Gesundheit heute

Skidaumen

Skidaumen (Bandverletzung am Daumengrundgelenk, ulnare Kollateralbandruptur): Schwellung, Schmerzen und Bewegungseinschränkung am Daumen durch Riss oder Teilriss des innen liegenden Seitenbandes am Daumengrundgelenk. Ursache sind meist Sportunfälle mit gewaltsamem Abspreizen des Daumens von der Hand weg, zum Beispiel durch Hängenbleiben in der Handschlaufe des Skistocks bei einem Sturz. Teilrisse werden konservativ durch Ruhigstellung mit Unterarmgips oder Daumenschiene behandelt, komplette Risse oder Begleitverletzungen erfordern eine Operation. Bei fachgerechter Versorgung ist die Prognose gut. Wird der Skidaumen nicht oder erst sehr verspätet behandelt, drohen bleibende Daumeninstabilität und Arthrose.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Schmerzhafte Schwellung des Daumens
  • Druckschmerz im Bereich des Daumengrundgelenks
  • Instabilität des Daumens bei Greifbewegungen.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • Schmerzen, Schwellung und Bewegungseinschränkung im Bereich des Daumens nicht rasch wieder abnehmen.

Die Erkrankung

Beim Skidaumen ist das an der Innenseite (zur Hand hin liegende) Seitenband des Daumens betroffen. Anatomisch wird es als ulnares Kollateralband bezeichnet. Seine Aufgabe ist, den Daumen in seinem Grundgelenk zu stabilisieren. Reißt das Band, wird der Daumen instabil und klappt zum Beispiel beim Greifen oder Schreiben an seiner Basis weg. Betroffene haben dann Schwierigkeit beim Greifen.

Ursachen und Risikofaktoren

Das Daumenseitenband reißt vor allem beim Sport. Typische Unfallursachen sind Stürze beim Skilaufen , aber auch andere Sportarten wie Turnen, zum Beispiel durch ein Abrutschen auf dem Barren. Genauso sind Kampfsport oder Ballsport riskant für den Daumen.

Komplikationen

Je nach Schwere der Verletzung kann es dazu kommen, dass mit dem Band auch ein Stück Knochen abreißt oder der Daumen aus dem Grundgelenk ausgekugelt wird. Eine weitere Komplikation ist die Stener-Läsion. Hier schlägt nach komplettem Seitenbandriss der körpernahe Anteil des Bandes um und wird von der Sehnenplatte des Daumenheranziehers (Musculus adductor pollicis) eingeklemmt. Da sich die beiden Bandenden nicht mehr nähern können, müssen die beiden Bandenden in einer Operation miteinander verbunden werden.

Diagnosesicherung

Nach Befragung der Patient*in zu Unfallmechanismus, Schmerzen und Bewegungseinschränkung wird der verletzte Daumen vorsichtig abgetastet und bewegt. Zum Nachweis einer Gelenkinstabilität versucht die Ärzt*in, den Daumen seitlich aufzuklappen und die benachbarten Knochen gegeneinander zu verschieben. Um begleitende Verletzungen von Gefäßen und Nerven nicht zu übersehen, müssen auch Durchblutung und Sensibilität von Hand und Fingern kontrolliert werden.

Röntgenaufnahmen des Daumens dienen dazu, einen Knochenbruch sicher auszuschließen und einen eventuellen knöchernen Kapsel- oder Bandausriss festzustellen – die Bänder selbst sind im Röntgenbild nicht zu erkennen. Im Zweifel lässt sich eine Bandverletzung aber mit einer MRT-Aufnahme nachweisen. Geübte Ärzt*innen können das auch bei einer Ultraschalluntersuchung des Daumens erkennen.

Differenzialdiagnosen. Akut auftretende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Daumen werden auch verursacht durch eine Zerrung des Daumenseitenbands, einen Bruch des Daumens (Mittelhandbruch) oder einen Kahnbeinbruch.

Behandlung

Gegen Schmerzen und Schwellung helfen akut die Sofortmaßnahmen nach der PECH-Regel:

  • Pause: Hand sofort ruhigstellen und schonen.
  • Kühlen (Eis): Daumengelenk 15 bis 20 Minuten lang kühlen. Dabei dürfen Eiswürfel und Coolpacks nicht direkt, sondern nur in ein Tuch gewickelt auf die Haut kommen, um Kälteschäden zu verhindern.
  • Kompression (compression): Ein Kompressionsverband vermindert die Schwellung. Achtung, nicht zu stramm anlegen, damit Blutzu- und abfuhr gewährleistet bleiben!
  • Hochlagern: Das Hochlagern von Hand und Arm verhindert eine zu starke Durchblutung des Daumens und wirkt ebenfalls dem Anschwellen entgegen.

Bei starken Schmerzen helfen entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen (z. B. Dolgit® oder Ibuprofen AbZ). Achtung: Aspirin (Acetylsalicylsäure) wirkt blutverdünnend und darf deshalb zur Schmerzbehandlung nicht verwendet werden.

Konservativ

Eine konservative Behandlung ist bei Teilrissen des Bandes möglich. Als Zeichen dafür gilt eine geringe Aufklappbarkeit des Gelenks von < 35°. Dazu wird der Daumen in einem Unterarmdaumengips, einer Daumenschiene oder einem Tapeverband für 3 Wochen ruhiggestellt. Danach beginnt die vorsichtige Mobilisation. Nach etwa 12 Wochen ist der Daumen meist wieder voll belastbar.

Operativ

Bei einem kompletten Riss des Seitenbandes, einer Aufklappbarkeit von > 35° oder knöchernen Bandausrissen empfehlen die meisten Hand- oder Unfallchirug*innen die Operation. Immer operiert wird auch die Stener-Läsion, weil hier die Bandenden nicht mehr ohne Hilfe zusammenwachsen können (siehe oben).

Je nach Verletzung werden die Bandenden in einer offenen Operation durch Nähte oder spezielle Drähte verbunden und eventuell ausgerissene Knochenstücke mit Draht oder kleinen Schrauben befestigt. Danach muss der Daumen für etwa sechs Wochen ruhiggestellt werden. Im Anschluss beginnen die Übungen zur Mobilisierung. Belastbar ist der Daumen etwa 3 bis 4 Monate nach der Operation.

Hat sich nach lange zurückliegender Verletzung eine chronische Instabilität entwickelt, muss das Band meist durch eine Bandplastik ersetzt werden. Dazu lässt sich z. B. die Sehne des langen Hohlhandmuskels (Musculus palmaris longus) verwenden.

Prognose

Bei frühzeitiger fachgerechter Behandlung heilt der Skidaumen meist folgenlos aus. Wird der Daumen nicht behandelt oder bleiben Instabilitäten zurück, drohen verfrühte Verschleißerscheinungen und Daumengelenksarthrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Im Zweifel in die Arztpraxis. Nehmen Sie eine Verletzung des Daumens nicht auf die leichte Schulter. Werden die Beschwerden nach einem Sturz auf den Daumen nicht schnell deutlich besser, lassen Sie die Verletzung besser in einer Arztpraxis abklären. Je früher ein Skidaumen behandelt wird, desto seltener kommt es später zu Instabilitäten des Daumens.

Daumengymnastik im Wasserbad. Nach der Ruhigstellung lässt sich der Daumen besonders gut im warmen Wasserbad mobilisieren. Empfohlen werden 5 Mal täglich etwa fünfminütige Bäder in angenehm handwarmem Wasser. Welche Bewegungen in welchem Ausmaß erlaubt sind, ist mit der behandelnden Ärzt*in abzuklären.

Einfetten der Operationsnarbe. Harte, feste Operationsnarben können vor allem im Bereich der Hand sehr stören. Cremen Sie die Narbenhaut mehrmals täglich mit einer fetthaltigen Creme ein, um sie geschmeidig zu halten.

Physiotherapie. Im Allgemeinen reicht die normale, schonende und schrittweise ansteigende Belastung des Daumens im Alltag als Training aus. Bleibt die Entwicklung der Beweglichkeit des Daumens jedoch hinter den durchschnittlichen Erfahrungswerten zurück, kann professionelle Physiotherapie helfen.

Nicht in den Schmerz hinein üben! Ob im Alltag oder bei der Krankengymnastik: Wenn beim Beüben des Daumens Schmerzen oder Schwellungen auftauchen, ist die Übungsbehandlung zu intensiv und schadet der Ausheilung des Daumens.

Prävention

Daumenbandage. Nach einer Daumenverletzung ist manchmal das Tragen einer Daumenbandage hilfreich, z. B. bei starker Belastung. Auch Sportler*innen wie z. B. Volleyballer*innen und Turner*innen schützen ihre Daumen mit Daumenbandagen oder Tapes vor Verletzungen.

Von: Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Fertig zum Gassigehen? Aber bitte Vorsicht mit der Leine!

Wie Bello Frauchen zu Fall bringt

Gefährliches Gassigehen

Wer regelmäßig mit seinem Hund Gassi geht, tut etwas Gutes für Herz und Kreislauf. Doch manchmal endet der Spaziergang auch mit einer Handverletzung in der Notaufnahme. Betroffen davon sind vor allem ältere Frauen.

Hundespaziergang mit Kehrseite

Für Hundebesitzer*innen gibt es kaum etwas Schöneres, als mit der Fellnase spazieren zu gehen. Zudem hat das Gassigehen positive Auswirkungen auf die Fitness, und vermutlich bleiben Herrchen und Frauchen dadurch sogar geistig länger fit.

Allerdings bergen Hundespaziergänge auch gewisse Risiken. Vor allem wenn das Tier plötzlich an der Leine zieht oder der Mensch sich darin unerwartet verheddert, kann es zu Verletzungen kommen. Sie betreffen häufig die Hand, wie US-amerikanische Forschende anhand der Analyse entsprechender Studien herausgefunden haben.

Plötzliches Zerren gefährdet die Hand

Insgesamt werteten sie dabei fast 500 000 Arm- oder Handverletzungen aus, die sich beim Gassigehen mit einem Hund ereignet hatten. Drei Viertel der Betroffenen waren Frauen, ein Drittel war über 65 Jahre alt. In knapp 111000 Fällen war es zu Brüchen oder Weichteilverletzungen an der Hand oder am Handgelenk gekommen. Am häufigsten brachen Finger oder das Handgelenk, schreiben die Autor*innen.

Fast die Hälfte der Verletzungen ereigneten sich dadurch, dass der Hund plötzlich an der Leine zog, ohne dass die Besitzer*in zu Fall kam. Bei 23% kam es durch das Zerren zum Sturz. In den restlichen Fällen waren Herrchen oder Frauchen gestürzt, weil sie über die Leine gestolpert waren oder sich darin verfangen hatten.

Handbrüche bei Frauen häufiger

Frauen hatten ein größeres Risiko für einen Bruch der Hand oder des Handgelenks als Männer, schreiben die Autor*innen. Insbesondere traf dies für Über-65-Jährige zu. Eine Ursache dafür ist vermutlich die in fortgeschrittenem Alter häufiger auftretende Osteoporose. Zudem leiden ältere Menschen auch öfter an Gleichgewichts-, Gang- oder Sehstörungen.

Die Autor*innen geben auch einige Tipps, um die Gefahr durch Leinenzug zu minimieren: 

  • Hundeleinen grundsätzlich um die Handfläche und nicht um die Finger oder das Handgelenk wickeln, 
  • Leinen mit Rückzugsmechanismus meiden, da ihre Zugkraft am Ende der Reichweite abrupt zunimmt und 
  • mit geeignetem Hundetraining dem Hund das Ziehen an der Leine abgewöhnen.

Außerdem sollten sich insbesondere ältere Menschen der Sturzgefahr bewusst sein. Das bedeutet, eine geeignete (kleine) Hunderasse zu wählen, beim Gassigang geeignetes Schuhwerk zu tragen und auf unebenem Gelände vorsichtig zu gehen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Jaromír Chalabala / Alamy / Alamy Stock Photos