Gesundheit heute

Herz-Kreislauf-System im Alter

Das Altern von Herz und Gefäßen macht sich vor allem in der Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Belastungen bemerkbar. Denn ab dem 30. Lebensjahr lassen Gefäßelastizität und Herzmuskelkraft merklich nach. Die bereits mit der Geburt beginnende Arteriosklerose verstärkt diesen Prozess.

Es ist auch über 60 noch möglich, körperlich belastende Situationen zu meistern, aber eben nicht mehr die gleichen wie mit 20. Die nachlassende Gefäßelastizität und Herzmuskelkraft fordern immer häufiger ihren Tribut: die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Neigung zu Bluthochdruck verstärkt sich, die Kreislaufreflexe verzögern sich (mit der Folge z.B. orthostatischer Dysregulation), es kommt zu Schwindelgefühlen und kurzen Ohnmachtsanfällen (Synkopen) beim Aufstehen oder bei einem Lagewechsel. Unbehandelter Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes und hohe Blutfettwerte beschleunigen die Alterung des Herz-Kreislauf-Systems.

Dass sich die Herzleistung an unterschiedliche Erfordernisse immer schlechter anpasst, betrifft auch das nächtliche Wasserlassen (Nykturie), über das viele alte Menschen klagen. Dies hat weniger mit den Nieren als vielmehr mit der verringerten Pumpleistung des Herzens tagsüber zu tun. Durch sie „versackt“ das Blut tagsüber – der Schwerkraft folgend – in den Beinen, wodurch es zu Ödemen (Wasseransammlungen im Gewebe) kommt. Im Bett liegend fließen während der Nacht diese Wasseransammlungen zum Herzen zurück und kurbeln die nächtliche Harnproduktion an.

Von: Dr. med. Georg Betz, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Eiweiß fördert gesundes Altern

Pflanzenproteine wie z.B. aus Bohnen helfen dabei, gesund alt zu werden.

Eiweiß fördert gesundes Altern

Vor allem Pflanzenproteine

Möglichst alt an Lebensjahren werden und dabei jung und gesund bleiben: Das ist der Wunsch der meisten Menschen. Doch wie lässt sich das Altern aufhalten? Offenbar hat dabei die Nahrung einen gewissen Einfluss.

3721 Krankenschwestern im Ernährungstest

Mit zunehmender Lebenserwartung wird es immer wichtiger, das körperliche und geistige Altern aufzuhalten. Denn was nutzt es, 99 zu werden, wenn man die letzten Jahrzehnte dahinsiecht? Ein amerikanisches Team ist nun der Frage nachgegangen, ob womöglich der Eiweißkonsum eine Rolle beim gesunden Altern spielen könnte – Hinweise darauf gab es schon länger.

Dazu nutzten die Forschenden die Daten von 3721 Krankenschwestern, die an der großen amerikanischen Nurses´Health Study teilgenommen hatten. Neben der kontinuierlichen Dokumentation von Gesundheitsdaten war bei den Frauen alle vier Jahre die Ernährung erfasst worden.

Pflanzliches Eiweiß am besten

Als „gesundes Altern“ definierte man die Abwesenheit von elf chronischen Krankheiten im Alter zwischen 70 und 93 Jahren. Bei diesen Erkrankungen handelte es sich um Herzinfarkt, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, Herzschwäche, Nierenschwäche, Krebs, Typ-2-Diabetes, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Multiple Sklerose, Parkinson und amyotrophe Lateralsklerose. Außerdem gehörten zum gesunden Altern eine gute körperliche und kognitive Leistungsfähigkeit.

Beim Gegenüberstellen der Gesundheitsdaten und der Ernährung stellte sich heraus: Die Proteine waren tatsächlich ausschlaggebend. Je mehr Eiweiß die Frauen konsumiert hatten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie gesund alterten. Am effektivsten waren Pflanzenproteine: Eine Steigerung des Proteinanteils an der gesamten Energieaufnahme von 3% erhöhte die Aussicht auf gesundes Altern um 38%, wenn es sich um pflanzliche Proteine handelte, um 14% bei Milcheiweiß um 7% bei tierischem Eiweiß.

Soja und Hülsenfrüchte vorziehen

Ein hoher Nahrungsanteil von Eiweiß, insbesondere von pflanzlichem Eiweiß, wirkt zahlreichen Krankheiten und dem Abbau körperlicher und geistiger Leistung entgegen, kommentiert der Ernährungswissenschaftler Prof. Alfred Wirth. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Menschen über 65 Jahren eine Eiweißaufnahme von 1g/ pro Kilogramm Körpergewicht. Den Ergebnissen der Krankenschwester-Studie zufolge sollte man vermehrt zu pflanzlichen Proteinen greifen – und die finden sich vor allem in Soja, Hülsenfrüchten und Getreide.

Quellen: Cardio Vasc, The American Journal of Clinical Nutrition

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Josep Rovirosa