Gesundheit heute

Gallenkolik

Gallenkolik: Heftige krampfartige Schmerzen durch Einklemmung eines Gallensteins in Gallenblasenhals oder den Gallengängen. Neben Übelkeit und Erbrechen entwickelt sich durch den gestörten Galleabfluss manchmal auch eine Gelbsucht (Verschlussikterus). Therapeutisch kommen zunächst starke Schmerzmittel und krampflösende Wirkstoffe zum Einsatz. Ob und wann bei einer Gallenkolik operiert wird, hängt von der Lage des Gallensteins und von eventuell eingetretenen Komplikationen ab.

Symptome und Leitbeschwerden

  • An- und abschwellende krampfartige Schmerzen (kolikartiger Schmerz) im rechten Ober- und Mittelbauch, oft ausstrahlend in die rechte Schulter
  • Eventuell Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen
  • Eventuell Gelbfärbung der Augenlederhaut (Sklerenikterus).

Wann zum Arzt

In den nächsten Stunden zum Arzt oder ins Krankenhaus, wenn

  • starke kolikartige Schmerzen im rechten Mittel- und Oberbauch auftreten.

Die Erkrankung

Klinik

In 75 % aller Fälle machen Gallensteine keine Probleme und werden, wenn überhaupt, zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Beschwerden treten vor allem dann auf, wenn ein kleiner Stein in die Gallengänge gelangt und diese verstopft (große Steine können dies nicht, können aber den Gallenblasenhals verlegen). Dann kommt es zur Gallenkolik mit plötzlichen heftigen Schmerzen im oberen und mittleren Bauchbereich, die oftmals bis in die rechte Schulter ausstrahlen.

Verschließt der Stein den Galleabfluss komplett, entfärbt sich außerdem der Stuhl und der Urin wird braun. Dies geschieht, weil Bilirubin (das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes) nun nicht mehr über den Darm, sondern über die Niere ausgeschieden wird. Bei hohen Bilirubinwerten im Blut färben sich zudem die Skleren und die Haut gelb (Gelbsucht).

Komplikationen

Je nachdem, wo der Stein stecken bleibt, kommt es zu folgenden Komplikationen:

  • Verschließt ein Stein den Gallenblasenhals oder den Gallenblasengang (Ductus cysticus), der von der Gallenblase zum Gallengang führt, kann die Gallenflüssigkeit nicht abfließen. Dies führt einerseits dazu, dass die Gallenblase stark anschwillt (Gallenblasenhydrops) und sehr druckempfindlich wird. Andererseits siedeln sich bei mangelhaftem Abfluss leicht Bakterien in der Gallenblase an und rufen eine Gallenblasenentzündung hervor (Cholezystitis).
  • Verschließt der Stein den zum Zwölffingerdarm führenden Gallengang (Ductus choledochus) kommt es zu einem Verschlussikterus.
  • Klemmt sich ein Stein vor die Mündung des Bauchspeicheldrüsengangs, der von der Bauchspeicheldrüse kommend in den Gallengang mündet, ist eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung die Folge.
  • Selten gelangt ein Stein durch eine geplatzte Gallenblasenwand in die Bauchhöhle (Gallenblasenperforation) und verursacht eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung.
  • Ebenso selten dringt ein Stein in benachbarte Organe wie Zwölffinger- oder Dickdarm ein und löst dort einen Darmverschluss aus.

Diagnosesicherung

Bei typischen Oberbauchschmerzen und bekannten Gallensteinen stellt der Arzt die Verdachtsdiagnose oft schon anhand einer körperlichen Untersuchung. Der Nachweis von Gallensteinen im Ultraschall und eine Laboruntersuchung bestätigen dann die Diagnose.

Um Steine im Gallengang nachzuweisen (und dann in der gleichen Sitzung auch aus diesem komplikationsreichen Ort zu entfernen), ist eine ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikografie, bei der ein Schlauch inklusive kleiner Zange über den Mund bis in die Gallengänge vorgeschoben wird) notwendig. Weitere bildgebende Verfahren zum Aufspüren von Gallensteinen sind die Endosonografie (innerer Ultraschall, in der Regel mithilfe eines Endoskops, das über den Magen bis zum Gallengang vorgeschoben wird) und die Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikografie (MRCP). Steine mit hohem Kalkanteil lassen sich auch anhand einer Röntgen-Leeraufnahme darstellen.

Differenzialdiagnosen. Typische kolikartige Schmerzen kommen auch durch eingeklemmte Steine in Niere oder Harnleiter vor (Nierenkolik bzw. Harnleiterkolik). Starke Oberbauchschmerzen verursachen die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung und die akute Gallenblasenentzündung.

Behandlung

Konservative Behandlung der akuten Beschwerden

Bei einer akuten Gallenkolik verordnet der Arzt zunächst nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie z. B. Diclofenac oder Indometacin. Zusätzlich verabreicht er eine Spritze mit krampflösenden Mitteln wie Butylscopolamin (z. B. Buscopan®) und schmerzstillenden Medikamenten wie Buprenorphin oder Pethidin (z. B. Dolantin®), woraufhin die Beschwerden normalerweise abklingen. Bis 24 Stunden nach einer Gallenkolik darf der Betroffene nichts essen, damit die gestressten Gallenwege nicht zusätzlich gereizt werden.

Operative Behandlung der Ursache

Gallengangsteine. Hat die Untersuchung ergeben, dass Steine im Gallengang (Ductus choledochus) eingeklemmt sind, werden diese meist sofort mithilfe einer ERCP entfernt. Befinden sich zusätzlich Steine in der Gallenblase, wird diese möglichst innerhalb von 72 Stunden nach der ERCP operativ entfernt (Cholezystektomie). Die Entfernung der Gallenblase wird empfohlen, um weiteren Koliken und den zum Teil lebensbedrohlichen Komplikationen vorzubeugen.

Gallenblasensteine ohne Gallengangsteine. Wenn die Kolik durch die Medikamente beherrscht wird und sich keine Komplikationen einstellen, empfiehlt der Arzt zum Vorbeugen weiterer Koliken und Komplikationen häufig ebenfalls die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie), allerdings erst nach Abklingen der akuten Beschwerden.

Sofort, d. h. binnen 24 Stunden operieren die Ärzte, wenn sich im Rahmen der Kolik eine Cholezystitis oder eine andere Komplikation ausgebildet hat.

Operationsmethoden

Gallensteinentfernung aus dem Ductus choledochus (Gallengang). Mithilfe der ERCP erweitern die Ärzte zunächst die Mündung des Gallengangs in den Darm mit einem kleinen Schnitt. Oft entleert sich dadurch schon Galle mitsamt steckengebliebenen Konkrementen in den Darm und das Problem ist behoben. Reicht dieser Schnitt nicht aus, führen die Ärzte ein kleines Körbchen in den Gallengang und "angeln" den Stein damit heraus. Ist der Gallenstein für dieses Manöver zu groß, zertrümmert ihn der Arzt zunächst mit einem in den Gallengang geschobenen Spezialinstrument per Laser oder mechanisch und entfernt die Bruchstücke dann mit dem Körbchen.

Misslingen all diese Verfahren, hilft nur noch die chirurgische Operation. Dabei entfernen die Ärzte den Stein aus dem Gallengang und stellen somit den Galleabfluss wieder her. Außerdem wird gleichzeitig die Gallenblase entfernt, um einen erneuten Steinabgang zu verhindern.

Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie). Früher wurde die Gallenblase ausschließlich in einer offenen Operation mit größerem Bauchschnitt entfernt. In den letzten Jahren sind minimal-invasive Verfahren in den Vordergrund getreten. Die meisten Patienten (und auch die Ärzte) bevorzugen dieses Verfahren, da dabei lediglich vier kleine Schnitte zur Einbringung der Instrumente benötigt werden. Außerdem ist die Operation schonender und kürzer und es sind kaum Wundheilungsstörungen zu befürchten.

Bei der minimal-invasiven Operation (Laparoskopie) wird zunächst ein dünnes Rohr (Trokar) über den Bauchnabel eingebracht und der Bauchraum mit Kohlendioxid aufgeblasen. Über diesen Trokar wird dann eine kleine Kamera eingeführt, um den Bauchraum zu inspizieren. Unter Sicht von innen werden drei (in manchen Zentren auch nur zwei) weitere Trokare für die Operationsinstrumente eingebracht. Die Gallenblase wird nun freipräpariert, die versorgenden Blutgefäße sowie der Gallenblasengang (Ductus cysticus) mit einem kleinen Clip verschlossen und durchtrennt. Damit ist die Gallenblase nicht mehr an der Leber befestigt und kann über einen der kleinen Schnitte entfernt werden.

Kommt es während der endoskopischen Operation zu Blutungen oder zum Austritt von Gallenflüssigkeit in die Bauchhöhle, müssen die Ärzte zur herkömmlichen Operationsmethode mit einem großen queren Bauchschnitt übergehen. Bei dicken Patienten ist gegebenenfalls nur die herkömmliche Operationsmethode möglich.

Prognose

Die Entfernung der Gallenblase ist heute ein Routineeingriff, die Sterblichkeit bei diesem Eingriff liegt bei unter 0,1 %. Bei den meisten Patienten bessern sich die Beschwerden nach der Gallenblasenentfernung, erneute Koliken durch Einklemmung von Gallensteinen im Gallengang treten bei bis zu 10 % der Patienten auf. Eine gewisse Fettunverträglichkeit bleibt häufig bestehen.

Postcholezystektomiesyndrom

Bei manchen Patienten treten nach der Gallenblasenentfernung wieder die gleichen Beschwerden auf, die ursprünglich zur Operation führten. Dies wird als Postcholezystektomie-Syndrom (PCS) bezeichnet. Ursache für eine erneute "schlechte Verdauung" kann neben der oben erwähnten Fettunverträglichkeit z. B. eine Magenentleerungsstörung oder eine Magenschleimhautentzündung sein. Was die PCS letztlich auslöst, ist deshalb umstritten; viele Chirurgen lehnen diesen Begriff ab. Denn sie sind der Meinung, dass durch Gallensteine verursachte Beschwerden nach einer korrekt durchgeführten Operation nicht mehr fortbestehen können.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Nach Entfernung der Gallenblase können Sie Ihrem Körper die Verdauung mit folgenden Maßnahmen erleichtern:

  • Verzichten Sie auf fettreiche Lebensmittel.
  • Häufig werden Hülsenfrüchte und hohe Mengen an Rohkost zunächst nicht mehr gut vertragen. Wenn das bei Ihnen so ist, verzichten Sie auf diese Nahrungsmittel.
  • Dünsten und Garen Sie Ihre Speisen, das ist verträglicher als Schmoren und Anbraten.
  • Verteilen Sie Ihr Essen auf mehrere kleine Portionen über den Tag hinweg.

Wer an der Gallenblase operiert wird oder wer seine Gallensteine operativ entfernen lässt, erwartet, nach dem Eingriff wieder beschwerdefrei zu sein und alles essen zu können. Leider wird diese Erwartung nicht erfüllt. Neben Wundheilungsstörungen und Schmerzen können Durchfall oder Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten, insbesondere dann, wenn Patienten größere fettreiche Mahlzeiten zu sich nehmen. Die Fettunverträglichkeit bleibt häufig als Spätfolge einer Gallenblasenentfernung bestehen. Abhilfe schaffen kleinere fettarme Mahlzeiten.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos