Gesundheit heute

Kariesbehandlung ohne Bohren?

Viele Menschen haben Angst vor dem Zahnarzt. Deswegen wird schon länger an geräusch- und schmerzlosen Formen der Kariesbehandlung geforscht.

  • Kariesgel: Eine schwedische Firma arbeitet an einem Gel (Carisolv®), das die kariöse Zahnsubstanz aufweicht, damit sie anschließend ohne Bohren herausgespült werden kann. Diese Methode funktioniert allerdings nur dann ohne Bohren, wenn die Karies frei zugänglich ist. Ansonsten muss der Arzt den Zahnschmelz trotzdem anbohren. Bei größeren Defekten muss der Arzt mehrmals Gel auftragen und Kariesgewebe herausspülen. Dadurch dauert die Behandlung relativ lange und verliert einen Teil ihrer Vorzüge für schwer zu behandelnde Personen wie unruhige Kinder oder Angstpatienten. Die chemische Kariesentfernung hinterlässt im Zahn einen Hohlraum mit einer stark zerklüfteten Oberfläche. Er kann anschließend normal gefüllt werden. Carisolv® ist seit 1999 in Deutschland zugelassen, die Kosten werden jedoch nicht von den Kassen übernommen.
  • Laserbehandlung: An der Entfernung von kariösem Zahnmaterial mit Laser wird ebenfalls seit Jahren gearbeitet. Auch hier besteht das Problem, dass der Laser nicht gut durch den Zahnschmelz kommt – also muss trotzdem kurz gebohrt werden. Wenn der Zahnarzt einmal bis zur Karies vorgedrungen ist, entfernt der Laser das erkrankte Gewebe schnell, leise und schmerzlos. Die Laserbehandlung kostet je nach Zeitaufwand 20–100 Euro pro Zahn und muss selbst bezahlt werden.

Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Mit Zahnseide gegen Schlaganfall

Wer beim Zähneputzen regelmäßig seine Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigt, beugt bakterienbedingten Schäden an den Gefäßen vor.

Mit Zahnseide gegen Schlaganfall

Für Zähne und Gehirn

Um Schlaganfällen vorzubeugen, kann man so einiges tun. Aufs Rauchen verzichten, Übergewicht vermeiden, die Zähne richtig putzen – und dabei regelmäßig Zahnseide verwenden.

Vom Zahnfleisch ins Blut

Das Risiko für einen Schlaganfall wird durch etliche Faktoren erhöht. Einer davon ist schlechte Mundhygiene: Sie führt dazu, dass Zahnbeläge entstehen, in denen sich gefährliche Bakterien einnisten. Diese verursachen nicht nur Karies. Gelangen sie über das Zahnfleisch ins Blut, können sie Entzündungen an den Gefäßen hervorrufen.

Solche Entzündungen begünstigen Gefäßverstopfungen und -verschlüsse, wodurch die Blutversorgung unterbrochen wird und das Gewebe abstirbt. Geschieht dies im Gehirn, handelt es sich um einen sogenannten „ischämischen“ Schlaganfall.

Gute Mundhygiene hilft dabei, Schlaganfällen vorzubeugen. Insbesondere Zahnseide scheint effektiv zu sein. Dies kam bei der Auswertung einer US-amerikanischen Arteriosklerosestudie heraus. Teilgenommen hatten daran mehr als 6000 Männer und Frauen, die zu Studienbeginn zwar Zahnprobleme, aber keinen Schlaganfall in ihrer Vorgeschichte hatten.

22 Prozent weniger Schlaganfälle

In der 25 Jahre dauernden Nachbeobachtungszeit erlitten 434 Personen einen Schlaganfall. Bei den Zahnseide-Verwender*innen war das Risiko für einen ischämischen Schlaganfall um 22 Prozent niedriger als in der Gruppe ohne Zahnseide.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass eine schlechte Mundhygiene mehr als Zähne kosten kann, schreiben die Studienautor*innen. Sie erhoffen sich von den Ergebnissen, dass mehr Menschen regelmäßig und effektiv Zähne und Zahnzwischenräume reinigen – und dabei Zahnseide verwenden.

Das allein reicht für eine Schlaganfallprophylaxe natürlich nicht aus. Mindestens ebenso wichtig ist es,

  • die Blutdruckwerte und die Cholesterinwerte im Blut zu kontrollieren,
  • ausreichend zu schlafen,
  • sich regelmäßig körperlich zu bewegen,
  • aufs Rauchen zu verzichten und
  • Übergewicht zu vermeiden.

Quelle: Medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Peakstock