Gesundheit heute

Gallensteine

Gallensteine (Cholelithiasis): Versteinerungen von Gallenflüssigkeit in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Etwa 15 % der Frauen und 7,5 % der Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens Gallensteine, bei Menschen mit Leberzirrhose und entzündlichen Darmerkrankungen kommen sie bei bis zu 30 % der Betroffenen vor. Je nach Lage und Größe bleiben die Gallensteine unbemerkt (stumme Gallensteine) oder es kommt zu Beschwerden wie Oberbauchschmerzen oder sogar heftigen krampfartigen Gallenkoliken. Gallensteine, die Beschwerden verursachen, ein Krebsrisiko darstellen oder in den Gallengängen sitzen, werden operativ entfernt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Oberbauchschmerzen, leichtes Ziehen im Oberbauch
  • Völlegefühl, Blähungen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Krampfartige heftige Schmerzen bei einer Gallenkolik.

Wann zum Arzt

In den nächsten Stunden in die Arztpraxis oder ins Krankenhaus, wenn

  • starke kolikartige Schmerzen im rechten Mittel- und Oberbauch auftreten (Verdacht auf Gallenkolik, siehe dort).

In den nächsten Tagen bei

  • häufig wiederkehrenden Oberbauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Gallensteine entstehen, wenn die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit so verändert ist, dass einzelne Bestandteile wie z. B. Cholesterin oder Bilirubin kristallisieren. Zunächst bilden sich kleine Kristalle, die sich im Laufe der Zeit zu größeren Gallensteinen verbinden und weiterwachsen. Den größten Anteil haben mit 80 % Cholesterinsteine und gemischte Gallensteine; die restlichen 20 % sind Bilirubinsteine. Bis zu 20 % aller Gallensteine enthalten aufgrund von entzündlichen Prozessen auch Kalk.

Klinik

Gallensteine rufen in 75 % der Fälle keine Beschwerden hervor, z. B. weil sie besonders klein sind oder an einer Stelle in der Gallenblase liegen, an der sie nicht weiter stören. Bei 25 % der Gallensteinträger*innen entwickeln sich jedoch Symptome. In leichteren Fällen handelt es sich um Oberbauchschmerzen und/oder Verdauungsstörungen, die besonders häufig nach fettreichen Mahlzeiten auftreten. Eine schmerzhafte Gallenkolik entsteht, wenn ein Gallenstein am Ausgang der Gallenblase oder in den Gallengängen eingeklemmt wird und dadurch den Abfluss der Galle stört.

Komplikationen

Komplikationen bei Gallensteinen sind Gallenblasenentzündungen (häufig), seltener Gallenblasenriss, Bauchspeicheldrüsenentzündung (wenn ein Gallenstein den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse verlegt), Schrumpfgallenblase und Gallenblasenkrebs.

Risikofaktoren

Eine Reihe von Risikofaktoren ist für die Entstehung von Gallensteinen bekannt. Dazu gehören

  • Übergewicht
  • Diabetes mellitus
  • Weibliches Geschlecht
  • Schwangerschaft
  • Alter über 40 Jahre
  • Helle Haut und blonde Haare
  • Genetische Prädisposition (Gallensteinleiden bei Familienangehörigen)
  • Rasche Gewichtsabnahme (über 5 kg im Monat).

Diagnosesicherung

Bei Verdacht auf Gallensteine greift die Ärzt*in nach gründlicher Befragung und klinischer Untersuchung der Patient*in meist als erstes zum Schallkopf und macht eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums. Gallensteine, die größer sind als etwa 5 mm erkennt sie leicht an ihrem Schatten im Ultraschall (siehe Abbildung). Daneben gibt es noch weitere bildgebende Untersuchungen, mit denen die Ärzt*in den Gallensteinen auf die Spur kommt: Die Endosonografie (innerer Ultraschall, in der Regel mithilfe eines Endoskops, das über den Magen bis zum Gallengang vorgeschoben wird) und die Magnetresonanz-Cholangio-Pankreatikografie (MRCP). Kalkhaltige Gallensteine sieht man gut in einer Röntgen-Leeraufnahme des Bauches. Bei Verdacht auf Gallensteine im Gangsystem bedient sich die Ärzt*in der endoskopisch retrograden Cholangio-Pankreatikografie (ERCP). Ein Vorteil dieser Untersuchung ist, dass kleine Steine gleich durch den Katheter entfernt werden können.

Neben den bildgebenden Verfahren sind verschiedene Laboruntersuchungen hilfreich: Bei einem Verschlussikterus ist das Bilirubin im Blut erhöht, der Gallenstau führt außerdem zu einem Anstieg von Gamma-GT und alkalischer Phosphatase. Blutbild und Blutsenkungsgeschwindigkeit geben Auskunft, ob etwa ein entzündliches Geschehen vorliegt.

Differenzialdiagnosen. Unspezifische Beschwerden wie leichtes Ziehen oder Schmerzen im rechten Oberbauch sowie Verdauungsbeschwerden können auch von einem Reizdarm, einem Reizmagen, einer Ulkuskrankheit und vom Magenkrebs ausgelöst werden. Krampfartige Koliken kommen außer bei der Gallenkolik auch bei auch bei einer Nierenkolik oder der Harnleiterkolik (Einklemmung von Nierensteinen im Harnleiter) vor

Behandlung

Ob und wann Gallensteine entfernt werden müssen hängt davon ab, ob sie Beschwerden machen, wie groß sie sind und wo sie liegen.

Gallenblasensteine

Gallensteine in der Gallenblase, die keine Beschwerden verursachen und z. B. bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauches zufällig gefunden werden, belässt die Ärzt*in in der Regel. Ausnahmen sind Steine, die größer als 3 cm sind: sie werden entfernt, weil sie das Risiko für die Entwicklung von Gallenblasenkrebs erhöhen.

Führen Gallenblasensteine zu Oberbauchschmerzen oder Koliken, raten viele Ärzt*innen zur operativen Entfernung der Gallenblase, da weitere Koliken und andere Komplikationen drohen. Diese Operation heißt Cholezystektomie und wird fast immer einige Wochen nach Ablauf der akuten Beschwerden laparoskopisch durchgeführt. Dabei entfernen die Ärzt*innen nur die Gallenblase, der Gallengang selbst bleibt bestehen, damit die Galle weiter von der Leber in den Darm abfließen kann.

Gallengangsteine

Gallengangsteine müssen immer entfernt oder aufgelöst werden – zu groß ist die Gefahr von Komplikationen durch einen kompletten Verschluss der Gallenwege. Da die eigentliche Ursache der Steinbildung aber in der Gallenblase selbst liegt, entfernen die Ärzt*innen nach erfolgreicher Gallensteinentfernung in einer weiteren Operation auch die Gallenblase, vorwiegend per laparoskopischer Cholezystektomie (siehe oben).

Zur Entfernung der Gallengangsteine dient vor allem die endoskopisch-retrograde-Cholangio-Pankreatikografie (ERCP). Bei diesem Eingriff können die Ärzt*innen die Steine nicht nur beurteilen, sondern mit endoskopischen Instrumenten oft auch gleich entfernen. Zunächst versuchen die Ärzte während der ERCP, die Mündung des Gallengangs in den Darm mit einem kleinen Schnitt zu erweitern. Oft entleert sich dadurch schon Galle mitsamt steckengebliebenen Konkrementen in den Darm und das Problem ist behoben. Reicht dieser Schnitt nicht, führen die Ärzt*innen über den Katheter ein kleines Körbchen in den Gallengang und angeln den Stein damit heraus. Ist der Gallenstein für dieses Manöver zu groß, zertrümmert ihn die Ärzt*in mit einem ebenfalls durch den Katheter geschobenen Spezialinstrument (per Laser oder mechanisch) und entfernt die Bruchstücke dann mit dem Körbchen.

Misslingen all diese Verfahren, hilft nur noch die chirurgische Operation. In einer Sitzung entfernen die Ärzt*innen dann die Gallenblase und stellen den Galleabfluss mit einem Stent zum Darm oder einer Drainage nach außen wieder her.

Medikamentöse Behandlung und Stoßwellentherapie

Gallenblasensteine aus Cholesterin lassen sich manchmal auch durch die Gabe von Ursodeoxycholsäure (z. B. Ursofalk®) auflösen. Voraussetzung dafür sind

  • eine funktionstüchtige Gallenblase
  • ein durchgängiger Gallengang und
  • dass die Cholesterinsteine < 5 mm sind.

Dazu muss die Patient*in mindestens 6 Monate lang 10 mg Ursodeoxycholsäure pro Tag einnehmen. Immerhin 60 % der Betroffenen werden steinfrei – allerdings mit einem hohen Risiko, dass erneut Steine und Beschwerden auftreten. Ist das der Fall, raten die Ärzt*innen in der Regel nicht zu einer Wiederholung der medikamentösen Therapie, sondern zu einer Entfernung der Gallenblase.

Manche Ärzt*innen bieten zur Behandlung von Gallensteinen auch die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWL) an. Aufgrund des hohen Risikos, dass sich danach erneut Steine bilden, empfehlen die aktuellen Leitlinien die ESWL nicht zur Behandlung von Gallensteinen.

Prognose

Nach Entfernung der Gallenblase verschwinden die Gallenstein-Beschwerden meist dauerhaft – vor allem, wenn die Betroffenen auf einen vernünftigen Lebensstil achten (siehe unten). Bei bis zu 50 % der Patient*innen kommt es jedoch nach der Gallenblasenentfernung zu einem Postcholezystektomiesyndrom. Etwa 10 % der operierten Patienten entwickeln erneut Gallensteine – und zwar im Gallengangsystem.

Gallenblasensteine über 3 cm Durchmesser verzehnfachen das Risiko für Gallenblasenkrebs und werden deshalb meist mitsamt der Gallenblase vorsorglich entfernt.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Fette meiden. Bei Gallensteinleiden werden fettreiche Speisen bzw. in Fett gebratene oder gebackene Speisen meist nicht gut vertragen. Stellen Sie Ihre Ernährung deshalb nach den Prinzipien der gesunden Vollwertkost um und kochen Sie möglichst fettarm. Auch Kaffee, Alkohol und regelmäßiger Nikotinkonsum fördern Gallenblasenbeschwerden: Deshalb sollten Sie diese Genussmittel ebenfalls meiden.

Viel Bewegung! Körperliche Aktivität schützt vor Gallensteinen. Bringen Sie sich in Schwung, fahren Sie Rad, machen Sie ausgiebige Spaziergänge, fangen Sie an zu Walken, Joggen oder schwimmen Sie. Angenehmer Nebeneffekt: Falls Sie Übergewicht haben, helfen diese Aktivitäten beim moderaten Abnehmen.

Keine einseitigen Diäten. Heilfasten oder einseitige Diäten erhöhen das Risiko für die Entstehung eines Gallensteins. Außerdem besteht hierbei die Gefahr, dass sich ein bereits vorhandener Gallenstein vergrößert.

Vorsichtige Gewichtsreduktion. Wenn Sie unter Übergewicht leiden, macht es jedoch Sinn, das Gewicht vorsichtig zu reduzieren. Die Betonung liegt auf vorsichtig: Denn wer mehr als 1,5 kg/Woche abnimmt, erhöht sein Gallensteinrisiko. Manche Experten empfehlen zur Reduktion dieses Steinrisikos die Einnahme von Ursodeoxycholsäure bis zur Gewichtsstabilisierung. Sprechen Sie mit Ihrer Ärzt*in darüber, ob das auch in Ihrem Fall sinnvoll ist.

Wärmeanwendungen. Bei kolikartigen Beschwerden helfen Wärmeanwendungen, z. B. feuchtwarme Auflagen oder warme Heublumenpackungen (als Heukompressen in der Apotheke erhältlich), die auf den rechten Oberbauch gelegt werden. Auch eine Wärmeflasche oder ein erwärmtes Kirschkernsäckchen sind geeignet.

Komplementärmedizin

Naturheilkundliche Maßnahmen können nur dann empfohlen werden, wenn keine Operation notwendig ist.

Pflanzenheilkunde. Zahlreiche Pflanzenextrakte gelten traditionell als wirksam zur Linderung von Gallenblasenbeschwerden. Die wichtigsten sind Artischockenblätter, Enzianwurzel, Wermutkraut, Curcumawurzelstock, Javanische Gelbwurz, Pfefferminzblätter, Löwenzahnwurzel und -blätter, aber auch Schöllkraut, Boldoblätter, Erdrauchkraut und Berberitzenkraut. Ihnen wird u. a. eine anregende Wirkung auf die Gallensaftproduktion zugeschrieben; zudem wirken Schöllkraut, Boldoblätter, Erdrauch- und Berberitzenkraut krampflösend. Die Naturheilkunde empfiehlt die Einnahme von standardisierten Einzel- oder Kombinationspräparaten (z. B. Aristochol® N-Tropfen, Cholosom Phyto® N-Dragees, Horvilan® N-Dragees).

Hinweis: Die Einnahme pflanzlicher Extrakte sollte beim Gallensteinleiden nicht ohne ärztliche Absprache erfolgen: Bei einer akuten Gallenblasenentzündung oder einem (drohenden) Gallenwegsverschluss dürfen die Präparate nicht eingenommen werden; bei einigen Mitteln gehören auch Gallensteine und Leberfunktionsstörungen zu den Gegenanzeigen. Spezielle gallensteinauflösende Präparate auf Pflanzenbasis (z. B. Gallith Weichgelatinekapseln®) sollten ebenfalls nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt bei Erkrankungen der Gallenblase und Gallenwege u. a. Belladonna, Bryonia, China, Cimicifuga, Colocynthis, Lachesis, Lycopodium, Natrium sulfuricum und Pulsatilla.

Weiterführende Informationen

  • www.patientenleitlinien.de – Stichwortsuche Gallensteine: Patientenleitlinie der Universität Witten/Herdecke zur Diagnose und Behandlung von Gallensteinen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Schluss mit den Blähungen !

Jedem fünften Erwachsenen machen Blähungen immer wieder das Leben schwer.

Schluss mit den Blähungen !

Quälende Darmwinde?

Blähungen sind nicht nur peinlich. Die Ansammlung von Gasen im Darm kann auch Krämpfe und erhebliche Schmerzen verursachen. Glücklicherweise gibt es einiges, was man gegen einen Blähbauch tun kann von Hausmitteln wie Kümmel bis zum Entschäumer aus der Apotheke.

Blähungen sind häufig

Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter zu viel Luft in Magen und Darm-. Dabei variieren die Beschwerden: Manche Betroffenen haben vor allem einen aufgeblähten, schmerzhaften Bauch – in diesem Fall spricht man von einem Meteorismus. Andere quälen sich mit Blähungen, die als Winde abgehen (der Fachbegriff dafür lautet Flatulenz). Beide luftbedingten Beschwerden können unabhängig voneinander auftreten. Häufig sind sie allerdings kombiniert.

Auch im gesunden Darm befinden sich Gase. Denn zum einen schluckt man Luft mit den Mahlzeiten. Zum anderen entstehen Kohlendioxid, Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Methan bei den alltäglichen Verdauungsprozessen. Normalerweise wird der Hauptanteil der Gase von der Darmschleimhaut aufgenommen, zur Lunge transportiert und dort abgeatmet. Der Rest verlässt den Körper unauffällig durch den After.

Befinden sich jedoch zu große Mengen an Gasen im Darm, sammeln sich die Gase an. Sie werden dann als Blasen oder Schaum in Richtung Darmausgang transportiert. Unterwegs können die Blasen den Darm vorübergehend verschließen. Das führt zu Krämpfen, Schmerzen und Rumoren im Bauch. Am After angekommen, werden die Gase als Winde entlassen – mal lauter und mal leiser.

Hinweis: Der unangenehme Geruch der Darmwinde kommt durch schwefelhaltige Gase zustande. Sie entstehen im Dickdarm beim Zersetzen von Nahrungsresten durch die Darmbakterien.

Warum zu viel Luft im Darm ist

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie zu viel Luft in den Darm gelangt. Eine davon ist zu starkes Luftschlucken bei der Nahrungsaufnahme. Etwas Luft zu schlucken ist ganz normal. Durch zu hastiges Essen oder kohlensäurehaltige Getränke gelangt allerdings leicht zuviel davon in den Magen. Das Gleiche droht auch bei intensivem Kaugummikauen und beim Rauchen.

Die andere wichtige Ursache ist eine vermehrte Gasbildung im Darm. Gelangen unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm, werden sie dort von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Darmgase, die durch den After abgegeben werden. Verschiedene harmlose Ursachen lösen eine solche Gasbildung aus:

  • Blähende Nahrungsmittel. Kohl, Zwiebeln, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte sind schwer verdaulich – vor allem, wenn man diese Nahrungsmittel nicht gewohnt ist. Dann gelangen große Mengen unverdauter Bestandteile in den Dickdarm, wo sie von Bakterien unter Gasbildung zerlegt werden. Das erhöhte Angebot führt dazu, dass sich die gasbildenden nBakterien vermehren und immer mehr Gase entstehen.
  • Stress. Stress führt dazu, dass das sympathische Nervensystem hochtourig arbeitet. Gehirn und Muskeln werden aktiviert und unter Spannung gehalten. Der Darm arbeitet währenddessen auf Sparflamme und kann nicht für die ordnungsgemäße Verwertung der Nahrung sorgen. Die Folge sind Blähungen und Völlegefühl. Auch bei zu üppigen Mahlzeiten ist der Darm oft überfordert und reagiert mit Verdauungsstörungen und Blähungen.
  • Übergewicht. Übergewicht kann Blähungen verursachen, weil durch die volumenbedingte Dehnung die Wandspannung der Bauchmuskulatur abnimmt. In der Folge wird die Verdauung verlangsamt und erschwert.

Hinweis: Blähungen gehören auch zu den Beschwerden vieler Schwangeren. Das liegt unter anderem daran, dass das im Mutterleib heranwachsende Kind auf den Magen-Darm-Trakt drückt und die Verdauung erschwert.

Wann in die Arztpraxis bei Blähungen?

Meistens sind Blähungen selbstgemacht und harmlos. Manchmal sind sie aber auch ein Zeichen für eine Darmerkrankung. In bestimmten Fällen ist es deshalb wichtig, Blähungen nicht zu ignorieren, sondern bei der Ärzt*in abklären zu lassen, etwa bei

  • Blähungen, die lange anhalten und nicht besser werden,
  • gleichzeitig auftretenden veränderten Stuhleigenschaften, vor allem nächtlicher Durchfall,
  • neu aufgetretenen Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr,
  • Blut im Stuhl und
  • Fieber und Abgeschlagenheit.

Dann stecken hinter den Blähungen vielleicht Nahrungsmittelunverträglichkeiten (Laktoseintoleranz oder Fruktoseintoleranz) oder der Mangel an Verdauungsenzymen, z. B. im Rahmen einer Pankreaserkrankung. Bei beiden Erkrankungen gelangen unverdauten Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter starker Gasbildung vergoren. Vor allem Blut im Stuhl kann aber auch ein Hinweis auf einen Darmtumor sein.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie der Morbus Crohn oder die Colitis ulcerosa lösen auch Blähungen aus, aber aus anderen Gründen: Sie schädigen die Darmwand. Das führt dazu, dass die normalen Darmgase schlechter über die Darmwand ins Blut aufgenommen und dadurch nicht abgeatmet werden können. Stattdessen werden sie dann als Winde über den Darmausgang entlassen. Gleichzeitige krankheitsbedingte Verdauungsstörungen vermehren die Gasbildung weiterhin.

Hinweis: Auch Medikamente begünstigen Blähungen. Typisch ist dies für Antibiotika, aber auch für Diabetesmedikamente wie Metformin, Acarbose und den neuen Wirkstoff Semaglutid. Wer unter Blähungen leidet und Medikamente einnimmt, sollte diese von der Ärzt*in überprüfen lassen.

Selbstmedikation mit Entschäumern

Bei harmlosen Blähungen steht einer Behandlung in Eigenregie nichts im Wege. Nützlich sind dabei Präparate aus der Apotheke und allgemeine Verhaltenstipps.

Schnelle Hilfe bieten die beiden Entschäumer Dimeticon und Simeticon. Sie setzen wie Tenside die Oberflächenspannung der Gasblasen herab. Dadurch zerplatzen die Blasen und geben die darin enthaltenen Gase frei. Diese können jetzt entweder über die Darmwand aufgenommen oder über den After ausgeschieden werden. Entschäumer wirken physikalisch und gelangen nicht in den Blutkreislauf. Sie dürfen deshalb – je nach Präparat - auch von Schwangeren und Kindern eingenommen werden. Es gibt sie als Kautabletten, Tropfen, Emulsionen und Kapseln. Typische Vertreter sind beispielsweise Sab simplex® Tropfen und Espumisan® Emulsion, die schon für Säuglinge zugelassen sind, oder Lefax® intens Flüssigkapseln für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene.

Es gibt auch Präparate, die sowohl den Entschäumer Simeticon enthalten als auch ein Enzymgemisch aus Pankreasenzymen. Diese Enzyme sollen die Verdauung fördern. Ihr Nutzen ist in Studien allerdings nachgewiesen, weshalb die Leitlinien ihren Einsatz auch nicht empfehlen. Manche Patient*innen profitieren aber trotzdem von dieser Kombination. Für Menschen, die aus religiösen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen, sind diese Kombipräparate jedoch nicht empfehlenswert. Denn die enthaltenen Extrakte stammen von Pankreasenzymen des Schweins.

Tipp: Bei Blähungen, die mit Krämpfen verbunden sind, hilft auch die Einnahme des krampflösenden Butylscopolamins. Es ist rezeptfrei in der Apotheke zu haben.

Pflanzliche Karminativa

Auch das Pflanzenreich hat einiges gegen Blähungen zu bieten. Besonders häufig eingesetzt werden Kamille, Kümmel, Anis, Pfefferminze und Fenchel. Diese natürlichen Karminativa (karminativ bedeutet „blähungstreibend“) wirken auf verschiedene Weise. Einige tragen dazu bei, dass die Gasbläschen im Verdauungstrakt aufgelöst werden. Manche fördern die Darmbewegung und erleichtern die Ausscheidung der Gase. Andere wirken krampflösend und lindern dadurch die Blähungen.

Zur Förderung der Verdauung nutzt man Kamille, Kümmel & Co. schon seit eh und je als Gewürze in der normalen Küche. So mischt man beispielsweise gerne Anis und Kümmel in frischen Brotteig und würzt schwer verdaulichen Kohl mit Kümmel. In indischen Restaurants ist es Tradition, durch das Kauen von Fenchelsamen nach dem Essen die Verdauung anzukurbeln.

In der Pflanzenmedizin setzt man die natürlichen Karminativa als Tee, als Extrakte in Tropfen oder als Öle in Kapseln ein:

Tee. Teezubereitungen werden entweder als fertige Mischungen gekauft und aufgegossen oder selbst aus Samen, Blättern oder Früchten zubereitet. Sie sollten mehrmals am Tag zwischen den Mahlzeiten getrunken werden.

Kapseln. Pfefferminzöl und Kümmelöl gibt es kombiniert in magensaftresistenten Kapseln. Beide Öle entspannen nachgewiesenermaßen die Darmmuskulatur, Kümmel bessert zudem Blähungen und Völlegefühl. Ihre Wirkung ist bewiesen, weshalb die Kombination auch von Expert*innen empfohlen wird. Die Öle gibt es auch einzeln in Kapselform. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Wichtig ist, die Kapseln unzerkaut als Ganzes etwa 30 Minuten vor der Mahlzeit zu schlucken. Man darf sie auch nicht zusammen mit Antazida einnehmen, da diese die Kapseln auflösen und die Öle so nicht weit genug in den Darm gelangen.

Tropfen aus Extrakten. Zur Anregung von Verdauung und Appetit werden vor dem Essen häufig alkoholhaltige Extrakte aus Kamillenblüten, Pfefferminzblättern, Kümmel- und Fenchelfrüchten angeboten. Das ist allerdings nicht empfehlenswert, denn sie bewirken eher das Gegenteil. Weil Leber und Stoffwechsel sich zuerst um die Entgiftung des Alkohols kümmern müssen, wird die Verdauung der Mahlzeit erst einmal verzögert. Sinnvoll ist dagegen die Einnahme von alkoholfreien Tropfen, z. B. Bitterelixier.

Tipp: Wer sich Tee aus Kümmelsamen selbst zubereiten möchte, sollte diese erst kurz vor dem Übergießen mit heißem Wasser zermörsern. Auf diese Weise entfalten sich die wohltuenden ätherischen Öle besser.

Allgemeine Maßnahmen gegen die üblen Winde

Wer häufig von Blähungen geplagt wird, sollte einige allgemeine Verhaltensregeln beherzigen. Das fängt beim Essen an: Langsames und bewusstes Kauen führt dazu, dass weniger Luft geschluckt wird. Außerdem wird so die Nahrung besser für die Verdauung vorbereitet. Günstig sind auch kleine Mahlzeiten, die man über den Tag verteilt. Zu üppige und späte Mahlzeiten belasten den Magen-Darm-Trakt.

Dass man gasbildende Getränke und blähende Nahrungsmittel besser meidet, liegt auf der Hand. Das bedeutet z.B., lieber Tee statt kohlensäurehaltiges Bizzlwasser zu trinken. Lebensmittel, auf die man mit Blähungen reagiert, sollte man entweder ganz weglassen oder sich langsam und schrittweise daran gewöhnen. Neben den bekannten Übeltätern Kohl und Zwiebel begünstigen auch die Zuckeraustauschstoffe Sorbit, Mannit und Xylit Blähungen. Die Stoffe findet man in vielen kalorienreduzierten Getränken, aber auch in Zahnpflegekaugummis.

Körperliche Aktivität unterstützt den Darm. Eine allseits bekannte gesunde und verdauungsfördernde Maßnahme ist der Spaziergang nach dem Essen. Regelmäßige Gymnastik ist ebenfalls anzuraten. Außerdem können leichte, kreisende Bauchmassagen im Uhrzeigersinn die Verdauung fördern.

Tipp: Stress belastet den Darm. Deshalb sollte man versuchen, Stress abzubauen. Dazu dienen Sport und Bewegung, aber auch regelmäßige Entspannungsübungen oder Yoga.

Quelle: DAZ 2023, 32:26

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Andriy Popov / Alamy / Alamy Stock Photos