Gesundheit heute

Bergsteigen

Beim Bergsteigen sinkt der Luftdruck, das heißt die Atemluft wird dünner und der Sauerstoffgehalt in der Luft nimmt ab (pro 1 000 Höhenmeter um 10%). Das macht schon ab einer Höhe von 1 700 m einen Anpassungsprozess unseres Körpers nötig, den auch körperliche Fitness nicht abkürzt: An Höhenluft muss man sich erst gewöhnen (Akklimatisation). Diese Anpassung bewerkstelligt der Körper durch die vermehrte Bildung von Sauerstoff transportierenden, roten Blutkörperchen – ein Prozess, der erst ab einer Höhe von 2 500 m eintritt und etwa 2–3 Wochen dauert.

In solch großen Höhen besteht das Risiko, an der Höhenkrankheit (Bergkrankheit) zu erkranken. Sie tritt bei jüngeren Menschen häufiger auf als bei älteren und ist vor allem abhängig von der Aufstiegsgeschwindigkeit, die nicht mehr als 300–600 m pro Tag betragen sollte. Dabei kommt allerdings der Schlafhöhe die entscheidende Bedeutung zu. Alle 1 000 Höhenmeter sollte ein Rasttag eingeplant werden. Krankheitszeichen sind Atemnot, Schlafstörungen, ungleichmäßige Atmung, schneller Puls und Kopfschmerzen sowie Gleichgewichtsstörungen – Symptome, die auch der großen Anstrengung zugeschrieben werden könnten. Wenn das Einlegen eines Ruhetags keine Besserung bewirkt, muss man absteigen.

Sehr selten kommt es zu schwereren Krankheitszeichen wie starken Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung, irrem Verhalten (Höhen-Hirnödem) oder Husten auch im Ruhezustand mit rasselnder Atmung (Höhen-Lungenödem). In solchen Fällen ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren.

Vorbeugend sollten Bergsteiger vermehrt Flüssigkeit (pro 1 000 m Höhendifferenz zusätzlich 1,5 l) und eine Kost, die reich an Kohlenhydraten und arm an Fetten ist, zu sich nehmen. Wer in große Höhen aufsteigen will, sollte sich ausreichend Zeit für die Akklimatisation nehmen.

Zu beachten ist auch die UV-Strahlung, die mit zunehmender Höhe intensiver und durch Schneefelder noch verstärkt wird: Hier gilt es, Sonnenblocker mit Lichtschutzfaktor 60 zu verwenden, auch die Lippen, Ohren und den Nacken gegen Sonnenbrand zu schützen, eine Kopfbedeckung zu tragen und bei Brillen auf einen Schutz vor seitlichem Lichteinfall zu achten.

Schließlich muss noch auf die Gefahr von Erfrierungen hingewiesen werden. Infolge des dickeren Bluts ist die Blutversorgung durch die kleineren Gefäße erschwert. Tückisch ist, dass die gefühllosen Körperteile nicht wehtun und die Problematik deswegen zu spät erkannt wird.

Weiterlesen: besondere Reisearten und -ziele

Weiterführende Informationen

  • W. Treibel: Erste Hilfe und Gesundheit am Berg und auf Reisen. Bergverlag Rother, 2006. Übersichtliche alpine Lehrschriften, die notwendiges Wissen für Wanderer und Bergsteiger vermitteln.

Von: Dr. rer. nat. Annette Diekmann-Müller, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Herz-Gefahr in der Business-Class?

In der Business-Class fliegt es sich gemütlicher. Fürs Herz könnte es dort allerdings gefährlicher sein als in der Holzklasse ...

Herz-Gefahr in der Business-Class?

Vielflieger aufgepasst!

Mehr Platz, leckere Snacks und vielleicht ein Gläschen Sekt – beim Fliegen in der Business-Klasse zu sitzen ist eine feine Sache. Aber aufgepasst: Neuen Daten zufolge könnte der Flug in der Economy für das Herz gesünder sein.

Wie in den Bergen bei 2438 m Höhe

Fliegen ist Stress für den Organismus. Das liegt u.a. auch daran, dass der Sauerstoffgehalt in der Kabine niedrig ist. Bei einem Langstreckenflug entspricht er etwa dem Druck, der in den Bergen in einer Höhe von 2438 herrscht. In der Folge sinkt die Sauerstoffsättigung im Blut ab - bei Gesunden von über 95% auf 90%. In den Bergen akklimatisiert sich der Organismus beim Aufstieg durch verschiedene Mechanismen. Im Flugzeug klappt das auf die Schnelle nicht. Der Körper kann nur den Herzschlag beschleunigen, damit ausreichend Sauerstoff in die Organe transportiert wird.

Sauerstoffsättigung nur bei 85%

Schlaf und Alkohol verstärken die Effekte der niedrigen Sauerstoffkonzentration im Blut zusätzlich. Das ist das Ergebnis einer Studie vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. Dafür schliefen insgesamt 40 junge Männer und Frauen je zwei Nächte in einem Schlaflabor oder in einer auf 2438 m Höhe eingestellten Unterdruckkammer. Die erste Nacht waren die Proband*innen nüchtern, vor der zweiten Nachtruhe wurde Alkohol getrunken, der Zielwert war 0,6 Promille.

Schon unter normalen Druckbedingungen im Schlaflabor zeigte der Alkoholkonsum etwas Wirkung: Der Herzschlag stieg von 73 auf 74 Schläge, die Sauerstoffsättigung im Blut sank von 96% auf 88%. In der Unterdruckkammer verschlechterten sich die Werte noch mehr: Die Herzrate kletterte auf durchschnittlich 88 Schlägen pro Minute und die Sauerstoffsättigung lag nur noch bei 85%. In der Summe hatten die alkoholisierten Studienteilnehmer*innen durchschnittlich 201 Minuten unterhalb der kritisch anzusehenden Sauerstoffsättigung geschlafen, berechnete das Forscherteam. Bei den Nüchternen waren dies mit 173 Minuten deutlich weniger.

Mehr Schlaf, mehr Alkohol…

Die Herz-Kreislauf-Effekte von Schlaf und Alkohol greifen offenbar ineinander und werden vom Unterdruck, wie er in einer Flugzeugkabine herrscht, noch verstärkt. Die Autor*innen vermuten deshalb, dass das Herz-Risiko in der Business-Klasse höher sein könnte als in der Economy-Klasse: Denn in der Businessclass schlafen die Fluggäste aufgrund des besseren Komforts nicht nur mehr. Dort wird auch deutlich mehr Alkohol ausgeschenkt und konsumiert als in der Holzklasse.

Quelle: Ärztezeitung, BMJ

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Viacheslav Iakobchuk / Alamy / Alamy Stock Photos