Gesundheit heute

Tumoren der Gallenwege und der Gallenblase, Gallengangskrebs und Gallenblasenkrebs

Gallenwegstumoren Gallenblasentumoren: Gutartige und bösartige Neubildungen in den Gallenwegen oder der Gallenblase. Gutartige Tumoren wie Adenome oder Polypen sind selten, auch der bösartige Gallengangskrebs (Cholangiokarzinom) ist eine Rarität. Der Gallenblasenkrebs ist etwas häufiger, vor allem Frauen über 70 Jahre erkranken daran. Allen Tumoren in Gallenblase und Gallengang ist gemeinsam, dass sie wenig Beschwerden machen und meist spät entdeckt werden. Weil die bösartigen Tumoren dann oft schon Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet haben, ist ihre Behandlung schwierig und die Prognose überwiegend schlecht.

Symptome und Leitbeschwerden

Gutartige Tumoren

  • Meistens keine
  • Spät evtl. Oberbauchbeschwerden, selten Gelbsucht.

Bösartige Tumoren

  • Abgeschlagenheit, Fieber
  • Schmerzen im rechten Oberbauch mit Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Beim Gallengangskrebs entfärbter Stuhl und dunkler Urin
  • Gelbsucht (Gelbfärbung der Augenskleren und/oder der Haut)
  • Bei großen Lebermetastasen unangenehmes Druckgefühl im Bauch und Schmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • sich der Betroffene matt und abgeschlagen fühlt
  • Bauchschmerzen hinzukommen
  • Gelbsucht auftritt
  • eine auffällige Hellfärbung des Stuhls und dunkler Urin festgestellt wird.

Die Erkrankungen

Tumoren in Gallenblase und Gallengang wachsen lange, ohne Beschwerden zu verursachen. Sie machen deshalb erst spät auf sich aufmerksam, z.B. durch zunehmende Gelbfärbung der Haut, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Oft werden sie deshalb erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Bösartige Tumoren wie der Gallengangskrebs oder der Gallenblasenkrebs bilden relativ früh Metastasen in der Leber. Außerdem breiten sie sich häufig Richtung Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm aus und streuen über den Blutweg bis in die Eierstöcke, Knochen und Milz.

Risikofaktoren

Eine ganze Reihe von Erkrankungen ist mit dem Auftreten von Krebs in der Gallenblase oder in den Gallengängen assoziiert:

  • Gallenblasenkrebs
    • Gallensteine > 3 cm Durchmesser in der Gallenblase
    • Gutartige Gallenblasenpolypen > 1 cm Größe
    • Schrumpfgallenblase
    • Porzellangallenblase
    • Besiedelung der Gallenblase mit Salmonellen.
  • Gallengangskrebs

  • Chronische Entzündung der Gallenwege
  • Primär sklerosierende Cholangitis
  • Colitis ulcerosa
  • Chronische Hepatitis, vor allem Hepatitis C
  • Alkoholische Leberschädigung
  • Rauchen.

Diagnosesicherung

Tumoren der Gallenblase und der Gallenwege sind häufig Zufallsbefunde. Der Arzt entdeckt sie z. B. im Ultraschall, bei der Analyse eines entfernten Gallensteins oder im Rahmen einer ERCP, einer endoskopischen Untersuchung der Gallenwege mithilfe eines über den Mund bis in den Zwölffingerdarm und die Gallenwege vorgeschobenen Schlauchs. Liegt ein Verdacht vor, stehen vor allem folgende Untersuchungen an:

  • Körperliche Untersuchung. Typisch ist das sogenannte Courvoisier-Zeichen. Das ist eine vergrößert tastbare, schmerzlose Gallenblase bei gleichzeitig bestehender Gelbsucht.
  • Labor. Erhöhtes Bilirubin, Alkalische Phosphatase, Gamma-GT zeigen, wie stark der Abfluss der Galle durch die Gewebeneubildung behindert wird (Gallestau).
  • Tumormarker. Der Tumormarker CA 19-9 ist ein Eiweiß, an das Zuckerreste gebunden sind und das über die Galle ausgeschieden wird. Es ist bei diversen Krebserkrankungen, Gallensteinen und Entzündungen im Magen-Darm-Bereich erhöht. Daher dient es nicht zur Diagnose, sondern als Verlaufsmarker. Sinken im Rahmen einer Krebstherapie die vorher erhöhten CA 19-9-Werte ab, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Therapie anschlägt, also z. B. ein Tumor sich verkleinert.
  • Bildgebende Verfahren. Mithilfe von Bauchultraschall, Endosonografie, MRT, CT und ERCP schätzt der Arzt Größe und Ausbreitung des Tumors ein und bewertet, ob er operativ entfernt werden kann.

Behandlung

Gutartige Tumoren von Gallenblase und Gallenwegen

Gutartige Tumoren unter 1 cm Durchmesser belässt der Arzt zunächst. Alle 6 Monate wird per Bauchultraschall kontrolliert, ob die Tumoren wachsen. Tumoren über 1 cm Durchmesser entfernen die Ärzte in der Regel, da hier die Gefahr besteht, dass sie bösartig entarten.

Gallenblasenkrebs

Der Gallenblasenkrebs kann nur chirurgisch und nur im Frühstadium geheilt werden. Die Therapie besteht dann in der Operation, d. h. die Ärzte entfernen die Gallenblase, das Gallenblasenbett in der Leber und das umliegende Lymphgewebe. In den meisten Fällen ist aufgrund der Ausbreitung des Tumors aber eine komplette Entfernung nicht mehr möglich. Dann nehmen die Ärzte einen Teil des Tumors heraus, um zumindest Beschwerden wie z. B. starke Druckgefühle zu lindern. Manchmal legen sie bei Galleabflussstörungen zur Linderung der Symptome auch einen Stent (siehe unten).

Gallengangskrebs

In weniger als einem Viertel der Fälle wird der Gallengangskrebs so früh entdeckt, dass die Ärzte ihn durch einen operativen Eingriff heilen können. Je nach Lage des Tumors kommen dann verschiedene Verfahren zum Einsatz. Sind die Gallengänge innerhalb der Leber betroffen, führen die Ärzte eine Leberteilresektion durch, d. h. sie entfernen nur den betroffenen Teil der Leber. Sitzt der bösartige Tumor im Gallengang zwischen Leber und Darm, wird der Gallengang mitsamt der Gallenblase entfernt. Je nach Ausbreitung des Tumors ist auch eine Lebertransplantation zu erwägen.

Palliative (lindernde) Verfahren

Sowohl beim Gallenblasenkrebs als auch beim Gallengangskrebs ist sehr häufig keine Heilung, sondern nur noch eine Linderung der Beschwerden möglich. Für diese Palliativtherapie gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Stenteinlage. Um den Abfluss aus den Gallenwegen in den Zwölffingerdarm zu erhalten bzw. wiederherzustellen, setzen die Ärzte endoskopisch über eine ERCP ein Röhrchen (Stent) in die Gallenwege. Manchmal verhindert wucherndes Krebsgewebe, dass die Ärzte die Gallenwege mithilfe der ERCP erreichen und den Stent legen können. Dann punktieren sie die Galle von außen und leiten die Gallenflüssigkeit über die Haut in einen Beutel ab (Perkutane transhepatische Cholangiodrainage PTCD).

Chemotherapie. Die Chemotherapeutika Gemcitabin und Cisplatin werden beim inoperablen Gallenblasenkrebs und meist auch beim inoperablen Gallengangskrebs eingesetzt. Zwar wird der Krebs so nicht geheilt, aber das Tumorwachstum aufgehalten und dadurch die Beschwerden verringert.

Neben der palliativen Chemotherapie versuchen die Ärzte auch mit Bestrahlung das Tumorwachstum aufzuhalten und damit die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Transarterielle Chemoembolisation zur Verkleinerung eines Gallengangskrebses in der Leber: Hierbei führen die Ärzte über die Leiste einen Katheter in die Leberarterie ein und spritzen direkt in die Nähe des Tumors ein Chemotherapeutikum sowie Plastikkügelchen oder Gelatine. Das Chemotherapeutikum greift den Tumor direkt an, die Kügelchen bzw. die Gelatine verschließen die den Tumor versorgenden Gefäße. Beides soll zusammen zu einer Verkleinerung des Tumors führen.

Prognose

Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt sowohl beim Gallenblasenkrebs als auch beim Gallengangskrebs bei 5 % und ist damit sehr schlecht. Palliativ versorgte Patienten leben durchschnittlich noch 6 Monate.

Weiterführende Informationen

  • www.krebshilfe.de – Sehr informative Website der Deutschen Krebshilfe e. V., Bonn (Hrsg.): Unter der Rubrik "Informieren" finden Sie Broschüren und Infomaterial, so auch den blauen Ratgeber Nr. 15 zum Krebs der Leber und Gallenwege, den Sie hier kostenlos bestellen oder herunterladen können.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos