Gesundheit heute

Operative Eingriffe bei Rheuma

Operative Therapien sollen die Gelenkbeweglichkeit wiederherstellen, die Schmerzen möglichst beseitigen und Gelenkzerstörungen aufhalten. Die Erfolgsbilanz der Rheumachirurgie ist – von einigen Endoprothesen einmal abgesehen – eher gemischt, wie viele Therapieüberprüfungen im Rahmen der evidenzbasierten Medizin ergeben haben. Viele früher übliche Operationen werden deshalb heute überwiegend abgelehnt.

Wiederherstellende Operationen. Zu den häufigsten Eingriffen zählen die rekonstruktiven Operationen. Dazu gehören gelenkflächenkorrigierende Eingriffe, durch die die ursprünglichen Belastungsflächen wiederhergestellt werden, und gelenkresezierende Eingriffe, bei denen zerstörte Gelenkanteile möglichst durch körpereigenes Material ersetzt oder Knochenoberflächen neu geformt werden. Sind die Gelenke zerstört, werden gelenkersetzende Eingriffe bevorzugt. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 200 000 Menschen mit einem Gelenkersatz (Endoprothese, Arthroplastik) versorgt – angefangen von künstlichen Hüft- und Kniegelenken bis hin zu Finger-, Hand-, Ellbogen-, Schulter- und Sprunggelenken. Die funktionale Qualität und damit die Zufriedenheit der Betroffenen ist aber nicht bei allen Endoprothesen gleich gut, viel hängt auch von der Erfahrung des Operateurs ab.

Gelenkversteifungen (Arthrodesen) werden durchgeführt, wenn ein Gelenkersatz nicht möglich ist oder bei instabilen Situationen, z. B. im Halswirbelsäulenbereich. Zehen-, Finger, Hand- und Sprunggelenk werden durch die Versteifung in eine stabile Position gebracht und können danach wieder belastet werden.

Vorbeugende Operationen. Zu den präventiven Operationen zählt die Synovektomie, d. h. die radikale Entfernung der entzündlich veränderten Gelenkinnenhaut. Mit dem Eingriff wird die zerstörerische Pannusbildung gestoppt, wenn eine Gelenkentzündung trotz konsequenter systemischer Therapie länger als ein halbes Jahr andauert. Dem operativen Eingriff geht oft der Versuch einer für den Patienten weniger belastenden chemischen oder Radiosynoviorthese voraus.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wetterfühlige Knochen gibt’s nicht

Bei manchen Patient*innen fängt die Kniearthrose im Regen an zu zwicken. Alles nur Einbildung?

Wetterfühlige Knochen gibt’s nicht

Mythos entkräftet

Bei feuchtem Wetter wird das Rheuma schlimmer – das hat schon die Großmutter gewusst. Und auch heutzutage klagen darüber viele Menschen, die an Erkrankungen von Knochen, Muskeln oder Gelenken leiden. Doch laut einer aktuellen Untersuchung gehören wetterfühlige Knochen ins Land der Phantasie - bis auf eine Ausnahme.

Meteoropathie unter der Lupe

Patient*innen mit rheumatoider Arthritis, Arthrose oder anderen muskuloskelettalen Erkrankungen berichten regelmäßig davon, dass ihnen ein Wetterwechsel in die Knochen fährt. Bei manchen werden die Beschwerden in nasskaltem Wetter schlimmer, andere leiden mehr in trockener Hitze. Die Wetterfühligkeit – wissenschaftlich Meteoropathie genannt – beschäftigt auch Forschende schon lange. Die Untersuchungsergebnisse dazu sind allerdings höchst widersprüchlich.

Ein australisches Team wollte jetzt klären, was es mit dem Phänomen auf sich hat. Dazu werteten sie in einer Übersichtsanalyse elf Studien mit über 15000 Patient*innen aus. Diese litten z. B. unter rheumatoider Arthritis, Hüft- oder Kniearthrose, Kreuzschmerzen, Gicht oder allgemeinen Muskel- und Gelenkschmerzen.

Das Ergebnis: Temperaturänderungen lösten bei den Betroffenen keine Schmerzen in den Knochen aus, und sie verschlimmerten auch vorhandene Beschwerden nicht. Das Gleiche galt für Veränderungen der Luftfeuchtigkeit und des Luftdrucks – auch sie standen in keinem Zusammenhang mit den Beschwerden der Erkrankten.

Gicht mag es nicht heißt und trocken

Eine Ausnahme war jedoch die Gicht: Ihr Krankheitsverlauf wurde vom Wetter beeinflusst. Hohe Temperaturen bei geringer Luftfeuchtigkeit verdoppelten das Risiko für Rötung, Schwellung und Schmerzen der befallenen Gelenke.

Wetteränderungen sind offenbar kein Risikofaktor dafür, dass Rheuma- oder Arthroseschmerzen ausgelöst oder verschlimmert werden, fasst das Forscherteam zusammen. Es sei denn, die Patient*in leidet unter Gicht: Das Zipperlein scheint durch trockene Hitze regelrecht angefeuert zu werden.

Quelle: Seminars in Arthritis and Rheumatism

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Oleg Elkov / Alamy / Alamy Stock Photos