Gesundheit heute

Probiotika

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Probiotika sind lebende Mikroorganismen - in aller Regel Bakterien – die über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden und so die Darmgesundheit verbessern sollen. Der Gedanke dahinter: Der menschliche Darm enthält zahlreiche Bakterien, in der Gesamtheit spricht man vom „Mikrobiom des Darms“. Dieses hilft nicht nur bei der Verdauung, sondern beeinflusst wahrscheinlich auch das Immunsystem. 

Die gezielte Zufuhr von Probiotika soll helfen, wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät. Wissenschaftler*innen vermuten, dass dabei drei Mechanismen eine Rolle spielen könnten:

  1. Sie verdrängen krankmachende Bakterien aus dem Darm und helfen so bei vielen Magen-Darm-Erkrankungen.
  2. Sie regulieren die Stärke einer Immunreaktion und schützen so den Körper. Zu starke Immunreaktionen schädigen nämlich den Darm, sodass eine chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa entsteht. Eine zu schwache Immunreaktion fördert hingegen Infektionen mit krankmachenden Bakterien.
  3. Sie helfen beim Zerlegen schwer verdaulicher Nahrungsbestandteile oder schädlicher Moleküle und machen sie dadurch besser verträglich

Ob sich die Probiotika aber wirklich im Darm ansiedeln und wie genau sie wirken, ist nur im Ansatz erforscht. Deshalb dürfen die meisten Probiotika in der Europäischen Union nicht mit Gesundheitsversprechen beworben werden.

Vorkommen

Probiotika haben eine lange Geschichte. Denn viele dieser guten Bakterien sind ein ganz natürlicher Bestandteil von Lebensmitteln. Besonders Joghurt oder andere fermentierte Produkte enthalten viele der „guten“ Bakterien.  
Mittlerweile sind Probiotika aber auch als Nahrungsergänzungsmittel in Tabletten- oder Kapselform erhältlich. Diese Produkte enthalten meist nur einen bestimmten Bakterienstamm, dafür aber in großer Menge.

Bedarf

Probiotika sollen die Darmgesundheit unterstützen, sind aber kein essenzieller Nahrungsbestandteil – deshalb gibt es keinen täglichen Bedarf.

Mangelerscheinungen

Probiotika werden immer dann eingesetzt, wenn ein Ungleichgewicht im Darmmikrobiom vermutet wird. Zwar kann das Mikrobiom inzwischen analysiert werden – Referenzwerte für eine notwendige Anzahl oder nötige Bakterienstämme gibt es aber nicht. Konkrete Mangelerscheinungen lassen sich deswegen nicht benennen.

Probiotika als Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel mit Probiotika werden grundsätzlich für zwei verschiedene Zwecke eingesetzt:

  1. Prophylaktisch bei Gesunden
  2. Als Heilmittel bei Erkrankten.

Viele Wissenschaftler*innen glauben mittlerweile, dass Probiotika prinzipiell gut für den Darm sind und ihn vor Krankheiten schützen. Diese Vermutungen müssen aber noch weiter erforscht werden, bevor offizielle Empfehlungen für die Einnahme von Probiotika veröffentlicht werden dürfen.

Als gesichert gilt jedoch, dass Joghurt, der die Bakterien Lactobacillus  delbrueckii  subsp.  bulgaricus  oder Streptococcus thermophilus enthält, die Verdauung von Milchzucker verbessert. Das ist besonders für Menschen mit Milchzucker- oder Laktoseintoleranz von Vorteil, da die Milch im Joghurt besser vertragen wird und keine Blähungen oder Durchfall verursacht.

Auch außerhalb des Darms verbessern Probiotika möglicherweise die Gesundheit. Studien liefern erste Hinweise, dass zum Beispiel Allergien oder Erkältungen durch Probiotika verhindert werden. Auch der Einsatz bei einer Fettstoffwechselstörung oder Diabetes wird immer wieder diskutiert – doch die Effekte sind noch nicht bewiesen.

Wer schon erkrankt ist, profitiert möglicherweise auch von den Probiotika. So wirken Bakterien wie Lactobacillus rhamnosus GC wahrscheinlich gegen Durchfall und beugen in einzelnen Fällen auch Durchfall nach Antibiotikaeinnahme vor. Auch bei chronischer Verstopfung, Reizdarmsyndrom oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden Probiotika eingesetzt. Welche Stämme und welche Dosis für diese Effekte benötigt werden, muss jedoch noch weiter erforscht werden.

Beim Einkauf von Probiotika ist Vorsicht geboten: Untersuchungen zeigen, dass die Qualität vieler Produkte schlecht ist. Oft sind sie zum Beispiel mit anderen Mikroorganismen verunreinigt oder „zu schwach“, um im Darm zu wirken. Viele Bakterien überleben außerdem Herstellung, Verpackung und Transport nicht oder werden bei der Einnahme gleich im Magen durch die aggressive Magensäure inaktiviert. Damit sind die Produkte wirkungslos.

Die Wirkung eines Probiotikums hängt außerdem immer von den enthaltenen Bakterien und von der Dosierung ab und gilt deshalb nicht für alle Probiotika. Nachgewiesen ist die Wirkung auf den Darm immer nur für bestimmte Bakterienarten, meistens Laktobazillen und Bifidobakterien. Wer Probiotika einsetzen möchte, sollte sich deshalb vor dem Kauf in der Arztpraxis oder Apotheke beraten lassen.

Überversorgung

Eine Überversorgung ist nicht möglich.

Menschen mit Lebererkrankungen, einem schwachen Immunsystem oder einen gestörten Magen-Darm-Schranke wird allerdings oft von Probiotika abgeraten. In Einzelfällen wurden bei diesen Patienten nämlich schwere Nebenwirkungen wie eine lebensgefährliche Blutvergiftung nach Probiotika-Einnahme beobachtet.

Quellen: Weimann et al: Ernährungsmedizin–Ernährungsmanagement–Ernährungstherapie, ecomed-Storck GmbH, 2019; EFSA; De Simone 2019; Biesalski, Bischoff, Puchstein: Ernährungsmedizin, Georg Thieme Verlag, 2010; Kolacek et al. 2017

Von: Sandra Göbel; Überarbeitet und aktualisiert von Marie Schläfer
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Vitamin D senkt Krebssterberate

Sonne und Supplemente sorgen beide für einen ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegel im Blut.

Vitamin D senkt Krebssterberate

Nicht nur Knochenschutz

Vitamin D schützt nicht nur vor Osteoporose. Es verhindert auch Krebstodesfälle. Wieviele das bei einer Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D wären, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum vorgerechnet.

Krebssterberate um 13 % gesenkt

Große Studien konnten zeigen, dass die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten die Sterberaten an Krebs um etwa 13 % senkt. Der Effekt zeigt sich zum Beispiel in Ländern, die ihre Lebensmittel mit Vitamin D anreichern. Anhand der Daten von 34 europäischen Ländern haben Wissenschaftler*innen vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ nun errechnet, wie sich eine generelle Anreicherung von Lebensmitteln mit Vitamin D auswirkt.

Die Forscher*innen kamen zu dem Ergebnis: In den Ländern, in denen dies erlaubt ist, werden pro Jahr 27.000 Krebstodesfälle vermieden. Würden alle 34 Länder Lebensmittel mit ausreichend Vitamin D versehen, ließen sich pro Jahr sogar 130.000 krebsbedingte Todesfälle verhindern, rechnen die Wissenschaftler*innen vom DKFZ vor.

Anreicherung in Deutschland nur mit Ausnahmegenehmigung

Nach EU-Recht ist die Zugabe von Vitamin D zu Lebensmitteln (z. B. Joghurt oder Streichfett) seit 2006 erlaubt. In Deutschland findet man nur relativ wenige angereicherte Produkte in den Regalen der Supermärkte. Das liegt daran, dass die D-Anreicherung hier grundsätzlich verboten ist – es sei denn, die Produkte haben eine Ausnahmegenehmigung (oder der Hersteller setzt sich darüber aufgrund des EU-Rechts hinweg).

Um die Vorteile einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung zu genießen, braucht es zum Glück keine angereicherten Lebensmittel. Ein großer Teil des Vitamin D wird durch Einfluss von Sonnenlicht in der Haut gebildet. Dafür genügt es, Hände, Arme und Gesicht zwei bis dreimal die Woche für etwa zwölf Minuten ungeschützt der Sonne auszusetzen. 10 bis 20% der nötigen Menge wird bei normaler Mischkost über die Nahrung aufgenommen (Eier, Speisepilze, Innereien, fetter Seefisch).

Beim Mangel helfen Supplemente

Im Winter hingegen gelingt es vielen Menschen nicht, ihren Vitamin-D-Bedarf zu decken. Auch alte Menschen und Personen, die selten im Freien sind oder sich einseitig ernähren, haben häufig einen Vitamin-D-Mangel. In diesem Fall helfen Nahrungsergänzungsmittel. Präparate mit Tagesdosen zwischen 10 bis 25 Mikrogramm sind apothekenpflichtig, solche mit einer Tagesdosis sogar verschreibungspflichtig. Wieviel man Vitamin D man einnehmen sollte, bespricht man aber sowieso am besten mit der Hausärzt*in. Denn Überdosierungen sind gefährlich, sie können zu Herzrhythmusstörungen oder Nierensteinen führen.

Quellen: DKFZ, RKI, SWR

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: FotoHelin/shutterstock.com