Gesundheit heute

Diuretika – Medikamente zur Entwässerung

Diuretika (harntreibende Mittel, Medikamente zur Entwässerung): Sammelbegriff für alle Medikamente, die ihre Wirkung in den Nieren entfalten und über verschiedene Mechanismen Salz und Wasser aus dem Körper befördern. Diuretika werden bei Herzkrankheiten, insbesondere Herzinsuffizienz, bei Bluthochdruck, Ödemen, Leber- und Nierenkrankheiten eingesetzt.

Diuretika erhöhen zwar die Urinausscheidung, sie können aber nicht die Nierenfunktionen verbessern oder ein fortschreitendes Nierenversagen aufhalten.

Diuretika bringen die körpereigene Feinjustierung der Ausscheidung von Mineralien durcheinander. Deshalb kontrolliert der Arzt je nach Art und Dosierung des verordneten Diuretikums die Mineralkonzentration im Blut täglich, wöchentlich oder monatlich, um frühzeitig einen Mangel oder Überschuss im Blut zu erkennen. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Kalium. Je nach Präparat und Begleiterkrankungen werden zusätzlich die Natrium- und Kalziumspiegel überwacht

Abhängig von ihrer Wirkung werden Diuretika in drei Gruppen eingeordnet:

  • Thiazide hemmen die Rückresorption von Natrium und Chlor aus dem Primärharn in den Körper, sodass diese in Form von Salzen vermehrt über den Urin ausgeschwemmt werden. Diese Salze „ziehen“ Wasser mit sich, sodass sich sowohl Blutdruck als auch eventuell vorhandene Ödeme verringern. Die Urinmenge steigt nur mäßig. Nebenwirkungen sind Übelkeit, Magnesium- und Kaliummangel, Anstieg von Blutzucker, Harnsäure und Blutfetten. Thiazide kommen vor allem bei der Behandlung von Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz zum Einsatz, oft in Kombination mit anderen Wirkstoffen.
  • Beispiele: Hydrochlorothiazid (z. B. HCT beta®, Esidrix®, HCT-Hexal®), Xipamid (z. B. Xipamid-ratiopharm®, Aquaphor®).
  • Schleifendiuretika wirken ähnlich wie die Thiazide, jedoch viel stärker, sodass sie auch bei fortgeschrittenem Nierenversagen eingesetzt werden. Schleifendiuretika dienen dazu, schnell viel Wasser aus dem Körper zu schwemmen, z. B. beim Lungenödem. Die Nebenwirkungen ähneln denen der Thiazide. In der Praxis ist vor allem der oft starke Kaliumverlust nachteilig. Zusätzlich sind Kalziummangel und vorübergehende Hörminderungen möglich.
  • Beispiele: Furosemid (Furosemid-ratiopharm®, Furesis® comp, Furobeta®, Furogamma®, Lasix®); Piretanid (z. B. Piretanid Hexal®, Arelix®); Torasemid (z. B. Toresamik AL®, Toresamik Hexal®, Torem®, Unat®); Thiazide und Schleifendiuretika werden manchmal gemeinsam eingesetzt.
  • Kaliumsparende Diuretika: Wie der Name bereits sagt, vermindern diese Diuretika den Kaliumverlust. Bei vielen Patienten kommt es sogar zu einem Kaliumüberschuss. Da sie alleine nur schwach wirken, kombiniert man sie meist mit anderen Diuretika. Nebenwirkungen sind Brustvergrößerung beim Mann (Gynäkomastie), Übelkeit, Potenzstörungen und die Anreicherung von Kalium. Deshalb werden sie beim fortgeschrittenen akuten bzw. chronischen Nierenversagen nicht mehr eingesetzt. Die klassische Indikation der kaliumsparenden Diuretika ist die chronische Herzinsuffizienz. Hier werden sie oft gemeinsam mit Thiaziden verwendet.
  • Beispiele: Spironolacton (z. B. Aldactone®, Spirobeta®); Triamteren (z. B. Neotri®, Dytide® H); Amilorid (z. B. Amilorid HCT AL®, Amilorid comp.-ratiopharm®).

High-ceiling-Diuretika: Sie verfügen über eine weitgehend lineare Dosis-Wirkungsbeziehung. Das bedeutet, ihre Wirkstärke nimmt mit einer größeren Dosierung immer weiter zu. Zu den „High-ceiling-Diuretika“ zählen die Schleifendiuretika wie Furosemid.

Low-ceiling-Diuretika: Ab einer bestimmten Dosierung ist keine Wirkungsverstärkung mehr zu erzielen. Zu den „Low-ceiling-Diuretika“ gehören die Thiazide und Kaliumsparende Diuretika.

Hinweise für die Einnahme von Diuretika

  • Anfangs täglich, später mindestens wöchentlich; Gewicht und Blutdruck überprüfen (zur Kontrolle des Wasserverlusts)
  • Die Tabletten am besten morgens einnehmen, um die Nachtruhe so wenig wie möglich zu stören
  • Auf Nebenwirkungen achten - hier besonders auf Herzstolpern und Muskelkrämpfe.
  • Bei starkem Schwitzen, Fieber oder Durchfall drohen Austrocknung und Elektrolytmangel. Um diese zu verhindern, besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten achten und im Zweifel rechtzeitig zum Arzt gehen.
  • Bei Ödemen oder Herzinsuffizienz die mit dem Arzt besprochende Trinkmenge sorgfältig einhalten.
  • Für Diabetiker: Diuretika können den Glukosespiegel im Blut erhöhen. Der Blutzucker ist anfangs sehr oft zu kontrollieren.
  • Zurückhaltung bei Lakritz. Ein sehr hoher Lakritzkonsum kann die Wirkung von Diuretika steigern und zu einem Kaliummangel führen.
  • Kalium- und Vitamin-D-Präparate nur in Absprache mit dem Arzt einnehmen.

Von: Dr. med. André Lauber, Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mittel gegen Blasenentzündung?

Blasenentzündungen sind vor allem bei Frauen ein häufiges Problem.

Mittel gegen Blasenentzündung?

Wirkstoff im Test

Wäre es nicht schön: Ein Mittel, das Blasenentzündung verhindert? Das verspricht Uro-Vaxom®. Doch funktioniert es auch?

Training für das Immunsystem

Das Prinzip von Uro-Vaxom® ähnelt dem einer Impfung: Das Immunsystem soll auf die Erreger trainiert werden, die eine Blasenentzündung auslösen. Das Medikament wird täglich in Form einer Tablette eingenommen. Uro-Vaxom® enthält abgetötete Bakterien, die E. coli-Bakterien. Abgetötet sind E. coli harmlos, lebend sind die Bakterien einer der häufigsten Verursacher einer Blasenentzündung. Das Immunsystem soll die abgetöteten Erreger erkennen und damit gegen eine zukünftige Infektion besser gewappnet sein. Das klingt plausibel – doch wie ist die Wirkung?

Unklare Wirkung

Das Online-Magazin medizin-transparent hat sechs Studien zu Uro-Vaxom ausgewertet. Das Ergebnis: Vielleicht hilft Uro-Vaxom®, aber nicht sonderlich stark. In den Studien wurden Personen, die Uro-Vaxom® regelmäßig einnahmen, mit Personen verglichen, die ein Placebo bekamen. Über 6 Monate haben dabei 54 Patient*innen aus der Placebo-Gruppe eine Blasenentzündung bekommen, aus der Uro-Vaxom®-Gruppe 42 Personen. Auf den ersten Blick verhindert das Medikament also 12 von 100 Blasenentzündungen. Doch ganz so klar ist die Wirkung nicht. Zum einen weisen einige Studien Mängel auf, beispielsweise weil nicht alle Teilnehmenden berücksichtigt wurden. Und zum anderen zeigte die Studie mit den meisten Teilnehmenden keine Wirkung von Uro-Vaxom®. Falls das Mittel wirkt, dann eher schwach.

Cranberries und viel Trinken

Wiederkehrende Blasenentzündungen sind vor allem bei Frauen häufiger. Sicher lassen sich neu auftretende Entzündungen nur mit Antibiotika verhindern. Das bringt allerdings Nachteile mit sich. Neben ernsten Nebenwirkungen bei dauerhafter Einnahme von Antibiotika fördert der breite Einsatz von Antibiotika, dass Krankheitserreger resistent werden.

Betroffene Frauen haben aber weitere Möglichkeiten: Zum einen deuten Studien an, dass Cranberry-Präparate helfen könnten. Zum anderen könnten häufiges Trinken sowie das Entleeren der Blase nach dem Sex Entzündungen verhindern. Die Idee ist, dass die Bakterien „ausgespült“ werden. Eine Wirkung dafür ist nicht nachgewiesen, es spricht allerdings nichts dagegen, es zu versuchen.

Quelle: Medizin Transparent

Von: Dr. med. Tobias Höflein; Bild: mauritius images / BSIP / Alice S.