Gesundheit heute

Hepatitis, chronische

Chronische Leberentzündung (Chronische Hepatitis): Mehr als sechs Monate andauernde Entzündung der Leber. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Virusinfektionen (z. B. Virushepatitis) über toxische Schädigungen (alkoholische Leberschädigung) bis hin zu Stoffwechselerkrankungen (z. B. Hämochromatose). Die Beschwerden bei einer chronischen Leberentzündung sind oft so allgemein, dass die Erkrankung erst bemerkt wird, wenn die Funktion der Leber schon stark eingeschränkt ist. Die chronische Hepatitis ist gefürchtet, weil der Übergang in eine Leberzirrhose droht, die ihrerseits die Gefahr eines Leberkrebses in sich birgt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Leistungsabfall
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Selten: Gelbsucht.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • unerklärlichem Leistungsabfall oder Müdigkeit
  • Gelbfärbung der Augenlederhaut (Sklera).

Die Erkrankung

Die chronische Leberentzündung führt in ihrem Verlauf zu einem folgenschweren Umbau in der Leber: Funktionstüchtige Leberzellen sterben ab und werden durch Bindegewebe ersetzt, im Endstadium kommt es zu einer Leberzirrhose. Durch das Absterben der Leberzellen ist die Funktion der Leber eingeschränkt. Sowohl die Bildung wichtiger Eiweiße als auch der Abbau giftiger Stoffe und der ungestörte Galleabfluss in den Darm sind stark beeinträchtigt.

Ursachen

Eine chronische Leberentzündung kann sehr viele Ursachen haben:

  • Virushepatitis. Vor allem die Hepatitis C und B haben häufig chronische Verläufe. Infiziert sich ein Hepatitis-B-Kranker zusätzlich mit dem Hepatitis-D-Virus, beträgt dieses Risiko sogar 90 %.
  • Autoimmun bedingte Leberentzündungen. Hierzu gehören die primär biliäre Cholangitis, die primär sklerosierende Cholangitis und die verschiedenen Formen der Autoimmunhepatitis
  • Alkoholhepatitis (siehe alkoholische Leberschädigung)
  • Lebererkrankungen wie die Hämochromatose (hier lagert sich zu viel Eisen in der Leber ab), der Morbus Wilson (Kupferablagerung in der Leber) und der Alpha-1-Antitrypsinmangel (ein angeborener Enzymmangel, bei dem es zu überschießender Bindegewebsbildung in Leber und Lunge kommt).

Verlauf

Je nach Ursache ist der Verlauf unterschiedlich: Liegt eine Virushepatitis zugrunde, hat der Patient womöglich eine Phase der akuten Infektion mit grippalen Beschwerden hinter sich. Ansonsten macht sich die chronische Hepatitis meist lange Zeit gar nicht oder nur durch Beschwerden wie Müdigkeit und Leistungsabfall bemerkbar und wird vom Arzt zufällig, z. B. durch erhöhte Leberwerte im Blut oder bei einem routinemäßigen Bauch-Ultraschall entdeckt. Erst später entwickeln sich eine Leberfunktionsstörung und schlimmstenfalls eine Zirrhose.

Komplikationen

Auswirkungen der Leberzirrhose:

  • Galleabflussstörungen mit Gelbsucht und Juckreiz
  • Störungen der Blutgerinnung und Blutungen
  • Bauchwassersucht (Aszites)
  • Blutstauung im Leberkreislauf mit drohenden Krampfadern der Speiseröhre und Bluterbrechen
  • Beeinträchtigte Gehirnfunktion (Enzephalopathie) mit Verwirrtheit, Stimmungsschwankungen und/oder Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma
  • Erhöhtes Risiko für Leberkrebs.

Diagnosesicherung

Dass die Funktion der Leber gestört ist, erkennt der Arzt an zahlreichen Faktoren:

  • Klinische Untersuchung und Ultraschalluntersuchung des Bauches: Hier überprüft der Arzt die Größe der Leber, ihre Innenstruktur und ob sich aufgrund einer Stauung im Bereich der Leber- und Milzvene die Milz vergrößert hat
  • Leberwerte im Blut:

  • Abfall der Eiweiße, die die Leber bildet (z. B. Cholinesterase)
  • Anstieg der Blutwerte, die eine Leberschädigung anzeigen (Transaminasen)
  • Anstieg der Cholestasewerte (Gallestau-Werte, wie die Alkalische Phosphatase, Bilirubin und die Gamma-GT).

Die Ursache der Funktionsstörung kreist der Arzt mit weiteren Untersuchungen ein:

  • Blutuntersuchungen, z. B. der Nachweis von
    • Virus-Antikörpern und genetischem Virus-Material bei Verdacht auf eine chronische Virushepatitis
    • spezifischen Antikörpern bei Verdacht auf eine autoimmun bedingte Leberentzündung
    • vermindertem Alpha-1-Antitrypsin sowie ein genetischer Test bei Verdacht auf Alpha-1-Antitrypsinmangel
    • Blutbildveränderungen und Eisenwerte bei Verdacht auf eine Hämochromatose.
  • Bildgebende Verfahren und Gewebeuntersuchungen ermöglichen dem Arzt dann eine genauere Einschätzung der Leber. Dazu gehören z. B.

  • MRT der Leber
  • Laparoskopie
  • Leberbiopsie.

Behandlung

Die chronische Leberentzündung behandelt der Arzt je nach Ursache, z. B. mit antiviralen Arzneimitteln oder Kortison. Hat sich erst einmal eine Leberzirrhose entwickelt, müssen auch deren Komplikationen therapiert und fehlende Proteine und Vitamine gegeben werden.

Lebertransplantation

Für bestimmte Formen der chronischen Leberentzündung kommt auch eine Transplantation in Frage. Dabei übertragen die Ärzte entweder ein ganzes Organ (Leichenspende) oder nur einen Leberteil (Split-Leber-Transplantation, Leichenspende und Lebendspende möglich). Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt 80 %. Von den Patienten, die die ersten 5 Jahre nicht überleben, versterben die meisten bereits im ersten Jahr nach der Transplantation.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Unbedingt Alkohol meiden! Alkohol ist Gift für die Leber, das gilt vor allem, wenn sie wie bei der chronischen Leberentzündung schon vorgeschädigt ist.
  • Medikamente, die über die Leber abgebaut werden, wird Ihr Arzt entweder ganz absetzen, durch einen anderen Wirkstoff ersetzen oder in der Dosierung anpassen. Halten Sie sich genau an die Verordnungen!
  • Ernähren Sie sich ausgewogen, nehmen Sie ausreichend Kalorien zu sich, auch wenn Sie häufig appetitlos sind.
  • Die früher häufig empfohlene Eiweißreduktion ist heute nur noch in ganz seltenen Fällen angebracht. Im Gegenteil, es ist wichtig, dass Sie genügend Protein zu sich nehmen, um einem Muskelabbau vorzubeugen.
  • Ob die zusätzliche Gabe von Vitaminen nötig ist, wird Ihnen Ihr Arzt sagen.
  • Seien Sie vorsichtig mit pflanzlichen Mittel, z. B. zur Entspannung, zum Schlafen oder zur Gewichtsreduktion. Manche pflanzlichen Heilmittel belasten die Leber und dürfen bei einer eingeschränkten Leberfunktion nicht eingenommen werden. Auch hier berät Sie Ihr Arzt oder Apotheker.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Kein Alkohol auf leeren Magen!

Prost – aber besser nicht auf leeren Magen. Denn dadurch erhöht sich die Gefahr für Magenkrebs.

Kein Alkohol auf leeren Magen!

Krebsgefahr zusätzlich erhöht

Keine Frage: Alkohol ist in vielerlei Hinsicht schädlich. Dabei kommt es allerdings nicht nur auf die Menge an. In puncto Krebsrisiko spielt es auch eine Rolle, wann der Alkohol getrunken wird.

Alkohol begünstigt viele Erkrankungen

Egal ob Wein, Schnaps oder Bier: Zu viel Alkohol ist für den Körper nicht gut. Zu den gesundheitlichen Folgen gehören Leberzirrhose und Bauchspeicheldrüsenentzündung, außerdem drohen Herzerkrankungen und schwere Folgen für das Gehirn. Doch das ist nicht alles: Alkohol begünstigt Krebs - ganz besonders gilt das für den Magen-Darm-Trakt.

Wissenschaftler*innen haben nun herausgefunden, dass das ohnehin erhöhte Risiko für Magen- oder Darmkrebs zusätzlich steigt, wenn der Alkoholkonsum nicht mit einer Mahlzeit verbunden ist. Besonders gefährlich für die Entwicklung von Tumoren vor dem 50. Lebensjahr scheint dabei das Trinken auf leeren Magen zu sein.

Magen und Leber besonders gefährdet

Eingeschlossen in die Studie waren fast 350 000 Männer und Frauen, deren Alkoholkonsum und Krankheitsdaten erfasst wurden. Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich zehn Jahren entwickelten 6813 von ihnen einen Krebs im Magen-Darm-Trakt. Diejenigen, die Alkohol ohne gleichzeitiges Essen konsumierten, hatten ein um 10 Prozent höheres Krebsrisiko im Vergleich zu denjenigen, die nur beim Essen tranken. Dieses Ergebnis war unabhängig davon, wieviel Alkohol insgesamt konsumiert worden war oder ob die Proband*innen Begleiterkrankungen aufwiesen. Am stärksten wirkte sich der Alkohol auf Magen, Leber und Mastdarm aus. Dort war das Krebsrisiko sogar um 56, 42 bzw. 17 Prozent erhöht.

Das Autorenteam hat einige Erklärungen für die gesteigerte Krebsgefahr. Ohne gleichzeitige Nahrungsaufnahme entleert sich der Magen schneller und die Aufnahme von Alkohol wird beschleunigt. Außerdem ist im nüchternen Zustand der Abbau des Alkohols in der Leber verlangsamt, d.h. er wird langsamer verstoffwechselt.

Gefährlicher Trend: Alkohol statt Mahlzeit

Das Trinken von Alkohol ohne begleitende Mahlzeit erhöht die Krebsgefahr von Magen und Darm also deutlich. Das ist umso besorgniserregender, da es einen neuen Trend bei jungen Leuten gibt: Um Kalorien zu sparen, lassen heute viele eine Mahlzeit ausfallen, wenn sie ihre Drinks genießen wollen. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen aber: Wenn schon Alkohol, dann nicht auf nüchternen Magen.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Maskot