Gesundheit heute

Großwuchs

Großwuchs: Körperlänge oberhalb der 97. Perzentil gesunder Kinder. Das heißt, 97 % der Kinder ihrer Altersgruppe sind kleiner.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ihr Kind gehört zu den größten 3 % seiner Altersgruppe.

Wann zum Kinderarzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • Ihr Kind ungewöhnlich groß ist, insbesondere wenn es früher keinen auffälligen Größenunterschied zu seinen Altersgenossen gab.

In den nächsten Tagen, wenn

  • Sie bei Ihrem sehr großen Kind noch weitere Auffälligkeiten bemerken, beispielsweise eine ungewöhnlich frühe Pubertät.

Die Erkrankung

Größe ist relativ, und so ist verständlich, dass selbst Ärzte nicht immer klar sagen können, wo genau die Grenze zum Großwuchs (auch Hochwuchs genannt) liegt.

Wie groß ein Mensch wird, ist größtenteils erblich bedingt. Ärzte schätzen die "Zielgröße" eines Kindes entsprechend der Größe der Eltern: Die Körperlänge der Eltern (in cm) wird addiert, durch zwei geteilt, und dann 6 cm hinzugerechnet (bei Jungen) bzw. abgezogen (bei Mädchen). Kleine Eltern haben also in der Regel kleine Kinder, große Eltern haben große Kinder. Dieser familiär bedingte Klein- bzw. Großwuchs zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind spätestens ab dem Kindergartenalter zu den eher Kleinen oder den eher Großen zählt, seine Wachstumsgeschwindigkeit bleibt dabei aber normal (d. h. es folgt auf der Perzentilenkurve in etwa demselben Korridor).

Eine weitere Wachstumsvariante hat mit dem Körperfett zu tun: Übergewichtige Kinder wachsen schneller als ihre schlanken Altersgenossen, aber das schnellere Wachstum hat keinen Einfluss auf die Endgröße.

Konstitutionelle Frühentwicklung

Der oft familiär bedingte Frühstart in die Pubertät führt zu einem Wachstumsschub, der ein bis mehrere Jahre früher beginnt als in der Altersgruppe üblich.

Ursachen und Risikofaktoren

Wie der Kleinwuchs so kann auch der – seltenere – Großwuchs auf Veränderungen der Chromosomen oder erbliche Erkrankungen zurückzuführen sein (z. B. auf ein Klinefelter-Syndrom oder ein Marfan-Syndrom).

Hormonstörungen. Beim Großwuchs muss ebenfalls an Hormonstörungen gedacht werden, etwa eine Überproduktion des Wachstumshormons in der Hypophyse (möglicherweise auch durch einen Tumor bedingt). Ein krankhaft früher Pubertätsbeginn lässt Kinder zunächst schneller wachsen als ihre Altersgenossen; da das Wachstum hier jedoch vorzeitig aufhört, sind die Betroffenen als Erwachsene zumeist klein.

Frühe Pubertät. Vor allem bei Mädchen führt ein frühes Einsetzen der Pubertät zu einem frühen Wachstumsschub.

Komplikationen

Zu große Kinder haben Probleme, beispielsweise die passende Kleidung oder ein Fahrrad zu finden. Gerade Mädchen leiden oft unter der Größe bzw. darunter, dass sie die Jungen überragen.

Diagnosesicherung

Anhand von Röntgenaufnahmen der Knochen lässt sich das verbleibende Längenwachstum beurteilen.

Blutuntersuchung. Unter anderem dient die Bestimmung der Geschlechtshormone dem Ausschluss einer hormonellen Ursache.

Behandlung

Bei familiärem Großwuchs kann durch Gabe von Geschlechtshormonen eine Verminderung der Endgröße um etwa 10 cm erzielt werden. Dadurch setzt allerdings auch die Pubertät früher ein, eine Situation, die ein Kind möglicherweise überfordert. Außerdem besteht die Gefahr, dass durch diese Behandlungen später die Fruchtbarkeit leidet, sodass heute der Hochwuchs nur noch sehr zurückhaltend behandelt wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Selbstbewusstsein stärken. Wenn Sie Ihr Kind so annehmen, wie es ist, und sein Selbstbewusstsein stärken, hat es die besten Aussichten, im Leben gut zurechtzukommen.

Sport. Finden Sie die passende Sportart für Ihr Kind. Beispielsweise ist es beim Judo von Vorteil, wenn der Junge (oder auch das Mädchen) kleiner und damit leichter ist. Unter Großwuchs leiden eher Mädchen. Aber auch hier sollten Sie Ihre Tochter (aber auch Ihren Sohn) für die passende Sportart wie Basketball begeistern.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
Zurück
Zurückhalten gefährdet Blasengesundheit

Wenn kleine Kinder Blasenprobleme entwickeln, kann das an der Qualität der Schultoiletten liegen.

Zurückhalten gefährdet Blasengesundheit

Verdreckte Schultoiletten

Jüngere Kinder leiden häufig unter Blasen- oder Harnröhrenerkrankungen. Womöglich liegt das mit daran, dass die Toiletten in vielen Schulen so schäbig sind.

Verdreckt und ohne Toilettenpapier

Nicht nur deutsche Klassenzimmer, auch die Schultoiletten sind in vielen Fällen in einem beklagenswerten Zustand. Oft sind sie dreckig, lassen sich nicht abschließen und das Klopapier fehlt. Kein Wunder, dass Schulkinder deshalb eher einen Bogen um sie machen, wie eine Berliner Untersuchung gezeigt hat: Ein Viertel der befragten Jungen und Mädchen gab dabei an, weniger zu essen und zu trinken, um die Toilette nicht aufsuchen zu müssen. 40% beklagten fehlendes Toilettenpapier und einen unerträglichen Gestank. Fast die Hälfte von ihnen versuchte, die Schultoiletten für das kleine Geschäft zu meiden, fürs große waren es sogar 85%.

Blasenerkrankungen und Austrocknung

Urin einhalten oder zu wenig zu trinken begünstigt jedoch Erkrankungen der Harnwege, wie z. B. Blaseninfekte, Einnässen durch Blasenüberfüllung und sogar Nierenkomplikationen. Wird nicht genug getrunken, trocknet der Organismus aus – was die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Kinder schmälert.

Dass Schultoiletten tatsächlich die Blasengesundheit beeinflussen, unterstreicht jetzt eine französische Studie. Darin beantworteten 405 Vor- und Grundschulkinder und ihre Eltern Fragen zu den Schultoiletten und zu Harnwegsproblemen. Dazu gehörten z. B. starker Harndrang nach dem Schulbesuch, Einnässen tagsüber oder nachts oder Blasenentzündungen.

Toiletten häufig zu hoch oder zu groß

Auch in den französischen Schulen gab fast die Hälfte der Kinder an, die Schultoiletten nicht zu nutzen. Gründe waren ebenfalls vor allem mangelnde Sauberkeit, fehlende Türschlösser, nicht kindgerechte Toilettengrößen und eine schlechte Beheizung.

Diese Barrieren hatten Folgen, so die französischen Forschenden. Jedes zehnte Kind dieser Untersuchung wies eine Harnwegserkrankung auf. Besonders stark war der Zusammenhang, wenn sich die Toiletten nicht abschließen ließen. Betroffen waren vor allem Kinder, die erst spät „sauber“ geworden waren, Stuhlentleerungsstörungen aufwiesen oder deren Eltern ein niedrigeres Bildungsniveau hatten.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Godong / Alamy / Alamy Stock Photos