinderung waren mehr als enttäuschend: Einzig das Kortison Triamcinolon erreichte eine klinisch bedeutsame Schmerzlinderung nach zwei und sechs Wochen; längerfristig nahm der Effekt jedoch zunehmend ab. Hyaluronsäure erwies sich sowohl nach zwei als auch nach sechs Wochen als nahezu wirkungslos, ähnlich sah es bei der Verabreichung von plättchenreichem Plasma oder Stammzellen aus.
Gelenkfunktion nicht verbessert
In 19 der analysierten Studien ging es auch um die Besserung der Gelenkfunktion. Hier waren die Ergebnisse noch entmutigender: Kein einziger der injizierten Wirkstoffe konnte die Beweglichkeit der arthrotischen Gelenke verbessern.
Die Forschenden widmeten sich auch der Verträglichkeit der jeweiligen Gelenkspritzen. Es zeigte sich, dass vor allem die Injektion von Hyaluronsäure ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Nebenwirkungen hatte. Unter Hyaluronsäure gab es zudem vermehrt Therapieabbrüche. Wie es damit bei den anderen Therapien aussah, konnte aufgrund der Daten nicht bewertet werden.
Placeboeffekt bei Hyaluronsäure und RPR?
Befürworter der Gelenkspritzen mit Hyaluronsäure oder autologen Therapien geben immer wieder an, dass ihre Produkte wirken. Die Ergebnisse dieser Metaanalyse hochwertiger Studien widersprechen dieser Annahme, betonen die Studienautor*innen. Sie vermuten, dass eventuelle Verbesserung nach solchen Gelenkspritzen auf einen Placeboeffekt zurück gehen.
Quellen: RKI, Ärztezeitung