Gesundheit heute

Lungenhochdruck

Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie): Akute oder chronische Erhöhung des Blutdrucks in den Lungenarterien. Der akute Lungenhochdruck ist eine Notfallsituation und erfordert die sofortige Therapie. Der chronische Lungenhochdruck ist schwer zu behandeln und führt über Symptome des Cor pulmonale nach Jahren zum Tod. Die Lungentransplantation ist manchmal die einzig verbleibende Therapie.

Symptome und Leitbeschwerden

Akuter Lungenhochdruck

  • Schwerste Atemnot
  • Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Angst.

Chronischer Lungenhochdruck

  • Anfänglich kaum Beschwerden
  • Müdigkeit mit immer weiter abnehmender Leistungsfähigkeit
  • Atemnot bei körperlicher Anstrengung, beim Bücken, später auch in Ruhe
  • Gefäßkrämpfe in den Fingern
  • Herzklopfen und Schwindel.

Wann zum Arzt

Sofort, bei

  • schwerster Atemnot und Herzrasen.

In den nächsten Tagen, wenn

  • es zu unerklärlicher Atemnot ohne Anstrengung kommt.

Die Erkrankungen

Krankheitsentstehung

Ein akuter Lungenhochdruck (akute pulmonale Hypertonie) entsteht durch eine massive Lungenembolie, einen Spannungspneumothorax oder einen schweren Asthmaanfall. Wird die Ursache beseitigt, verschwindet auch der Hochdruck. Bleibt der hohe Blutdruck in den Lungengefäßen bestehen, wird durch den Blutstau in der rechten Herzkammer der Herzmuskel so sehr belastet, dass ein akuter Herztod droht.

Der chronische Lungenhochdruck (chronische pulmonale Hypertonie) kann idiopathisch, also ohne fassbare Ursache, entstehen. Diese Form wird auch als idiopathische oder isolierte pulmonale Hypertonie bezeichnet. Daneben gibt es eine Reihe Erkrankungen oder Auslöser, die zu einem Lungenhochdruck führen können, wie beispielsweise

  • Herzfehler oder erworbene Herzerkrankungen, die einen dauerhaften Blutrückstau in der Lunge verursachen
  • Autoimmunerkrankungen wie Sklerodermie oder Lupus erythematodes
  • Infektionen wie HIV oder Bilharziose
  • fortgeschrittene COPD
  • Appetitzügler oder Amphetamine, die einen medikamenteninduzierten Lungenhochdruck hervorrufen können
  • wiederkehrende Lungenembolien, die durch immer neue Pfropfen den Gesamtquerschnitt der Lungengefäße verringern und dadurch zu einer sogenannten chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie führen.

Aufgrund eines chronischen Lungenhochdrucks entwickelt sich häufig einchronisches Cor pulmonale. Das Herz muss gegen den verstärkten Druck arbeiten und reagiert auf die Mehrbelastung mit einer Verdickung oder Ausleierung der Herzmuskulatur, was beides zu einer Verschlechterung der Herzleistung führt.

Diagnosesicherung

Die Diagnostik umfasst zunächst

  • Körperliche Untersuchung
  • Röntgenthorax
  • Blutgasanalyse
  • EKG
  • Standardbluttests zur Klärung, ob ein Eisenmangel vorliegt, was häufig der Fall ist und einen negativen Einfluss auf die Lungengefäße hat
  • Bluttest zur Bestimmung des kardialen Markers NT-proBNP
  • D-Dimere beim Verdacht auf Lungenembolie.

Mithilfe der Echokardiografie lässt sich die Belastung des Herzens darstellen und die Erhöhung des Blutdrucks im Lungenkreislauf abschätzen. Eine genauere, aber eingreifende Methode ist die Rechtsherzkatheterisierung zur Messung des Blutdrucks im kleinen Kreislauf. Bei Patienten mit Verdacht auf idiopathischen oder medikamenteninduzierten Lungenhochdruck wird im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung ein Vasoreagilibitätstest durchgeführt, um herauszufinden, ob der Betroffene von einer Therapie mit Kalziumantagonisten profitiert. Dabei prüft der Arzt, ob sich die Lungengefäße des Patienten nach Inhalation gefäßerweiternder Substanzen tatsächlich erweitern und der Lungenarteriendruck sinkt. Ist dies der Fall, lässt sich die pulmonale Hypertonie gut mit Kalziumantagonisten behandeln (Näheres siehe unter medikamentöse Behandlung).

Bestätigt sich der Verdacht eines Lungenhochdrucks, sind weitere Untersuchungen nötig, wie beispielsweise eine hochauflösendes CT der Lungen zum Ausschluss interstitieller Lungenerkrankungen und eine Perfusionsszintigrafie, um eine Lungenembolie nicht zu übersehen.

Behandlung

Grundmaßnamen bei der pulmonalen Hypertonie. Bei Atemnot und anderen schweren Symptomen steht zunächst die symptomatische Behandlung mit Sauerstofftherapie und Diuretikagabe zur Entwässerung im Vordergrund. Ist der Lungenhochdruck Folge einer anderen Erkrankung, richtet sich die Therapie nach der Grundkrankheit. Reha-Maßnahmen wie Atem- und Bewegungstherapie dienen dazu, die Lebensqualität trotz Lungenschädigung zu erhalten bzw. wiederzuerlangen.

Sauerstofflangzeittherapie. Beim Unterschreiten eines kritischen Sauerstoffwertes in der Blutgasanalyse verbessert eine Sauerstoff-Langzeittherapie deutlich die Lebensqualität des Patienten und führt zu längerer Überlebenszeit.

Medikamentöse Therapie. Verschiedene Medikamente können den Druck im Lungenkreislauf senken. Sie werden einzeln oder in Kombination verwendet. Es kommen folgende Substanzen zum Einsatz:

  • Kalziumantagonisten wie Nifedipin oder Amlodipin nur nach vorangegangener positiver Vasoreagibilitätstestung
  • Prostazyklin-Analoga wie Iloprost, Treprostinil oder Epoprostenol
  • Endothelin-Rezeptor-Antagonisten wie Bosentan, Macitentan, Ambrisentan
  • Phosphodiesterasehemmer, z. B. Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil
  • Riociguat, ein Stimulator der löslichen Guanylatzyklase
  • Prostazyklin-Rezeptor-Agonisten wie Selexipag.

Bei der Vielzahl der verfügbaren Medikamente die für den individuellen Patienten jeweils optimale Therapie zu finden, ist nicht leicht und erfordert vom Lungenfacharzt ein gehöriges Maß an Erfahrung mit dieser Erkrankung.

Lungentransplantation. Bleibt die medikamentöse Therapie ohne Erfolg, ist bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand die Lungentransplantation die letzte Therapiemöglichkeit. Das mittlere Überleben nach einer Lungentransplantation aufgrund einer pulmonalen Hypertonie beträgt heute etwa 5 Jahre.

Pulmonale Endarteriektomie. Bei der chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie entsteht der Lungenhochdruck durch immer wieder über den Blutstrom verschleppte Propfen (Embolus, Pl. Emboli), die die Lungengefäße verstopfen. Hier ist neben der Antikoagulation zur Auflösung der Emboli manchmal auch eine operative pulmonale Endarteriektomie möglich. Dabei werden die Pfropfen chirurgisch entfernt und die Gefäße wieder passierbar. Eine weitere Möglichkeit, verstopfte Gefäße zu öffnen und dadurch den Druck im Lungenkreislauf zu senken, ist ihre Erweiterung mit einem Ballonkatheter.

Prognose

Bei der unbehandelten isolierten pulmonalen Hypertonie beträgt das mittlere Überleben etwa 2–3 Jahre. Bei den pulmonalen Hypertonien als Begleiterkrankung richtet sich die Prognose nach der Grundkrankheit. Die neuen Möglichkeiten der medikamentösen Therapie können die Erkrankung nicht heilen, aber die Lebensqualität verbessern und die Lebenserwartung verlängern.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Neben der regelmäßigen Einnahme der verordneten Medikamente ist es wichtig, täglich das Gewicht zu dokumentieren. Eine plötzliche Gewichtszunahme (Wassereinlagerung) zeigt oft eine akute Krankheitsverschlechterung an.

Fragen Sie Ihren Arzt, ob für Sie eine Reha-Maßnahme in Frage kommt. Und wenn Sie die Rehabilitation hinter sich haben: Führen Sie die erlernten Atem- und Bewegungsübungen auch zuhause durch.

Sprechen Sie Flugreisen oder Aufenthalte in Höhen über 2000 m immer mit Ihrem Arzt ab. Die Luft in diesen Höhen und im Flugzeug enthält weniger Sauerstoff, was für Gesunde in der Regel kein Problem darstellt. Ihr Arzt kann Ihnen sagen, ob Sie für Ihre Reise eine zusätzliche Sauerstoffversorgung benötigen. Ist dies der Fall, erkundigen Sie sich rechtzeitig bei der Fluglinie, welche Regelungen es für die Mitnahme eines Sauerstoffgerätes gibt.

Sorgen Sie als sexuell aktive Frau für eine sichere Empfängnisverhütung. Aufgrund der fragilen Herz-Kreislauf-Situation beim Lungenhochdruck bestehen im Fall einer Schwangerschaft große Risiken sowohl für Sie als Mutter als auch für Ihr ungeborenes Kind. Die Experten raten deshalb im Fall einer pulmonaler Hypertonie dringend von einer Schwangerschaft ab.

Weiterführende Informationen

  • www.lungeninformationsdienst.de – Auf dieser Seite können sich Patienten und Angehörige vertiefend über die Erkrankung Lungenhochdruck informieren.
  • www.phev.de – Die Homepage des phev Selbsthilfevereins bietet praktische Informationen und Adressen von spezialisierten Ärzten, Reha-Einrichtungen und ph-Assistenzen.

Von: Kristine Raether-Buscham; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Einleitung und der Sektionen "Symptome und Leitbeschwerden", "Wann zum Arzt", "Die Erkrankung", "Diagnosesicherung", "Behandlung", "Prognose", "Ihre Apotheke empfiehlt", "Weiterführende Informationen": Dr. med. Sonja Kempinski
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Raus aus der Nasenspray-Sucht

Menschen mit Nasenspray-Abhängigkeit müssen ihr Nasenspray mehrfach am Tag benutzen.

Raus aus der Nasenspray-Sucht

Freiheit für die Nase

Mit Nasenspray bekommt man verstopfte Nasen ruckzuck wieder frei. Die Sache hat allerdings einen Haken: Wer das Spray zu lange benutzt, kann davon abhängig werden. Wie lässt sich das vermeiden und, vor allem, was kann man tun, wenn es dazu gekommen ist?

Wirkstoffe verengen die Blutgefäße

Abschwellende Nasensprays sind hocheffektiv. Mit den Wirkstoffen Xylometazolin oder Oxymetazolin verengen sie die Blutgefäße in der Nase. Dadurch schwellen die Schleimhäute ab, und die Nasenatmung wird wieder möglich.

So weit, so gut. Wäre da nicht das Problem mit der Abhängigkeit. Denn werden abschwellende Nasensprays länger als eine Woche angewendet, können sich die Schleimhäute an die gefäßverengenden Wirkstoffe gewöhnen. Es kommt zu einer dauerhaften Schwellung, die Rhinitis medicamentosa genannt wird. Für eine freie Nase müssen die Betroffenen dann immer häufiger sprayen. Neben der körperlichen Abhängigkeit droht die psychische Sucht: Ist das Nasenspray einmal nicht zur Hand, kommt es zu Panik und Angstgefühlen.

Um dies zu vermeiden, hilft Vorbeugung. Das bedeutet, abschwellende Nasensprays nicht länger als sieben Tage lang anzuwenden. Außerdem raten Expert*innen dazu, ein konservierungsmittelfreies Präparat zu nehmen. Denn Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid können die Nasenschleimhaut reizen und die Schwellung noch verstärken.

Kalter Entzug oder Ein-Loch-Methode

Wenn es zu einer Nasenspray-Abhängigkeit gekommen ist, gibt es prinzipiell drei Wege aus der Sucht. Dabei ist es sinnvoll, sich ärztlich beraten zu lassen.

  • Kalter Entzug. Das Nasenspray plötzlich komplett abzusetzen, erfordert sehr viel Willenskraft. Am ehesten gelingt dies in der Anfangsphase der Nasenspray-Sucht. Leider klappt der kalte Entzug in vielen Fällen nicht.
  • Kontinuierliches Ausschleichen. Eine sanftere Variante, um vom Nasenspray loszukommen, ist das langsame Ausschleichen. Dabei benutzt man das Spray immer seltener. Hilfreich ist, dazu eine Art Tagebuch zu führen, also jedes Sprayen zu notieren.
  • Ein-Loch-Methode. Dieses Vorgehen ist eine Form des kontinuierlichen Ausschleichens. Man entscheidet sich für ein Nasenloch, das weiterhin mit dem Spray behandelt wird und die Nasenatmung aufrechterhält. Das andere Nasenloch wird nicht gesprayt und auf diese Weise entwöhnt. Wenn das gut klappt, kann man nach einigen Tagen oder Wochen das Nasenspray auch im zweiten Nasenloch reduzieren und schließlich komplett absetzen.

Bei allen Varianten des Entzugs können unterstützende Maßnahmen helfen. Dazu gehört z. B., dexpanthenolhaltige Nasensalben auf die Nasenschleimhäute zu schmieren oder Nasensprays auf Meerwasserbasis zu verwenden. Auch Kortison-Nasensprays können bei der Entwöhnung helfen. Sie dämmen die Entzündung in der Nasenschleimhaut ein und führen damit zu deren Abschwellen.

Oft wird im Internet empfohlen, auf niedrig dosiertes Nasenspray für Kinder umzusteigen. Expert*innen zufolge ist das keine Option. Denn auch die geringere Dosierung kann Erwachsene in der Abhängigkeit halten.

Auf gefäßverengende Wirkstoffe verzichten

Insgesamt braucht man für die Entwöhnung viel Geduld. In manchen Fällen dauert es bis zu einem Jahr, bis die Betroffenen von ihrer Rhinitis medicamentosa genesen sind. Und wer einmal unter der Nasenspray-Sucht gelitten hat, sollte in Zukunft auf gefäßverengende, abschwellende Nasensprays verzichten. Zu groß ist die Gefahr, dass auch bei kurzer Nutzung die Abhängigkeit wieder einsetzt.

Quelle: pta heute, Deutsche Apotheker Zeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Iurii Maksymiv / Alamy / Alamy Stock Photos