Gesundheit heute

Cholesterinsenkende Medikamente

Mehrere unterschiedliche Gruppen cholesterinsenkender Medikamente gibt es derzeit am Markt:

  • Statine (Cholesterinsynthese-Enzymhemmer, CSE-Hemmer) wie Atorvastatin, Simvastatin, Lovastatin, Pravastatin oder Fluvastatin senken den Cholesterinspiegel am stärksten, indem sie ein Enzym der körpereigenen Cholesterinherstellung hemmen. Nebenwirkungen wie Leber- und Muskelschäden sowie Gefühlsstörungen an Händen und Füßen sind bekannt, verschwinden aber meist vollständig, wenn die Medikamente abgesetzt werden.
  • Fibrate (Fibrinsäureabkömmlinge) wie Bezafibrat senken den Triglyzeridspiegel und steigern die Aktivität des Enzyms Lipoproteinlipase, wodurch mehr HDL-Cholesterin gebildet wird. Zugleich verringern sie die körpereigene Cholesterinbildung in der Leber.
  • Der Cholesterin-Resorptionshemmer Ezetimib hemmt die Aufnahme von Cholesterin aus Nahrung und Gallensaft im Dünndarm, so dass weniger Cholesterin zur Leber transportiert wird. Seit kurzem gibt es das Kombinationspräparat Inegy®, das die Wirkstoffe Ezetimib und Simvastatin enthält und das LDL-Cholesterin stärker zu senken vermag, als wenn die Dosis von Simvastatin alleine verdoppelt wird.
  • Der Anionenaustauscher Cholestyramin hemmt die Wiederaufnahme von Gallensäuren im Darm, wodurch vermehrt Cholesterin abgebaut wird. Wegen des einhergehenden Bläh- und Völlegefühls werden diese Medikamente häufig abgesetzt.
  • Phytosterine wie das Sitosterol sind Pflanzenstoffe (Pflanzensterole) und in ihrer Struktur dem Cholesterin sehr ähnlich, ohne jedoch dessen negative Wirkung zu haben. Pflanzliche Präparate wie Liposit Merz® und Sito-Lande® binden das Cholesterin, wodurch es aus dem Darm nicht mehr aufgenommen werden kann. Am besten wird es in Kombination mit anderen cholesterinsenkenden Medikamenten eingesetzt. Phytosterine sind neuerdings in Trinkjoghurts enthalten. Neuen Untersuchungen zufolge kann das LDL-Cholesterin durch den Verzehr eines Fläschchens pro Tag gesenkt werden. Eine Steigerung des Konsums bringt keinen zusätzlichen Vorteil.
  • Die beiden Monoklonalen Antikörper Alirocumab und Evolocumab verringern im Blut die Konzentration von LDL-Cholesterin, indem sie das Protein PCSK9 hemmen. Das Protein kann dadurch nicht die LDL-Rezeptoren der Leberzellen blockieren und die Leber kann mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut aufnehmen. Sie werden bei Erwachsenen alle zwei Wochen in den Oberschenkel injiziert. Zur Anwendung kommen die PCSK9-Hemmer in Kombination mit Statinen oder anderen Lipidsenkern sowie als die Monotherapie bei Statin-Unverträglichkeit oder -Kontraindikation. Problematisch sind die hohen Arzneimittelkosten.

Von: Dr. med. dieter Simon, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Sommerhitze lässt Herzen flimmern

Wenn die Temperaturen immer weiter steigen, ist die Gesundheit in Gefahr.

Sommerhitze lässt Herzen flimmern

Achtung, Vorhof in Gefahr

Hitze kann viele Gesundheitsprobleme verursachen. Mit dabei sind Herzrhythmusstörungen. Schon ab 39° C Außentemperatur steigt das Risiko für Vorhofflimmern deutlich an.

4 Millionen Deutsche mit Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist in Deutschland häufig: Etwa vier Millionen Menschen sollen darunter leiden. Bei den meisten tritt die Herzrhythmusstörung anfallsartig auf. Macht es sich bemerkbar, kommt es zu Herzrasen, unregelmäßigem Herzschlag, Schwäche, Schwindel und Erschöpfung.

An Tagen mit großer Hitze müssen Menschen mit Vorhofflimmern vermehrt mit Flimmer-Attacken rechnen, wie US-amerikanische Forschende herausgefunden haben. Sie analysierten die Daten von über 3000 Personen aus 103 amerikanischen Städten. Die Männer und Frauen trugen alle einen implantierten Defibrillator, der die Unregelmäßigkeiten des Herzrhythmus aufzeichnete.

Insgesamt wurden innerhalb von sieben Jahren 3900 Herzrhythmusstörungen registriert, etwa 2500 betrafen den Vorhof. Die Flimmerepisoden traten insbesondere tagsüber zwischen 9 und 16 Uhr auf, abends etwas seltener und nachts überhaupt nicht. Zudem war Vorhofflimmern werktags häufiger als abends.

Fast dreimal so hohes Risiko

Besonders interessierte die Forschenden, welches Wetter bei den Flimmerepisoden vorgelegen hatte. Dazu nutzten sie die Daten aus den örtlichen Wetterstationen. Es stellte sich heraus, dass die Außentemperaturen einen großen Einfluss auf den Herzrhythmus hatten: Bei 39° C trat Vorhofflimmern 2,4-mal häufiger auf als bei 19° C, bei 41 ° C fast dreimal so häufig.

Je heißer es draußen ist, desto mehr steigt also die Gefahr für Vorhofflimmern, schreiben die Studienautor*innen. Bei weltweit ansteigenden Temperaturen müsse dies unbedingt in die Risikobewertung von Menschen mit anfallsartigem Vorhofflimmern einbezogen werden.

Hitze meiden und auf den Körper hören

Für Betroffene ist es wichtig, über die Gefahr informiert zu sein. Zum einen können sie versuchen, großer Hitze aus dem Weg zu gehen. Zum anderen sollten sie in Zeiten, in denen es heiß ist, besonders aufmerksam für mögliche Warnzeichen sein.

Quelle: Journal of the American Heart Association

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Chromorange / Michael Bihlmayer