Gesundheit heute

Hand-Mund-Fuß-Krankheit und Herpangina

Hand-Mund-Fuß-Krankheit: Meist harmlose virale Infektionskrankheit mit leichtem Fieber, Bläschen an der Mundschleimhaut sowie charakteristischem Hautausschlag. Die Bläschen an Handinnenflächen, Fußsohlen (aber auch Beinen) sowie im Mund-Lippen-Bereich platzen schnell auf und sind dann sehr schmerzhaft.

Herpangina (vesikuläre Pharyngitis): Virale Infektionskrankheit, bei der besonders die Mundhöhle, und hier besonders die Gaumenbögen oder die Mandeln (Tonsillen), betroffen sind. Die Krankheit wird begleitet von höherem Fieber, Bläschen an der Mundschleimhaut sowie Hals- und Kopfschmerzen.

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit und Herpangina werden meistens durch Coxsackie-A-Viren hervorgerufen. Beide Erkrankungen sind sehr ansteckend und das bereits auch schon vor Beginn der Beschwerden. Aus diesem Grund kommt es insbesondere im Sommer und Frühherbst häufig unter Kindergartenkindern zu Epidemien, die fast immer harmlos verlaufen. In aller Regel klingen die Symptome von selbst nach 1–2 Wochen ab. Eine spezielle Therapie ist deshalb nicht notwendig. Sobald die Bläschen voll abgeheilt sind, sind die Kinder auch nicht mehr ansteckend.

Symptome und Leitbeschwerden

Hand-Mund-Fuß-Krankheit:

  • Leichtes Fieber
  • Hautausschlag im Mund-Lippen-Bereich, an den Handflächen und Fußsohlen, der dann übergeht in 1–3 mm große Bläschen mit schmalem rotem Rand
  • Gleichzeitig Bläschen an der Mundschleimhaut, im Rachen, an der Zunge und an den Lippen
  • Schwächegefühl
  • Kopf- und Halsschmerzen
  • Appetitlosigkeit
  • Evtl. uncharakteristische Bauchbeschwerden oder Erbrechen; gleichzeitig Durchfall möglich.

Herpangina:

  • Rasch ansteigendes, hohes Fieber
  • Allgemeines Krankheitsempfinden mit Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Hals- und Schluckbeschwerden
  • Zunächst kleine rote Flecken auf der Mundschleimhaut, später herpes-ähnliche Bläschen im hinteren Gaumenbereich, die zu kleinen Geschwüren aufplatzen
  • Evtl. uncharakteristische Bauchbeschwerden oder Erbrechen
  • Fehlen von Erkältungszeichen, wie laufende Nase oder Husten
  • Evtl. Magen-Darm-Probleme nach Verschwinden der Bläschen.

Wann in die Kinderarztpraxis

Am nächsten Tag, wenn

  • Sie die oben genannten Symptome bei Ihrem Kind bemerken.

Heute noch, wenn

  • Sie gelbe Eiterbeläge auf den Mandeln Ihres Kindes entdecken.

Sofort, wenn

  • Ihr Kind hohes Fieber hat
  • Ihr Kind unter Krämpfen oder einem steifen Nacken leidet
  • Ihr Kind verwirrt, teilnahmslos oder schläfrig ist.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die häufigsten Erreger der Hand-Mund-Fuß-Krankheit und Herpangina sind Coxsackie-Viren der Gruppe A. Aber auch die Coxsackie-Viren der Gruppe B und das in Europa seltene humane Enterovirus 71 lösen die beiden Erkrankungen aus und führen dann zu schwereren Verläufen. Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch Tröpfchen- (Bläscheninhalt, Speichel) oder Schmierinfektion vor allem über die Hände. Die Viren dringen meist im Rachenbereich in den Körper ein und vermehren sich. Konzentrieren sich die Beschwerden vor allem auf den Mund- und Rachenbereich, sprechen Mediziner von Herpangina, bei Hautausschlag an Füßen und Händen von der Hand-Mund-Fuß-Krankheit. In aller Regel klingen die Symptome von selbst nach 1–2 Wochen ab, allerdings werden noch längere Zeit Viren über den Stuhl ausgeschieden.

Nach einer durchgemachten Infektion mit Coxsackie-Viren verfügt das Kind zwar über eine Immunität gegenüber diesem Erreger. Da Coxsackie-Viren jedoch in vielen Variationen vorkommen, kann ein Kind mehrmals an einer Hand-Mund-Fuß-Krankheit und Herpangina erkranken – dann ausgelöst durch einen anderen Vertreter der Coxsackie-Viren.

Verlauf

Zunächst leidet das Kind unter grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen, etwa 1–2 Tage später bilden sich schmerzhafte Bläschen vor allem an der Mundschleimhaut. Die Lippen, der weiche Gaumen, die Mandeln und der Rachen bleiben frei bzw. sind selten betroffen. Manchmal sind auch die Bindehäute befallen. Aus diesen Bläschen entwickeln sich schmierig belegte und schmerzhafte Geschwüre (Aphten), sodass das erkrankte Kind kaum essen will. Gleichzeitig oder auch nur kurze Zeit später leidet das Kind an einem symmetrischen Hautausschlag mit der Bildung von Bläschen an den Handinnenflächen, Fußsohlen und am Gesäß. Dieser Ausschlag verursacht sowohl an Händen als auch an den Füßen einen stechenden oder spannenden Schmerz, begleitet von einem starken Juckreiz. Die Bläschen heilen meist nach 8–12 Tagen ohne Krustenbildung ab. Selten lösen sich nach der Infektion die Finger- und/oder Zehennägel ab, die allerdings wieder nachwachsen.

Komplikationen

In sehr seltenen Fällen führt die Infektion mit Coxsackie-A-Viren zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung; Coxsackie-Viren der Gruppe B können darüber hinaus Herzentzündungen auslösen.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in stellt die Diagnose aufgrund des typischen Krankheitsbildes (Blickdiagnose). Manchmal nimmt sie eine Probe aus dem Bläscheninhalt oder aus dem Stuhl, um die Viren nachzuweisen.

Differenzialdiagnose. Schmerzhafte Bläschen im Mund verursacht auch die Stomatitis aphtosa (Mundfäule). Das ist eine Erkrankung, die durch Herpes-Viren verursacht wird. Auch die Hautveränderungen bei Windpocken ähneln denen der Hand-Mund-Fuß-Krankheit.

Behandlung

Eine medikamentöse Bekämpfung des Virus ist nicht möglich. Entsprechend zielt die ärztliche Behandlung vorrangig auf die Linderung der Beschwerden, etwa durch fiebersenkende Medikamente (z. B. Paracetamol) und Spülungen oder Tinkturen für den Mund.

Prognose

Die Prognose ist sehr gut. Sowohl die Hand-Mund-Fuß-Krankheit als auch Herpangina sind fast immer ungefährlich und Folgeschäden sind selten. Die Bläschen heilen meistens innerhalb von 1–2 Wochen ohne Folgen aus und das Fieber geht in den meisten Fällen nach 2–4 Tagen zurück. Erkrankte Kinder entwickeln eine lebenslange Immunität gegen den Virustyp, der die Infektion verursacht hat.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Schmerzen lindern. Oft schmerzen gerade die Bläschen im Mund so stark, dass erkrankte Kinder kaum mehr essen mögen. Dagegen lässt sich aber einiges unternehmen:

  • Kurzfristig hilft oft schon das Lutschen eines Eiswürfels oder eines Speiseeises. Der Kältereiz "überdeckt" dann den eigentlichen Schmerz.
  • Auch Tinkturen mit Kamille, Salbei, Ratanhia oder Myrrhe lindern den Schmerz. Geben Sie eine kleine Menge auf ein Wattestäbchen und bestreichen Sie die betroffenen Stellen vorsichtig.
  • Gegen Schmerzen beim Schlucken helfen besonders Lutschtabletten, Sprays oder Gurgellösungen, die ein Lokalanästhetikum enthalten. Diese enthalten beispielsweise die Wirkstoffe Benzocain oder Ambroxol. Verabreichen Sie diese am besten direkt vor dem Essen, weil der Effekt nur kurz anhält.
  • Bei starken Schmerzen dürfen Sie Ihrem Kind für wenige Tage auch Schmerzmittel als Saft oder Tablette geben, z. B. Ibuprofen oder Paracetamol. Die Dosierung richtet sich streng nach dem Gewicht des Kindes. Fragen Sie bei Unsicherheit Ihre Ärzt*in oder Apotheker*in.

Ausreichend trinken. Wenn ihr Kind Fieber hat, verliert es viel Flüssigkeit. Deshalb ist es wichtig, ihr Kind trotz Schmerzen zum Trinken zu motivieren. Ideal sind Tees mit entzündungshemmenden Kräutern wie Kamille oder Salbei.

Fieber senken. Leichtes Fieber muss nicht gesenkt werden – denn Fieber ist eine natürliche Strategie des Körpers, um Krankheitserreger zu bekämpfen. Leidet ihr Kind sehr, helfen Hausmittel wie Wadenwickel, aber auch fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen.

Geeignete Speisen. Säurehaltige oder salzige Speisen und Getränke reizen die offenen Stellen im Mund zusätzlich und verursachen oft erhebliche Schmerzen. Vermeiden Sie solche Lebensmittel und bereiten Sie Ihrem Kind weiche oder flüssige Speisen zu wie Suppen oder Pürees.

Prävention

Hygienemaßnahmen. Eine gezielte Vorbeugung vor Herpangina und der Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist nicht möglich. Dennoch sollten Sie im Umgang mit Ihrem erkrankten Kind auf allgemeine Hygienemaßnahmen achten. Dazu gehört das Händewaschen mit Seife, vor allem nach dem Wechseln der Windeln und nach dem Toilettengang. Ebenso müssen Sie auf einen allzu engen Kontakt (Schmusen, Küssen, Umarmen, gemeinsame Nutzung von Besteck oder Geschirr) mit Ihrem Kind verzichten. Reinigen Sie auch verschmutzte Oberflächen und Gegenstände wie WC, Spielzeug oder Türgriffe besonders gründlich.

Kindergarten ja oder nein? Immer wieder für Diskussion sorgt die Frage, ob Kleinkinder die Hand-Mund-Fuß-Krankheit oder Herpangina generell zu Hause auskurieren müssen. Das Robert Koch-Institut in Berlin sagt dazu sinngemäß:

  • Erkrankte Kinder aus Kinderbetreuungseinrichtungen oder Schulen generell auszuschließen, ist wegen der hohen Zahl asymptomatischer Verläufe und – da die Viren noch für Wochen nach Symptomende ausgeschieden werden – nicht notwendig und auch nicht angemessen.
  • Dennoch sollten Kinder mit akuten Symptomen Gemeinschaftseinrichtungen fernbleiben, da von der hohen Virusausscheidung in dieser Phase auch ein besonders hohes Übertragungsrisiko ausgeht.
  • Nach Eintrocknen der Bläschen und klinischer Genesung soll die Wiederzulassung in Gemeinschaftseinrichtungen auch ohne ärztliches Attest ermöglicht werden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit für Kinder, Kösel, München, 8. Auflage (2015). Überarbeitung: Dagmar Fernholz, Bettina Bobinger
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Wunden bei Kindern sicher behandeln

Kleine Wunden lassen sich bei Kindern mit den richtigen Hausmitteln meist gut verarzten.

Wunden bei Kindern sicher behandeln

Hilfe, es blutet!

Stürze und kleine Verletzungen sind bei aktiven Kindern alltäglich. Meist kommt es nur zu harmlosen blauen Flecken, Abschürfungen oder kleinen Wunden. Die lassen sich mit dem nötigen Know-How und einer gut ausgestatteten Hausapotheke gut behandeln. Wichtig ist aber zu wissen, wann das Kind bei einer Verletzung zur Ärzt*in muss – und was bei Verbrennungen tun ist.

Mehr Stürze, weniger Folgen

Hinfallen gehört zu den häufigsten Alltagsereignissen bei Kindern. Kleinkinder fallen besonders oft: Obwohl sie noch wacklig und unsicher auf den Beinen sind, wollen sie alles ausprobieren und lassen sich von nichts aufhalten. Auch ihre Körperproportionen bringen sie leichter zu Fall: Weil ihr Kopf etwa 25% des Körpergewichts ausmacht, liegt ihr Schwerpunkt höher als bei Erwachsenen. Dadurch ist der Körper instabiler und sie verlieren leichter ihr Gleichgewicht.

Kinder stürzen zwar viel häufiger als Erwachsene – ihr Körper kann dies aber deutlich besser verkraften. Das gilt besonders für die Wundheilung. Die ist bei gesunden Kindern durch ihre höhere Stoffwechselrate schneller und effektiver als bei den Großen. Deshalb verlaufen alle drei Wundheilungsphasen besser: 

  • Blutstillung und Entzündungsphase: Als erstes wird durch Blutplättchen (Thrombozyten) und die Blutgerinnung ein schützender Schorf gebildet und die Blutung gestillt. Anschließend wandern spezielle Blutzellen ein und beseitigen eingedrungene Bakterien und abgestorbenes Gewebe.
  • Proliferative Phase: Ab dem zweiten Tag beginnt der Körper, die Gewebeverluste wieder aufzufüllen. Dafür bildet er neues Bindegewebe, insbesondere Kollagen, das von speziellen Hautzellen (Fibroblasten) produziert wird. Auch diese Kollagenproduktion läuft bei Kindern meist effektiver ab als im Erwachsenenalter. 
  • Reparative Phase: Ab Tag 5, also noch parallel zur proliferativen Phase, baut der Körper das neu gebildete Gewebe um. Dadurch wird die Wunde immer kleiner und stabiler. In diesem Stadium können sich sichtbare Narben entwickeln. Das Risiko für ausgeprägte Narben ist bei Kindern wiederum geringer als bei Erwachsenen. Die reparative Phase dauert etwa bis zu vier Wochen, dann ist die Wunde meist vollständig verheilt.

Hinweis: Wunden von Kindern infizieren sich seltener als Wunden von Erwachsenen. Dass liegt u.a. daran, dass gerade in den ersten Lebensjahren die Produktion und die Aktivität der Immunzellen besonders hoch ist. So gut ausgerüstet kann das Immunsystem besonders schnell und effektiv auf eingedrungene Keime reagieren.

Wann muss das gestürzte Kind in die Arztpraxis?

Zum Glück sind Stürze im Kindesalter meist leicht und haben deshalb nur harmlose Folgen. Abschürfungen, blaue Flecken und kleine Wunden kann man deshalb recht gut selbst versorgen. Rat und die erforderlichen Produkte gibt es in der Apotheke.

In einigen Fällen ist es allerdings unabdingbar, mit dem gestürzten Kind eine Arztpraxis aufzusuchen, z. B. bei 

  • Stürzen aus mehr als 1,5 m Höhe 
  • stark blutenden Wunden
  • Flüssigkeits- oder Blutaustritt aus Nase oder Ohren 
  • Bewusstlosigkeit (auch kurze) nach dem Sturz 
  • Erbrechen, Schläfrigkeit, Trinkunlust nach dem Sturz 
  • Krampfanfällen oder Muskelzuckungen
  • Schielen oder Sehstörungen

Kälte und Cremes bei blauen Flecken

Wenn durch eine Prellung, einen Stoß oder einen Schlag Gefäße verletzt werden, sammelt sich unter der Haut Blut an. Es kommt zu einem blauen Fleck, auch Hämatom genannt. Sie heilen – besonders bei Kindern – meist schnell ab. Der frische Fleck ist erst rot, dann wird er durch die Gerinnung blauviolett. Im Rahmen der Aufräumarbeiten im Gewebe bauen die Fresszellen den Blutfarbstoff ab. Je nach Abbauprodukt verändert der Fleck seine Farbe von braun-schwarz über dunkelgrün bis gelb-braun.

Blaue Flecken tun vor allem zu Beginn sehr weh. Kälte hilft dagegen am besten und sorgt dafür, dass Schwellungen nicht noch größer werden. Gekühlt werden sollte möglichst rasch und für mehrere Minuten. Achtung: Um den Kreislauf nicht zu stark zu belasten, darf dies bei Kleinkindern nur punktuell, also an der betroffenen Stelle, und feucht-kühl passieren.

Dazu eignet sich ein mit kühlem Wasser angefeuchteter Waschlappen oder eine im Kühlschrank (!) gelagerte Kalt-Warm-Kompresse. Für unterwegs sind Sofort-Kühl-Kompressen zum Knicken praktisch. Tiefgekühlte Coolpacks sind ungeeignet für Kleinkinder, ebenso Eissprays – sie können ihre besonders empfindliche und dünne Haut und die dicht darunter liegenden Nerven schädigen und zu schmerzhaften Erfrierungen führen.

Ist der Schmerz abgeklungen, können Gele mit Arnika-Extrakt die Abheilung unterstützen. Manche Eltern haben auch gute Erfahrungen mit homöopathischen Cremes gemacht. Bei Kindern ab acht Jahren darf man blaue Flecken auch mit Schmerzsalben mit Beinwell-Fluidextrakt behandeln.

Hinweis: Die klassischen Schmerzgele auf der Basis von Diclofenac oder Ibuprofen sind erst für Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen und für jüngere Kinder nicht geeignet.

Blutende Wunden und Schürfwunden sicher versorgen

Bei stark blutenden Wunden muss die Blutung schnell gestoppt werden. Erst legt man eine sterile Kompresse auf, wenn nötig, muss ein Druckverband angelegt werden. Dazu kann man eine Verbandrolle verwenden. Diese packt man aus und legt sie auf die Kompresse, um sie dann mit einer zweiten Verbandrolle zu umwickeln und zu fixieren. So versorgt muss das Kind in eine Arztpraxis oder eine Notfallambulanz gebracht werden.

Oberflächliche, leichte Blutungen und Schürfwunden können selbst behandelt werden. In jedem Fall ist eine gute Wundreinigung wichtig. Dabei ist es wichtig, die Wunde gut mit Wasser oder steriler Kochsalzlösung zu spülen. Bei kleinen oberflächlichen Schürfwunden ist eine Desinfektion meist überflüssig. Schon das Spülen verringert die Infektionsgefahr. Zudem reinigt sich die Wunde selbst, indem sie Wundsekret bildet.

Anders sieht das bei tieferen Wunden aus. Sie können auch nach dem Spülen noch Schmutz und Keime enthalten und sollten desinfiziert werden. Gleiches gilt für Wunden, die mit Erde oder Tierkot in Kontakt geraten sind – sie sollte man ebenfalls desinfizieren.

Auch für Kinder geeignete Antiseptika sind die Wirkstoffe Octenidin, Povidon-Iod, Polihexanid und Chlorhexidin. Entsprechende Präparate und die dazugehörende Beratung gibt es in der Apotheke.

Tipp: Für das Säubern von leicht blutenden Wunden eignen sich bei Kindern besonders dunkle Tücher. Darauf fällt das rote Blut weniger auf, und das Kind bekommt weniger Angst.

Wundheilung fördern

Die nicht mehr blutende Wunde wird wie bei Erwachsenen nach dem Prinzip der feuchten Wundheilung behandelt. Dazu kann man entweder feuchtes Wundgel oder Hydrokolloidpflaster verwenden.

Feuchte Wundgele brennen nicht auf der Wunde, spenden Feuchtigkeit für die Heilung und haben einen angenehm kühlenden Effekt. Sie müssen mehrmals täglich aufgetragen werden. Zum Schutz vor Verunreinigung, Reibung durch die Kleidung oder Herumkratzen klebt man ein Pflaster darüber. Der Wechsel des Pflasters kann sehr schmerzhaft sein. Um das Lösen des Pflasters zu erleichtern, gibt es zwei Wege: 

  • Sterile Kochsalzlösung zwischen den Rand des Pflasters und die Haut tröpfeln. 
  • Auf die Klebefläche des Pflasters ölgetränkte Wattepads auflegen und einwirken lassen.

Hydrokolloidpflaster sind die Alternative zu Wundgel und Pflaster. Sie bestehen aus wasserdichtem Material und versorgen die Wunde mit Feuchtigkeit. Außerdem polstern sie diese ab und schützen vor Reibung und Druck. Um sie beim Spielen zu sichern, kann man darüber täglich eine selbstklebende Binde anlegen. Das schützt auch davor, dass Schmutz unter den Rändern eindringt. Hydrokolloidpflaster bleiben bis zu sieben Tage auf der Wunde – das mehrmals tägliche Pflasterwechsel entfällt also.

Narbengele mit Silikon können bei ausgedehnten Schürfwunden die Abheilung verbessern. Sie dürfen erst aufgetragen werden, wenn kein Schorf mehr vorhanden ist. Man trägt sie zweimal täglich vorsichtig auf. Bitte nicht einmassieren – sonst bildet sich der nötige Silikonfilm nicht. Spezielle Präparate gibt es in der Apotheke schon für Babys ab drei Monaten.

Hinweis: Bei Verletzungen sollte immer der im Auge behalten werden, ob die Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss. Grundimmunisiert wird meist mit 2, 4 und 11 Monaten. Danach wird die Impfung mit 5 bis 6 Jahren, später alle zehn Jahre wiederholt. Ist der Impfstatus nicht bekannt, wird das Kind wie ungeimpft behandelt und erhält eine Tetanusimpfung.

Achtung Verbrennungsgefahr

Auch Verbrennungen gehören zu den häufigen Verletzungen im Kindesalter. Typisch sind Unfälle am Herd oder mit dem Wasserkocher. Im Sommer gibt es neben dem Grillen noch zwei weitere typische Verbrennungsmöglichkeiten: 

  • Im Gartenschlauch stehendes Wasser kann durch die Sonne extrem heiß werden und Verbrühungen verursachen. 
  • Metallteile an Klettergerüsten und Rutschen können sich so aufheizen, dass es zu Kontaktverbrennungen an Po, Händen und Füßen kommt.

Bei einer Verbrennung muss sofort gehandelt werden. Ist ein größerer Bereich als der Handteller (des Kindes) betroffen, muss sofort der Notruf gewählt werden. Bereits ab 8% verbrannter Haut besteht bei Kindern Lebensgefahr. Zusätzlich gilt für alle Verbrennungen: 

  1. Bei verbrannten oder verbrühten Kindern sollte so schnell wie möglich die Kleidung entfernt werden. Das gilt allerdings nur, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist. Ist das der Fall, muss die Kleidung mitgekühlt werden. Denn je länger die heißen Textilien an der Haut bleiben, desto größer wird der Hautschaden. 
  2. Brandwunde 10 bis 15 Minuten mit handwarmem Wasser kühlen. Ausnahme: Nicht gekühlt werden großflächige Verletzungen wie z. B. der Rumpf – es droht sonst die Gefahr, dass die Körperkerntemperatur nicht mehr gehalten werden kann. Auch Neugeborene und Säuglinge sollen nicht gekühlt werden.
  3. Nach dem Kühlen kleinere Brandwunden steril abdecken, bei größeren Wunden ein sauberes Tuch verwenden. 
  4. Keinesfalls Hausmittel auftragen (Mehl, Salben, Puder)! Säuglinge und Kleinkinder sollen bei jeder Art von Verbrennung zur Ärzt*in. Das Gleiche gilt, wenn es zu Verbrennungen im Gesicht, an den Händen, Füßen oder Genitalien gekommen ist.

Bei älteren Kindern können leichte, sehr kleinflächige Brandwunden zuhause behandelt werden. Brandblasen darf man dabei nicht aufstechen. Einerseits, weil sie die Wunde vor Verunreinigungen schützt. Außerdem bildet sich unter der Brandblase ein feuchtes Milieu, das die Heilung fördert. Zudem schmerzen geöffnete Brandblasen besonders stark.

Auch geschlossene Brandwunden schmerzen. Dagegen helfen Hydrokolloidpflaster oder Blasenpflaster, die besonders dick sind. Speziell abkühlende Wundgele gibt es auch für Kinder.

Tipp: Haben Windelkinder einen Unfall mit heißen Flüssigkeiten, muss unbedingt die Windel ausgezogen und geprüft werden. Denn das heiße Wasser kann sich darin sammeln und zu Verbrühungen am Po oder an den Geschlechtsorganen führen.

Gut gerüstet für den Notfall

Wer Kinder hat, sollte auf kleine Verletzungen gut vorbereitet sein. Es ist ratsam, folgende Produkte in der Hausapotheke vorrätig zu haben:  Ampullen mit steriler Kochsalzlösung

  • Wunddesinfektionsmittel 
  • sterile Kompressen
  • Wundgel 
  • klassische Kinderpflaster 
  • Mullbinden
  • Pinzette

Für Eltern ist es ratsam, die genannten Produkte in eine kleine Tasche zu packen und unterwegs immer dabei zu haben. So ist man beim Spazierengehen, auf dem Spielplatz und bei anderen Outdoor-Aktivitäten gut gerüstet.

Tipp: Es gibt auch Fertigsets zu Kaufen. So haben z. B. Expert*innen von der Universitätsklinik Bonn ein Erste-Hilfe-Set für Kinder entwickelt, das zusätzlich einen Notfallratgeber enthält (Dr. Till Kindernotfallbox-Tasche®).

Quellen: Steinbrück C, DAZ 2023; 31: 34-36, www. Paulinchen.de, www.kinderaerzte-im-netz.de, www.kindernotfall-bonn.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Tanya Yatsenko