Gesundheit heute
Das Potenzial der Anti-Aging-Medizin
Die Anti-Aging-Welle hat ein unschätzbares Potenzial: Sie kann noch nicht erkrankte Menschen dazu bringen, ihr Leben unter gesundheitlichen Gesichtspunkten auf den Prüfstand zu stellen – und das ist Gold wert. Denn nach wissenschaftlichem Ermessen beruht gesundes Altern auf denselben Prinzipien wie gesundes Leben allgemein. Damit ist – seriös betrachtet – Anti-Aging-Medizin vor allem eines: die Fortführung von Präventivmedizin und Gesundheitsförderung im Alter. Im Gegensatz zu dem Weg zum Jungbrunnen ist der Weg zur Vorbeugung von Erkrankungen recht gut ausgeleuchtet, und wer ihn geht, kann sich auch das erhoffen: dass ihm sein Einsatz hilft, nicht nur Jahre zu seinem Leben hinzuzufügen, sondern auch Leben zu seinen Jahren.
Auch dieser Hinweis ist angebracht: Selbst wenn es einige selbstkritische und vernünftige Anti-Aging-Ärzte gibt, neigt das Gros der Anbieter dazu, Methoden zu empfehlen, die gleichzeitig als IGeL-Leistungen wirtschaftlich attraktiv sind. Kostenlose, aber nachgewiesenermaßen effektive Ratschläge geraten da rasch ins Hintertreffen, wie etwa die zu einer gesünderen Ernährung, mehr Bewegung oder zu einem aktiveren sozialen Leben.

Bei vorübergehend niedrigeren Testosteronspiegeln können Bewegung, eine gesunde Ernährung und Abspecken gegen die Beschwerden helfen.
Dem Testosteron-Abfall entgegen wirken
Bewegung und Alkoholverzicht
Wechseljahre wie die Frauen haben Männer nicht. Ihr Hormonspiegel sinkt nicht abrupt, sondern nur langsam. Trotzdem leiden viele unter Beschwerden. Und einige wenige benötigen sogar eine Testosteronsubstitution.
Testosteron sinkt langsam
Die Wechseljahre der Frauen zeichnen sich dadurch aus, dass innerhalb kurzer Zeit die Östrogenspiegel drastisch absinken. Nach der Umstellung werden fast keine Östrogene mehr produziert und die Fruchtbarkeit ist beendet. Bei Männern sieht das etwas anders aus: Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel jährlich um etwa 1 %. Zeugungsfähig bleiben die Männer aber meist bis ins hohe Alter.
Muskelabbau und Libidoverlust möglich
Von ihrem sinkenden Testosteronspiegel bemerken die meisten zunächst wenig. Erst mit zunehmendem Alter kommt es zu Beschwerden. So berichten Männer vor allem ab 60 Jahren über Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Muskelabbau und Libidoverlust, sagt der Berliner Endokrinologe Prof. Dr. Sven Diederich. Weitere mögliche Symptome von Testosteronmangel sind depressive Verstimmung, Gewichtszunahme und Antriebslosigkeit.
Wichtig zu wissen: Nicht immer liegt diesen Beschwerden ein Hormonmangel zugrunde. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schilddrüsenprobleme oder eine obstruktive Schlafapnoe können sie hervorrufen. Betroffene sollten deshalb immer ärztlichen Rat suchen. Ob ein Testosteronmangel vorliegt, lässt sich durch eine Blutuntersuchung feststellen.
Oft durch Lebensstil ausgelöst
Von einem echten Hormonmangel sprechen Mediziner*innen erst bei Testosteronwerten unter 8 Nanomol pro Liter im Blut. Dahinter können Erkrankungen des Hodens oder der Hypophyse stecken, die lebenslang behandelt werden müssen.
Viel häufiger handelt es sich jedoch um vorübergehend niedrige Werte, betont der Experte. Auslöser sind Schlafmangel, Übergewicht, starker Stress oder Alkoholmissbrauch. Deshalb hilft in diesen Fällen oft eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Alkohol und Nikotin.
Keine Selbstbehandlung mit Hormonen
Von frei verkäuflichen Hormon-Boostern rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologe (DGE) dringend ab. „Testosteron ist kein Lifestyle-Mittel, sondern ein lebenswichtiges Hormon“, warnt die Ärztin und DGE-Sprecherin Birgit Harbeck. Bei Verdacht auf einen Hormonmangel sei keinesfalls die Selbsttherapie mit Hormonen, sondern der Gang in eine endokrinologische Fachpraxis der richtige Weg.
Quelle: Pressemeldung DGE