Gesundheit heute

Die PSA-Debatte

Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist eine nur im Prostatagewebe gebildete Eiweißstruktur, die in minimalen Spuren auch im Blut vorkommt. Problematisch ist, dass das PSA nicht nur bei Prostatakrebs erhöht ist: Der PSA-Wert kann auch durch eine gutartige Prostatavergrößerung, Prostataentzündung, durch Fahrradfahren, nach dem Geschlechtsverkehr oder durch die Prostata-Tastuntersuchung des Arztes ansteigen. Und die Werte können trotz Prostatakrebs niedrig sein. Zudem sind die Normalwerte altersabhängig, und der PSA-Wert steigt mit zunehmender Größe der Prostata an. Es gibt also keinen eindeutigen Grenzwert, der zwischen „gesund“ und „krank“ unterscheidet: Von 1 000 Untersuchten wird der Krebs bei 40 von ihnen „richtig“ entdeckt, bei 10 übersehen und bei 150 kommt es zu einer falsch-positiven Fehldiagnose. [M06]

Der (willkürliche) Grenzwert, ab dem die meisten Ärzte derzeit eine weitere Diagnostik einleiten, liegt bei 4 Nanogramm Gesamt-PSA pro 1 ml Blut. Manche Urologen gehen auch von altersabhängigen Werten aus oder benutzen rechnerische Verfahren, um die Aussagekraft des PSA-Werts zu verbessern (etwa die Anstiegsgeschwindigkeit des PSA-Werts).

Das Hauptproblem des PSA-Tests ist aber Folgendes: Wissenschaftlich ist nicht erwiesen, dass die frühe Entdeckung des Protatakrebses das Leben verlängert. Die unerwünschten Wirkungen des Tests sind dagegen gut bekannt: Ein erhöhter PSA-Wert zieht weitere, zum Teil auch gefährliche, diagnostische Eingriffe nach sich, wie eine Gewebeentnahme aus der Prostata. Und wird hierbei etwas Verdächtiges gefunden, empfiehlt der Arzt oft eine Operation oder Bestrahlung. Ob diese dem Betroffenen wirklich nutzt, lässt sich im Einzelfall nicht sagen, da es derzeit keine sichere Methode gibt, um abzuschätzen, wie schnell Prostatakrebs weiter wächst. Durch Zahlen hingegen gut belegt ist: Ein Drittel derer, die sich operieren lassen, leiden danach langfristig an Inkontinenz oder Impotenz.

Die überwiegende Zahl der Experten hält den PSA-Test daher nur für sinnvoll, um einen entsprechenden Verdacht weiter einzugrenzen. Als Mittel zur Früherkennung ist er nicht geeignet.

Von: Arne Schäffler, Dr. med. Martina Sticker in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Dem Testosteron-Abfall entgegen wirken

Bei vorübergehend niedrigeren Testosteronspiegeln können Bewegung, eine gesunde Ernährung und Abspecken gegen die Beschwerden helfen.

Dem Testosteron-Abfall entgegen wirken

Bewegung und Alkoholverzicht

Wechseljahre wie die Frauen haben Männer nicht. Ihr Hormonspiegel sinkt nicht abrupt, sondern nur langsam. Trotzdem leiden viele unter Beschwerden. Und einige wenige benötigen sogar eine Testosteronsubstitution.

Testosteron sinkt langsam

Die Wechseljahre der Frauen zeichnen sich dadurch aus, dass innerhalb kurzer Zeit die Östrogenspiegel drastisch absinken. Nach der Umstellung werden fast keine Östrogene mehr produziert und die Fruchtbarkeit ist beendet. Bei Männern sieht das etwas anders aus: Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jährlich um etwa 1 %. Zeugungsfähig bleiben die Männer aber meist bis ins hohe Alter.

Muskelabbau und Libidoverlust möglich

Von ihrem sinkenden Testosteronspiegel bemerken die meisten zunächst wenig. Erst mit zunehmendem Alter kommt es zu Beschwerden. So berichten Männer vor allem ab 60 Jahren über Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Muskelabbau und Libidoverlust, sagt der Berliner Endokrinologe Prof. Dr. Sven Diederich. Weitere mögliche Symptome von Testosteronmangel sind depressive Verstimmung, Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit.

Wichtig zu wissen: Nicht immer liegt diesen Beschwerden ein Hormonmangel zugrunde. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenprobleme oder eine obstruktive Schlafapnoe können sie hervorrufen. Betroffene sollten deshalb immer ärztlichen Rat suchen. Ob ein Testosteronmangel vorliegt, lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen.

Oft durch Lebensstil ausgelöst

Von einem echten Hormonmangel sprechen Mediziner*innen erst bei Testosteronwerten unter 8 Nanomol pro Liter im Blut. Dahinter können Erkrankungen des Hodens oder der Hypophyse stecken, die lebenslang behandelt werden müssen.

Viel häufiger handelt es sich jedoch um vorübergehend niedrige Werte, betont der Experte. Auslöser sind Schlafmangel, Übergewicht, starker Stress oder Alkoholmissbrauch. Deshalb hilft in diesen Fällen oft eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin.

Keine Selbstbehandlung mit Hormonen

Von frei verkäuflichen Hormon-Boostern rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologe (DGE) dringend ab. „Testosteron ist kein Lifestyle-Mittel, sondern ein lebenswichtiges Hormon“, warnt die Ärztin und DGE-Sprecherin Birgit Harbeck. Bei Verdacht auf einen Hormonmangel sei keinesfalls die Selbsttherapie mit Hormonen, sondern der Gang in eine endokrinologische Fachpraxis der richtige Weg.

Quelle: Pressemeldung DGE

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / zerocreatives