Gesundheit heute
Analfissuren
Analfissur: Einriss in der Analschleimhaut, der zwar meist harmlos ist, aber starke Schmerzen beim Stuhlgang verursacht. Die Analfissur gehört zu den häufigsten Erkrankungen am After und betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Ursachen sind Verletzungen der empfindlichen Analschleimhaut, z. B. durch harten Stuhl oder sexuelle Praktiken. Mit Salben, Sitzbädern und Stuhlregulierung heilt die Analfissur in den meisten Fällen innerhalb von 6–8 Wochen ab. Tut sie dies nicht, hilft eine kleine Operation oder das Einspritzen von Botulinumtoxin in den Schließmuskel.
Symptome und Leitbeschwerden
- Stechen und Brennen beim Stuhlgang
- Schmerzhafte Schließmuskelkrämpfe
- Schwache hellrote Blutungen beim Stuhlgang
- Juckreiz um den Anus herum bei chronischer Fissur.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- beim Stuhlgang starke Schmerzen auftreten
- Blutauflagerungen auf dem Stuhl sichtbar sind.
Die Erkrankung
Krankheitsentstehung
Ganz genau weiß man noch nicht, warum die empfindliche Analschleimhaut einreißt. Eine Ursache soll harter Stuhl sein, der z. B. bei Verstopfung durch den Anus gepresst wird und die Schleimhaut dabei verletzt. Manchmal entstehen Analfissuren auch unter der Geburt durch die starke Dehnung der Haut im Bereich des Beckenbodens. Schließlich kann die Analschleimhaut auch beim Geschlechtsverkehr einreißen, z. B. beim Analverkehr oder bei Sexualpraktiken, bei denen Gegenstände in den Anus geschoben werden.
Eine schlechte Durchblutung der Analschleimhaut begünstigt Analfissuren – und zwar auf zweierlei Weise: Schlecht durchblutete Schleimhäute sind empfindlicher und reißen leichter ein. Außerdem sind dadurch die Heilungsprozesse behindert. Mögliche Ursache für eine schlechte Schleimhautdurchblutung ist ein erhöhter Druck im Schließmuskel. Schmerzbedingte Schließmuskelkrämpfe sind deshalb bei der Analfissur mit dafür verantwortlich, wenn diese nicht abheilen wollen.
Auch wenn die Schleimhaut durch andauernde Durchfälle gereizt oder entzündliche Prozesse vorgeschädigt ist, reißt sie leichter ein. Das kommt zum Beispiel bei infektiösem Durchfall, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung vor. Analfissuren, die sich aufgrund einer anderen Erkrankung entwickeln, nennt man auch sekundäre Analfissuren.
Klinik
Bemerkbar macht sich die Analfissur meist durch einen starken brennenden oder stechenden Schmerz beim Stuhlgang. Manchmal findet sich auch hellrotes Blut auf dem Toilettenpapier oder im WC, weswegen Patienten die Analfissur oft mit Hämorrhoiden verwechseln. Der Schmerz kann dabei so stark sein, dass die Patienten den Stuhlgang meiden, was eine Verstopfung verursacht. Damit beginnt ein Teufelskreis: Die Verstopfung verhärtet den Stuhl weiter, der (unausweichliche) Stuhlgang schmerzt noch mehr, die Schmerzen lassen den Analbereich samt Schließmuskel verkrampfen, das Ausscheiden wird noch schwieriger, die Angst vor dem nächsten Stuhlgang wird noch größer und der nächste Stuhldrang erneut unterdrückt.
Verlauf
Die spontane, akute Analfissur heilt in der Regel innerhalb von 6–8 Wochen ab. Bleibt die Analfissur länger als 8 Wochen bestehen, liegt eine chronische Analfissur vor. Chronische Analfissuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie gar nicht oder nur oberflächlich abheilen und immer wieder aufreißen.
Komplikationen
Die chronische Analfissur ist eine Wunde, in die fortwährend Keime aus dem Darm einwandern. Deshalb ist die Infektionsgefahr bei chronischen Analfissuren hoch. Folge solcher bakteriellen Infektionen sind z. B. Analabszess oder Analfisteln. Außerdem führen die chronischen entzündlichen Prozesse in der Analschleimhaut oft zur Bildung von Hautverdickungen bzw. Hautfalten. Diese Hautfalten werden Vorpostenfalten genannt. Sie sind zwar ungefährlich, stören aber bei der Analhygiene und können wiederum Entzündungen begünstigen.
Diagnosesicherung
Schmerzen beim Stuhlgang und hellrotes Blut auf dem Stuhl sind für den Arzt typische Anzeichen für eine Analfissur. Bestätigt wird die Diagnose durch die klinische Untersuchung des Afters. Der Arzt spreizt dabei die Gesäßhälften, und erkennt die Analfissur, die meist an typischer Stelle sitzt. Zusätzlich tastet der Arzt den Anus vorsichtig aus, manchmal ist zum Ausschluss von anderen analen Erkrankungen auch eine Proktoskopie oder Rektoskopie nötig. Aufgrund der starken Schmerzen führt der Arzt diese Untersuchungen nur unter lokaler Betäubung durch.
Differenzialdiagnosen. Schmerzen beim Stuhlgang und Blut auf dem Stuhl kommen auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen am Anus vor. Die wichtigsten sind die Analfistel, Hämorrhoiden, die Perianalthrombose und das Analkarzinom (ein seltener, aber zunehmend häufiger Tumor im Analkanal oder außen am Anus).
Behandlung
Akute Analfissur. Die Behandlung der Analfissur erfolgt zunächst mit Salben, Stuhlregulierung und Bädern und dauert etwa 6–8 Wochen. Dem Arzt stehen zur Therapie verschiedene Wirkstoffe und Maßnahmen zur Verfügung:
- Leichte Abführmittel, um den Stuhl weich zu machen, z. B. Macrogol
- Schmerzstillende Salben mit einem lokalen Betäubungsmittel wie z. B. Lidocain (z. B. Posterisan®akut) gegen Brennen und Stechen
- Krampflösende Salben, z. B. mit Isosorbiddinitrat, Glyceroltrinitrat (z. B. Rectogesic®) oder Diltiazem, die den erhöhten Druck im Schließmuskel senken. Dadurch entspannt sich der Schließmuskel, die Durchblutung wird besser, die Abheilung gefördert und das Absetzen des Stuhls für den Patienten leichter. Da die Wirkstoffe über die Salbe auch in den Blutkreislauf gelangen und dort die Gefäße erweitern, können sie Kopfschmerzen auslösen, den Blutdruck senken und die Wirkung von Herz-Kreislauf-Medikamenten verstärken. Deshalb dürfen z. B. Patienten, die an einer Herzerkrankung oder einer Arteriosklerose, leiden diese Salben nicht anwenden. Auch die gleichzeitige Einnahme von Potenzmitteln zur Behandlung der erektilen Dysfunktion wie z. B. Sildenafil (z. B. Viagra®) sollte vermieden werden, da ein gefährliches Absinken des Blutdrucks droht.
- Vorsichtige mehrmals tägliche Dehnung des Anus mit einem Analdehner zur Entspannung der verkrampften Schließmuskulatur. Zum leichteren Einführen wird die Spitze mit Vaseline eingeschmiert
- Sitzbäder mit Kamillenextrakt oder gerbenden Zusätzen (z. B. Tannolact®), um den Heilungsprozess zu unterstützen. Auch warme Wannenbäder sind hilfreich, weil sie die gesamte Muskulatur entspannen
- Injektion von Botulinumtoxin A in den Schließmuskel. Manche Ärzte empfehlen die Injektion schon in der akuten Phase, andere erst, wenn die Fissur durch die Salbentherapie nicht zum Abheilen gebracht wird. Durch eine einmalige lokale Einspritzung erschlafft der Schließmuskel im Gebiet der Analfissur für etwa 2 Monate. Dadurch verschwinden nicht nur die Schmerzen, die Fissur heilt auch besser ab. Nachteil dieser Behandlung sind die Kosten, die der Patient selbst tragen muss. Außerdem führt die Methode bei jedem 10. Patienten zu einer vorübergehenden Inkontinenz.
Chronische Analfissur. Heilt eine Analfissur innerhalb von etwa 8 Wochen nicht aus, erwägen die Ärzte die Operation, um den oben genannten Komplikationen vorzubeugen.
Operative Therapie
Bei dieser sog. Fissurektomie nach Gabriel schneidet der Arzt die krankhaften Veränderungen (Geschwüre, narbige Veränderungen, störende Hautfalten wie die Vorpostenfalte) vorsichtig aus der Analschleimhaut heraus. Der Eingriff erfolgt meist ambulant unter lokaler Betäubung, die Abheilung der Operationswunde dauert etwa 6–8 Wochen.
Behandlungskomplikationen
Leider birgt die OP die Gefahr, dass der Schließmuskel verletzt und der Patient dadurch stuhlinkontinent wird.
Prognose
90 % der akuten Analfissuren heilen unter Therapie innerhalb von 6–8 Wochen folgenlos ab.
Ihr Apotheker empfiehlt
Was Sie selbst tun können
- Vermeiden Sie eine Verstopfung. Ernähren Sie sich ballaststoffreich, trinken Sie ausreichend viel Flüssigkeit und bewegen Sie sich regelmäßig (ausführliche Selbsthilfetipps unter Verstopfung).
- Unterdrücken Sie den Stuhldrang nicht, sondern gehen Sie auf die Toilette, sobald der Stuhl sich meldet.
- Wenn Sie Analsex praktizieren, verwenden Sie dabei Gleitmittel.

Bei einer Magen-Darm-Grippe bleibt das stille Örtchen oft lange besetzt.
Was tun bei Magen-Darm-Grippe?
Vorbeugen und Beschwerden lindern
Magen-Darm-Infektionen sind nicht nur unangenehm. Vor allem bei Kindern und älteren Menschen können sie durch starke Flüssigkeitsverluste bedrohlich werden. Flüssigkeit wieder auffüllen ist deshalb oberstes Gebot. Ebenso gilt es, penible Hygienemaßnahmen einzuhalten - damit sich nicht das ganze Umfeld ansteckt. Und in manchen Fällen geht’s auch nicht ohne Antibiotika.
Übler Angriff auf den Darm
Bei einer Magen-Darm-Infektion (auch Magen-Darm-Grippe oder Gastroenteritis genannt) handelt es sich um eine akute Entzündung des Verdauungstrakts, die meist durch Viren oder Bakterien ausgelöst wird. Um die Erreger wieder auszuscheiden, reagiert der Körper mit typischen Beschwerden. Dazu gehören Übelkeit und Erbrechen, Durchfall und krampfartige Bauchschmerzen durch vermehrte Darmbewegungen. Bei manchen Infektionen kommt es zusätzlich zu Fieber, weil auch das Immunsystem gegen die Krankheitskeime kämpft.
Viele Erreger greifen den Darm direkt an und verstärken den Durchfall. So bilden Keime wie Escherichia coli oder das Cholerabakterium Giftstoffe (Enterotoxine), die die Darmschleimhaut zu einer vermehrten Wasserabgabe stimulieren. Andere Bakterien dringen in die Darmzellen ein und lösen dort eine Entzündung aus. Noroviren und Rotaviren sind wiederum bekannt dafür, dass sie die Flüssigkeitsaufnahme vom Darm in den Körper hemmen, was ebenfalls zu wässrigem Durchfall führt.
Die Beschwerden beginnen oft gleichzeitig, halten aber unterschiedlich lang an. So dauert die Phase des Erbrechens meist nur ein bis drei Tage. Der Durchfall klingt dagegen oft erst nach fünf bis sieben Tagen ab.Je länger er dauert, desto wahrscheinlicher sind Bakterien die Ursache – insbesondere, wenn Betroffene auch unter Fieber leiden.
Hinweis: Nicht nur Viren und Bakterien verursachen akute Magen-Darm-Beschwerden. Auch Vergiftungen, unerwünschte Arzneimittelwirkungen und Lebensmittelunverträglichkeiten können ein Auslöser sein.
Wie steckt man sich an?
Es gibt verschiedene Wege, über die man sich eine Magen-Darm-Infektion einfangen kann. Der wichtigste und häufigste Übertragungsweg ist die fäkal-orale Schmierinfektion. Dabei gelangen Erreger aus dem Stuhl in den Mund eines Gesunden und infizieren ihn. Dies kann auf unterschiedliche Arten passieren:
- Direkte fäkal-orale Übertragung: Beim Toilettengang können die Hände mit Stuhl und darin vorhandenen Krankheitskeimen in Kontakt kommen. Werden die Hände nach der Toilette nicht gründlich gewaschen, können die Keime durch Händeschütteln oder einfaches Anfassen anderer Menschen auf diese übertragen werden. Vor allem bei engem Kontakt durch das Toben oder Spielen im Kindergarten ist diese Übertragung häufig.
- Indirekte fäkal-orale Übertragung: Über ungewaschene Hände gelangen Stuhlkeime auch an Türgriffe, Wasserhähne oder andere Gegenstände. Dort können sie einige Zeit überleben. Werden die kontaminierten Gegenstände berührt, können die Keime ebenfalls ins Gesicht und den Mund gesunder Personen gelangen und dort eine Infektion auslösen.
Manche Magen-Darm-Keime verbreiten sich wie Erkältungsviren auch über eine Tröpfcheninfektion. Insbesondere trifft dies auf das Norovirus zu. Muss die infizierte Person schwallartig erbrechen, geraten mit Viren belastete Tröpfchen als Aerosole in die Luft. Durch das Einatmen kann es ebenfalls zu einer Magen-Darm-Infektion kommen.
Hinweis: Eine weitere Infektionsmöglichkeit sind Lebensmittel oder Trinkwasser, die mit fäkalen Durchfallerregern kontaminiert sind. Das passiert z. B. wenn infizierte Menschen mit ungewaschenen Händen Lebensmittel anfassen. Durch keimbelastete Abwässer in Badeseen kann es auch beim Verschlucken des Wassers zu einer Magen-Darm-Infektion kommen. Manchmal werden auch Trinkwasserquellen durch Abwässer verunreinigt.
Die häufigsten Übeltäter sind Viren
Magen-Darm-Infektionen werden vor allem durch Viren verursacht. Dabei sind Noroviren und Rotaviren die mit Abstand häufigsten Durchfallerreger. Das liegt daran, dass sie hoch ansteckend sind und sich leicht fäkal-oral verbreiten. Und zwar sowohl über direkte und indirekte Schmierinfektionen und Tröpfcheninfektion (Norovirus), als auch über verunreinigte Lebensmittel. Für eine Ansteckung reichen schon 10 bis 100 Viruspartikel aus. Infektionen sind ganzjährig möglich, wobei Noroviren vor allem von Oktober bis März, Rotaviren von Januar bis April ihr Unwesen treiben.
Diese „Winter-Gastroenteritiden“ treten bei Menschen jeden Alters auf. Rotavirus-Infektionen belasten allerdings Säuglinge und Kleinkindern besonders stark. Das liegt daran, dass sich die Antikörper gegen das Virus erst nach mehreren Infektionen ausgebildet haben. Im frühen Erwachsenenalter verlaufen diese Infektionen dann oft weniger schwer. Bei alten Menschen drohen dagegen wie bei Säuglingen ausgeprägte Flüssigkeitsverluste und eine Dehydratation.
Hinweis: Wichtig bei Rota- und Noroviren: Die Infizierten scheiden die Erreger nicht nur während der akuten Durchfallerkrankung aus, sondern auch noch danach. Nach einer Infektion mit Noroviren sind die Betroffenen noch 7 bis 14 Tagen nach dem letzten Durchfall ansteckend, nach Rotavirus-Infektion etwa acht Tage.
Bakterielle Infektionen eher im Sommer
Bakterielle Magen-Darm-Infektionen sind seltener als virale. Sie werden insbesondere über kontaminierte Lebensmittel übertragen. Häufig handelt es sich dabei um rohe Eier oder nicht ausreichend erhitztes Fleisch. Eine Quelle für bakterielle Infektionen ist auch nicht erhitzte Rohmilch. Oft handelt es sich dabei um Salmonellen und Campylobacter. Diese Keime verursachen das ganze Jahr über Magen-Darm-Infektionen, ein Erkrankungsgipfel zeigt sich im Sommer/Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Hohe Temperaturen im Sommer begünstigen die Vermehrung von Salmonellen in Lebensmitteln.
- Campylobacter ist in den Sommermonaten häufiger in den Tierbeständen (z. B. in Geflügel) vorhanden.
- Unzureichende Kühlung von Lebensmitteln während eines Picknicks oder beim Grillen begünstigen die Vermehrung von Keimen.
- Die Grillsaison führt zu einem erhöhten Verzehr von nicht durchgebratenem Fleisch.
Die Bakterien lösen ähnliche Symptome aus wie Viren: Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall. Manchmal tritt Fieber auf, bei einigen Erregern kommt es zu blutigem Stuhl. Nach einer Magen-Darm-Infektion mit bakteriellen Keimen sind die Genesenen meist noch länger ansteckend als nach einer Virusinfektion. Bei Salmonellen und Campylobacter geht man bei Erwachsenen von bis zu vier Wochen Ausscheidungszeit aus. Kinder unter fünf Jahren scheiden die Bakterien häufig noch länger aus, bei Salmonellen oft mehr als sieben Wochen.
Hinweis: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen haben eine weitere Besonderheit. In seltenen Fällen können sie zu Komplikationen an Herz, Lunge oder Gehirn führen. Vor allem Campylobacter löst manchmal auch Gelenkentzündungen oder eine sehr seltene Nervenerkrankung, das Guillain-Barré-Syndrom, aus.
Wann muss der Magen-Darm-Infekt zur Ärzt*in?
Zum Glück laufen Magen-Darm-Infekte meist glimpflich ab. Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bessern sich bei Schonung und ausreichender Flüssigkeitsaufnahme schnell, und auch die Bauchschmerzen verschwinden wieder. In manchen Fällen sollte jedoch eine Ärzt*in hinzugezogen werden. Dies gilt z. B. bei
- länger anhaltenden Beschwerden,
- hohem Fieber und blutigem Stuhl,
- ausgeprägten Kreislaufprobleme sowie bei
- Muskelkrämpfen, starker Schläfrigkeit oder Verwirrtheit.
Mit Kindern sollte man in die Arztpraxis, wenn sich Zeichen der Austrocknung zeigen. Dazu gehören trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen und eine verringerte Hautspannung. Die Hautspannung prüft man, indem man eine Hautfalte vorsichtig anhebt und wieder loslässt. Bei verminderter Hautspannung bleibt die Falte für einige Sekunde stehen, was ein Zeichnen für Austrocknung ist. Weiter Warnzeichensind eine anhaltende Trink- und Nahrungsverweigerung, starke Bauchschmerzen und eine verminderte Aufmerksamkeit.
Flüssigkeit auffüllen ist die oberste Devise
Aufgrund von Durchfall und Erbrechen verliert der Körper reichlich Flüssigkeit und Elektrolyte. Das wichtigste ist, diese zu ersetzen. Bei sehr mildem Verlauf eignen sich verdünnte Säfte und Salzstangen oder Hühnerbrühe. Cola-Getränke sind für die Rehydrierung ungeeignet, da sie viel zu viel Zucker enthalten.
Bei stärkeren Beschwerden oder Anzeichen einer Austrocknung (Dehydratation) sind Rehydratationslösungen zum Trinken hilfreich. In der Apotheke gibt es dafür verschiedene Präparate, die sich in ihrer Zusammensetzung minimal unterscheiden. Falls keine fertige Trinklösung zur Verfügung steht, kann man nach WHO-Vorgaben auch selbst eine mischen. Sie besteht aus
- 1 Liter Mineralwasser,
- 250 ml Orangensaft,
- ¾ Teelöffel Kochsalz und
- 4 Teelöffeln Zucker.
Tipp: Auf Essen muss man bei Magen-Darm-Infektionen nicht verzichten. Wer möchte, kann eine ballaststoffarme und fettreduzierte Kost zu sich nehmen. Dazu gehören z. B. gekochte Kartoffeln, Nudeln oder Suppen.
Was tun gegen Durchfall und Erbrechen?
Gegen ausgeprägten Durchfall hilft die kurzfristige Gabe von Loperamid. Eingenommen werden soll der Wirkstoff allerdings nur bei Magen-Darm-Infektionen ohne Fieber und blutigem Stuhl. Bei Kindern wird von der Gabe abgeraten, da Loperamid bei ihnen einen Darmverschluss auslösen kann.
Kinder mit starkem Durchfall können neben der erforderlichen Flüssigkeit den Wirkstoff Racecadotril erhalten. Dieses Granulat reduziert die Flüssigkeitsausscheidung in den Darm und soll dadurch das Risiko für eine Austrocknung verringern.
Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen werden nur noch in speziellen Fällen empfohlen. Vor allem bei Kindern raten Expert*innen von den oft verabreichten Dimenhydrinat-haltigen Präparaten ab. Zum einen sedieren diese, so dass die Kinder oft noch weniger trinken. Außerdem kann es bei Kindern unter drei Jahren durch Dimenhydrinat zu Krampfanfällen kommen.
Als Alternative steht Ingwer zur Verfügung. Ingwer gilt laut Leitlinie sowohl für Kinder als auch für Erwachsene als wirksam und sicher. Er kann als Tee oder in Kapseln eingenommen werden.
Eine Alternative bei sehr schwerem Erbrechen ist das verschreibungspflichtige Ondansetron. Dieses Medikament wird üblicherweise gegen starke Übelkeit und Erbrechen bei Krebstherapie verordnet. Mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen. Für Erwachsene mit schwerem Erbrechen ist zudem Metoclopramid eine Option. Für Kinder wird der Wirkstoff nicht empfohlen, weil er bei ihnen vermehrt zu neurologischen Störungen wie Bewegungsverlangsamung, unwillkürliche Bewegungen und Steifheit führt.
Hinweis: Vor allem im Internet findet man häufig den Tipp, bei Durchfall Probiotika einzunehmen. Laut Leitlinie gibt es für deren Wirksamkeit bei Magen-Darm-Infektionen allerdings keinen wissenschaftlichen Beleg.
Wann müssen Antibiotika ran?
In den allermeisten Fällen verschwinden akute Magen-Darm-Infektionen von selbst wieder. Der Organismus wird also – unterstützt durch Schonung und Flüssigkeitsgabe – nach einigen Tagen allein mit der Infektion fertig.
In den meisten Fällen ist es auch sinnlos, Antibiotika gegen die Keime einzusetzen. Grund ist, dass die Mehrzahl der Erkrankungen durch Viren ausgelöst wird. Selbst beim Verdacht auf eine bakterielle Ursache verschreibt die Ärzt*in nicht automatisch ein Antibiotikum. Denn auch dann heilt die Erkrankung meist rasch von selbst aus. Zudem können Antibiotika die natürliche Darmflora schädigen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Anders sieht es aus, wenn die Patient*in blutige Durchfälle hat oder der Krankheitsverlauf schwer ist. Auch bei Risikogruppen wie älteren Menschen, immungeschwächten Personen oder Patient*innen mit schweren Grunderkrankungen ist man achtsam. In diesen Fällen wird der Stuhl auf den genauen Erreger untersucht. Weist man Bakterien nach, verordnet die Ärzt*in das passende Antibiotikum.
A und O: Hygienemaßnahmen
Das Ansteckungsrisiko bei Magen-Darm-Infektionen ist hoch. Das gilt ganz besonders für die häufigsten Auslöser, die Noro- und die Rotaviren. Aber auch allen anderen Erregern sollte die Ausbreitung so schwer wie möglich gemacht werden. Dazu trägt eine penible Hygiene bei. Im Erkrankungsfall sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Händehygiene: Nach dem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen Hände gründlich waschen. Zwischendurch auch immer mal wieder die Hände desinfizieren.
- Desinfektion von Oberflächen: Türgriffe, Armaturen und andere häufig berührte Gegenstände sollten regelmäßig desinfiziert werden.
- Reinigung von Textilien und Geschirr: Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen bei mindestens 60° C waschen, Gleiches gilt für Unterwäsche und Schlafkleidung. Geschirr im Geschirrspüler bei hoher Temperatur reinigen.
- Abtrennung kranker Personen: Wenn möglich, sollten Erkrankte eine eigene Toilette und einen eigenen Schlafraum nutzen. Der Kontakt zu anderen ist während der Ausscheidungsphase zu reduzieren. Erkrankte und Genesene, die noch Erreger ausscheiden, sollten keine Speisen für andere zubereiten und die Küche generell besser meiden.
Hinweis: Bei einigen Magen-Darm-Infektionen dürfen betroffene Kinder unter sechs Jahren frühestens 48 Stunden nach Abklingen von Durchfall oder Erbrechen wieder in den Kindergarten oder in die Schule. Genauere Informationen dazu gibt es auf der Webseite des Robert Koch-Instituts.
Vorbeugen ist besser als Durchfall
Magen-Darm-Infektionen durch Viren lässt sich durch eine konsequente Hygiene teilweise vorbeugen. Am wichtigsten ist das Händewaschen nach der Toilette und vor dem Essen.
Gegen eine Infektion mit Rotaviren gibt es eine Impfung. Sie wird allen Säuglingen ab dem Alter von sechs Wochen empfohlen. Geimpft wird je nach Präparat zwei oder drei Mal, die Impfserie sollte bis spätestens im Alter von 24 bzw. 32 Wochen abgeschlossen sein. Spätere Impfungen erhöhen bei Kindern das Risiko für einen Darmverschluss. Gegen Noroviren gibt es bisher noch keinen Impfstoff.
Eine gute Hygiene schützt auch vor bakteriellen Infektionen. In der Küche sollten Schneidebretter und Arbeitsflächen immer sorgfältig mit heißem Wasser und Spülmittel gereinigt werden, insbesondere nach dem Umgang mit rohem Geflügel oder rohem Fleisch. Auch die Lagerung von Lebensmitteln ist bedeutsam: Rohes Fleisch und Eier müssen getrennt von verzehrbereiten Speisen gelagert werden. Dadurch lässt sich eine Übertragung von Keimen auf das Essen vermeiden.
Um etwaige krankheitserregenden Keime zu vernichten, sind manche Lebensmittel vor dem Verzehr zu erhitzen. Dazu gehören insbesondere Rohmilch, Fleisch, Fisch und Eier. Fleisch sollte deshalb nicht halbroh (blutige Steaks!) konsumiert, sondern immer ausreichend gebraten oder erhitzt werden. Gleiches gilt für Eier und eihaltige Speisen.
Tipp: Ein Fleischthermometer hilft dabei, die tatsächliche Innentemperatur in Fleisch oder Geflügel zu ermitteln. Erst Temperaturen über 70° C töten Erreger sicher ab.
Quellen: Leitlinie Gastrointestinale Infektionen, RKI, DAZ online